Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.12.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-12-10
- Erscheinungsdatum
- 10.12.1932
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19321210
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193212106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19321210
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1932
- Monat1932-12
- Tag1932-12-10
- Monat1932-12
- Jahr1932
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ix? 288, IO. Dezember 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. DtschnBuchkqndel. Die Übernahme Gerekes in die Regierung, wenn auch nur als Kommissar, nicht als Minister, läßt nun des weiteren aber vermuten, daß damit seine bekannten Arbeitsbeschaffungspläne, die im übrigen in Fühlungnahme u. a. mit dem Stahlhelm, dem Reichsbanner und den Gewerkschaften zustande gekommen sein sollen, in das Regicrungsprogramm ausgenommen sind. Beacht lich ist im Zusammenhang bannt, daß Reichsbanlpräsident Luther in seinen letzten Verlautbarungen seine Gegnerschaft gegen die Finanzierung des Gerekeschcn Projektes gemildert, wenn nicht überhaupt aufgegeben hat. Äußerlich wird das damit begründet, daß die für die erwähnten Einstellungsprämien zugesagten 700 Millionen Mark nach deren Fortfall ja srei geworden seien und nun für den Gereke-Plan zur Verfügung stehen könnten. Die Gegnerschaft gegen die Wagcmannschen Vorschläge und Ab sichten besteht anscheinend dagegen noch unvermindert fort. Sind aber wirklich alle aus dieser Richtung in erster Linie für die Bank- und Kroditwirtschaft drohenden Gefahren beschworen? Den planwirtschaftlichen Ideen wird man wohl immer noch be sondere Beachtung schenken müssen. Auch den Gerekeschcn Plänen gegenüber können noch nicht alle Bedenken schweigen. Er wird sehr genaue Grenzen einhalten müssen, wenn kein Scha den entstehen soll. Unbedingt dürfen nur solche Arbeiten in An griff genommen werden, die sich schon in absehbarer Zeit bezahlt machen und darauf rechnen lassen, daß sich die dafür anszu- nehmenden Kredite einmal von selber tilgen. Langfristige, keinen Ertrag versprechende Investitionen kommen nicht in Frage. Die Finanzierung muß auch so durchgeführt werden, daß nicht aus die Sparkassen und ähnliche Institute zurückgegrifsen zu werden braucht. Derm Mittel, die erfreulicherweise dank wachsender Einlagen und fortschreitenden Abbaus der Krisenschulden wieder zunehmen, müssen für den Personalkredit des Mittelstandes in Handwerk und Einzelhandel zur Verfügung bleiben. Im übri gen darf es sich bei der Arbeitsbeschaffung nicht um Unterneh mungen der öffentlichen Hand selbst, womöglich im Regiebetriebe, handeln. Die öffentlichen Körperschaften haben nur als Auf traggeber für die Privatwirtschaft auszutreten. Nur unter alle» diesen Voraussetzungen hat es Sinn und verspricht es Erfolg, daß die Jnitialzündung für die Ankurbelung des Wirtschafts motors nunmehr also doch der öffentlichen Hand überlassen und zugewiesen werden soll. Daß das eine nicht unwesentliche Ab weichung von dem ursprünglichen Programm Papens bedeutet, kann nicht zweifelhaft sein. Die Wirtschaft wird die weitere Ent wicklung, die noch in jeder Beziehung offen ist, sehr wachsam beobachten müssen. Dabei bleiben die Kominunalfinanzen ferner hin eine große Sorge. Für den Enderfolg steht weiter fest, daß der wirkliche Auf schwung nicht aus Deutschland allein heraus und nicht nur aus eigener Kraft kommen kann. Es bleibt dabei, daß es nur darauf ankommen kann, die deutsche Wirtschaft instand zu setzen, sich an die erwartete Weltkonjunktur sofort aussichtsreich anzuhängen. Auch in dieser Hinsicht hat sich aber die Lage bisher eher verschlechtert als gebessert. Die Weltwirtschastskonferenz wird wahrscheinlich erst im Mai zusammentreten können. Das unerwartet große Staatsdefizit in den Vereinigten Staaten er leichtert die Lösung der Kriegsschuldenfrage nicht gerade. Aus der anderen Seite erhöht die französische Unnachgiebigkeit in der Rüstungsfrage die Spannung. Vorläufig ist noch kein Ausweg sichtbar, aus dem man aus der Sackgasse herauskommen könnte, in die man nachgerade geraten ist. Immerhin sind Vorarbeiten im Gange. Es liegt ja auch im Interesse aller, zu einer Ver ständigung zu kommen. Eine entscheidende Rolle dürfte schon die jetzt gerade wieder in den Vordergrund getretene mandschurische Frage zu spielen