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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.01.1936
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- 1936-01-29
- Erscheinungsdatum
- 29.01.1936
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362 Nummer 24. 29. Januar 1S3S Schwades Kampf Schillers Beerdigung und die Aufsuchung und Beisetzung seiner Gebeine 18«5 182«, 1827 nm Schillers Beerdigung Nach Alte »stucke» und «nithentischcn Mitteilungen des Hofrats und ehemaligen Bnrgcrnicistcrs von Weimar Carl Leberecht Schwabe von vr. Julius Schwabe 1. Neudruck 1SZ2 Seit Jahrzehnten völlig vergriffen Erstmalig erschienen 1852 Zur Ehrenrettung Schwabes! Um Schillers Tod. Nachstehender Abschnitt ist dem Schwabe» schen Buche gekürzt entnommen. Kür die Auseinandersetzung zwischen Prof. Hecker und Frau vr. Ludcndorff von größter Wichtigkeit. Mit diesem so aufschlußreichen Buche sollten sich alle Freunde Schillers eingehend befassen. Es ist wahr, Schiller erntete nicht so viele äußere Zeichen der ihm gezollten Verehrung und nahm nicht die hohe Stellung ein wie Goethe: auch waren selbst seine späteren Le bensjahre nicht immer frei von pekuniären Sorgen. Dock neben der Verehrung, die sein Name überall fand, glänzte in Schillers Lor beerkranze eine Blüte, derenGoethe nicht in glei chem Maße sich erfreute; Schiller war nicht nur von jung und alt, in Nähe und Ferne hoch verehrt, er war auch geliebt, so allgemein, wie selten ein Sterblicher vor und nach ihm. Als Schwabe am 11. Mai 1805, nachmittags zwischen 2 und 4 Uhr, von einer mehrtägigen Geschäftsreise nach Weimar zurllckkehrte, war sein erster Weg, noch ehe er irgend jemand ge sprochen hatte, in das Haus seiner Braut. Aus dem weniger heiteren Entgegenkommen der letz teren schloß Schwabe, daß irgend etwas Trau riges sich ereignet haben müsse, und er hatte sich nicht getäuscht, denn er erfuhr nun aus dem Munde seiner Verlobten, daß Schiller be reits vor zwei Tagen gestorben sei. Dem Schmerz, welchen bei dieser Nachricht Schwabe empfand, gesellte sich bald das Gefühl der Entr ü st u n g hinzu, als er weiter erfuhr, der große Tote solle noch in dieser Nacht ganz in der Stille beerdigt werden, und bezahlte Handwerker, wahrscheinlich die Schneider oder die Tischler, würden ihn zu Grabe tragen. Doch Schwabe begnügte sich nicht damit, zu trauern und zu zürnen; mächtig regte sich in ihm der Drang, jenes Vorhaben zu ver hindern. Sein Entschluß war bald gefaßt, und in der Tat, rasches Handeln war sehr not wendig, denn in 7 bis 8 Stunden sollte ja Schiller begraben werden, und bereits waren alle dazu nötigen Vorbereitungen, so arm und klein sie waren, getroffen. Schwabe eilte zu Frau von Schiller, wurde aber hier nicht ange nommen, und auf sein nochmaliges Anmelden mit dem Zusatze, daß er wegen des Begräb nisses ihres Gatten, das doch schon diesen Abend erfolgen solle, sie nur einen Augenblick sprechen zu dürfen, dringend bitte, ließ ihm Frau von Schiller durch den Bedienten Rudolph sagen: sie sei so sehr in ihren Schmerz versunken, daß sie ihn unmöglich sprechen könne, und betreffe sein Wunsch das Begräbnis ihres seligen Man nes, so möge Schwabe sich an den Oberkonsisto rialrat Günther wenden, der alles deshalb Nötige zu besorgen übernommen habe. Was dieser an ordne, werde die Schillersche Familie gut heißen. Schwabe begab sich nun sofort zu dem nahe wohnenden Oberkonsistorialrat Günther, sagte ihm, daß er erst vor einer halben Stunde bei seiner Rückkehr von einer Reise erfahren habe, Schiller sei tot und solle diese Nacht ganz in der Stille durch Handwerker zu seiner letzten Ruhestätte getragen werden. Sein, wie