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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1883
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- 1883-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1883
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- Deutsch
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98, 30. April Nichtamtlicher Theil. 1893 Nichtamtlicher Theil. Die Ostermesse. „Mancher hat Wohl schon in Lewen „Uf den Zeitbunkt aggerade Jwwerzeigt sich gans gewiß, Nämlich, wo de fett un breet Daß der Friehlingk doch nu ewen In Galendcr 'S Wort Gandade Anne scheene Jahrschzeit is. Rothgedruckt ze lesen steht, Doch uf's Diefste muß mich dauern Aieht's mit hechcrn Herzensschleegen, Immer Widder jedermann. Her nach unsrer Lindenstadt Der de nich in Leibzigs Mauern Jeden, der das Buchverlegen Friehjarschluft genießen gann." In der Ahngeweehnungk hat.' Wie könnte der Bericht über den dem Vergnügen gewidmeten Theil der diesjährigen Messe Wohl besser eingeleitet werden, als durch diese prächtigen Verse des um die poetische Verherrlichung seiner Vaterstadt schon so hoch verdienten „alden Leipz'gers", den wir auch diesmal unter den Gästen des Festmahls begrüßen durften und der uns sogleich durch die That zeigte, daß es vortheil- haft ist, den Genius zu bewirthen? Wo wäre das harmlose Ver gnügen an den Freuden der Messe besser ausgedrückt, als in dieser mit wahrhafter Meisterschaft den spießbürgerlich-biedermaierschen Ton handhabenden Poesie, welche sich den lustigen Spaß als solchen, als das Ding an sich, zum Ziele setzt und die gemeine Sorge des täglichen Lebens einfach als nicht vorhanden auf die Seite schiebt? Und wie noth thut es aber auch, daß wir einmal eine halbe Woche lang uns solcher Stimmung hingeben in einer Zeit, wo es die übrigen einundfünfzigundeinhalb Wochen des Jahres bald nur noch einen recht mäßigen Genuß gewähren wird, ein Buchhändler zu sein! Denn der Stimmen werden ja immer mehr und sie werden immer lauter, die uns den gänzlichen Untergang unseres weiland glorreichen Standes in sichere und nahe Aussicht stellen. Das ge flügelte Wort des großen Königs: „Buchhändler, das ist ein honneter Titel" soll nicht länger Wahrheit sein; wir versichern uns allwöchentlich von den verschiedensten Seiten her, in allen möglichen Tonarten und stets mit der zwingendsten Beweisführung, daß Der jenige, der nicht gerade ganz genau unserer Ucberzeugung ist, kein „Herz" hat für die Ehre und die „wahren" Interessen unseres Standes (natürlich wie wir sie verstehen), daß also, da es bald so weit sein wird — oder ist es vielleicht schon lange so weit? — daß Jeder Jeden beschuldigt, überhaupt Keiner mehr da ist, der von dieser Ehre und diesen Interessen auch nur eine klare, geschweige denn eine richtige Vorstellung hat. Besondere Organe sind dazu da, in denen Der, dem cs nicht Wohl ist, wenn er nicht täglich ein paar Stunden den Buchhandel „reformiren" kann, die Hände entrüstet über dem Kopfe zusammenschlägt, daß dieser schnöde Buchhandel seine Reformen so gar nicht beachten will — kurz es ist nach der Ansi cht gar vieler Leute die Zeit aus den Fugen und die Arbeit, sie wieder einzurenken, scheint wirklich nicht ganz leicht zu sein. — Nun gibt es aber „nichts desto trotz indessen", wie unser Dichter sagt, auch hinwiederum noch einige Leute, die von dieser krankhaften und hypochondrischen Auffassung einer allerdings vielfach unliebens würdigen Uebergangsperiodc nichts wissen wollen, die es mit einem gesunden Optimismus halten, den sie deshalb für gesund halten, weil er uns das bewahrt, was das beste Gut des Mannes in den Stürmen des Lebens ist: die Freude am Schassen und an der Arbeit des eigenen Berufs, — die sich den Kopf nun einmal nicht zerbrechen wollen und einen Stand beim besten Willen noch nicht gar so schlecht finden können, der so köstliche Früchte zeitigt, wie — das Programm des Festcomitss zur Tantatefeier. Und Gott sei Dank, amüsiren wollen wir uns doch Alle noch, das ist die tröstliche