Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.04.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-04-16
- Erscheinungsdatum
- 16.04.1883
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18830416
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188304164
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18830416
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1883
- Monat1883-04
- Tag1883-04-16
- Monat1883-04
- Jahr1883
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Plaudereien aus dem Antiquariate. Wir Deutschen sind, trotzdem daß bei uns alljährlich eine Unmasse Bücher das Licht der Welt erblickt und obgleich wir uns in bescheidener Weise das Volk der Denker nennen, durchaus keine Bücherliebhaber und stehen hierin den Engländern und Franzosen weit nach. Abgesehen von dem gewöhnlichen Bürgerstande, dessen literarische Bedürfnisse, wenn es hoch kommt, sich bis zu Goethe's sämmtlichen Werken versteigen, wird man selbst in höheren und wohlhabenderen Kreisen eine gut gewählte Handbibliothek oft ver geblich suchen. Und die eigentlichen Bücherliebhaber oder Sammler, deren Anzahl eine so geringe ist, daß jeder deutsche Antiquar sie namentlich aufzählen kann, ahmen meistens den gerade in Mode stehenden Sammeleifer der Engländer oder Franzosen nach, wie wir denn auch heute noch, obwohl wir eine große selbständige Nation sein wollen, wie ehedem die Affen anderer Völker sind. Im Verhältniß zu der Bücherliebhaberei tritt auch die bibliographische Literatur in Deutschland schwach und einseitig aus, und ist es geradezu ein Ereigniß zu nennen, wenn Jemand von der jetzt landläufigen Renaissanceperiode sich abwendend die Auf merksamkeit aus die schon seit geraumer Zeit unbeachtete erste Ent wicklungsstufe der Druckerei lenkt. Jeder, der weiß, welche Mängel selbst die mit dem größten Fleiße bearbeiteten Handbücher von Panzer und Hain aufweisen, wird mit Freuden eine Schrift be grüßen, die uns wieder einen Fortschritt in dem zum großen Theil noch unerforschten Bereich der unbezeichneten Erstlingsdrucke bietet. Diesen Zweck erfüllt die vor kurzem in der ehemaligen Buchhändler- Metropole erschienene Schrift von l>r. Ernst Kelchner: „Die Marienthaler Drucke der Stadt-Bibliothek zu Frankfurt am Main. Bibliographisch beschrieben. Mit fünf Facsimile-Tafeln in Licht druck. gr. 4. Frankfurt a. M. 1883, Baer L Co." Der Verfasser, von der Ansicht ausgehend, daß nur durch Vergleichung der Lettern benannter Drucke mit unbenannten die Namen der unbekannten Verleger gefunden und damit die Entwicklung der Buchdruckerkunst verfolgt werden könne, liefert uns an der Hand trefflich ausge führter Nachbildungen den Beweis, wie mit Aufmerksamkeit und Verständniß diese für jeden Bibliothekbeamten unerläßliche Forschung bewerkstelligt werden kann, und daß damit nicht nur der Bibliographie, sondern auch der Culturgeschichte ein großer Dienst geleistet wird. Auf die Einzelheiten der gediegenen Schrift hier näher einzugehen, mangelt uns der Raum und müssen wir es unsern sich dafür interessirenden Lesern überlassen, in der prächtig ausgestatteten, bei L. Lichtenberg in Frankfurt am Main gedruckten Monographie, zu welcher der bekannte Sammler und Kenner von Jncunabeln, Herr Heinrich Klemm in Dresden eine Facsimile-Tafel lieferte, sich selbst umzusehen. Besonders aber möchten wir sie den jüngern Berufsgenossen im