berufen sein. Es ist zu beachten, daß der Lytton- Bericht zuletzt auch das Zusammenarbeiten der Mächte zum Wiederaufbau Chinas empfiehlt. Japan hat diesen Hinweis in seiner Stellungnahme zu dem Bericht ausgegrifsen. Es würde sich dabei vermutlich die Mandschurei als besonderes Arbeitsge biet wählen und zuweisen lassen wollen. GelängeabereineGesamt- einigung auf diesen Gedanken, so wäre nicht nur ein erster Be weis allseitigen guten Willens zu friedlicher Aufbauarbeit er bracht, sondern mit dem Wiederaufbau und der weiteren Ent- «78 Wicklung des 400-Millionen-Marktes China ein wirtschaftliches Aufgabengebiet erschlossen, das der Weltwirtschaft unbedingt die erwartete Konjunktur bringen müßte. Hoffentlich nehmen die Dinge diesen Lauf. Wie weitgehend die Krise die deutsche Wirtschaftskraft schon erschöpft und verbraucht hat, lassen die eben jetzt veröffentlichten Zahlen über d ie E n t w i ck l u n g des deutschen Volks einkommens erschreckend deutlich erkennen. Es betrug nach den Ermittlungen und Umrechnungen des Statistischen Reichs amts insgesamt (in Milliarden Mark) für Jnlandszwecke (in Milliarden Mk.) 45.7 dasselbe, in Kaufkraft von 1928 (in Milliarden Mark) K9.3 je Kopf der Bevölkerung sln Mark) ie Vollperson <in Mark) Dasselbe, in Prozent von 1913 Nur das nach Abzug der Tributleistungen für Jnlands zwecke übrig bleibende Einkommen ist natürlich zu berücksichti gen, und erst die Umrechnung auf die Kaufkraft von 1928, dem letzten Jahr guter Konjunltur, ergibt Vergleichsmöglichkeiten tatsächlicher, nicht bloß ziffernmäßiger Natur. Außerdem gibt erst die Umrechnung auf das Durchschnittseinkommen je Voll- pcrson das richtige Bild; denn die Überalterung unseres Volkes, die inzwischen eingetreten ist, hat natürlich das Gewicht der nichts verdienenden und auch am Verbrauch anders beteiligten Kinder verändert. Daun aber ergibt sich, wie die Rechnung zeigt, daß das Volkseinkommen 1931 schon nur noch 78 Prozent des Vorkriegseiukommens ausmachte. Inzwischen ist es noch wesentlich weniger geworden. Die Verteilung der Privatein kommen auf die einzelnen Einkommensquellen ergibt sich aus folgender Zusammenstellung (Milliarden Mark Kaufkraft 1928): 1913 1925 1928 1931 45.7 60.0 75.4 57.1 45.7 58.9 73.4 56.1 69.3 63.9 73.4 62.6 1162 1024 1153 969 1505 1262 1415 1180 100 84 94 78 1913 1925 1928 1931 Land- und Forstwirtschaft 8.6 6.2 5.8 5.2 Handel und Gewerbe 14.0 11.8 12.2 8.4 Lohn und Gehalt 31.4 36.6 42.6 36.9 Kapitalvermögen 8.7 1.3 2.8 3.4 Vermietung u. Verpachtung 1.3 0.6 0.8 1.9 Renten und Pensionen 2.1 6.0 8.4 11.2 Dazu Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung 0.8 1.4 2.3 2.5 Diese Zahlen zeigen, wo vor allem die Einkommensschrump- suug stattgefunden hat. In den Posten Renten und Pensionen spürt man Krieg und Inflation. Das ganze Elend der Krise zeigt sich im Rückgang des Unternehmereinkommens der ersten beiden Posten. Daß das Arbeitseinkonnnen (Lohn und Gehalt) höhere Zahlen aufweist, erklärt sich lediglich aus dem Anwachsen der erwerbstätigen Bevölkerung. Auch hier gibt erst die Um rechnung aus die Kopfguote das richtige Bild. Es betrug näm lich das Arbeitseinkommen: insgesamt (in Milliarden Mark) insgesamt, in Kaufkraft von 1928 (in Milliarden Mark) 31.4 je verfügbaren Arbeitnehmer, Kaufkraft 1928 (in Mark) 17SS je beschäftigten Arbeitnehmer, Kaufkraft 1928 (in Mark) 1794 je vollbeschäftigten Arbeitnehmer, Kauf kraft 1928 (in Mark) 1784 1777 Bei Zugrundelegung aller verfügbaren Arbeitnehmer, ein schließlich der Arbeitslosen, wird das Absinken auch des Durch- schnittsarbeitseinkommens deutlich. Daß sonst eine Steigerung erscheint, boweist nur, daß das eben auf Kosten der Arbeits losigkeit geht. Auch hier ist inzwischen im übrigen die Lage noch schlechter geworden; denn die Senkungen auf Grund der Not verordnung vom 8. Dezember 1931 ist in den Zahlen noch nicht -zum Ausdruck gekommen. Berücksichtigt man endlich noch die Einkommensschichtung, so wird di« allgemeine Verarmung erst ganz deutlich. Im Jahre 1913 entfielen auf die Einkommen über 6000 Mark, die über 20 Prozent des Gesamteinkommens aus machten, etwa 2 Prozent der Steuerpflichtigen, im Jahre 1928 auf die (der Kaufkraft nach etwa vergleichbaren) Einkommen 1913 20.7 1925 33.7 1928 42.6 1931 33.1 31.4 36.6 42.6 36.9 1735 1699 1865 1602 1764 1754 1986 1999 1764 1777 2008 2064
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder