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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1934
- Strukturtyp
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- 1934-09-27
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1934
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- Deutsch
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226, 27. September 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Lischt,. Buchhandel. »Allein von den Kämpfern und Trägern der neuen Weltanschauung des Nationalsozialismus wird Gestalt und Inhalt des neuen deutschen Schrifttums bestimmt und die Partei Lenkt nicht daran, sich von außen her ein Schristtum aus drängen zu lassen«. Es entspricht einer liebgewordenen Vorstellung reaktionärer und gleichgeschalteter Kreise, heute die Idee des totalen Staates ge flissentlich in einer Form zu predigen, die die nationalsozialistische Revolution als eine zivar notwendige, aber jetzt erledigte Angelegen heit darstellen möchte und an deren Stelle aus irgendeiner mystischen Vorstellung heraus der absolute Staat tritt, der die Ausgabe hätte, die Wogen der nationalsozialistischen Revolution jetzt in die Bahnen zu lenken, die ihrer Einstellung entspricht. Aus diesem Blickpunkt heraus entsteht dann die Haltung der jenigen, die zwar nicht am Kampf der Bewegung teilgenommen und für ihren Teil kein irgendwie erhebliches Risiko hinsicht lich dieses Kampfes übernommen haben, jetzt aber aus ihren Studier stuben oder anderen Gemächern mit mahnend erhobenem Zeigesinger Hervorkommen und der heiligen Überzeugung sind, nun der staunen den Mitwelt klarmachen zu müssen, was eigentlich der letzte und tiefste Sinn der nationalsozialistischen Revolution sei. Auch hierüber hat der Führer aus dem Parteitag vor den er schienenen Amtswaltern der Bewegung das entscheidende und not wendige Wort gesprochen: »Nicht der Staat befiehlt uns, sondern wir befehlen dem Staat. Nicht der Staat hat uns ge schaffen, sondern wir schaffen uns unseren Staat!« Aus dieser grundsätzlichen Haltung des Nationalsozialismus er gibt sich nun ohne weiteres seine Stellungnahme auch auf dem Ge biete des Schrifttums. Solange die Bewegung um die Macht kämpfen muhte, waren die Dinge verhältnismäßig einfach zu überblicken. Wir hatten ein Schristtum, bas aus dem Kampfe geboren wurde und dessen Mittelpunkt das Werk des Führers »Mein Kamps« war. Hinzu kamen noch Schriften von Männern aus der deutschen Ge schichte, deren Wollen wir als wesensverwandt erkannten und die in ihrem Wirken als Wegbereiter der großen deutschen Revolution gelten konnten. Hierher gehört z. B. Herder, Hölderlin, Fichte, Nietzsche, Chamberlain, Möller van den Bruck u. a., wobei aller dings beachtet werden muß, daß das Schaffen dieser Männer nicht im gesamten Umfang als nationalsozialistisch angesprochen werden kann. Daneben gab es dann ein Schristtum, bas ebensalls mit dem Wachsen der Bewegung an Umfang zunahm und das schon damals, aus den verschiedensten Lagern entstanden, der Bewegung gute Rat schläge erteilte und den Kampf der Bewegung mit munteren Reden begleitete. Eine Verwirrung konnte dieses Schrifttum im national sozialistischen Lager nicht anrichten, da alle Zersetzungsversuche durch Einschmnggelung falscher Ideen an der geschlossenen Kampffront der Bewegung scheiterten. Die dritte Abart des politischen Schrifttums, wenn man von dem der sterbenden Welt des Parlamentarismus absieht, war das Hetz-Schristtum, dessen Urheber, soweit sie nicht als Emi granten ihr Handwerk fortsetzen, sich heute schamhaft zu verbergen versuchen und nicht selten unter nationalsozialistischem Namen in der Gegenwart sich wieder bemerkbar machen. Ganz anders wurden die Verhältnisse mit dem Siege der Be wegung. Während die eigentlichen Kämpfer die eroberten Stellungen bezogen und sich anschickten, nunmehr in sachlicher und zäher Arbeit die Voraussetzungen für die Wetterführung des Kampfes zur end gültigen Durchsetzung der nationalsozialistischen Weltanschauung und Zielsetzung zu schassen, begann unter den Gleichgeschalteten und denen, die plötzlich ihr nationalsozialistisches Herz entdeckten, das schon immer für den Führer und seinen Kampf schlug, aber aus irgendwelchen Gründen sich jetzt erst bemerkbar machte, ein wahrer Begeisterungstaumel, der sich zum Teil in einer rasenden Pro duktion nationalsozialistischen Schrifttums Luft schuf. Die Erscheinungen, die hierbei zutage traten, waren geradezu abstoßend und widerlich. Es gab Naturen, die sich als wahre Ver- wandlungskllnstler erwiesen, indem sie von heute auf morgen eine vollständige Gesinnungsumstellung Vornahmen und sich aus dadaisti- schem Gestammel heraus zum neuen Schristtum retten wollten. Solche Dinge sind nicht anders zu bewerten als die Leichenfrettereien gewis ser Kriegsgewinnler während des Weltkrieges, Der Kriegsgewinn ler erlebte eine Auferstehung im Revolutionsgewinnler. Betrachtet man die Dinge so, so erweist sich die Verfügung des Stellvertreters des Führers vom 18. April 1934 zur Errichtung 846 einer parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutz des RS- Schrifttums als eine zwingende Notwendigkeit. Keineswegs ist dabei irgendwie beabsichtigt, die freie Schös slings- und Gestaltungskraft zu beeinträchtigen oder eine geistige Uniformierung durchzufllhren. Vielmehr sollen durch die Arbeit der parteiamtlichen Prüsungskommission die ernsten, stillen und wertvollen geistigen Arbeiter, die von der Flut des Konjunktur schrifttums fast erdrückt wurden, genügend Raum erhalten, um ihrer seits an die Gestaltung und Formung nationalsozialistischen Schrift tums mit der notwendigen Ruhe hcrantrcten zu können. Es ist dabei unerheblich, ob der eine oder andere nun genau das schreibt, was den augenblicklichen Wünschen der Partei entspricht, wesentlich ist nur, daß das Geschriebene von einer inneren Ver antwortung dem Führer der Bewegung und dem Volk gegenüber zeugt. Man kann nicht, wenn man jahrelang in einer anderen Welt anschauung gelebt hat und diese durch Wort und Tat verkündete, plötzlich nationalsozialistisch schreiben, wenn auch zugegeben wird, daß auch in unseren Tagen aus ehrlichster und sauberster innerer Überzeugung mancher von einem Saulus zu einem Paulus wurde. Man wird aber nicht fehlgehen, daß gerade diese Menschen sich zurückhalten und kaum mlt überlauten Worten an die Öffentlichkeit gehen werden. So ist also der Unbedenklichkeitsvermerk, der von seiten der parteiamtlichen Prüfungskommission erteilt wird, in erster Linie eine Schutzmaßnahme, die verhindern soll, daß Unberech tigte im Namen des Nationalsozialismus zur Feder greifen oder baß unter dem Deckmantel nationalsoziali stischer Bezeichnung irreführende und verwirrende Gedanken ver breitet werben. Mit voller Absicht ist die Fassung des von der partei amtlichen Prüfungskommission zu gebenden Vermerkes weit gehal ten. Es wird damit bekundet, daß auch bei einer Schrift, die diesen Vermerk trägt, keineswegs die Partei nun mit allem und jedem, was darin entwickelt wirb, einverstanden ist. Auch können manche Schriften, die sich mit irgendwelchen Fragen unserer Zeit beschäf tigen, vom Unbedenklichkeitsvermerk ausgeschlossen sein, ohne daß damit gesagt ist, daß es sich um minderwertige oder Konjunktur schriften handelt. Die parteiamtliche Prüfungskommission erfaßt aus schließlich das Schristtum, das sich mit den Fragen der Bewegung oder von ihr vertretenen Forde rungen befaßt und prüft lediglich, ob die Voraussetzungen da für erfüllt sind, die Verleger und Autor gestatten, sich mit ihrer Schrift an die Bewegung zu wenden oder Fragen von ihr zu behandeln. Es ist selbstverständlich, baß eine scharfe Abtrennung des Begriffes »nationalsozialistisches Schrift tum« sich nicht durchführen läßt und daß eine Reihe sogenannter Randgebiete vorhanden ist, bei denen eine Austeilung des Stoffes mitunter Schwierigkeit bereitet. Hier findet eine enge Zusammenarbeit statt mit der Reichs stelle zur Förderung des deutschen Schrifttums, die das gesamte übrige Schrifttum prlijungsmäßig und ordnend er saßt und mit der Reichsschrifttumsstelle, die insbesondere die Aus gaben zu ersiillen hat, die ihr als Nachgeordnete Dienststelle des Reichsministeriums sür Volksaufklärung und Propaganda zugewie- scn sind. Wenn nun auch bei der Erteilung des Unbedenklichkeitsvermerkes keineswegs engherzig versahren wird, so kann doch gesagt werden, daß für eine spätere Zusammenstellung des nationalsozialistischen Schrifttums nur Schriften aus dem Kreis der mit dem llnbedenk- lichkeitsvermerk versehenen in Frage kommen und andererseits der Unbedenklichkeitsvermerk allein eine parteiinterne Verwendung noch nicht bedingt. Für die letztgenannte Verwendung wählt der Vorsitzende der parteiamtlichen Prüfungskommission die ihm geeignet erscheinenden Schriften aus und schlägt sie dem Leiter des Reichsllberwachungs- amtes für weltanschauliche Schulung zur Verwendung vor, der wie derum ihren besonderen Einsatz als Schulungs- und Aufklärungs- Mittel u. a. bestimmt. Die Arbeiten der parteiamtlichen Prüfungskommission sind par teiintern, was bedingt, daß der Prüsungsstab und die Lektoren sowie die eigentliche Zusammensetzung der parteiamtlichen Prüfungskom mission der Öffentlichkeit gegenüber nicht genannt werden. Aus den selben Gründen ist es auch nicht gestattet, mit Entschei dungen oder Gutachten der parteiamtlichen Prü fungskommission Reklame zu betreiben. Rur durch Ihre völlig unabhängige Stellung ist es der parteiamtlichen Prü fungskommission möglich, ihre abwehrcnde, ordnende und sichtentt Arbeit duichzufiihren und dadurch zugleich mitzuwirken an der Wei terbildung und zukünftigen Gestaltung nationalsozialistischen Woliens und Denkens. K. H. Hederich.
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