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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.02.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-02-04
- Erscheinungsdatum
- 04.02.1936
- Sprache
- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel einander, die Besucher bewegten sich tatsächlich einmal wie ein Strom durch die Ausstellung. Indem einer den anderen treiben würde oder zurückhielte, jeder also etwas von dem vor ihm und hinter ihm Gehenden beeinflußt würde, ergäbe sich ein steter Zu sammenhang wie von selbst, würde ein beinahe gemeinschaftliches Erlebnis ermöglicht. Angenehm fiele bei dieser Ausstellung auch aus, wenn die Besucher es nicht nötig hätten, den Hals zu recken, weil etwas zu groß geraten ist, oder in die Knie zu gehen, weil eine Darstellung bis weit unter Augenhöhe hinabreicht, oder gar sich über einen tiefen Ausstellungstisch und ähnliches hin verrenken zu müssen. Nicht durchaus neu, aber in der erweiterten Anwendung zu nächst etwas verblüffend wäre eine öftere und mannigfaltige mechanische Beförderung. Es ergäbe sich indes mit ihr eine teils willkommene Ergänzung der in einer Ausstellung unentbehrlichen Ruhesitze, andernteils eine gelungene Nötigung, bestimmte Aus stellungsobjekte eine bestimmte Zeit lang zu sehen, mit Nutzen zu betrachten. Diese mechanische Beförderung wäre für das Publi kum wahrscheinlich die Sensation der Ausstellung. Es ist aber kaum anzunchmcn, daß sie sich allzusehr zu Gunsten des Vergnügens und zum Nachteil des Eindruckes jener Dinge auswirken würde, die während des Fahrens zu sehen sind. Diese Beförderung müßte allerdings so sinnvoll eingebaut sein und der Ausstellungsidee zweckentsprechend dienen, damit das Moment des Vergnügens sehr bald in das Unterbewusstsein versänke. Das Tempo des Laufbandes, des Karussels, der Rolltreppe, des Fahrstuhles muß ausprobiert sei». Ohne Behinderung durch den Vorder- oder Hintermann soll man sehen und hören, in sich ausnchmcn können. Ohne sich beeilen zu müssen, und auch ohne selbst Folgende aufzuhalten, den Strom zu hemmen. Die mechanische Beförderung könnte somit also sogar regulierend wirken. Es ist beinahe verwunderlich, daß diese idealste Möglichkeit des Führens und Lettens nicht schon lange genutzt wurde. Wie die Ausstellungsleitung in dieser Beziehung überraschend neue Wege beim Ausbau gehen müßte, so bliebe es ihr auch Vor behalten, vieles andere neu und besser zu machen, als der Aus stellungstechniker es bisher zu tun gewohnt ist. Auf diese Weise würde eine Ausstellung endlich einmal zu dem unterhaltsamen, lebendigen Lehrmeister mit Eigenart, von dem man sich gern fesseln ließe. Man sollte sich jedenfalls nicht scheuen, ungewohnte Mittel anzuwenden, wenn sie nur Gewähr dafür leisten, den eng sten Kontakt mit dem Beschauer herzustellen und zu erhalten. Ver mieden werden müßten dabei allerdings Künsteleien und Ge schmacklosigkeiten. Bis ins kleinste muß diese Ausstellung durchdacht sein. Und dazu gehört eine Gemeinschaftsarbeit unter zielbewusster Führung. Wie bei einem Film, wie bei einem Theaterstück, bei einem Werbe- wcrk müßte da ein Regisseur, ein Werbefachmann sein, der wüßte, worauf es ankommt, der dem Gesamtinhalt erst die ihm gemäße Form suchte, eh« er die Arbeiten verteilte. Der die Arbeit aller übersehe und leitete, der im Banne der Idee das Gesamtwerk wie aus einem Gusse schassen würde. Diese Ausstellung dürste nicht wieder nur ein Sammelsurium in einem auffälligen Rahmen sein, von verwirrender Vielfältig keit für den Durchschnittsbesucher. Ein gedruckter Führer für diese Ausstellung sollte aus jeden Fall entbehrlich sein; denn selten nur erfüllen solche Führer ihren Zweck. Fühlt sich der Besucher in der Ausstellung wie in einem Labyrinth, so wird ihm auch ein ge druckter Führer kaum helfen, sich durchzufinden. Vielen fällt es oft ebenso schwer, ihn zu handhaben, wie es schwierig ist, ihn wirk lich Praktisch zu gestalten. Auch ein menschlicher Führer ist eine an sich widersinnige Maßnahme. Denn durch ihn wird dem Be sucher wohl eine bestimmte, aber keineswegs eine gründlichere Kenntnis der Ausstellung vermittelt. Verständlichcrweise macht ein Führer nur auf die hauptsächlichsten Dinge aufmerksam. Und er kann bei seiner Führung im großen Zuge dem einzelnen nicht dis Zeit lassen, sich mit dem oder jenem etwas mehr abzugeben. Gut gestaltete Ausstellungsgegenstände bedürfen keines Erläu- terers, eine geschickte Anordnung keines