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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1935
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- 1935-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1935
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X- 134, 13. Juni 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Die Erkenntnis, daß Bücher notwendig sind, mag das Preisaus schreiben der Reichsleitung des Arbeitsdienstes bewiesen haben über die Einrichtung von Lagerbüchereien, das eine selten rege Beteiligung fand. Und weiter möge die Forderung bewiesen sein durch einige persönliche Erlebnisse. Hans Grimms großes Werk »Volk ohne Raum» ersordert viel Zeit zum Lesen. Aber es wird trotzdem gelesen in den freien Stunden, die der Dienst läßt. Und der Preis dieses Werkes bedeutet die Löhnung von drei Wochen, und trotzdem bringen es Kameraden fertig, dieses Werk gemein sam zu kaufen und zu lesen. So ist es auch mit des Führers Werk -Mein Kampf». Da sind noch viele andere, die noch nichts von Büchern wußten, die willig sich führen lassen in die Welt des deutschen Schrifttums, die noch nicht angewidert sind durch Schmutz und Schund, die offenen Herzens das Gute aufnehmen möchten. Viele Buchhändler würden sich freuen an den Fragen und Antworten, denn alle diese beweisen, daß Menschen zu Büchern gesunden haben und immer an Büchern halten werden und wenn es auch nur ganz wenige sind, die ein solcher Mensch sein eigen nennen kann. Die beschränkte Zeit verlangt natürlich, daß nicht wahllos Bücher überhaupt gelesen werden, sondern daß die Auswahl so sorgfältig wie nur möglich sein muß. Da gilt es, wirklich die höch sten Maßstäbe anzulcgen, denn für Gewöhnliches ist Zeit und Geld zu schade. So wird neben den Büchern, die dem staatspolitischen Unterricht und seinem Ziele dienen, immer das gute deutsche Dich terbuch stehen. Denn das wissen wir, wer einmal sechs Monate oder zwölf Monate des Arbeitsdienstes mit Bewußtsein erlebte, dem wird nach seiner Rückkehr ins Berufsleben seine Zeit für allen möglichen Schnack zu schade sein. Viele von den jungen Menschen, die vielleicht nie ein Verhältnis zum Buch gefunden hätten, wer den es finden, weil sie bei anderen Kameraden sehen, welch schöne Stunden durch ein Buch erlebt werden können. Und viele von denen, die politische Bücher als unnötig und nicht für den gewöhn lichen Menschen bestimmt ansahen, werden hier lernen, daß auch das politische Buch ein wichtiger Teil im Schrifttum ist, der mehr noch als das Unterhaltungsbuch seinen Wert hat für das Leben des Volkes. Daß es hier nicht nur einzelne bestimmte Bücher sein werden, mag ohne weiteres aus der vielfältigen Zusammensetzung der Lagergemeinschaft selbst erhellen. Fast selbstverständlich erscheint es, daß der Mittler des Schrifttums Kenntnis hat von den Werken, die cinführen in das Wollen des Arbeitsdienstes überhaupt, denn nur so wird es ihm möglich sein, verantwortungsvoll zu beraten und das auszuson dern, was sich durch geschäftstüchtige Macher zwischen das Gute gedrängt hat, so wird er auch vermeiden, den Käufer, der seine wenigen Pfennige zusammengespart hat, zu enttäuschen. Wir wissen, daß es nicht möglich sein wird, sofort große Ge schäfte zu machen, wir glauben auch nicht, daß das das Wichtigste ist. Wichtiger und schöner ist es, den Boden für die Zeit nach dem Arbeitsdienst zu bereiten und den Weg zu ebnen, der bis jetzt ver schüttet lag. Die Mittel werden sich für den, der sich bemüht, hier zu helfen, finden. Es soll hier von ausführlichen Darlegungen ab gesehen werden, da es nicht Zweck war, ein Programm aufzuzei gen, sondern lediglich die neue Ausgabe zu umreißen. Hinführen zum Buch aber können Dichterabende, über deren Veranstaltung sich jeder Lagerleiter freuen wird und die den Arbeitsmännern immer ein Erlebnis sein werden, ebenso wird es mit Auslage von überzähligen Zeitschriftcncxemplaren sein und der Veranstaltung von kleinen Ausstellungen in den Tagesräumen der Abteilungen. Das sind einige wenige der Möglichkeiten, an dem wirklich verantwortungsvoll arbeitenden Buchhändler wird es liegen, sie zu verbreitern und auszunützen und neue zu finden, denn er leistet hier einen Dienst an der großen deutschen Front sür sein Volk. Viele, viele Tausend junger Menschen sind bereit. Arbeitsmann Erich Langenbuche r, Arbeitsdienstabteilung 2/95. Aus dem Irrgarten der Bibliographie Über die Duplizität von Autor und Werk*) Die Macht des Zufalls spielt nicht