Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1883
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18830430
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188304302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18830430
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1883
- Monat1883-04
- Tag1883-04-30
- Monat1883-04
- Jahr1883
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
„Vergnügungsministerium" voraus, welches in diesem Augenblick — hoffentlich zur vollen Zufriedenheit der verehrten Gäste — noch in Thätigkeit sei. — Aber auch die Volksvertretung habe schon, wie die Regierung, einen großen Theil ihrer Thätigkeit hinter sich. Jeder der Herren habe, ehe er stimmfähig wurde, eine Anzahl Förmlich keiten zu erfüllen gehabt, wie es sich gebühre in einem wohlgeordne ten Staate. Zuerst sei der „Vollbesitz bürgerlicher Ehrenrechte" nachzuweisen gewesen, auch die „Staats- und Börsensteuer" hätte pünktlich erlegt werden müssen; beim Eintritt in den Verein habe Jeder den „Eid auf die Verfassung" leisten müssen — ob er freilich die Befähigung besitze „zum selbständigen Betrieb einer Buchhand lung oder zum Einjährigfreiwilligendienst", danach habe man in der guten alten, nunmehr verflossenen Zeit nicht gefragt! Die sonst noch vorliegenden Pflichten seien theils schon erfüllt, theils würden sie zweifelsohne noch pünktlich erfüllt werden: die Abstimmungen seien vorgenommen, der Reichstag sei geschlossen. Auch das Zahlen oder Bezahltwerden werde jedenfalls in gewohnter Weise pünkt lich von Statten gehen. Die für den Augenblick aber wichtigste Aufgabe sei, das vom Festcomits Vorgesetzte Menu gebührend abzu essen und mit Festwein zu bespülen, und dieses möchte den Herren Volksvertretern angelegentlichst ans Herz gelegt werden. Zum Schluß aber ergehe an die Collegen aus unserer „Haupt- und Residenzstadt" Leipzig die Bitte, mit dem Redner die fremden Regierungsangehörigen herzlich st in unseren Mauern will kommen zu heißen und das Glas zu erheben auf die auswärti gen Abgeordneten des Gesammtbuchhandels. Herr Theodor Ackermann aus München wies darauf hin, mit welchen angenehmen Gefühlen alljährlich die fremden Gäste nach Leipzig kämen, wo sie ihre geschäftlichen Interessen fördern, alte Freundschaften erneuern, neue schließen und die Stadt Wieder sehen könnten, die ihnen durch so vielfache Beziehungen werth und theuer sei. Und bei jeder solchen Gelegenheit errege die rapide Ent wicklung Leipzigs hohe Anerkennung und Bewunderung von Sei ten der Fremden. Schon vor Jahrzehenden hätten die älteren Besucher der Messe diesen Eindruck von der Stadt empfangen; so ununterbrochen diese Entwickelung aber auch fortgeschritten sei, so sei doch in absehbarer Zeit auf keine Verminderung, kein Ende derselben zu rechnen — was ja auch nicht zu hoffen sei. Diesen Aufschwung verdanke die Stadt der Thatkraft und dem Fleiße ihrer Bewohner ebensowohl als der Fürsorge und Intelligenz ihrer Leiter, deren Leistungen den Fremden mit Anerkennung, mit Staunen, mit Bewunderung erfülle. — Und nicht zum wenigsten hätten es die Väter der Stadt von jeher als eine ihrer Aufgaben betrachtet, die Interessen unseres Standes zu fördern, der in dieser gastlichen Stadt so wohl aufgehoben sei. Auch in den bösen Zeiten des Censurdrucks wußten sie die schwierige Aufgabe zu lösen, die Rücksicht auf die Weisungen des Gesetzes mit den Interessen des Buchhandels zu vereinigen. Mit dem Ausdrucke des Dankes für diese Fürsorge, mit dem Wunsche, daß Leipzig auch in Zukunft die Stellung be wahren möge, die es errungen und bisher so glücklich festgehaltcn, verbinde er die Aufforderung, auf das Wohl von Leipzig zu trinken, Herr 1>r, Eduard Brockhaus gab der Freude Aus druck, welche die deutschen Buchhändler darüber erfülle, daß sie alljährlich bei dieser Gelegenheit außer den Collegen von nah und fern auch zahlreiche Vertreter aus nichtbuchhändlerischen Krei sen, vorzüglich Angehörige der verschiedenen Korporationen der Stadt, in ihrer Mitte begrüßen dürften. Diese liebe Gewohnheit werde als so selbstverständlich betrachtet, daß Fremde glauben könnten, sie beruhe auf