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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.08.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-08-28
- Erscheinungsdatum
- 28.08.1934
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- Deutsch
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>-? 200, 28. August 1034. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dlschn Bnchhandct. Materialien. Solch ein nach persönlichen Angaben oder unter eigener Mitwirkung entstandenes Bnch in die Hand .zu nehmen, das dem Ernst oder der Heiterkeit des Inhalts schon in seinem Gewände Rech nung trug, war ein besonders stark empfundener Genust. Diese schöne und keimkräftige Zeit scheint vorüber zu sein. Es gibt im Handel nur noch wenig ungebundene Bücher. Ans dem Boden jener persönlichen Liebhaberei waren die Ver leger in immer wachsendem Maße dazu übergegangen, ihre Werke gebunden auf den Markt zu bringen. Sie beauftragten Buchkünstler mit dem Entwurf der Einbände, und so entstanden reizvolle Leistun gen, die sich am Geschmack alter Stile schulten und sie durch eigene Produktion vermehrte». Besonders das Biedermeier erlebte eine Auf erstehung. Das Publikum fand Gefallen an diesen hübsch ausschenden Büchern, sie eigneten sich vortrefflich als Geschenke; und so über wog allmählich der Original-Einband, bis er schließlich das Feld voll kommen beherrschte. Wie stellen sich aber die öffentlichen Biblio theken zu dieser Sachlage? Ihnen ist weniger mit dem hübschen, als dem dauerhaften Einband gedient. Meine persönlichen jahrelangen Erfahrungen sagen mir, daß cs in vielen Fällen mit der Solidität des Originaleinbandes nicht immer gut bestellt ist. Weitaus die meisten Ausbesserungen betreffen Verlegerbändc, unA zwar meist bei Anschaffungen der letzten Jahre, ja oft nur der letzten Monate, während die Werkstatt-Einbände eine Lebensdauer zwischen zehn und hundert oder mehr Jahren aufweisen, bis sie einmal zur Reparatur müssen. Tatsächlich ist es so, daß der Einband eines viel gelesenen Buches innerhalb kurzer Zeit nahezu doppelt bezahlt wird: Zuerst der VerlagsbanL, dann kurz darauf die Ausbesserung, die vielfach einem Neubinden gleichkommt. Und warum? Weil der Verlegerband eigentlich den Namen Einband zu Unrecht führt. Es ist gar nichts eingebunden, sondern nur eingeklebt! Verschwindend gering ist die Zahl der Verlagsbände (die besser Fabrikbände hießen), die die Bogen des Buches auf Bünde heften und diese mit dem Deckel verbinden. Ein Gazestreifen wird ausgeklebt, und das soll genügen. Für den ein zelnen Leser mag es ausreichen; für die Bibliothek, die ihre Bücher in viele Hände gibt, genügt es nicht. Nach kurzer Zeit hat der Gaze streifen einen Riß, der Rücken des Einbandes folgt diesem Beispiel, und das Jammerbild muß in die Klinik wandern, wo man ihm endlich ein paar richtige Bünde annäht und ein haltbares Gehäuse verpaßt. Die Situation ist jetzt so geworden, daß der Fabrikeinband den Markt beherrscht. Der Sortimenter kann nur in Ausnahmefällen geheftete Bücher liefern. Seit geraumer Zeit führen wir einen ständi gen, fast aussichtslosen Kampf, um broschierte Exemplare zu er halten, und manchmal gelingt es uns, als Ersatz wenigstens rohe Bogen zu bekommen. Wir tun das nicht einer Marotte wegen. Außer der Dauerhaftigkeit des Einbandes spielen noch andere Gründe mit. Z.B.: Irgendwelche Reihen sind von der Bibliothek seitJahren in dunkle Leinwand gebunden und mit knappem goldenen Nückenaufdruck ver sehen. Der Verleger liefert aber jetzt die Reihe regulär nur noch in einem heiteren Grün oder Not. Ein solcher Farbwechsel ist für eine Bücherei keineswegs belanglos. Sie muß Wert darauf legen, daß die Serie einheitlich aussieht, nur so ist man vor dem gefürchteten »Verstellen« sicher. Abgesehen von der Farbe stimmt auch der neue Nückentitel in der Regel mit dem alten nicht überein, und schon deshalb muß der Band in die Binderei. Die Serie »Die deutsche Literatur in Entwicklungsreihen« gibt grundsätzlich keine Neihen- zahlen an, nn8 genau so mache« es andere. Wie aber soll die Biblio thek die Bände aufstellen, wie soll der Amtsgehilfe oder Laufbursche einen bestimmten Band finden und holen können, wenn er nicht die Ziffern glatt ablesen kann? Werke, die früher in Lieferungen als Einzelhefte erschienen find, gehen zu fertigen Bänden über und tragen jedesmal einen individuellen Aufdruck, der mit dem früheren nicht harmoniert. Ich weiß nicht, wie andere Bibliotheken sich mit diesem Zustand absurden, den wir auf die Dauer als Verleger-Terror empfin den, weil er uns nicht mehr erlaubt, die uns zur Verfügung gestellten Staatsmittel bestmöglich zu verwalten. Tenn durch die Verleger- Einband-Frage sind uns bis zu einem gewissen Grade die Hände ge bunden. Jede Bibliothek blickt auch hier auf eine gewisse Tradition. Die eine ließ früher ihre Bestände vorwiegend in Halbfranz binden, die andere hat jeweils die Signatur vom Buchbinder aufdrucken lassen, eine dritte behandelte etwa schöne Literatur andersfarbig als Rechts wissenschaft oder Theologie und gab dergestalt den einzelnen Fächern ein in sich einheitliches Gesicht. Werke für den Lesesaal wurden von Ansleih-Ausgaben unterschieden, ebenso doppelte Exemplare oder spätere Auslagen, nsw. In all diesen Dingen ist die Handlungs freiheit stark eingeschränkt, was Neuerscheinungen betrifft. Biblio theken mit reichen Mitteln mögen das minder drückend empfinden als Anstalten, die in finanziell weniger guter Lage sind, obwohl keine Bibliothek, an ihren Aufgaben gemessen, über hinreichende Sum men verfügt. Eine Kleinigkeit, die trotzdem ins Gewicht füllt, scheint die schon erwähnte Behandlung des Nückenanfdrnckes. Wir sind für möglichst knappe Fassung in möglichst klarer Schrift, die vor allem bei Reihen werken die Zahlen der Teile und Bände deutlich in Erscheinung treten läßt. Aber was erlebt man da an Originaleinbündcn? Lang atmige Titel mit Schnörkeln und willkürlichen Trennungen oder monumentale Nätselinschriften, die den ganzen Rücken füllen, zählen durchaus nicht zu den Seltenheiten. Sie geben wohl dem Bücher schrank des privaten Besitzers ein bedeutendes Aussehen, aber die öffentliche Bücherei legt mehr Wert auf schlichte Sachlichkeit. Auch ein, zwei, drei bis sieben Sterne sind ihr ein mangelhafter Ersatz für klare Bandziffern, und wenn sie gar an einer Stelle stehen, wo man das Signaturschild anbringen muß, ist ihr doppelt schlecht gedient. Die Bibliothek ist dem Verlagseinband keineswegs grundsätzlich feind oder abhold. Werke, bei denen vorwiegend nur der letzte Band benutzt wird, wie der Literaturkalender oder manche Jahrbücher, mögen ruhig in ihrem gewohnten Originaleinband auftrcten. Darüber hinaus werden besonders charakteristische Original-Einbände, die ein Denkmal einer bestimmten Zeit, eines bestimmten Buchkünstlers oder Verlegers find, planmäßig den Beständen eingereiht