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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1935
- Strukturtyp
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- 1935-06-18
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1935
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- Deutsch
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Programm und die Neubildung der deutschen Wehrmacht noch zur stärksten Inanspruchnahme der staatlichen finanziellen Leistung und somit zur Sparsamkeit auf anderen Gebieten zwingen, so muß doch immer wieder auf die Notwendigkeit einer Auffüllung der Kulturetats, besonders für die wissenschaftlichen Bibliotheken, hin gewiesen werden. Diese Etats sind nun einmal heute für die Produktion der wissenschaftlichen Literatur und für das wissen schaftliche Leben überhaupt von entscheidender Bedeutung. Ihre dauernde Einschränkung muß zur Drosselung der wissenschaft lichen literarischen Produktion führen, zu einem Zustande also, der für die Zukunft der deutschen Wissenschaft schwere Gefahren in sich birgt. Ferner müssen wir auf die Auswirkung der Maß nahmen zur Entlastung der akademischen Be rufe Hinblicken. Der Schritt, das llbcrsüllungsproblem der Hoch schulen durch eine Bejchneidung der Zulassung zum Studium zu lösen und damit die Übersetzung des akademischen Arbeitsmarktes zu entspannen, hat bereits im vergangenen Jahr die erste Wir kung gezeigt. Nach den vorliegenden Berichten ging die Gesamt zahl der Studenten an den deutschen wissenschaftlichen Hochschulen um 17,3 °/°, an den Universitäten allein um 19,3 °/° zurück. Weiter ergibt sich aus den statistischen Berichten, daß im allgemeinen noch nicht 50°/« der erteilten Hochschulreifen tatsächlich von den Abiturienten in Anspruch genommen oder zum Eintritt in das Studium benutzt worden sind. Dieser Zustand ist nicht vorüber gehend. Vielmehr muß infolge der vorgesehenen verschärften kör perlichen, geistigen und seelischen Auslese der deutschen Jugend für das Hochschulstudium mit einem noch stärkeren zahlenmäßigen Rückgang des akademischen Nachwuchses gerechnet werden. Das muß natürlich einen wesentlichen Einfluß auf den Absatz der wissenschaftlichen Literatur, insbesondere der Lehrbücher, haben, und sowohl der Verlag wie das Sortiment werden sich in den nächsten Jahren darauf einstellen müssen. Tatsächlich ist ja schon die wissenschaftliche Neuproduktion stark zurückgegangen, teils wegen der verengten Absatzmöglichkeiten, teils allerdings auch deswegen, weil die Literatur im Geiste des neuen wissenschaft lichen Empfindens erst im Entstehen begriffen ist. Daraus erhellt sich aber die schwierige Lage des wissenschaftlichen Sortiments, das seinen Vertriebsapparat einmal wegen des Absatzmangels und zum anderen wegen des Wettbewerbs des Verlags nicht aus nutzen und rentabel gestalten kann. In diesem Zusammenhänge gewinnt die buchhändle rische Handelsspanne eine ganz besondere Bedeutung. Sie wird in der nächsten Zeit im Mittelpunkt der buchhändle rischen Wirtschaftspolitik stehen. Die Handelsspanne, oder genau gesagt, die Spanne zwischen dem Einkaufs- und Verkaufspreis hat beim wissenschaftlichen Buch im Laufe der letzten Jahre eine mangelhafte Berücksichtigung gesunden. Man kann darüber hin aus sogar sagen, daß das wissenschaftliche im Verein mit dem Schulbuchsortiment überhaupt die Rolle des Aschenbrödels im Buchhandel spielt. Der Bedarsscharakter dieser Buchgruppen gab die Grundlage zur Monopolstellung ihrer Verleger, und diese Monopolstellung gestattete es dem Verlag, den wirtschaftlichen Verkehr zwischen ihm und dem Sortiment zu diktieren. Diese Machtstellung des Verlags äußerte sich nicht allein in der ein seitigen Beherrschung der Handelsspanne, sie äußerte sich noch viel empfindlicher in einer teilwcisen Ausschaltung des Sortiments als Zwischenglied überhaupt. Die von Natur aus schwache Stel lung des Sortiments gegenüber der Monopol- und Vormacht stellung des Verlags im Verein mit der einzelhandelsfeindlich, n Einstellung weiter Verbraucherkreise, was ebenfalls nicht ver gessen werden darf, förderten die allmähliche Zurückdrängung des Sortiments und erleichterten es dem Verlag, einen wesentlichen Teil seiner Produktion unmittelbar an die Bedarfsstellen heran zubringen. Der wissenschaftliche Verlag hat es erreicht, den Direktvertrieb entgegen den Gesetzen des Wirtschaslsauf- baues so zu legalisieren, daß er heute als ein normaler Bestand teil des Verlagsunternehmens bezeichnet wird. Wenn wir uns mit der Untersuchung der heutigen Handelsspanne beim wissenschaft lichen Buch beschäftigen, so müssen wir auch den Direktvertrieb des Verlags mit hineinbeziehen. Beide Dinge sind unlöslich miteinan der verquickt. Der Gebrauch einer starren Handelsspanne setzt von .490 vornherein normale wirtschaftliche Verhältnisse voraus. Darunter ist zu verstehen, daß das Sortiment ohne Einschränkung als Lieferant für alle Bedarfsfällen des Buches tätig ist und in Anspruch genommen wird. Schrumpft der Absatz, was ja im Laufe der Zeit infolge der Direktgeschäfte des Verlags und infolge des allgemeinen wirtschaftlichen Rückgangs geschehen ist, so reicht der verbleibende Absatz nicht mehr aus, die verhältnismäßig gleich- bleibenden Betriebskosten zu decken. Die Handelsspanne wird in folgedessen zu eng, das Geschäft wird unrentabel, und der Sorti menter kann seine Leistungen gegenüber dem Buch und der Wirt schaft nicht mehr erfüllen. Wir wollen hierbei gleich noch auf die erhöhte steuerliche Belastung des Sortiments Hin weisen, die durch die Neuregelung des 8 7 des Umsatzsteucrgesetzes entstanden ist. Die bisher zum Vorteil des Sortiments gewährte Steuerbefreiung für die nach 8 7 in Frage kommenden Umsätze ist in Wegfall gekommen. An ihre Stelle ist die Steuerbegünstigung von 0,5 °/° getreten mit der Einschränkung, daß 25 °/° des Gesamt umsatzes vom voraufgegangenen Kalenderjahr Großhandelsumsatz im Sinne des 8 7 gewesen sind. Von den weitaus meisten Sorti- mentsbetrieben ist dieser Satz von 25 °/° durch die uneingeschränkte Zahlung der vollen Steuer nicht erreicht worden, so daß also eine weitere Erhöhung der Unkosten eintritt. Dem Sortiment wird gern-diktiert, es müsse den Absatz ausfall durch eine gesteigerte Aktivität einholen. Beim wissen schaftlichen Buch ist das unmöglich angesichts der Tatsache, daß dieses eine begrenzte Bcdarssdecke hat, die keine Erweiterung, wohl aber durch die bereits genannten Einflüsse eine starke Verengung erfuhr. Vergessen wir auch nicht, daß viele Bedarfsstcllcn sich außer dem zum zentralenEinkauf zusammengeschlossen haben, wo durch so manche Arbeit der Einzelexistenz illusorisch gemacht wird. Eine gesteigerte Aktivität hätte nur dann Sinn und Erfolg, wenn das wissenschaftliche Sortiment wieder voll und ganz in seine händlerischen Rechte und Pflichten eingesetzt würde. Das bedeutet nichts weniger als den langsamen und systematischen Abbau des vcrlcgerischcn Wettbewerbs auf dem Gebiete des Handels. Solange aber noch der Verleger mit den gleichen Rechten im Rennen liegt wie der Sortimenter, muß seiner Notlage Rechnung ge tragen werden, indem die Handelsspanne erweitert wird, indem dem wissenschaftlichen Sortiment der Rabatt eingeräumt wird, der den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen entspricht und der eine Rentabilität des Sortimentsgcschäfls gewährleistet. Eine weitere wirtschaftliche Erleichterung muß dem wissen schaftlichen Sortiment auch auf dem Gebiete der Abrechnung des Bedingtgutes zugestanden werden. In unserer Zeit der höchsten Anspannung der Kräfte ist es notwendig, auf eine ver einfachte Betriebsführung und auf eine Ersparung vermeidbarer Betriebskosten hinzuarbeiten. Das läßt sich beim Bedingtverkehr erreichen, indem die Abrechnung über das Bedingtgut statt bisher zweimal im Jahre künftig nur noch einmal erfolgt. Es ist eine alte Forderung des wissenschaftlichen Sortiments, die auf die Vor kriegsverhältnisse zurückgreift, und deren Erfüllung heute nach der Beseitigung der unsicheren und inflationistischen Verhältnisse möglich sein müßte. Außerdem besteht der Wunsch, daß zwischen Bedingt- und Fcstbezügen kein Rabattunterschied gemacht wird. Auch dieses Verfahren, das noch von einigen wissenschaftlichen Verlegern gepflegt wird, bedarf dringend der Beseitigung, auch schon deshalb, weil das Sortiment diesen Unterschied durch festen Nachbszug des verkauften Bedingtgutes vor der Abrechnung aus zugleichen weiß. Das Schulbuchsortiment. Das Schulbuch hat vieles mit dem wissenschaftlichen Äuch gemein, und das Schulbuchsortiment liegt ebenso ungünstig wie das wissenschaftliche. Auch beim Schulbuch ist die Handelsspanne unzulänglich geworden im Hinblick auf die Leistung und die wirt schaftliche Stellung des Sortiments. Das Schulbuchsortiment ist in seinen Verdienstmöglichkeiten immer mehr eingeschnürt worden. So sielen im Laufe der Zeit die Porto- und verpackungsfreie Liefe rung, die Partie und der teilweise gewährte Rabatt von 30°/°, alles Vergünstigungen, die den Gewinn beim Schulbuchgeschäst wesentlich beeinflußt hatten. Als das Schulbuch den veränderten
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