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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.12.1933
- Strukturtyp
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- 1933-12-16
- Erscheinungsdatum
- 16.12.1933
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- Deutsch
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X; 292, 16. Dezember 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Karl Benno von Mechow: „Das Gute fördernd geleiten und dem Ganzen sich verpflichtet wissen". Ihrer Frage: »Wie sehen Sie die Aufgabe des Buchhändlers im nationalsozialistischen Staat?« kann ich nur eine Antwort ent- gegenstcllen, die manchem »Realisten» ein Achselzucken abnötigen mag, die dennoch lauten muß: Ich erkenne diese Aufgabe als wichtig, groß, auch schwer, aber tief und mehr denn je zukunsts- voll. Ich erkenne sie nämlich in der Wiedcraufrichtung eines Ideals, das dem ursprünglichen Wesen des deutschen Buchhänd lers ganz und gar entspricht und allein in der nun hingestorbenen Zeit der Sprachverwirrung, da tausend Menschen ebensoviele Meinungen vertraten, zurückgedrängt, niemals aber zerstört wer den konnte. Ich begreife dieses Ideal in dem einen Satz: Das Gute fördernd geleiten und dem Ganzen sich verpflichtet wissen. — Das Ganze — es ist hier sowohl der absolute Gradmesser des Guten, ohne den kein Autor, kein Schriftleiter, kein Buchhänd ler, kurz niemand, der die Öffentlichkeit um ein Stück Geistiges bereichern will, auskommen darf, und es ist zugleich diese Öffent lichkeit selbst, die Summe der Menschen unseres Volkes, der nur mit dem Guten, mit dem Besten gedient werden darf. (Es gibt keinen Splitter des deutschen Lescpublikums, der für schlechte Lese ware nicht viel zu gut wäre; und wer von den nunmehr verflos senen Intellektuellen der hochnäsigen Meinung war, es bedürfe in gewissen Fällen einer eigens trüb gefärbten Brille, um den Ge schmack schlichter Menschen zu erkennen, den hat die Zeit, die große Hüterin des Starken und Gesunden, immer und längst Lügen ge straft.) Ich bin mir bewußt, mit meiner Forderung nach starker und unermüdlicher Idealität im Wollen nicht über dem Erdboden zu schweben. Was auf der politischen Bühne eben vor unser aller Augen geschah, berührt uns wie ein Gleichnis, offenbart die ewige Überlegenheit des glühenden Willens zur Selbstlosigkeit über jede Art von Skepsis und klügelnder Berechnung. An der Geringschätzung dieser seiner innerlichsten Waffe eben muß ten die Gegner Adolf Hitlers zugrunde gehen. Was aber den deutschen Buchhändler betrifft, so ist in den Jahren des schranken losen geschäftlichen Eigensinnes nicht der ein dauernd Glücklicher geworden, der das amerikanische Vertriebsmuster wahllos über nahm, der statt dem absoluten Wertmesser der Gefälligkeit dienen wollte, der mit angstvollen Augen am Barometer des »bestsellor« Rat und Urteil sich ablas (und was waren es für Leute, die ihm dieses Barometer stellten, denen er damit hörig wurde!>. Nein, es waren andere, und sie repräsentieren die typisch deutsche Hal tung und Gehaltenheit dieses Standes, die taten, ohne starrköpfig zu sein und sich Unvermeidlichem zu verschließen, was sie ihrem Berufe schuldig zu sein glaubten: sie druckten, sie empfahlen das für gut erkannte, das gesunde, das dem deutschen Menschen not wendige Buch. Und siehe, wenn ihr Kampf auch hart, oft ver zweifelt war und blitzende Schnellerfolge ihnen versagt blieben, — sie waren und sie sind, — sie bewahrten sich, indem sie das Gute bewahrten. Auch sie gehören zu den heldischen Bereitern der neuen Zeit. Um aus vielem nur ein Beispiel zu nennen: Als es noch üblich war, hinter verschlossenen Türen sich ins Ohr zu raunen, daß wir Deutschen doch ein schuldloses, von der ganzen Welt betrogenes und gehetztes Volk seien, wurde ein Buch wie »Volk ohne Raum« nicht allein aus der tapferen Seele Hans Grimms geschrieben, sondern mit zäher Leidenschaft auch durch- gesctzt, dem Willen der Literaturbörsc zum Trotz. Ich kenne Buch händler, die an diese oder eine ähnliche Aufgabe ihre ganze Kraft und ihre Ehre hängten. Ich weiß von einem Sortiment in einer süddeutschen Universitätsstadt, das auch in der schlimmen Zeit, da aus den trüben Fluten des wahllos Gedruckten das Wesentliche nur dem Strengen noch sichtbar blieb, seine Fenster und Läden vom Geringen und Fremden frei hielt und