Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1871
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1871-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1871
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18710322
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187103223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18710322
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1871
- Monat1871-03
- Tag1871-03-22
- Monat1871-03
- Jahr1871
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Papier- und Schreibmaterialienhandel befassen. Unter den letzter» befinden sich jedoch viele, die ebenfalls sehr bedeutenden Verlag be sitzen. Von den auswärtigen Handlungen sind es 1339, die in Leipzig Lager halten und ihren Verlag dort ausliefcrn lassen. Der gesammte Verkehr unter allen den oben genannten.Handlungen wird auf 10 Haupr-Commissionsplätzen von zusammen 243 Commissio nären besorgt, wovon Leipzig 101 zufallen. Neue Etablissements sind im verflossenen Jahre 216 entstanden, und 60 ältere Hand lungen traten in nähere Verbindung mit dem Gesammtbuchhandel, so daß in dem Adreßbuch 276 neue Firmen ausgcführt sind. Von jenen 3838 Firmen mit 95 Filialhandlungen (in 969 Städten) kommen 2962 auf das Deutsche Reich, 474 auf Oesterreich, und 5 auf Luxemburg, während von dem Reste 422 auf die übrigen europäischen Staaten, 69 auf Amerika und 1 auf Asien (Tiflis) fallen. In dem Titelbilde des Adreßbuches treten uns diesmal, in einem vortrefflichen Stahlstich von A. Wcger, die milden und wür digen Züge von E. S. Mittler entgegen. Das Porto für Geldbriefe ist mit Einführung des neuen Portotarifs, nach Etablirung des Norddeutschen Bundes, ebenso be deutend gestiegen, wie es für einfache Briefe gefallen ist, und mit Recht führt man im Handelsstande über die Verteuerung dieses Portos Klage, um so mehr, als die Versendung von Valuten zwischen den Börsenplätzen in jedem Jahre zunimmt. Der Kaufmann wählt daher notgedrungen, da die Portokostcn häufig gar nicht im Verhältniß zu dem betreffenden Einzelgeschäft stehen, andere Wege; er recommandirt die Briefe und versichert die auszutauschendcn Werthstücke bei einer Transport-Versicherungs-Gesellschaft, die be deutend weniger Prämie für die kurze Zeit der Beförderung nimmt, als die Post. Es ist nämlich mit Einführung des neuen Tarifs eine anscheinend unbedeutende Veränderung eingetreten. Während Geld- briefe seit Decennicu nach der Brieftare, wie das auch natürlich ist, berechnet wurden, wird nach dem neuen Tarif das Porto nach dem Objecttarife berechnet. Während früher ein Brief und ein Geldbrief unter einem Loth z. B. 3 Sgr. kostete, würde es natürlich gewesen sein, daß nach Ermäßigung des Portos auch ein gleiches Porto für gewöhnliche Briefe und Geldbriefe erhoben werde. Dem ist indeß nicht so; für einen Brief wird 1 Sgr., für einen Geldbrief, wenn wirrecht berichtet sind, 5Sgr.Porto auf Entfernungen überöOMeilen erhoben. Diesem Porto tritt nun noch die Assecuranzgebühr hinzu, bei einem Geldbricf von 500 Thlr. nach Cöln z. B. 15 Sgr., in Summa 20 Sgr., und für Sendungen bis 1000 Thlr. wird auf Ent fernungen über 50 Meilen eine Prämie von einem Thaler erhoben. Wir leben in Verhältnissen, die es rechtfertigen, wenn immer aufs neue auf eine Ermäßigung der Güter-Taxe bei der Post sowohl wie bei der Eisenbahn hingearbeitet wird. Wir entsinnen uns noch der Zeit zu Anfang der fünfziger Jahre, wo man in Preußen für Papier geld und courshabende Papiere z. B. auf 50 Meilen bei 1000 Thlr. nur 20 Sgr. erhob, jetzt beträgt der Sah 30 Sgr., mithin haben wir eine Erhöhung statt einer Ermäßigung in dieser Beziehung erfahren. Selbst auch bei geringeren Beträgen z. B. bis 25 Thlr. stellt sich das Porto incl. Assecuranzprämie (auf weitere Entfernungen 7 Sgr.) viel zu hoch. Man wird uns erwidern, daß hierfür das Postan weisungs-Verfahren eine große Erleichterung biete; aber nimmt denn die Post ausländische Kassenscheine, muß nicht stets in preußischer Münze bezahlt werden? Und doch ist eine Umwechselung der „Wil den" nur bei Verlust möglich. Man wird uns einräumen, daß ein richtiger Grund dafür fehlt, wenn für die Beförderung