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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1935
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- 1935-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1935
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X: 134, 13. Juni 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Ttschn Buchhandel. mittel nicht immer leicht. Erwähnenswert sind hier ferner noch Karl Gotthelf Lessing, der Bruder und Biograph des grossen Gotchold Ephraim, von welch ersterem ebenfalls »Schauspiele« vorliegen (Ber lin 1778—80), ferner die dichtenden Brüderpaare Stolberg und Collin sowie die Brüder von Hardenberg-Novalis. In der französischen Literatur läßt sich diese Tichler-Verwandl- schaft ebenfalls mehrfach finden, so bei dem großen Tragödiendichter Pierre Corneille und seinem ebenfalls als Dramatiker sehr talen tierten Bruder Thomas, bei Racine, dessen Sohn ebenfalls mehrfach durch Dichtungen hervortrat, die allerdings neben dem Glanze des großen Baters nicht zu wirken vermochten, bei den Brüdern Andre und Joseph Chenier usw. Groß ist auch die Verwirrung, wenn man die Werke der ver schiedenen Auerbach verwechselt, denn es gibt hier den bayerischen Dichter Ludwig Aurbachcr (1784—1847), den Verfasser des »Volks büchleins«, ferner Berthold Auerbach, den Herausgeber des »Schatz- kästleins« und vieler anderer Werke und endlich den alten Johann Auerpach, der um 1550 die Haymonssage schrieb, die später nochmal von Panzer und Zingerle herausgegeben wurde. Eine der merkwür digsten dieser literarischen Duplizitäten betrifft jedoch den großen schweizer Dichter Conrad Ferdinand Meyer. Denn zu gleicher Zeit und noch bevor Conrad Ferdinand eine Veröffentlichung seiner Dich tungen wagte, lebte und dichtete, und noch dazu ebenfalls in Zürich, schon ein anderer Konrad Meyer. Dieser, seines Zeichens Versiche rungsinspektor, veröffentlichte in den fünfziger und sechziger Jahren einige Bändchen schrift- und schweizerdeulscher Gedichte, die in der Schweiz großen Anklang fanden. Ja, der Zufall will es noch, daß in der »Blumenlese aus neueren Schweizerischen Dichtern«, die Heinrich Kurz 1860 herausgab, neben Gedichten von Gottfried Keller auch solche jenes Konrad Meyer stehen. Als dann Conrad Ferdinand Meyer 1869 mit seinen »Romanzen und Bilder«, dem ersten Buche, das seinen Namen trug, hervortrat, fügte er, ausdrücklich um der Verwechslung mit dem ihm befreundeten Konrad Meyer oorzubeugen, seinem ursprünglichen Namen Conrad (den er stets mit c schrieb) den seines Vaters Ferdinand hinzu. Tie Literaturgeschichte hat beiden Dichtern den ihnen gebührenden Platz längst zugewiesen: nur der Umstand, daß die zwei Dichter, wenn auch unähnlich in ihren Wer ken, so doch ähnlich an Name und durch die Gleichzeitigkeit ihres Lebens und Wohnortes, zu einander in Beziehung standen, läßt die Erinnerung an den Konrad Meyer noch ein wenig wirken. Das Zufallsspiel mit gleichen Verfassernamen und gleicher Lite- ratnrrichtung findet sich wiederholt und meist stehen die Urheber in keiner Weise miteinander in Verbindung, ja oft trennen sie sogar große zeitliche und räumliche Unterschiede. Hier sei der beiden Balzac gedacht, des im 17. Jahrhundert durch seine Romane und Sprach- beherrschung vielbewunderten Guez und des zweihundert Jahre später lebenden und dichtenden Honore de Balzac, der beiden La fontaine, von denen der erste