Vorangehenden, durch dachte Texte keines Vorlesers. In der Ausstellung -Dein Buch- gcfährte- sollen sich die Besucher ganz und gar auf die Führung durch die Sache an sich verlassen können, jede Zwischenschaltung 110 eines Buches oder eines Menschen zur Sehaulcitung oder Erklä rung sollte vermieden werden. Dafür aber könnte zum Schlüsse des Rundganges eine Bro schüre ausgegeben werden, die zur Unterstützung der Aufgabe bei trägt, die sich diese Ilusstellung stellt. Mit ihr sollte der Inhalt der Ausstellung noch einmal in konzentriertester Form geboten werden, und zwar ganz aus den Zweck der Ausstellung hin abge- stcllt. Man könnte zu dieser Broschüre noch einen steisen Umschlag fügen, der der Ausnahme von Einzelverzeichnissen bestimmter Gruppen von Büchern diente, die man mitten in der Ausstellung Automaten entnehmen könnte. Und wie in der Ausstellung oft und wirksam mit kurzen Hinweisen für den Bucherwerb über den Buchhändler geworben werden müßte, so müßte auch diese Bro schüre, und so sollten auch die Verzeichnisse Werbeträger für den Buchhändler sein. (Die Listen könnten gleichzeitig allen Sorti mentern im Reiche zugchen, verbunden mit einem Sonderdruck für die Angabe der Verleger.) Wie der Zweck der Ausstellung »Dein Buchgefährle«, die Volksgenossen dem Buche — über den ordnungsmäßigen Buchhan del — wieder näherzubringen, ihm die große und vielfältige Auswirkung deutschen Geistes wieder einmal beivußt werden zu lassen, auf die Form der Ausstellung bestimmenden Einfluß haben müßte, so sollte der Einfluß ebenso stark auf die Wahl des In haltes sein. Das Ziel sei- Die Volksausstellung. Darum sollte» im Vordergründe stets die Bücher stehen, die für die Allgemein heit von Interesse und Bedeutung sind. Das, was der Hoch gebildete, der Wissenschafter, der Spezialist sucht, stehe im Hinter gründe. Auswahl und Darbietung müßten zu Gunsten des Er folges bei der Allgemeinheit stark gefühlsmäßig beeinflußt sei». Die Gruppierung der Bücher könnte etwa so ausschcn: Bücher des Kindes — Bücher der Arbeit — Bücher des Kampfes — Bücher der Unterhaltung — Kitsch-Bücher (zur Abschreckung) — Bücher des Wissens — Bücher der Besinnung und der Weisheit — Bücher der Kunst und Musik — Wie Bücher entstehen. In ausgeglichenem Wechsel sollten nach Büchern und Dar stellungen, die mehr oder weniger Phantasie und Gefühl erregen, solche folgen, die das Interesse bis zu neuer Spannung erhalten. In der flüssigen Durchführung dieser Aufteilung, in der Lebendigkeit der Vermittlung, in der überzeugenden Folgerichtig keit des Gesamtausbaues, wie in der sorgsamen Behandlung des Kleinsten und Letzten, im Rhythmus von Entwicklung, Steige rung, Höhepunkt und Pause, kann sich der Könner zeigen. Es soll, das sei immer wieder betont, Ausstellung, nicht nur Aus stellerei sein. Als Auftakt könnte an den Wänden eines zwangsläufig zu durchgehenden Rundraumes eine bunte Bilderfolge zu sehen sein, di« denjenigen Vorstellungen Gestalt gibt, mit denen der Ein tretende dps Thema »Buchgefährte« für sich schon verbunden haben wird. Zugleich käme diesen Bildern die Ausgabe der Vorherei- tung, der Inhaltsangabe und der Übersicht zu. Stets müßten sie einzeln vor den Abteilungen wiederkehren, den Beschauer immer von neuem einführeu. Sie wären außerdem in wechselnden Far ben zu halten, die jeweils das Gesamtaussehen der Abteilungen bestimmten. Die Abteilung: »Bücher des Kindes- sollte ein ganz anderes Gesicht als etwa die Abteilung: »Bücher der Besinnung- zeigen. Raum und Gegenstand wären stets zu einer Einheit zu verschmelzen. Oft könnte beispielsweise das Geschehen in den Büchern in Bildern an den Wänden wiederholt werden, sodaß sich die von den Büchern empfangenen Eindrücke verstärkten. An Darstellungen, die Verbreitung, ungewöhnliche Auflagen höhe von Büchern und vieles ähnliche schildern, könnte das Lauf band vorübersühren. Durch die Schrcckcnskammern des Kitsches, die durch Herausstellen von lächerlichen Texten, Ungereimtheiten, witzlosen Wiederholungen, schaurigen Bildern usw. usw. zu ge stalten wären, müßte man in kleinen Wagen fahren. Vom karusselartigen Drchplatz aus sollte man Einblick erhalten in den Reichtum der Bücher, die unsere Klassiker uns schenkten. Und Bücher, die, wie das Buch »Mein Kamps- von Adolf Hitler bei spielsweise, von außerordentlichem Einfluß auf das Schicksal unseres deutschen Volkes waren und noch sind, bedürften selbst-
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