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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1928
- Strukturtyp
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- 1928-07-21
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1928
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- Deutsch
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X- 168, 21. Juli 1928. Redaktioneller Teil. Die Gesellschaft der Bibliophilen hat nicht nur ein Recht, sie hat die Pflicht, ihren Gründer und verdienten Förderer zu feiern. Mit ihr hat aber auch der gesamte Buchhandel in allen seinen Teilen die Pflicht, sich des Gefeierten dankbar zu erinnern. Mit den durch ihn in Deutschland erweckten bibliophilen Neigungen und Interessen war ein Aufstieg des Verlags- und Sortimentsbuchhandels und des Antiquariats verbunden, der mit seinen äußeren Verbesserungen der Buchausstattung auch wesentliche Steigerung der geschäftlichen Erfolge brachte. In die Zeit der Errichtung der Gesellschaft siel die Gründung und der Aufstieg einiger der jetzt bedeutendsten und inter national angesehensten Verlage Deutschlands, und, wenn auch in gewissen Grenzen, so hat auch das deutsche Antiquariat von der bibliophilen Wirksamkeit Zobeltitz' viele Anregungen und Förde rungen empfangen, wie denn auch selbstverständlich manche Bücher sammlung auf ihn zurückzufllhrcn ist. Vielleicht kann sogar mit noch größerer Berechtigung aus das Gesamtgcbiet der Bibliophilie bezogen werden, was Witkowski an einer Stelle seines Beitrages zu dem vorliegenden Band von der Zeitschrift für Bücherfreunde sagt: »Mehr als in jedem anderen Lande hat sie sich fähig gezeigt, über den engen Kreis der Sammler und Liebhaber hinaus zu wirken in die breiten Bereiche der Forschung und der Buchkunst». Obwohl wir nicht verschweigen möchten, daß solcher Wirkung oft genug eine gewisse Anspruchslosigkeit der deutschen Bibliophilen nach jener Rich tung entsprach, in der gerade die ausländischen Bibliophilen beson ders hervortraten. An diese Zusammenhänge sei um so eher erinnert, als wir in dem Band leider einen Rückblick auf die Geschichte der bibliophilen Interessen und Fragen seit der Gründung der Gesell schaft vermissen, die freilich keinen berufeneren und besseren Dar steller finden könnte als Zobeltitz, den humorvollen und geist reichen Plauderer, von dem wir sie hossentlich noch — vielleicht in Verbindung mit seinen Lebenserinnerungen — erwarten dürfen. Wie stets bei derartigen Sammelbänben enthält auch der vor liegende Arbeiten verschiedener Qualität. Unter den rein gelehrten Untersuchungen sind manche, die den Buchhändler, vor allem den Antiquar, sachlich interessieren und ihm Anregung geben. So etwa die sehr ergiebige Darstellung, die Gustav Wahl, der Hamburger Bibliothekar, »Aus der Geschichte der deutschen 'Auslandszeitungen gibt, die durch die gegenwärtige Pressa in Köln besonders aktuell sein dürfte, und dort vielleicht einige Illustrationen findet, obwohl die von Wahl angeführten Zeitungen sämtlich zu- den großen Seltenheiten des Antiquariätsmarktes gehören. Wir erfahren, daß bereits 1843 in Dänemark, wo zuerst die meisten deutschen Zeitungen erschienen, eine »Wöchentliche Zeitung- herauskam, die 14 Jahre vor der ersten dänischen Zeitung Kopenhagens erschien. Besonders interessant sind die Tatsachen, die Wahl von den deutschen Zeitungen Nordamerikas berichtet, deren erste die im Mai 1732 erlchienene Philabelphische Zeitung war, die wie viele