der Welt die schönsten und unsterblichen Fabeln schenkte, der zweite aber, ein Deutscher mit Vornamen August Heinrich Julius (1758—1831), seine lesehungrigen Zeitgenossen mit nicht weniger als 150 Romanen beglückte. Auch der Name Rousseau führt in der Literaturgeschichte zweimal eine Nolle, zuerst durch Jean Baptiste (1679—1741), einen damals weit überschätzten Lyriker und dann vor allem durch Jean Jacques, den einflußreichsten Schrift steller der letzten Jahrhunderte. Merkwürdig bei beiden ist noch die Gemeinsamkeit eines wechselvollen Schicksals und die heftige Gegner schaft zu Voltaire. Die deutsche Literatur kennt zwei Autoren namens Heinse, davon einer, Johann Wilhelm, der bekannte Dichter des »Ardinghello« ist, während der andere, G. H. Heinse «aus Gera (geb. 1763) eine Reihe historischer Romane aus der österreichischen und böhmischen Geschichte schrieb. Auch der Name Postl, bekanntlich der bürgerliche Name fiir den durch seine amerikanischen Romane be kannten Österreicher Karl Sealsfield, findet sich schon einmal in der deutschen Literatur durch den niedersächsischen Dichter Christian Hein rich Postl (1658—1705), der als einer der ersten ein Epos zur Ehren rettung Wittekinds dichtete. Es gibt ferner den bayerischen Dialekt dichter Fvanz von Kobbel und es gibt den Lustspieldichter Franz Koppel: die bedeutendste lebende italienische Dichterin ist Grazia Deledda und eine schreibende Wienerin heißt Maria Delle Grazie und von jeder gibt es sogar noch einen Roman »Liebe«. Wie groß die Macht des literarischen Zufalls ist, zeigt sich aber am deutlichsten auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Literatur. Die Bibliographie verewigt eine Menge Fälle des Zusiammentreffens von gleichen oder gleich klingenden Verfassernamen mit den gleichen von ihnen bearbeiteten Forschungszweigen. So verdanken wir dem alten schweizer Naturforscher Konrad Gesner nicht nur die heute noch vielbenutzte »Lidllotdeea uurversalls« (1545—65) und eine Reihe zoo logischer und botanischer Werke, sondern auch mehrere Bände auf dem Gebiete der Sprach- und Altertumswissenschaft, in welcher Disziplin ein zweihundert Jahre später lebender Humanist Johann Mathias Gesner aus Franken nochmals Hervorragendes leisten sollte. Vielfach mit diesen verwechselt, wenn auch ohne inneren Zusammen hang, wird ferner noch der Schweizer Maler und Jdyllendichter Salomon Geßner, dessen entzückend ausgestattete Bücher noch heute zu den Schützen jedes Bibliophilen gehören. Tie Bibliographie weist überhaupt mehrfach gleiche Namen auf, so z. B. gibt es von Franz Nikolaus Haym eine »kibliotkeeL italäanu« (1728), von Ludwig Hain das wichtige Jnkunabelwerk »kspertorium blblioßrspkieum« (1826 cmrivsa« (1912—14), und schließlich noch den Literarhistoriker Rudolph Haym, der das wichtige Werk über die Romantik schrieb. Bei dem bekannten Namen »Brunet« hat man zu unterscheiden, ob es sich um Gustave oder Jacques Charles (»Manuel«) oder um Josep Brunet y Bellet handelt, die alle drei viele und wertvolle bibliographische Werke Herausgaben. Es gibt ferner einen französischen Bibliographen Ferdinand Denis und einen österreichischen Bibliographen und Dich ter Michael Denis. Uber »Bibliothekonomie« schrieb 1840 Hermann Ludewig ein Werk und von dem Berliner Bibliothekar H. Ladewig gibt es ebenfalls eine Reihe derartiger Werke. Auch der »Biese«, die bekannte Literaturgeschichte, hat einen Doppelgänger, nämlich die »Geschichte der deutschen Literatur«, die sein Varer Franz Biese, ein Hegelianer, 1846—48 in zwei Bänden herausgab. Unter den Goetheforschern spielen die »Biedermänner« eine wichtige Rolle; auch sie sind zu unterscheiden in Gustav Walde mar und Flodoard Waldemar von Biedermann, mit denen wieder der bürgerliche Historiker Karl Biedermann nicht verwechselt werden darf. Bei den Hirzels ist es ebenso, denn es gibt einen Goethebibliographen Salomon und einen Goetheforscher Ludwig Hirzel. Uber Alt-München schrieben ein Franz und ein Karl Trautmann mehrere Werke. Es gibt einen Literaturhistoriker Albert Leitzmann und den vor einigen Jahren verstorbenen ebenso bekannten Gelehrten dieses Faches Bert- hold Lietzmann. Der Anglist Hermann Conrad schrieb u. a. eine Biographie Thackerays und Heinrich Conrad gab eine deutsche Ge samtausgabe dieses englischen Humoristen heraus. Ein bekannter Romanist war Karl Vollmöllcr und ein ganz anderer Karl Voll möller schrieb Dramen nach altfranzösischen Sagenstofsen. Unter den Anthropologen schufen sich einen Namen Georg Buschan und Felix von Luschan. Ein Spezialist für Urgeschichte ist der Berliner Prä historiker Otto Hauser, während der Wiener Romanschriftsteller glei chen Namens fast das nämliche Gebiet ebenfalls bearbeitet. Das wich tigste Werk über die Kulturgeschichte der Haustiere stammt von Victor Hehn nnd das zweitwichtigste Werk darüber von Eduard Hahn. Bekannte Astronomen waren Eugen de Krndy und Kelvin Mac Kready, und von beiden existieren mehrfach aufgelegte Werke. Ein Werk über die »Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts« stammt von O. Schulz (Berlin 1824) und ein anderes Werk darüber, fast mit dem wörtlich gleichen Titel, schrieb H. Schultz (Göttingen 1888). Ernst Haeckel, der Jenaer Naturforscher, schuf die erste »Monographie der Nadiolarien« (1862) und der Hallenser Zoologe V. Haecker ließ 1908 eiu Werk über »Tiefsee-Nadiolarien« in Jena erscheinen. Von dein Forschungsreisenden H. A. Bernatzik liegt ein zweibändiges Folio werk über »Äthiopien« vor (Wien 1932), eine Gegend, die ein T. M. Bernatz bereits 1854 in einem ebenfalls zweibändigen Foliowerk (»Bilder aus Äthiopien«) beschrieben hatte. Auch das Drama des Dresdener Dichters Kurt Martens »Kaspar Hauser« (1903) hat einen Vorläufer in dem Vortrag von Wilhelm Martens »Uber Caspar Hauser« (Danzig 1839). Hierher gehören auch die dichterischen Bearbeitungen desselben Stoffes und jene Bücher, die bei ähnlichem Inhalte denselben Titel führen. So gibt es z. B. von Ludwig Tieck eine Märchen- und Novellensammlung »Phantasus« und es gibt von Arno Holz das ebenso bekannte Gedichlwerk dieses Namens. Als Friedrich Hebbel seine »Judith« schrieb, ahnte er wohl nicht, daß ein Samuel Hebel zweihundert Jahre früher schon ein Stück gleichen Titels herausgab. Karl Spindler, dann Robert Hamerling und später Paul Lindau schrieben alle drei einen Roman »Der König von Zion«. Es gibt die weltberühmte Gutenberg-Bibel und es gibt die nur noch dem Biblio graphen bekannte Kuttenberger Bibel. Ulrich von Wilamowitz, der größte Kenner der griechischen Literatur, hatte einen Vorläufer in dem »Gräcomanen« Johann Gottl. Willamow, von dem 1766 ein Band Dithyramben erschien, die zwar alle ein antikes Gewand trugen, denen aber doch der hellenische Schwung fehlte. Hans Beilhack. 476
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