dennoch vermochte, seinem Kundenkreis gefällig zu sein. Vielleicht eben aus diesem Grunde! Denn das Gute ist ein Licht und zieht zu sich heran, wer des Dunklen überdrüssig ist. Und wie viele sind nicht längst über drüssig gewesen, ohne es, unberaten, selbst zu wissen! Und mit wie vielen wird das nicht immer so sein! Unzerstörbar ist das Gute — es ist ein Geschenk der neuen Zeit, daß man wagen darf, dies öffentlich zu äußern, ohne Gefahr zu laufen, daß man als kindlich verlacht würde — unzerstörbar ist das Gute. Es belohnt, wer ihm ergeben bleibt, mit sich selbst und zieht um sich weite und immer weitere Kreise. Man wird den deutschen Buchhändler in seiner Selbständigkeit nicht zu beengen brauchen; freiwillig wird er dem allgemeinen großen Arbeitsdienst fürs Volk sich anschließen. Nicht das eilige Ausgreifen von Auße r- ltchkeiten wird man von ihm erwarten, sondern seine innere Bereitschaft. Dem Ganzen verpflichtet möge er das Gute fördernd geleiten, frei und tief verantwortlich zugleich. Damit würde er in seinem Bereich dem Willen, dem hohen Wunschbilde Adolf Hitlers entsprechen. Wilhelm von Scholz: „Der Luchhändlerberuf im neuen Deutschland" Im Jahre 1924 schrieb ich bei einer sich bietenden besonderen Gelegenheit den deutschen Buchhändlern diese Worte ins Stamm buch: »Von allen praktischen Berufen scheint mir der des Buch händlers einer der schönsten zu sein. Das edelste Gut der Erde geht durch seine Hand. Er ist Erzieher und Kulturträger. Ver antwortung liegt aus ihm: er kann Segenstränke und Gifte spen den. Aber jeder gute deutsche Buchhändler wird sich am Abend, wenn er übersieht, was er verkauft hat, immer wieder froh be wußt sein dürfen, daß er Geist und Seele seines Volkes ernährt und gekräftigt hat«. Natürlich war dies Wort nicht nur als Lob einzelner vor trefflicher Buchhändler gedacht, die ich kennengelernt hatte oder von denen ich wußte, die mit der Entwickelung der Dichtung und des Schrifttums lebten, selbst eifrig lasen und sich überdem an der Hand der großen Zeitschriften und solcher Kritiker, die sie als ernst, sachlich, klug und vertrauenswürdig erkannt halten, über alles Neue soweit möglich unterrichteten; die ihre ausgespro chenen Lieblinge hatten und für manchen stillen, echten, von keiner Reklame getragenen Dichter zuerst eine Gemeinde warben. Mein Lob sollte auch ein Mahnlob sein! Ein aufrüttelndes Mahnlob für die anderen, die einfach die zwei Modebände des Jahres und die Bücher der drei, vier am geschicktesten vertrie benen und durch ihren Zusammenhang mit der besonders ver breiteten Presse eingeführtesten Verlage (darunter auch Buch- sabriken!) reichlich ins Fenster stellten, in großen Stapeln im 972 Laden hielten, jedem Rat suchenden Käufer zuerst vorlegten und sich um die Dichter überhaupt nicht kümmerten. Diese Buch händler waren es auch hauptsächlich, die nur Neuestes gern ver trieben und gar nicht daran dachten, von sich aus Bücher, deren erstes Erscheinen schon die Ewigkeit von ein Paar Jahren zurück lag, mochten sie innerlich noch so wertvoll sein, anzubieten; was dem damaligen Durchschnittssortimenter hinterwäldlerisch und rückständig vorgekommen wäre. Wir alle, die wir uns seit Jahren darum bemühen, der Dich tung vor der bloßen Schriststellerei, dem deutschen dichterischen Buch vor Übersetzungen internationaler Schmöker, aber auch vor besserem Unterhaltungslesestoff einen Platz zu sichern, erinnern uns seit Jahren der grauenhaften Gleichförmigkeit der Schau fenster — ob im Norden oder im Süden, Westen, Osten — und der überall schön ausgelegten gleichen gängigen Marktware. Gewiß! Seit dem Beginn der wirtschaftlichen Krise hieß es für alle: jede geschäftliche Möglichkeit wahrnehmen, um bestehen zu können. Mancher wird sehr ungern seine hundert, zweihun dert, dreihundert und mehr Stück »Im Westen nichts Neues» ver kauft haben — aber trotz Widerwillens eben doch nicht auf das Geschäft haben verzichten können. Die Entwicklung, die der Buchhandel, auch der Verlagsbuch handel, genommen hatte, war gleichgerichtet der beim Theater: sehr viele Inhaber der Geschäfte schauten bei dem, was sie schufen — auch der Verlagsbuchhändler ist durchaus ein Schaffender, Schöpferischer — oder in ihr Lager taten, eifrig danach aus: was will das Publikum? Wie ist sein Geschmack?
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