gewiß aller der zahllosen Verehrer Schillers, Gefühl sträubte sich dagegen, daß der große Dichter seinen letzten Weg so in nächtlicher Stille und Verborgenheit, ohne freundliche Begleitung, auf den Schultern dafür bezahlter Handwerker, zurücklegen sollte, von denen nicht anzunehmen sei, daß sie den unendlichen Wert des Mannes, den sie tragen sollten, auch nur einigermaßen zu schätzen wüßten. »Ich bin«, fuhr Schwabe fort, »von Frau von Schiller an Sie gewiesen, und bitte Sie nun dringend, zu gestatten, daß doch wenigstens Männer, welche Schillers Genius zu würdigen wissen und es lebhaft empfinden, was die ganze gebildete Welt an ihm verloren hat, ihm die letzte irdische Ehre erweisen und ihn zu Grabe tragen dür fen«. Schwabe erhielt die trockene Ant wort von Günther: »I a, l i e b e r F r e u n d, das geht nun nicht mehr, es ist schon alles geordnet«. Als nun aber Schwabe in sei nen Bitten dringender wurde, als er erklärte, daß er für die Bezahlung der bestellten Träger einstehen wolle, und als er zuletzt unverhohlen äußerte, es würde eine S ch a n d e f ü r W e i - m a r, ja für ganz Deutschland sein, wenn die Leiche des edelsten und geliebtesten Dichters von bezahlten, teilnahmlosen Menschen zu Grabe getragen würde, da schien es, als ob die eisige Rinde um das Herz des für Schillers Beerdigung Beauf tragten zu schmelzen beginne, und er frug den unermüdlichen Bittsteller: wer denn die Verehrer des Verstorbe nen seien, die seineLeiche zuGrabe tragen wollten? Noch konnte Schwabe, sich selbst ausgenom men, niemand namentlich auffllhren; er konnte nur die lebendige, gewisse Versicherung geben, daß seine zahlreichen Freunde gleiche Gesinnung mit ihm teilten und daß er dem Herrn Ober konsistorialrat innerhalb einiger Stunden ein Namensverzeichnis vorlegen würde. Auf diese Versicherung hin ward für Schwabe und seine Freunde das Versprechen erteilt, daß sie Schillers Leiche zur Totengruft tragen soll ten, und die Handwerker wurden abbestellt. Schwabe eilte nun in der Stadt herum zu Freunden und Bekannten, erhielt von keinem, den er zu Hause antraf, abfäl ligen Bescheid, und setzte gegen 7 Uhr abends, teils um die, welche er nicht in ihrer Wohnung angetroffen hatte, noch eiuzuladcn, teils um das Nähere über Trauerkleidung und Versammlungsort anzuzeigen, das noch im Original vorhandene Zirkular auf. Alle fanden sich um die bestimmte Stunde in Schwabes Wohnung ein. Es waren im ganzen 20 oder 21 Männer. Schwabe konnte sie noch spät des Abends dem Oberkonsistorialrat Gün ther namhaft machen. Still und ernst begab sich nach Mitternacht der kleine Zug nach Schillers Haus . . . Hier spricht ein Augenzeuge, der Schiller selbst mit zu Grabe getragen hat und lüftet damit zugleich ein geheimnisvolles Dunkel über diesen erschütternden Borgang. AuS dem Bericht geht klipp und klar hervor, daß die Beerdigung nicht nach dem Wunsche der Frau von Schiller erfolgte, sondern nach Anordnung bestimmter Kreise. Jeder Buchhändler sollte diesen wichtigen Tatsachenbericht lesen. — In Kürze erscheint der dritte Neudruck mit den ergänzenden, Schiller in seiner Gesamtheit würdigenden Aufsätzen: Zur Ehrenrettung Schwades mit Gegenüberstellung von Schillers und Goethes Begräbnis — Bruchstücke aus dem „Ungesühnten Frevel" — Nachdenkliches über ..Wie Schiller verscharrt wurde" — Schillers Freiheitsgedanken in seiner Entwicklung und Bollendung — Schiller und die Gegenwart — Schiller» rede, gehalten von Friedrich Theodor Bischer, Verfasser des „Auch Einer" — Kritisches zu FroriePs Lchädelfund 1911. Preis kart. RM 2.— (A Georg Kummer s Verlag / Leipzig CI E)
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