nur in der Geschichte der Menschheit und in unserem Alltag eine bedeutende Rolle, sie zeigt sich auch auf den einzelnen Gebieten der Kultur und tritt uns hier oft in einer Weise entgegen, daß deren Wirkung kaum noch überboten wer den kann. In dem unendlichen Reiche der Bücher ist dieses Rätsel spiel des Zufalls natürlich ebenso wahrzunehmen wie sonstwo, ja, vielleicht bildet sogar die literarische Betätigung durch die Vielfalt ihrer Möglichkeiten einen für solche Koboldspäße besonders geeig neten Boden. Tie Duplizität in der Literatur ist wohl eine der merk würdigsten Erscheinungen, die sich dem Freunde der Bibliographie zeigt, und die seltsame Verkettung dieser unbeabsichtigten Zufälle bietet wohl Anlaß genug, sie einmal näher zu betrachten. Betrachten wir zuerst das Reich der schönen Literatur, so stoßen wir wiederholt auf völlig gleiche oder gleichklingende Namen, die entweder zeitlich getrennt, manchmal aber auch zur selben Zeit auf dem Felde der Dichtung wirkten. Dabei sei sogar der sogenannten verwandtschaftlichen Dichtung, bei der, neben einem schon bekannt gewordenen Vater, die Söhne oder Brüder ebenfalls die Feder in die Hand nahmen, nur kurz gedacht. Die bekanntesten Fälle sind hier wohl die beiden Alexander Dumas, die Brüder Carl und Gerhart Hauptmann, die Brüder Hanns und Fedor von Zabeltitz, die Brüder Rudolf und Paul Lindau, der alte Björnson und sein Sohn Björn usw. Bei diesen, den heutigen Lesern geläufigen Namen, ist cs nicht schwer, die Trennung durchzufllhren und die Zugehörigkeit der einzelnen Werke zu überblicken. Komplizierter wird schon der Fall, wenn wir in der Literaturgeschichte weiter zurückgehen, denn hier beginnt dann auch der Kenner zu verwechseln und unsicher zu werden. *) Einen ähnlichen Aufsatz: »Vom Zufall des Namens in der Literatur«, vom gleichen Verfasser, veröffentlichten wir in Nr. 95. Zu der dort gegebenen Deutung des Namens Rockefeller weist Herr Hermann Epp-Hamburg in einer Zuschrift darauf hin, daß es sich um einen deutschen Namen handelt, der z. B. in der rheinischen Stadt Siegburg sehr häufig sei und wahrscheinlich aus »Roggen felder« entstanden ist. Denn wer, außer einem jungen Philologen, der eben seine Disser tation darüber abgeschlossen hat, weiß genau die Erzeugnisse der Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel auseinanderzuhalten, oder gar noch zu trennen von denen ihrer Frauen Caroline und Dorothea, sowie ihres Vaters Adolf und ihrer beiden Onkel Elias und Heinrich, die alle den Büchermarkt mit ihren Dichtungen und literarischen Schriften bereicherten. Ähnlich ist auch der Fall mit den Brentanos, denn neben dem bekannten Clemens gibt es noch zwei Sophien, einen Christian und eine Ludovika Brentano, die alle in die Literaturgeschichte der Romantik eingingen. Auch bei den mit den Brentanos verwandten Arnims liegt der Fall vor, daß man, von den Hauptwerken Bettinas und Achims abgesehen, den Weg durch diese dichtende Familie, zu 'der noch Friedmund, KUHnemund und Gisela von Arnim gehören, ohne »Goedeke« kaum findet. Noch unentwirr barer wird aber das Dschungel literarischer Produktion in der eben falls mit den Arnims verwandten Familie Grimm, bei der zu aller Tragik des Bibliographen noch eine erbliche Begeisterung für Mär chen vorlag. Tenn außer den »Kinder- und Hausmärchen« der beiden großen Jakob und Wilhelm Grimm gibt es noch aus derselben Zeit Märchen- und Sagenbücher von Albert Ludwig Grimm (»Kinder märchen« Heidelberg 1809 — »Linas Märchenbuch« Frankfurt 1816 usw.), welche von den Brüdern Grimm als »eben nicht wohlgeratene Sammlung« bezeichnet wurden, aber trotzdem mehrere Auflagen er lebten. Auch die Gisela Grimm, die Tochter Bettinas und nachmalige Gattin des Essayisten Hermann Grimm (des Sohnes von Wilhelm) schrieb Märchen, ferner gibt es eine Mappe Radierungen »Die Mär chenerzählerin« von Ludwig Emil Grimm, dem Maler und dritten Bruder der »Brüder« Grimm und schließlich noch die »Sagen aus Obcrfranken« von E. Grimm (Nürnberg 1919). Bei Ludwig Bech- stein, dem anderen bekannten Märchenerzähler, liegt der Fall ähnlich, wenn auch einfacher, denn außer seinen verschiedenen Märchen- und Sagenbüchern gibt es auch von seinem Sohne Reinhold »Märchen, Sagen und Legenden« (1863). Auch Joseph Görres und sein Sohn Guido betätigten sich beide auf dem Gebiete dieser volkstümlichen Literatur, und auch bei ihnen ist die Scheidung ohne literarische Hilfs- 475
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