Antiquariat empfohlen haben, damit in ihnen, nach den Worten des Alt meisters Heinrich Lempertz, die Liebe für die früheren Er zeugnisse der Typographie geweckt werde, wodurch dem Ge schäftsleben des Antiquars allein jener höhere und schönere Stand punkt verliehen wird, der ihn über die Classe der gewöhnlichen Büchertrödler emporhebt. Daß dieser vor mehr als einem Menschenalter niedergeschriebene Satz auch heute noch Be achtung verdient, zeigt ein uns vorliegender kürzlich erschienener Katalog eines „Antiquars" in einer süddeutschen Residenz, der mit einer so gräßlichen — Nonchalance, wollen wir es nennen, bearbeitet ganz dazu angethan ist, dem Publicum keinen Unterschied zwischen Antiquar und Büchertrödler zu geben. Von den unzähligen Druckfehlern wollen wir nur die mehrfach vorkommenden „Antropologie" und „Logig" (für Logik) anführen; dann ist zu bemerken, daß die Angabe des Einbandes stets am Schluffe des ganzen Titels und nicht innerhalb desselben zu setzen ist, wie man durchgehends in diesem Kataloge finden kann. Daß ein Antiquar wenigstens soviel Sprachkenntnisse be sitzen muß, um einen Büchertitel richtig wiederzugeben, scheint man bei Zusammenstellung dieses Katalogs für überflüssig ge halten zu haben. Kurz das ganze Machwerk verdient als ab schreckendes Beispiel hingestellt zu werden. Zum Antiquar ge hört eben mehr als Bücher ein- und verkaufen. 8a.,üsnti sst. ?. „Notabene eines Sortimenters." (Siehe Nr. 76 d. Bl.) Jüngst trat Herr Hinz, ein Sortimenter, Vor Kunzen, den Verleger, hin. „Herr", sprach er, „unerhört, entsetzlich I Denkt: Hans, mein Nachbarsortimenter, Verkauft — o l es ist kaum zu glauben — Gewohnheitsmäßig schleudernd billiger, Als ich. — Kunz, Du mußt helfen! Dein eigner Vortheil, wohlbegriffeu, Ist der Bestand soliden Sortiments." „Ei, mit Vergnügen, Herr College! Gewiß ist mir ein Fortbestand solider Rühriger Firmen sehr gelegen. Denn deren Bienenfleiß nur ist zu danken Das Bißchen Absatz noch in dieser ganz trostlosen Zeit wirthschaftlichen Niedergangs. Sofort sperr' ich dem Hans das Conto! Nur eins noch; seht, da ist vor kurzem Von Peter, einem jungen, tücht'gen Gelehrten dieses Buch erschienen. Hans, Euer Nachbarsortimenter, Bestellte gleich aufs Circular hin Dreizehn für zwölf, und seht, soeben Kommt just die gleiche Nachbestellung Nun, was Hans kann, kann Hinz nicht minder! Wie ists, ich liefre Euch die dreizehn Baar aus, und sperr' dem Hans das Conto?" -- „Bon Peter? Peter? Hm, den Namen Kenn' ich noch nicht, Hab' nie gelesen, Daß jüngst von diesem jungen, tücht'gen Gelehrten sei ein Buch erschienen. Dazu bei Euch! — Je nun, Ihr wißt ja, Im Börsenblatte steht so Vieles — Ich bin geplagter Sortimenter — Wahrscheinlich Hab' ichs übersehen." „Hm, Hm", brummt Kunz, „habt Ihr denn etwa Mein Circular gar nicht erhalten: Auf Kupferdruck in Roth- und Schwarzdruck?" „Ja, lieber Kunz, dann ists kein Wunder, Daß ich nicht Euren »Peter« kenne. Ich bin geplagter Sortimenter, Hab' Zeit nicht, all' die Circulare Der Herrn Verleger durchzulesen. — Adieu, Herr Kunz! Nicht wahr, und mit dem Schleuder-Hans bleibt's bei der Absprach I" Und aus der Thüre ging der alte Sortimenter. „Herr Schmidt", rief Kunz zu dem Gehilfen, „1 »Peter« liefern Sie Herrn Hinz aus, condition, »zu thätiger Verwendung«; Herrn Hans bleibt offen noch das Conto l" V.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder