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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1932
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- 1932-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1932
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- Deutsch
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5 174 ^ 264, ll. November 1932. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Das Wunderkind der „1VV0 Worte" Der Knabe Wolfgang Wohlgemuth trägt einen schönen blauen Kittel, dar auf was Gesticktes, und ist es ein Ber liner Steppke von Kopf bis Zeh, und das ist eine kurze Entfernung. Denn sein VVolktzunß IVotrltzemutk, rias cier iOOO störte. Alter ist vier Jahre. In diesem Alter weiß man sonst nicht viel mehr von der Welt, als daß es in ihr türkischen Honig, Roller und Treppengeländer, auf denen man nicht rutschen darf, gibt. Aber dieser Wolfgang, versichert seine Mutter, weiß mehr. Sie schrieb einen Brief, das war ja allerhand. „Liebe Morgcnpost, seit Juni dieses Jahres lehre ich Meinem kleinen Dub, der eben erst vier Jahre alt wurde, die englische Sprache und zwar nach dem System .1009 Worte Englisch'. Der kleine Bub kann von Juni bis heute 2000 Worte und spricht ein so feines und reines Englisch, daß er überall Aufsehen erregt. Du brauchst aber mir und meinem Schreiben nicht eher Glauben zu schenken, bis du dich selbst von der Wahrheit über zeugt hast. Aus diesem Grund stelle ich dir meinen kleinen Bub zur Prüfung zur Verfügung." Erster Gedanke: eine Enkelin Münch hausens schreibt hier aus Berlin NW, Lessingstraße 24. Aber, mal sehen. Her mit dem „Wunderkind". Und bald räkelt sich Wolfgang Wohl gemuth wohlgemut auf einem Redak tionssessel. Die Leute um ihn sind so neugierig, wie es nur Erwachsene sein können, und die Mutter ist so aufgeregt, wie es nur eine Mutter bei der Prüfung ihres Sprösslings sein kann. Die Prüfung beginnt, in freundlich sten Formen. Erst ein bißchen „blov cko xou äo" und „Wie alt bist du" und „Hast du auch noch ein Brüderchen?" in der Sprache Shakespeares. Aber sehr bald merkt man: mit „z-cs" und „no" ist SS hier nicht getan. Der Bengel macht Kon versation. Er kapiert, er weiß Dokabeln, er unterhält sich. Der Moment kommt, wo die Erwachsenen sich zusammensetzsn müssen. Ein Wunder? Ein Wunderkind? Die Tatsachen sprechen dafür, aber, gottlob, nicht das Wesen des kleinen Wolfgang. Nichts von Altilugheit, allzuzeitigem Ernst und fehlendcni Frohsinn, wie es sonst die peinlichen Merkmale der Früh reife und Frllhentwicklung zu sein pflegen. Also: ein doppeltes Wunder. Leistung und Jugendlichkeit. Die Mutter sucht es zu erklären. Sie hat — das natürliche Talent und Gedächtnis ihres Söhnchsns erkennend — ihm seit Juni dieses Jahres zu jedem Gegenstand und zu jeder Sache den englischen Namen gesagt — soweit er in diesem Zeitraum in der Lehrfolge der „1000 Worte" vorkam. So ging sie mit ihm Kapitel für Kapitel durch und zeigte das ihm Unbekannte am praktischen Beispiel. Als die Börse und die Kurs zettel in den Heften drankamen, fuhr sie mit ihm zur Börse und erklärte es ihm, soweit es das vierjährige Hirn fassen konnte. Und so mit allem anderen. So wird das Wunder entwundert, bc- griffsfähig gemacht. Kein Wunder aber ist danach, daß die Eltern und Bekannten Wolfgangs nun auf die „1000 Worte" schwören. Sie haben ja das lebende Beispiel vor Augen, wie ein kleines Kind im normalen Er- wachscnen-Lehrgang (sechs Hefte in vier Monaten) 2000 Vokabeln sich aneigncte. „Ist ja kinderleicht" — hier ist's be wiesen. Von alledem, was um ihn und über ihn gequackelt wird, weiß der kleine Wolfgang glücklicherweise nichts. Er redet englisch wie ein Lord, ist herzhaft un bekümmert und räkelt sich, wie gesagt, wohlgemut in seinem Sessel. Das Examen ist übrigens von amüsanten Mißver ständnissen nicht frei: wenn der fremde Onkel mit der Brille ihn mit hoch- gehaltener Hand väterlich fragt: „Hov man)- singers lmve 1 bere?" — dann klopft ihm der so artige Wolfgang plötz lich tüchtig auf die Finger. Denn „Hov" hört sich ja zunächst mal wie „Hau!" an, und immer ist man ja nicht gleich auf In-Englisch-Denken geeicht. Also — haut er, folgsamerweis« . . . Und ganz aus ist die Bescherung, als — etwas verfrüht — eine große Tüte mit allerhand Süßem in Sicht kommt, di« als Belohnung und Krönung des Examens gedacht war. Da siegt die Zunge über das Hirn, und aus dem heimlichen Engländer wird ein unheim licher Berliner, ,,'ck will 'nen Bonbon, Mutta" —, und zwar auf gut Deutsch. Der Sprachschatz versinkt hinter einer Bodenerhebung knisternder Papierhüllen. Und gleich hat Wolfgang, das Wunder kind, in allen Sprachen Bauchweh . . . lZ Die Wertschätzung der „LOVV Worte" ist so allgemein, daß wir Anerkennungsschreiben, die wir ständig bekommen, nicht zu veröffentlichen pflegen. Aber dieser neue Beweis für die Güte unsrer Sprachbricfe ist so eindrucksvoll und einmalig, daß wir ihn nnscrn Geschäftsfreunden nicht vor enthalten wollen. Wir benutzen die Gelegenheit, nochmals auf die neue Lieferungs-Ausgabe der „1VVO Worte Englisch" hinzuweisen. die es für 2V Pfennig alle 14 Tage jedem ermöglicht, leicht und gut Englisch zu lernen. Soeben erschien das dritte Heft. Heute Zettel. Verlag Ullstein.
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