einem Paragraphen unseres Statuts. Die Leipziger Buchhändler im Besonderen fühlten sich gedrungen, zu gleich im Namen der auswärtigen den Dank auszusprechen, daß die Angehörigen der Reichs-, Staats-uud städtischen Behörden, wie der Universität es nicht verschmähten, dieser Einladung zu folgen, und dadurch an den Tag legten, daß die Bestrebungen des Buchhandels auch bei den Vertretern der anderen Elemente des deutschen Kultur lebens gewürdigt und anerkannt würden. So bitte er, zum Zeichen dieses Dankes einzustimmen in das Hoch auf unsere nichtbuch- händlerischcn Gäste. Den Dank im Namen des Reichsgerichts sprach Herr Senatspräsident vi-. Drechsler ans, indem er an die frühere Er wähnung der Censur anknüpste und aussührte, daß es nun fast zwei hundert Jahre her sei, daß Kursachsen zuerst eine milde Praxis in Censursachen eingeführt habe, daß es der seit jener Zeit geübten Rücksicht zu danken sei, daß sich der Buchhandel von Frankfurt nach Leipzig gewandt habe und letzteres nun seit fünfzig Jahren Sitz des Börsenvereins sei. Aber noch ein Anderes habe den Leipziger Buch handel groß gemacht, das sei die Achtung vor dem Autorrecht gewesen schon in einer Zeit, wo man sich sonst vielfach des Nach drucks noch nicht geschämt habe. — Unter Erwähnung des bekann ten Calderon-Citats auf der fünften Auflage von Brockhaus' Kon versations-Lexikon und mit Hinweis darauf, daß eine andere große Leipziger Firma auch ausländischen Autoren schon längst in einer Zeit Honorare bezahlt habe, wo sie juristisch zum Nachdruck voll berechtigt war und durch diese vornehme Gesinnung ihren hohen Ruf unter den Schriftstellern in aller Herren Ländern begründet habe, betonte der Redner, daß es eben diese Gesinnung sei, welche den Buchhandel in Flor gebracht und ihn zu seinen größten Triumphen befähigt habe, und schloß mit einem Trinkspruch aus den solche Gesinnungen allezeit hochhaltenden Buchhandel. Im Namen der Stadt dankte Herr Oberbürgermeister l)r. Georgi für die warmen Worte der Anerkennung, welche der Ent wicklung wie der Leitung derselben von einem früheren Redner ge spendet worden seien. Wenn von anderer Seite gesagt worden sei, daß die nichtbuchhändlerischen Gäste ebenso gern als regelmäßig sich einstellten, so könne er versichern, daß dies volle Wahrheit sei und daß sie um so lieber und williger kämen, als es eben nicht infolge von Statutenparagraphen, sondern freiwillig geschehe. Das müßte ja aber auch in der That ein schlechter Vertreter der Stadt Leipzig sein, der nicht mit Stolz gerade am Cantatesonntage diese Vertre tung übernähme. Denn eine Ehre und Freude für unsere Stadt sei es, alljährlich eine Versammlung in ihren Mauern zu sehen, wo wie kaum in einer zweiten so viele zugleich geistige und materielle Interessen zum Ausdruck kämen, wo so viele Fäden zusammen liefen: von der Arbeit des Dichters, Künstlers und Gelehrten an, durch die Thätigkeit des Verlegers, der so oft Anregung, Leitung, Richtschnur gibt, durch das zu bewunderungswürdiger Stufe ge diehene Schaffen der graphischen Gewerbe, bis zu der nicht mindere Thatkraft und Intelligenz erfordernden Wirksamkeit der tausend Kräfte, welche den Vertrieb, die Verbreitung der endlich fertigen Waare besorgten, bis zu dem Kolporteur, über dem so lange die schwarzen Wolken hingen und der nun wohl freier aufathmen kann: wem sei die ganze großartige Entwickelung dieses gewaltigen Ge triebes zu danken? Doch nur der unvergleichlichen Organisation, die sich der Stand der Buchhändler gegeben habe. Möge der Um stand, daß aus dem heutigen Festprogramm ein altes Siegel der Stadt Lipzk nachgebildet sei, ein gutes Omen dafür sein, daß der Buchhandel der Stadt Leipzig immerdar, um einen Mormonen ausdruck zu gebrauchen, „angesiegelt" bleiben möge. Das zu wün schen sei ein berechtigter Egoismus der Stadt, anderseits habe sie die angenehme Pflicht der Dankbarkeit gegen die Gründer des Börsenvereins, die den Eckstein zu dem stolzen Bau gelegt hätten. Einer dieser Gründer weile auch diesmal wie vor 50 Jahren in unseren Mauern, ehrenvolle Begrüßung sei ihm bereits in der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder