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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.12.1933
- Strukturtyp
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- 1933-12-16
- Erscheinungsdatum
- 16.12.1933
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- Deutsch
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x° 292,16. Dezember 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Einst war die Einstellung des Bühnenleiters wie des Ver legers und des verantwortungsbewußten Sortimenters die des überzeugten, für eine Idee, eine dichterische Persönlichkeit, eine geistige Bewegung, einen Stil begeisterten Führers in seinen Krei sen, der die Leser oder Zuschauer für seinen Helden gewinnen wollte. Er suchte nicht den immer ähnlich-ärmlichen Geschmack der breiten Menge möglichst haargenau zu treffen, um mühelos sein Schäfchen zu scheren. Sondern er wollte arbeiten, für etwas Gutes kämpfen, es als Lebenswert der Nation durchsetzen, davon freilich auch leben können — aber nicht gegen seine bessere Über zeugung mit Belauschung der schlechten Publikumsinstinkte grö ßere Geschäfte machen. Diese gewiß nicht ausgestorbcnen Persön lichkeiten mußten seit der Krise begreiflicherweise immer mehr hinter denen zurückstehen, die vor allem nach dem schmackhafte sten Rezept der -breiten Bettelsuppen», die »ein groß Publikum haben, suchten; wie der Romantiker nach der blauen Blume sucht. Ich sage all dies, ohne Vorwurf zu erheben. Sobald die be gründete Daseinsangst den Menschen faßt, mag selbst der ehrliche Idealist straucheln, und viel muß verziehen werden. Ich glaube auch nicht, mit dem Hinweis auf diese Mißstände der jüngst ver gangenen Zeit irgendwie etwas Neues oder Unbekanntes zu sagen. Ich ergreife das Wort zu dieser Sache dennoch, weil nicht oft ge nug wiederholt werden kann, daß hier das junge Buchhändler- geschlccht — ebenso wie die schon gereisten älteren Buchhändler — zur Ehre des neuen nationalsozialistischen Deutschland jetzt und in Zukunft anders, besser handeln müssen! Auch hier muß es heißen: Gemeinnutz geht vor Eigennutz! Der allgemeine Nutzen verlangt, daß vor allem das dichterische Buch ins Volk dringe, nicht der Schmöker, nicht die schlechte Un terhaltungsware, die man meinethalben mit leidlicher Spannung liest und dann mit einem Gefühl innerlicher Leere, Verödung und einer verlorenen Stunde aus der Hand legt. Der Buchhändler mache sich die Nachwirkung eines Bu ches klar! Sie ist wichtiger als die gleich auffaßbare, den Un erfahrenen tausendmal täuschende Schnellwirkung, auf der die Augenblickersersolge beruhen, deren sich die Menschheit oft genug nachher zu schämen hat. Er bevorzuge darum das schon bewährte Buch vor dem allzu raschen Empfehlen der noch unbekannten, in ihrer Einwirkung noch unerprobten! Er helfe dazu, daß ein Buch noch ein paar Jahre nach seinem Erscheinen, wenn cs die Wissen den kennen, zu wirklicher Verbreitung und zu Einfluß gelangen kann! Ich bin sicher, daß ein gut Teil unserer Ubererzeugung von Büchern (zu einem hohen Prozentsatz selbstverständlich und natur notwendig wertlosen Büchern) allein daraus beruht, daß mancher Verleger als den einzigen gewissen, wenn auch kurz dauernden Reiz eines Werkes dessen Neuheit ansieht und also soviel Neues wie irgend möglich bringen will; denn die inneren und ästheti schen Reize eines Buches können ja nicht aus Beachtung rechnen. Hier muß der Buchhändler sich umstellen! Er muß sich als den Verwalter eines Schatzes fühlen, aus dem er spendet, nicht als den Makler einer raschen Produktion, die Hals über Kopf an den Mann gebracht werden soll! So sehr der neue Buchhändler, mehr als bisher, seine Bü cherstube rein halten sollte von jeglichem, auch dem verkappten Schund und Schmutz, so wenig darf er gegenüber dem Werk echter Dichter, wenn sie heikle Themen behandeln, prüde und ängstlich sein! Die Aufgabe des Dichters ist die Erhellung, Gestaltung, Darstellung und Deutung der Lebensgesamtheit. Er muß sagen können von sich und seinem Werk: »kiilul dumani a ms altsnum esse puto». Niemand darf ihm die Abgründe verschließen wollen. Der Dichter muß wie Dante auch die Hölle durchschreiten können mit seiner Dichtung. Er muß auch Greuel und Furchtbarkeiten aufdecken, wie es Shakespeare, wie es Sophokles getan haben. Während der Schund und Schmutz Verderb für das Volk und besonders die Jugend ist, ist die große Dichtung, die nicht vor