Ueberzeugung, die man auss neue aus jeder Messe schöpft. Wir können als gute Deutsche das Jahr über nicht leben, ohne uns kräftigst schlecht zu machen; wenn wir uns aber zu Cantate in dem vielgeschmähten Leipzig wiederfinden, dann setzen wir uns fröhlich beisammen und haben einander so lieb, lasten uns von unseren verehrten Festgästen zur Abwechselung ein mal wieder Lobpreisungen über unsere Vortrefflichkeit sagen (manchmal auch eine kleine Malice, was die gute Laune durchaus nicht stört) und — Wunder über Wunder — toasten in warmen Worten auf dasselbe Sodom und Gomorrha, dasselbe Leipzig, welches das Jahr über in unfern übrigen Reden die Wurzel alles Uebels ist! Ein anständiger Mensch liebt nicht, abgedroschene Citate zu brauchen und ist sein eigener Büchmann, was aber kann man hier anders anwenden, als die von vielem und unvorsichtigem Ge brauch freilich sehr fadenscheinig gewordenen, berühmten „Zwei Seelen in einer Brust"! Lassen wir uns also über die Verirrungen des Jahres kein graues Haar wachsen, halten wir uns an das einzig Reelle, greifbar Solide, Kerngesunde, was einmal im Laufe des Jahres wie die Sonne glänzend aus Dunst und Nebel tritt, an das Cantatefest mahl als den Mittelpunkt unserer Meßfreuden. Und nun in raeäias res! Auch diesmal eröffnete die Reihe der Trinksprüche der Vor sitzende des Vereins, Herr A. Kröner mit dem Hinweis auf die ehrenvolle Pflicht, die ihm zutheil geworden, die anwesenden Gäste und College« willkommen zu heißen und sie einzuladen, die erste Gesundheit zu trinken auf Kaiser Wilhelm und König Albert. Auf den ehrwürdigen Kaiser, der im hohen Alter so Großes für sein Volk gethan und in unablässiger Arbeit, nachdem er es mächtig und groß gemacht, es nun auch glücklich machen möchte, indem er es aus dem unfruchtbaren Gezänk des Parteihaders herausheben und einigen möchte in dem Streben nach materieller Wohlfahrt und innerem Frieden — auf König Albert, den Schützer von Wissen schaft und Kunst, den hohen Protector aller unserer Bestrebungen, dessen morgen stattfindenden Geburtstag wir heute schon zu feiern in der angenehmen Lage seien. Die Gefühle für beide erhabene Fürsten seien jedenfalls so allgemein, daß er sich weitere Worte sparen könne, er bitte also, das erste Hoch zu bringen auf Kaiser Wilhelm und König Albert. Nachdem die begeisterte Zustimmung, mit der dieser Spruch und das darauf folgende „Heil dir im Siegerkranz" ausgenommen wurde, verhallt war, ergriff Herr Albert Brock Haus das Wort, der als Vorsitzender des Festcomitss die Pflicht übernommen hatte, die auswärtigen College» willkommen zu heißen, die uns wie schon so manches Mal, auch in diesem Jahre die Freude ihres Besuches machten. In längerer, sorgfältig gegliederter Rede wies er darauf hin, daß der Buchhandel nicht nur ein Hauptfactor des Blühens und Gedeihens eines Staatswesens, sondern selbst ein kleiner wohlgefügter Staat im Staate sei, der seine Regierung und seine Volksvertretung habe. Die Arbeit unserer Regierung sei zum größten Theile bereits gethan. Die in unserer „officiösen Presse" publicirte Tagesordnung sei erledigt, das „Finanzministerium" habe zu voller Zufriedenheit das letzte Etatsjahr abgeschlossen ohne Deficit, auch ohne Erhöhung von Matricularbeiträgen oder directen Steuern für das neue beantragen zu müssen, auch unsere „Justiz" könne dem kommenden Jahre mit Vertrauen entgegenblicken, da die Wahrung des Rechtes gut besorgt werde durch Verlegererklärun gen und Sortimenterproteste; das „Ministerium zur Förderung von Handel und Verkehr", dieBestellanstalt, habe lautlos und sicher wie immer gearbeitet und könne — mit Freude auf zweiundfünfzig saure hinter ihr liegende Wochen zurückblicken, das „Preßbureau" habe im Buchhandel wie im Reich jahraus jahrein einen schweren Stand; auch im vergangenen Jahre haben wir ein „Kriegsministe rium" nicht gebraucht, denn im Buchhandel führe Jeder Krieg auf seine eigne Hand; dagegen haben wir vor andren Staaten ein
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