in dem Be wußtsein, daß die zeitgemäße Ausstattung für die Zukunft ebenso wertvoll und aufschlußreich sein kann als der sachliche Inhalt eines Werkes. Aus demselben Grunde werden auch die Reklame-Umschläge für sich gesammelt und ausbewahrt oder in die zugehörigen Werke eingeklebt. Aber, abgesehen von solchen Fällen, für die Mehrheit ihres täglichen Zuganges an Leihverkehrswerken muß die Bibliothek die Bestimmung des Einbandes in Qualität und Aussehen sich selber wahren. Die Frage hat auch ihre soziale Seite, die nicht ohne Schaden außer acht gelassen werden darf. Durch das Uberhandnehmen des Originaleinbandes verliert das einheimische Handwerk einen großen Teil seiner Aufträge. Nicht nur, daß das Geld jetzt überwiegend in die Buchdeckelfabriken abfließt und so dem bodenständigen pro vinziellen Gewerbe entzogen wird, dieses selbst büßt infolge man gelnder Beschäftigung seine Leistungsfähigkeit ein und gerät immer mehr in Rückstand. Die Anschaffung großer Maschinen, die für alle Hantierungen unerläßlich sind, vom Falzen, Heften, Beschneiden an bis zum Aufdruck, lohnt nur, wenn sie nicht müßig stehen, sondern benutzt werden und blank bleiben. Der rechte Bibliothekar wird überdies den persönlichen Verkehr mit dem kundigen Buchbindermeister, der ihn in vielen Fällen fach männisch berät, ebensowenig missen wollen als den Einfluß auf die Gestaltung des inneren und äußeren Gewandes seiner Bücher. Wenn er jetzt die Bücherfäle oder das Magazin durchwandert, wird ihm der Gegensatz der Gestelle mit Literatur aus dem 17. oder 18. Jahr hundert im einheitlich-würdigen Braun ihrer goldbedruckten Leder bände zu dem kunterbunten Fastnachtstreiben der Neuzugänge des zwanzigsten Säkulnms mit gemischten Gefühlen erfüllen. Wie sehen gar die jetzt beliebten gelben, grauen, zartblauen, rosafarbenen Lein wand- unL Pseudo-Leinwand-Bände schon nach kurzer Zeit aus? Wenn sie nicht bereits geflickt sind, haben sie es demnächst nötig, und ein Bad täte ihnen auch gut, aber ihre Konstitution wird es kaum aushalten. Also vererben sie sich als nicht gerade saubere Zeugen unserer Zeit auf die künftigen Generationen. Als Gegenmittel weiß ich nur einen Rat vorzuschlagen: Die Verleger mögen jeweils nicht die ganze Auflage in die Binderei geben, sondern für ihre Bibliotheksabnehmer, deren Zahl sie kennen oder durch die Sortimenter in Erfahrung bringen können, den nötigen Vorrat ungebundener und unbeschnittener Exemplare ihrer Werke bereitstellen, womöglich mit dem Reklame-Umschlag, damit er samt dem Buch von der Bibliothek selber ihren Ansprüchen und Bedürf nissen gemäß gebunden werden kann. So ist beiden Teilen ohne viel Umstände und Beschwerung geholfen. Der Buchhandel im mittelalterlichen Neapel. Die 8ti-ruiu 8an viaxio «lei I^ibrai. Zu den ersten Städten Italiens, in denen deutsche Buchdrucker die Kunst Johann Gutenbergs eingefiihrt haben und in denen sich ein lebhafter Buchhandel entfaltete, gehört Neapel. Nachdem zu vor bereits in Rom und Venedig Buchdruckerpressen in Tätigkeit gesetzt worden waren, erhielt auch Neapel 1471 durch Sixtus Niessinger aus Sulz, der zuvor in Nom gedruckt hatte, und durch Arnold von Brüssel, der seit 1465 als königlicher Schreiber in Neapel tätig war, die ersten Pressen. Auf Niessinger und Arnold folgten Berthold Nihing von Straßbnrg, Michael von München, Mathias von Olmütz, Heinrich A l d i n g, Konrad Gulden- 759
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