X: 138, 18. Juni 1935. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d-Dtschn. Buchhandel. 2805 Vas Schaffen -es georgischen Dichters Srigol Robaki-se rvi'r-c/ in seiner- iio/ien Keist-Ken unci ckickkeeiseken Lecieu/unK in Oeutscch/anci immer me/ir erkannt. Oie gesamte Dresse bringt um- /anFreici-e ^u/sätre. ^4ucii ein katkoiiseiies OvFan, t/ss „Oocst- ianci" /iat /etrt in einer Frunci/e^encien Arbeit ckas I^erk tiobakicises vom ci-ristiiciien Stanrtpunkt aus ^ervürciiFt. I^ir ritieren aus ciem Ru/sa/r von Freit OöntLscii einige Fätre, ckie/ur ctie positive F/insteiiunF ru ciem Oiciiter besonders bereieiinenct sinci. Grigol Robakidse erschließt uns öurch sein dichterisches Schaffen die Seele und das Wesen seiner Heimat Georgien, jenes Landes am Rande des Kaukasus, dem schon Alexander auf seinem slnöienzuge begegnete, des „Kolchis" des Altertums, der Heimat der Medea, deren amazonenhafte Natur noch heute in den ob ihrer Schönheit weltberühmten Lrauen Georgiens lebendig ist. Cs ist ganz und gar eine Welt ante Christum, die die Dichtung Robakidses uns vermittelt. Das stärkste Zeugnis für den Charakter dieser Welt aber ist nicht die — nur scheinbar — ungebrochene Vitalität dieses Menschen, dem die urwelthaste Kraft der Schöpfung zuströmt öurch den Erdkontakt, der seine Gabe ist. Das stärkste Zeugnis ist jene Angst, Schwermut und Trauer, die alle Liongsisch-orgiastische Ckstasis als Grundmelodie be gleitet. Dieser Mensch weiß noch, daß er vor dem Paradlesestor lebt. Robakidses intuitive Erkenntnisse stoßen in jene letzten Tiefen, wo der Dichter jenen Russen der Emigration begegnen muß, für die der Bolschewismus eine „Hehllettung der religiösen Energie des russischen Volkes", eine „Pseuöomorphose russischer Gläubigkeit", primär ein geistig-religiöses und erst sekundär ein wirtschaftlich-politisches Phänomen ist. Gleich jenen bedeutet auch für Robakidse der Vormarsch des Bolschewismus und des bolschewistischen Menschen eine Katharsis, unter die er sich beugt als unter Gottes „fremdes" Werk in dem Glauben, daß der Mensch seiner Liebe und Barmherzigkeit dennoch nicht entblößt ist. Wenn man von einem positiven Ergebnis der Katharsis sprechen darf, durch die auch das georgi sche Volk geht, so ist es die öurch Leiden, Blut und Tränen erkaufte Erkenntnis, daß es eine andere Lösung aus der Llnerlöstheit menschlichen Seins, eine andere Kraft, der furcht baren Versuchung des Satanischen zu widerstreiten, nicht gibt als die in Christus uns ver heißene Erlösung, die Gottes Werk ist. Als Führer seines Volkes auf öiesem Weg öer einzig wahren unö einzig wirk lichen Erlösung aber ist Robakidse in Wahrheit ein volksöichter, wie es Äjchglos, Sophokles, Homer für Griechenland wie es Dante für Italien, Dostojewskis für Rußland, Hölöerlin unö Kleist für Deutschland waren, volksdichter nicht im Sinne psgchologisch-sozialer volksschilöerung, sondern in dem hohen Sinne geistiger Volkserschaffung und religiöser Volksdeutung. Eugen vieöerichs Verlag ^lena