gleiche Unternehmungen tn anderen Ländern bald aus Mangel an Abnehmern — diese Hane nur SV — eingchcn mußte. Ihr Herausgeber war Timotheus, ihr Drucker wurde später sehr berühmt, es war Benjamin Franklin. Einige Jahre später gab Christoph Saur, ein 1724 ausgewandcrter Westfale in Germantown eine Zeitung heraus, unter dem Titel: »Der hochdeutsch pennsqlvanische Geschicht-Schreiber, oder Sammlung wichtiger Nachrichten aus dem Natur- und Kirchenreich-, die bereits 1751 viertausend, später sogar die doppelte Zahl Abonnenten gehabt haben soll (über diesen sehr produktiven Kollegen ist auch in Moriz Sondheims gesammelten Aussätzen ein interessanter Beitrag zu fin- denj. — Erich Ebstein, der sich schon oft um die Untersuchung der Beziehungen der Wissenschaften, besonders aber der Medizin zum Buchhandel verdient machte, teilt »aus der Frühzeit der Göttinger gelehrten Anzeigen- einen unbekannten Brief I. D. Michaelis an A. von Haller mit, und Witkowski erzählt von der ältesten Leipziger Zeitschrift, einer Meßrclatton aus dem Jahre 180g, deren glücklicher Besitzer er ist. Paul Hirsch, der Frankfurter Bibliophile und Besitzer der (neben der kürzlich zur Versteigerung gelangten Bibliothek Wolffheimj wohl schönsten und bedeutendsten deutschen Musikbibliothek, berichtet von einigen großen Seltenheiten seiner Sammlung, und bringt den Be weis für die von Zobeltttz immer wieder betonte und hervorgehobene Meinung, daß »Wissenschaft und Bibliophilie keine Gegensätze stnd- — eine Tatsache, für die der vorliegende Band eigentlich nahezu so viel Beweise wie Arbeiten cnihält. Gerade dieser Beitrag von Paul Hirsch aber sei von jenen »Gebildeten unter den Verächtern der Bibliophilie und der Bibliophilen« beachtet, die sie als Snobismus ab tun wollen. Hier beweist das Gegenteil ein Laie, der aus Liebe zur Musik und zu den Büchern eine Sammlung zusammenbraibte. die das gerade in Laienkreisen so wenig gepflegte Gebiet der Musikgeschichte (eine merkwürdige Tatsache übrigens, die in unverständlichem Wider spruch steht zu der allgemeinen Verbreitung musikalischer Tätigkeit aller Artj fast komplett von den frühesten gedruckten Zeugnissen bis aus unsere Zeit darstellt. Weiter aber zeigt dieser Beitrag uns, unter denen mancher — apriori oder auch «posteriori — Ungläubige sein dürste, daß es wirklich noch richtige, wenn auch leider sehr wenig Bibliophilen in Deutschland gibt, Sammler von Format, die einen Vergleich mit denen Frankreichs, Englands und auch wohl Amerikas aushalten. Erwähnenswert ist ferner der Beitrag des Grase» Har denberg, ein Scherz, den er »Buchstabenzauber» nennt und hinter dem für Kenner solcher Dinge eine sehr mühevolle Arbeit, sicher auch mancher Arger mit dem Setzer und überdies vielleicht sogar ein tieferer Ernst steckt. Gerade in der Zeit, da jeder Tag uns mit zu viel Gedrucktem überschwemmt, ist es gut, daran erinnert zu wer ben, daß es so etwas wie ein Geheimnis der Schrist und der Buch staben geben dürfte, und daß die »Schwarzen- Lettern ein »Nimbus des Magischen- umgibt. Für die Buchhändler am interessantesten find 3 Beiträge, die sich mit Buchhändlern befassen und von denen 2 von verehrten Kollegen stammen. Da ist zunächst der interessante Aussatz des bekannten Hossmann-Forschers C. G. von Maaßen über »Hosfmann, Leon hard Schräg und das Frauentaschenbuch-. Mit der Fülle des Spezialwisseus des Verfassers wird hier ein kleiner Ausschnitt aus Hosfmanns literarisch-buchhändlcrischen Beziehungen