eines Briefes 1 Sgr-, für die eines Geldbriefes aber der vierfache Betrag gezahlt werden muß, obgleich beide Briefe mit demselben Zuge befördert werden. Von den Handelskammern ist diese Frage bereits mehrfach angeregt worden und man darf von dem reformatorischen Vorgehen des General-Postamtes hoffen, daß sie einer näheren Prüfung unterworfen und zu Gunsten der Handelswelt entschieden werden wird. (Berl. Börscnztg.) Ueber unfern berühmten College» Kutsch ke entnehmen wir den öffentlichen Blattern folgende Mittheilung: S. Hoffman», pseudonym Kutschke, ist am 11. November 1844 im Dorfe Sec bei Niesky im Rothenburger Kreise der preußischen Oberlausih geboren, wo sein Vater Schullehrer war. Von dem Vater, welcher der Ge legenheitsdichter der ganzen Gegend war, erbte Hoffmann das Vcrse- machen, das er, freilich durch seine bloße Dorfschulbildung schlecht unterstützt, immer mit Vorliebe betrieb, was ihm im Kreise seiner Freunde und beim Militär im Kreise seiner Kameraden große Be liebtheit verschaffte. Den Krieg von 1866 machte Hoffmann im 46. Infanterieregiment mit. Nach dem Frieden übernahm er, da in zwischen sein Vater gestorben war und seine Mutter vom Schlage gelähmt danieder lag, das kleine in See gelegene Häuschen, und er nährte sich und seine Mutter mit dem Vertriebe von Büchern auf dem Lande, wie es auch sein Vater bereits nach seiner Emcritirung gethan hatte. Dies Geschäft wurde durch Hoffmann's Einberufung im Juli v. I. lahmgclegt., In Folge einer bei Sedan durch den Oberkiefer erhaltenen Schußwunde ist Hoffmann als Invalid mit Civilversorgungsschein vom Militär entlassen worden. Da sein Geschäft ruinirt ist, will er eine Civilanstellung suchen, seine mangel hafte Schulbildung würde ihn jedoch für jetzt nur zu einer solchen als Untcrbeamtcr, wie Bote, Briefträger rc., berechtigen, was dein jungen strebsamen Manne nicht genügt. Er will also sein kleines Häuschen, wenn auch nur ungern, verkaufen, mit dem Erlöse seine Schulbildung zu verbessern suchen und dann nach einer besseren Stellung streben. Zum Besten der allgemeinen deutschen Jnvalideu- stiftung soll am 1. Juli d. I. die Verloosung von Kunst werken deutscher Künstler unter Leitung der Münchener Künstler genossenschaft stattfinden. Schon 800 Künstler aus 15 deutschen Kunststädten, wobei alle Namen von Bedeutung vertreten sind, haben Kunstwerke dazu gespendet; sic bestehen in Oelgemälden, Aquarellen, Stichen, Zeichnungen, plastischen Werken rc. und bilden einenWerth von über 100,000 Gulden. Den Verkauf der Loose für den Bereich des Buch-und Kunsthandels hat die Buchhandlung vonE-A. Flcisch- mann in München in der uneigennützigsten Weise übernommen. Das Loos kostet 1 Thlr.; imJnteresse des edlen Zweckes, wie selbst verständlich, ohne die Gewährung von Rabatt, doch werden bis zum 1. Juni Remittenden gegen baar wieder eingelöst. Wir empfehlen das Unternehmen der warmen Unterstützung des Buchhandels; der stille Dank unsrer Invaliden, welche für die Ehre und Freiheit unsres Vaterlandes ihre Gesundheit zum Opfer gebracht haben, wird' der reiche Lohn dafür sein. Der zweite Artikel über die „Reform des Buchhandels" in Nr. 58 d. Bl. und die gezogenen Schlüsse ließen den Schreiber ds. — ohneirgendwiedemHrn.Verf. des Aufsatzes, in dem viel Wahres enthalten, dessen totale Ausführung aber utopisch erscheint, zu nahe zu treten — an eine bekannte Anekdote denken. Als Friedrich dem Großen einst von einem Schneidermeister Paul in Berlin ein aus führlicher Plan vorgelegt wurde, wonach fortan alle Berliner Schneider unter alleiniger Controle und nach dem Zuschnitt eines Obcrschncider- meisters arbeiten sollten, schrieb Friedrich als einzige Antwort hierauf die Randbemerkung: „Paule, du rasest!" Nach den öffentlichen Blättern hat die kindische Absperrung der Franzosen gegen Deutschland sogar Pariser Buchhändler Absage briefe an ihre langjährigen Kunden in Berlin schreiben lassen, so daß die Berliner Buchhändler jetzt französische Bücher auf demUmwege über Brüsselkommenlassenmüssen. — Was soll unter solchen Umständen aus der deutschen Gelehrsamkeit undCivilisation werden?!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder