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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.12.1933
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- 1933-12-28
- Erscheinungsdatum
- 28.12.1933
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300, 28. Dezember 1933. Redaktioneller Teil. Läuft ein solcher Vertrag erst nach dem 30. Juni 1934 ab, so hat der Auftraggeber dem Werber den Bertragsinhalt binnen eines Monats schriftlich zu bestätigen. Er hat dabei unbefristete Verträge zu befristen sowie die Ablauffrist des Vertrags und das Entgelt für die vertragliche Gesamtleistung anzugeben, soweit von der Einnahme die Werbeabgabe zu entrichten ist. Die Werbe abgabe hat in diesem Falle der Auftraggeber vorzuschießen und durch Verwendung von Werbeabgabemarken sowohl auf dem Be stätigungsschreiben als auch auf der ihm verbleibenden.Zweit schrift zu entrichten. Der Auftraggeber kann hier die Werbe abgabe bei der Bezahlung künftiger Entgelte an den Werber ein behalten (Ziffer 31 der Zweiten Bekanntmachung des Werbe rats). Literarische Fehlurteile. Von Albert Zimmermann. f. Seit Gottsched und Bodmer hat es in Deutschland — und auch anderswo — sogenannte »Literatur-Päpste« gegeben. Man braucht sich darunter nicht unbedingt Männer vorzustellen, die von Unfehl- barkeitsdiinkel besessen, ihre apodiktischen Urteile als allein maß gebend verkünden, vielmehr handelt es sich auch vielfach um Personen, denen die Mitwelt ihr Vertrauen in besonderem Maße entgegen bringt, und das mit gutem Grunde. Ein solcher »Literatur-Papst« war Ferdinand Avcnarius, ist es bis zu einem gewissen Grade auch Adolf Bartels. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nahm Professor Jo hannes Minckwitz aus Leipzig eine ähnliche Stellung in der deutschen Öffentlichkeit ein. Unter seinen zahlreichen Werken befindet sich neben vielen Übersetzungen griechischer Klassiker bezeichnender weise ein »Lehrbuch der deutschen Verskunst«, das fünf Auslagen er lebte. Eines seiner Hauptwerke mar der »Neuhochdeutsche Parnaß«, der eine Übersicht über die deutsche Literatur von 1746 bis 1860 gibt. — Auf 900 Seiten enthält das Buch 150 Würdigungen deutscher Dich ter, von denen es gleichzeitig einige Kostproben bringt. Schon im Register sind zehn Dichter als die hervorragendsten be zeichnet: Goethe, Herder, Klopstock, Lessing, Plate n, Jean Paul, N Ücker t, Schiller, Tieck und Wieland. Heute würde man diese Namen wohl nicht mehr in einem Atem als gleichwertig anführen. Sehen wir uns einige Einzelbeispiele an: Fr. Hebbel: »Ein Lyriker und Dramatiker ohne klassische Bedeutung«. — Nach einem Hieb auf »die Coterie des jungen Deutsch land«: »Nur soviel erkennen wir aus den nachherigen Leistungen dieses Mannes, daß er unmächtig war, um sich ihren Einflüssen zu. entziehen.« — »Für's erste wieder nach Hamburg gewendet, schrieb er im Herbst 1839 die Judith, ein sogenanntes Trauerspiel, das man ohne Scham sich getraute in Deutschland aufzuführen.« — »Sagen wir es kurz, daß Hebbeln der rechte Sinn für das Schöne niemals aufgegangen ist. Wie es diesem Autor an gesundem Geschmack, an Natürlichkeit, Einfachheit und Klarheit der Darstellung im Lyrischen gebricht, indem seine .Gedichte' meist zweck los, ohne tieferen Gehalt, ungenau, schwülstig und selbst unverständ lich erscheinen, so treten auf dramatischem Gebiet diese Fehler noch greller heraus.« Also: mangelhaft, teils noch schlechter! Etwas, aber nicht viel besser kommt Gottfried Keller davon: »Nicht ohne Frische und Eigentümlichkeit, obwohl nicht immer glücklich in der Wahl und Ausführung seiner Stoffe. — Daher sind Kellersche Produkte, wie der ,alte Bettler' weder anmutig noch er greifend. — Anderwärts ist Kellers lyrische Betrachtung nicht stich haltig. — Endlich vermissen wir häufig die Klarheit dessen, was er darstellt, und die äußerliche Form des Rhythmus zeichnet sich nicht besonders aus.« Heute bewundern wir an Keller ganz besonders die wunderbare Klarheit der Darstellung! Gar nicht gut ist Minckwitz auf Eduard Mörike zu spre chen, obwohl ihm wenigstens »guter Wille« zugesprochen wird. — »Ein vielgefeierter, aber mittelmäßiger Lyriker und Novellist der schwäbischen Schule. — Guten Willen, redliches Streben diirfen wir diesem Autor zuerkennen, mehr nicht. — Was die Volksmäßigkeit seines lyrischen Tones anbelangt, bewegt sie sich auf geistlose Weise in geistlosen Stoffen: was er von diesem Charakter uns bietet, ist seltsamen Inhalts, bald schaal, bald unschön, roh zugleich in der Form und knittelversartig an unser Ohr klingend. — Sein poetisches Ver mögen ist augenscheinlich nur ein mittelmäßiges, seine Anschauung wie seine Darstellungsgabe sehr beschränkt und sehr schwach.