betrachtet, außerdem aber wird ein sehr anregender Einblick in die Schütze des Vcrlagsarchivcs der Schragischcn Buchhandlung geboten, das vor kurzem die Münchener Staatsbibliothek als Geschenk erhielt. Wie erfreulich klingen Jean Pauls Worte: »In Nürnberg ist ein neu angehender Buchhändler Schräg, zugleich reich und brav, welchem Sie mit einem Manuskripte Freude machen würben« — ob solche Be teuerungen auch heute noch tn Autorenbriesen zu finden sind, ob es auch heute noch Verleger gibt, die Freude an Manuskripten haben? Freilich klingt es gleich anders, zeitgemäßer und wohlvcrtraut, wenn von Hosfmann gemeldet wird, daß er über »schmales Honorar und Schrags langweilige Manier» stöhnt — die Weise und den Text kennen wir. Der Aussatz erzählt viel von Hoffmanns Beziehungen zum Buchhandel und zu seinen Verlegern, und wird auch guten Hoff- mann-Kennern darüber Neues sagen. Viel weiter zurück in die Geschichte unseres Berufes führt uns die Arbeit Moriz Sondheims über einen Kollegen aus der Renaissance, den Handschristenhändler »Vespasiano da Bisticci«, den und dessen Erinnerungen er in seiner' exakten, fachlichen Art betrachtet und erläutert. Damit gibt er uns wieder ein Stück der Kulturgeschichte des Buches, über die er uns schon so manchen anregenden Beitrag vorgelegt hat, daß man nur immer wieder wünschen muß, von ihm doch noch einmal eine zusammenhängende Darstellung zu diesem Thema zu erhalten. Kür die Gründlichkeit und Exaktheit der wissenschaftlichen Arbeit, die hinter diesem Beitrag eines Buchhändlers, eines Laien oder Dilet tanten also, steckt, zeugt ein Anmerkungsanhang von über 150 Nach weisen und Zitaten. Zuletzt aber und nachdrücklichst sei auf Martin Breslauers Bei trag hingewiesen, ein Stück lebendigster Gegenwart: »Erinnerungen eines Antiquars«. Geistreich plaudernd, mit großzügiger Freiheit, mit weisem Humor und mit tieser Skepsis erzählt der Berliner Antiquar seinen Werdegang. Er nennt das Gebotene allzu bescheiden »Erinnerungen an Erinnerungen». Die Fähigkeit, unterhaltsam zu erzählen, trifft hier zusammen mit großem Erlebnisreichtum — Breslauer, der bei Baer, Olschki und Weiter war, der die inter nationale große Sammlerwelt persönlich kennenlernte, hat viel gesehen, viel erlebt. Wir werden bei seiner Lektüre zu Wag nerianern: Wir »möchten gerne alles wissen« und hassen, daß eine erweiterte Ausgabe einmal die regelrechte Autobiographie Bres lauers bringt. Diese überaus anregend geschriebenen Erinnerungen, in die viele Anekdoten eingeflochten sind, bieten lebendigste Gegen wart, — und doch ... wie wett zurück liegt diese Zeit. In Wehmut lesen wir, wie der junge Breslauer nach London, nach Paris, nach Italien zieht, und wir fragen uns, welche Gelegenheiten zum Erwerb derartiger internationaler Kenntnisse und Erfahrungen der heutige Nachwuchs hat. Durch den Beitrag Breslauers wird diese Fest schrift eigentlich zu einem notwendigen Bestandteil der buchhänd- lertschen Hausbibliothek. Es ist unmöglich, die anderen Arbeiten alle einzeln aufzusilhren; die getrosfcne Auswahl der erwähnten Arbeiten bedeutet kein Ouali- tätsürtetl. Unter den nicht erwähnten ist auch noch sehr viel Gutes, sehr viel Interessantes. Wiederholt sei seftgestellt, daß gerade wir Buchhändler viel Anregung in diesem Sammclband finden, der durch die hohe Qualität seines Materials und durch die Gediegenheit seiner Ausstattung außergewöhnlich preiswert ist. 835
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