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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1935
- Strukturtyp
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- 1935-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1935
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- Deutsch
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Proph-eten zu entlarven, die Brüchigkeit intellektueller Scheinsysteme aufzuweisen — entscheidend blieb das werbende Zeugnis für die wirklich schöpferischen, zukunftsträchtigen Kräfte in Dichtung und geistigem Schaffen. Den besten Einblick in die Arbeit der »Kritischen Gänge« gibt eine Rückschau auf die zahlreichen Sondernummern, die seit ihrer Gründung erschienen sind. Wichtige kulturpolitische Themen bildeten die Achse, um die sich eine Reihe größerer Aufsätze in gegliederter Darstellung ordneten. Es wurde zu Fragen der Zeit Stellung genommen, man versuchte Übersichten über Einzelgebiete und geistige Entwicklungen zu geben, arbeitete ursprüngliche Zusammenhänge heraus uud rückte den Volks gedanken in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch heute noch geben diese Sondernummern den »Kritischen Gängen« ein festes Gerüst, zu dem die Leitartikel unterm Strich die Verbindungsstreden bedeuten. Indem sie nach einem Ausspruch Westeckers »Themen des Volks lebens oder Kulturwerdens auf lebendige Weise im Querschnitt so bringen, daß der Leser nicht nur unterrichtet, sondern hineingestellt wird« und die Entscheidungen erkennt, auf die es ankommt, lösen sie die mehr vom Tagesbedürfnis abhängige Form der Einzelbesprechun gen ab. Während der Kampfzeit kam es sowohl auf beispielhafte Frage stellungen und zwingende Prägungen als auf scharfen polemischen Zugriff an. Die erste Sondernummer der »Kritischen Gänge«, »Volk ohne Raum« (1931), beschäftigte sich mit der Darstellung des deut schen Volksschicksals in Hans Grimms großem politischen Roman. Dem Grundsatz des Eigenerlebens und der Lockerung aller Bindungen wurde die verpflichtende Idee der Gemeinschaft entgegengehalten. »Der Weg zur Nation« (1932) brachte u. a. Aussätze über Moeller van den Bruck, Paul Ernst, August Winnig, Kolbenheyer und wurde nach dem Sieg der nationalen Revolution mit zwei großen Nummern »Der Weg zum Dritten Reich« (1933) fortgeführt, die das grund legende Schrifttum der Bewegung und den Aufbruch in der deutschen Dichtung behandelten. 1932 und 1934 erschienen zusammenfassende Würdigungen der Kriegslitcratur (»Krieg und Nation«). Andere Sondernummern unterstrichen die Verwurzelung der Dichtung mit Glauben, Lundschaft und Stammestum (»Religion und Dichtung«, 1932; »Dichtung unb Landschaft«, 1932; »Der deutsche Chor«, 1934; »Ehrentag der schwäbischen Dichtung«, 1935). Quellenwert hat be-, sonders die ungewöhnlich lebendig gehaltene Beilage »Das Gesicht des Bolschewismus« (1932), ein Bild des Sowjetstaates und seiner Führer, während sich »Wider die Psychoanalyse« (1933) und »Der gestürzte Olymp« (1933) mit den Verfechtern eines hemmungslosen Individualismus auseinandersetzten. Auch «die geistigen Beziehungen zu anderen Völkern wurden in weitgespanntem Rahmen beleuchtet. Die Nummer »Deutschland und der Norden« (1934) mit ausgezeich neten Beiträgen über »Deutschland und die nordische Welt«, »Dich tung deutscher Vergangenheit«, die altgermanische Welt und »Die nordische Epik der Gegenwart« ist vorbildlich für bas Herausarbeiten von Kulturverwandtschaften für das Sehen in Zusammenhängen. An solchen Ausgaben erfüllen die »Kritischen Gänge« wahrhaft ein kul turelles Mittleramt. Man kann nur hoffen, daß diese Arbeit auch im Bnchhan'del recht verstanden und gewürdigt wird. — Endlich muß noch auf den tatkräftigen Einsatz für die neue deutsche Dichtung durch Sonderbeilagcn »Die Kommenden« (jetzt: »Junge deutsche Dich tung«) hingewiesen werden, in denen seit 1932 ausführliche Würdi gungen des Schaffens junger, aufstrebender Kräfte erscheinen. Manchem der heute anerkannten Dichter ist hier der Weg geebnet worden: Johannes Linke, Weinheber, L. F. Barthel, Zerzer und Eberhard Wolsgang Möller, der Träger des deutschen Buchpreises, haben nachdrückliche Förderung erfahren. Die Bedeutung der »Kritischen Gänge« für den Buchhandel er weist sich durch ihre Leistungen in Gegenwart und Vergangenheit. Sie werden auch in Zukunft zeigen, daß sie sich auf hoher geistiger Ebene zu halten vermögen, ohne bildungsmäßiger Abseitigkeit zu ver fallen. Sondernummern, gründliche Sammelberichte, Streitgespräche, selbständige dichterische und kulturpolitische Beiträge erhöhen die Schlagkraft und wirken der Starrheit des üblichen Besprechungs wesens entgegen. Ein Kreis von verantwortungsbewußten, auf ihren Gebieten gründlich vorgeschulten Mitarbeitern unter der Führung Wilhelm Westeckers bürgt fiir zuverlässige Berichterstattung, sach liches und weltanschaulich bestimmtes Urteil. Nicht farblose Referate und willkürliche Meinungen werden an dieser Stelle zum Druck gebracht, vielmehr gilt es Entscheidungen zu fällen, die Beschaffen heit eines Werkes zu erkennen, Wcrtebenen zu unterscheiden — vor allem jede Einzelarbeit nach dem gemeinsamen Ziel zu richten: der Schaffung einer lebendigen, tragfähigen Volkskultur. Kritik ist dienendes Mittleramt an der Gemeinschaft. Wenn der deutsche Buchhändler zu den »Kritischen Gängen«, zu ihrer Leitung und zu ihren Mitarbeitern Vertrauen haben darf, dann deshalb, weil sie sich um die Erfüllung ernster Ausgaben mühen und sich dem Deutschland des Nationalsozialismus verpflichtet wissen. Noch fehlen die unbedingt gültigen Maße der Wertung, noch muß vieles erst erkämpft werden, aber das Ziel ist gewiesen, auf dem Buchhandel und Kritik als die beiden Säulen des Mittlertums sich zusammen finden müssen. Ronald Loesch. 2. „Vuch und Nation" Ganz neue Wege versucht die von vr. Friedhelm Kaiser geleitete regelmäßige Literaturbeilage »Buch und Nation« der »Westfälischen Landeszeitung« »Note Erde«, Dortmund, zu beschreiten, um ihr Mittlertum zwischen Dichter, Buch und Leser lebendig zu gestalten, indem sie ihre Leser zwingt, wenigstens einen Blick hineinzuwerfen, dadurch, daß sie in ihrer besonders lebhaften Aufmachung gar nicht übersehen werden kann, womit sie durchaus auch den Leser zu reizen vermag, der sonst die Buchbeilage zu überschlagen gewohnt war. Auf diese Weise leistet sie überaus wertvolle Arbeit für das deutsche Schrifttum und für den Buchhändler, dem sie nicht nur in seiner eigenen Beratung und Urteilsbildung hilft, für den sie vor allem dadurch wichtig wird, daß sie ihm neue Interessenten schasst. Wie mancher Käufer, der sonst nie eine Literatnrbeilage las, wurde durch diese Beilage wohl schon erwärmt für das Buch, wenn ihn hier irgendeine Abbildung, die der Herausgeber stets besonders glücklich zu wählen pflegt, dazu reizte, sich doch einmal damit zu befassen. Denn die Buchbeilage der »Westfälischen Landeszeitung« wird vor allem lebendig durch ihre Beigaben; es ist z. B. ganz neu, daß eine Zeitung dazu übergeht, neben anderen Bildern Buchumschläge m ä. in ibrer Beilage wiederzugeben. Das lenkt auch den Blick des Lesers auf das Buch, stellt damit wenigstens einmal ein äußeres Verhältnis zu diesem Buche her und bereitet so ein inneres Verhältnis vor, das der Leser dann durch eine Besprechung des betreffenden Werkes be kommen soll; seine Aufmerksamkeit ist gewonnen, und er wird jetzt auch das lesen, was die Seite der Buchbeilage sonst noch bringt. Da findet sich dann jeweils ein größerer Aufsatz über Dichtung und Dichter der Zeit, über das Werk eines Schriftstellers, soweit es eine besondere Hervorhebung verdient, oder über Männer der Wissen schaft und der Politik. Diese Arbeit wird ergänzt durch eine Spalte »Neue Bücher — kurz belichtet«, kürzere Buchbesprechungen, die ein dringlich und lebendig einführen in neue Werke; der Leiter der Bei lage macht hier den Versuch, Kritik und Beratung zusammenzunehmen und den Leser durch die Art und Weise der Abfassung der kurzen Buchberichte zur Stellungnahme zu reizen. In kurzen Abständen wird weiterhin erzählt von Unterredungen mit Dichtern und Schriftstellern der Gegenwart, Leben und Werk des Betreffenden werden in lebendige Beziehung zum Leserkreis gebracht. Eine vierte Spalte »Eingänge« berichtet über alle eingegangenen Neuerscheinungen. Wenn es sich hier auch nur um eine kurze Titel angabe handelt, so ist doch durch eine deutliche Gliederung in einzelne Gebiete, zum Beispiel »Unterhaltung«, »Neisebücher«, »Dichtung und bildende Kunst«, »Geschichte«, »Nationalsozialismus«, »Außenpolitik«, »Wirtschaft und Recht«, sehr rasch eine klare Übersicht zu gewinnen über das wesentliche neue Schrifttum der Woche; dazu tritt jeweils eine Zeitschriftenschau des Monats. Selbstverständlich soll die kurze Titelangabe der wöchentlichen Neuerscheinungen nicht als Ersatz gelten für eine ausführlichere Besprechung, die in späteren Nummern ge wöhnlich noch erfolgt, aber sie zeigt doch, daß die Einsendungen der Verleger von der Schriftleitung tatsächlich ernst und wichtig ge nommen, daß sie nicht in irgendeinem Nedaktionswinkel zum Ver stauben aufgestapelt werden, sondern daß man sich damit befaßt und sie, wenn zunächst auch nur durch eine kurze Titelangabe, in den Nahmen der ganzen Arbeit der Literaturbeilage einfügt. Dem Ver leger wird dadurch die Gewähr gegeben, daß man seine Arbeit be achtet, und daß die von ihm abgegebenen Besprechungsstllcke Woche fiir Woche aufgearbeitet werden, wenn dies zunächst auch nur durch die Titelangabe geschehen kann. Es ist beinahe überflüssig, darauf hinzuweisen, daß einzelne Nummern von »Buch und Nation« be sonderen Themen Vorbehalten sind, durch deren Behandlung Wille und Ziel des Schriftleiters I)r. Fr. Kaiser klar erkennbar werden. So werden hier neue Wege eingeschlagen in dem Mittleramt zwischen Dichtung und Volk, wohl sehr zum Nutzen aller Beteiligten, be sonders aber des Buchhändlers, der hier in seiner schweren Auf gabe wirkliche Hilfe findet. Walther Brannt.
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