«- 1008 Die gleiche Blindheit, welche die wunderbare Klarheit und Un mittelbarkeit der Mörikcschen Lyrik nicht zu erkennen vermag, offen bart sich auch dem Dramatiker und Novellisten Otto Ludwig gegenüber: »Ein dramatischer Dichter von vorzüglicher Begabung, aber ohne zureichenden Kunstgeschmack. — Die ihm zu Gebote stehen den Mittel reichen nicht aus, um ihn zu einem Dichter von klassischer Bedeutung zu erheben, es müßte dazu ein klarer Sinn für die Schönheit und eine größere Läuterung des Geschmacks kommen. — Seine Prosa bestätigt das herbe Urteil auf das einleuchtendste.« Heinrich von K l e i st. Der unbändige Genius ist dem schul meisterlichen Professor nicht faßbar, obwohl die Urgewalt seiner Dichtung ihn erfaßt hat: »Ein dramatischer Dichter und Novellist von vorzüglicher Be gabung, doch nur in etlichen Schauspielen von klassischer Bedeutung, im allgemeinen von nicht ganz befriedigendem Interesse. -- Aber selbst seine besten Leistungen bringen uns zu dem Schlüsse, daß er weder zur rechten Erkenntnis noch zur völligen Durchbildung seines Talentes gelangt ist. Das Studium der Kunst und die Ausbildung des Geschmacks war ihm nicht sonderlich ans Herz gewachsen. Er be diente sich, scheint es, der Dichtkunst lediglich zu dem Zwecke, durch eine möglichst großartige Darstellung seiner Ideen sofort einen prak tischen Nutzen zu schaffen, nachdem er durch die Zeitumstände zur Untätigkeit verurteilt war. Andernfalls müßte man annehmen, daß seine Natur von Haus aus an einem ungesunden Element gelitten hätte.« Eichen dorff. Minckwitz erkennt sowohl das Talent als auch die Innigkeit der Dichtung an. Aber Eichendorff ist ihm viel zu sehr Gefühlsdichter. »Diese Poesie soll uns anheimeln, wird aber ihrer Eintönigkeit wegen langweilig. Kurz in der Prosa und im Lyrischen bald ver schwimmend und eintönig, bald disharmonisch und fad, in seinem dramatischen Arbeiten zugleich formlos oder den technischen Anforde rungen der Bühne nicht entsprechend, hat Joseph von Eichendorff weder ein umfangreicheres Werk von wahrhaft nationaler Bedeutung hervorgebracht, noch ist er im Lyrischen, wenige Lieder ausgenommen, bis zur klassischen Klarheit und Gediegenheit vorgedrungen.« Auch bei dem Gesamturteil von Adalbert von Ehamisso sieht er neben Licht gar zu viel Schatten: »Ein geistvoller Lyriker, aber nur mittelmäßigen Ranges. Seine Welt ist daher öde und trostlos. — Der höheren Gattung der Lyrik überhaupt abgeneigt und ihrer Technik nicht mächtig, vermochte er im Lyrischen keine wahrhaft klassische Bedeutung zu gewinnen.« Die Innerlichkeit von Novalis lFreiherr von Hardenberg) hat Minckwitz nie erfaßt. Er tut ihn als eine qu«ntii6 §6-Lbl!6 ab: »Er würde daher ohne Zweifel nie aufgetaucht oder doch längst verschollen und vergessen sein, wenn Ludwig Tieck nicht eine Ehre darin gesucht hätte, den schwachen Jugendgenossen durch Herausgabe seiner Produkte und anderweitigen Lobpreisung seiner Fähigkeiten zu verherrlichen.« * Diese Proben könnten den Eindruck erwecken, als ob der Ver fasser lediglich ein tadelsüchtiger Professor sei, der sich gedrungen fühlt, von hohem Katheder herab schlechte Zeugnisse auszuteilen. Dem ist nicht so. Minckwitz kann sich ehrlich begeistern. Ob er das aber an der richtigen Stelle tut, ist eine andere Frage. Graf August von Platen ist sein Liebling. Ihm widmet er, wie auch Goethe, zwanzig Seiten seines Buches. »Ein Dichter ersten Ranges in allen drei Hauptgattungen der Poesie und Deutschlands größter Lyriker. — In August von Platen erblicken wir das Ideal eines ausgezeichneten und für seine Kunst begeisterten Dichters.« Genau so werden Rückert und Geibel überschätzt. Von jenem sagt er: »Ein Dichter ersten Ranges im Gebiete der Lyrik und der Lehrdichtung. — Einer unserer fruchtbarsten und sinnreichsten Autoren.« — Geibel nennt er »nach Rückert und Platen den vor züglichsten Lyriker«. — Den halbvergessenen I. G. Kinkel wid met er neun Seiten, Hebbel nur zwei! Von Lewin Schücking, der seine »Unsterblichkeit« doch eigentlich nur der Freundschaft mit Annette von Droste verdankt, weiß er zu rühmen: »Ein vorzüglicher Dichter im Gebiet der Novellistik, auch Lyriker und Dramatiker. Was diesen Autor glänzend charakterisiert, ist Reichtum der Phantasie, Größe der Anschauung und Freiheit der Gesinnung.« Aber auch Schriftsteller, die Kronos inzwischen — wohl end gültig — verschlungen hat, werden uns als große Dichter angepriesen.. Da ist G u i d o T h. A p e l als ein lyrischer und dramatischer Dichter von wohlverdientem Ruf aufgeftthrt. Der Wiener L. A. Franke wird uns vorgestellt als »einer der würdigsten Vertreter deutscher
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