dem Schlimmen des Daseins zurückschreckt, die beste Kräftigung, die es für die Seele eines Volkes geben kann, die es stark macht, auch in den so gern verhüllten Furchtbarkeiten alles Irdischen unerschrocken seinen Mann zu stehen. Deutschland ist von einer schlechten, einer ungeistigcn Auf lösungsliteratur, die einst Schaufenster und Verkaufstische be herrschte, jetzt gründlich und hoffentlich endgültig befreit worden. Die Gefahr, daß sich davon wieder etwas bei uns einschleiche, ist gering. Eher ist die andere gegeben: daß Nichtdazugehören zur Literatur der Auflösung, des bloßen Sinnenkitzels, des leeren In ternationalismus da und dort schon als eine Art Talentbeweis und Daseinsberechtigung dessen angesehen werden könnte, was zwar ungefährlich aber wertlos ist und auch dem Wertvollen den Atemraum einengt. Mich will manchmal — wenn ich auf die herrlichen gewal tigen Erfolge der Politik im Zusammenschmieden der Deutschen zur geschlossenen Einheit eines Volkes, eines Staates, wie man sie sich nie hat träumen lassen, Hinblicke — die Zuversicht erfassen, es müsse auch einmal in bezug auf die Dichtung und das lesende Volk gegen die alte schlechte Regel gehen können und der Idealis mus, der uns Dichter ergriffen hat, auch Verleger und Sortimen ter ergreifen: all ihre Kraft daran zu setzen, all ihre Hilfe dazu zu leihen, daß das Bild der deutschen Dichtung sichtbar so strahle und Deutschlands Ruhm und Ehre in der Welt mehre, wie es bisher zeitgenössisch fast immer nur verborgen oder in klein stem Kreise vorhanden war. In der Tat haben es die Buchhändler mit in der Hand, dafür zu wirken, daß auch das Ausland Deutschlands Dichtung richtig sehe, sich nicht von internationalen Emigranten das alte falsche Bild weiter aufnötigen lasse. Denn schließlich wird das, was ein Volk selbst für sein Schrifttum erklärt und liest, allmählich auch von der übrigen Welt als das gültige und gegebene angenommen. Es kann nicht oft und nicht eindringlich genug gesagt wer den, wie damit der Nation geholfen werden wird, Ehre und An erkennung bei den anderen Völkern zu finden, die sich allmählich auch selbst Politisch auszuwirken vermag, während die bisherige Literatur, die man im Ausland als das maßgebende deutsche Schrifttum der Zeit ansah, uns wahrlich keinen Ruhm und keine Liebe bei den anderen Völkern erwerben konnte, sondern uns nur in einer — meinethalben geistreichen und sehr feinnervigen — Auflösung zeigte, in krankem Verfall! Wo war in dem, was überall in den Schausenstcrn lag und verkauft wurde, Gestaltung, Kraft, Meisterschaft?! Diese Vollkommenheitszüge aber sind es allein, die über die Grenzen dringen sollten. Dazu müssen sie zu erst im eigenen Lande anerkannt sein! Ich weiß, daß es keine kleine Aufgabe ist, die ich für den Buchhandel da andeute. Wenn ich aber daran denke, wie segens reich zum Beispiel in der deutschen Lehrerschaft durch die Wir kung der geistigen Führernaturen in ihr schon vor dem Um schwung die Hinwendung zu den zeitgenössischen nationalen Wer ten (hier im überpolitischen Sinn!) sich zu vollziehen begonnen hatte, wie sie die Verbindung der Heranwachsenden Jugend mit den echt schaffenden Dichtergeistern bereitete, so kann ich auch die Ausgabe, die heute dem Buchhandel erwächst, nicht als unbewäl- tigbar ansehen. Wollen! Das ist das Geheimnis! Und es geht! Das hat uns Adolf Hitler gezeigt. Der Einfluß seines Willens und seiner Entschlußkraft muß allen Gebieten des deutschen Lebens zugute kommen. Es ist ja gewiß, daß unter den Buchhändlern, unter alten und jungen, längst die Führer vorhanden sind, die der ganzen Schar ihrer Berufsgenossen ein neues Oualitätsehrgesühl zu geben vermögen und vielleicht schon begonnen haben, in dieser Richtung zu arbeiten. Ohne daß ich das Recht und die Absicht habe, mich in die inneren Angelegenheiten der Buchhändlerorga nisation einzumischen, darf ich doch sagen, daß ich die Möglichkeit gegeben glaube, von der eigenen Führung aus fördernd und her anbildend auf den gesamten Buchhandel einzuwirken: daß er sei nen Beruf als Dienst an der deutschen Dichtung — beide Worte gleich stark betont! — auffasse und seine Aufgabe darin sehe, zu zeigen, daß die Deutschen auch als politisch geeinte, wieder stark werdende Nation nicht aufgehört haben, das Volk der Dichter und Denker zu sein, sondern es jetzt in einer neuen schöneren Weise sind! 973
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