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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1933
- Strukturtyp
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- 1933-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1933
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- Deutsch
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26L, 14. November 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. „Dolkhafte Dichtung der Zeit". In den folgenden Zeilen wird auf eine unter obigem Titel soeben erschienene Schrift*) hingewiesen, die für alle, die dem deutschen Schrift tum als Mittler dienen, also für Buchhändler, Kritiker, Bibliothekare, Volksbildner, außerordentlich wichtig ist. Der Verfasser, I)r. Hellmuth Langenbucher, ist Leiter des Lektorats der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums und Hauptschriftleiter dieses Blattes. Wir dürfen also in ihm einen führenden Berufskollegen begrüßen, und wenn wir an seine Person und seine Äußerungen hohe Anforderungen stellen, so geschieht es, weil wir mit ihm für eine Weltanschauung kämpfen, deren Ziel und Weg uns gezeigt wurde, deren Erfüllung jedoch nur aus dem unablässigen Ringen jedes einzelnen und aus ehrlicher Hingabe geboren werden kann, für die der Satz Hans Ca- rossas gilt: »Uns lösen keine Geister, keine Flammen, als die aus unserm eignen Blute stammen«. Wer Langenbucher kennt, wer seine Aufsätze und Kritiken in Zeitungen und Zeitschriften verfolgte, weiß, daß er »um des lieben Friedens willen« keine Kompromisse schließt. Auch uns Buchhändler, Kritiker, »Kameraden am Buch« (wie Karl Thulke uns anredet), darf aber im neuen Deutschland kein anderer Wille beseelen als der, uns selber vor den Halbheiten zu bewahren. Wir wissen, wie schwer das ist, da wir kulturell, wirtschaftlich, menschlich stärker als mancher andere Berufsstand mit der großen Masse des Volkes verbunden sind, wir spüren täglich ihre kulturelle Kräftigung ebenso wie ihre Ermüdung. Wenn uns darum Bücher lebensnotwendig sind zu unserem eigenen Rückhalt und auch zur Unterweisung derjenigen, die wir als Käufer und Förderer des wert vollen deutschen Buches gewinnen wollen, so müssen sie von diesem unbedingten Glauben, dieser reinen Gesinnung und dieser kämpfe rischen Frische sein, wie die Schrift von Langenbucher »Volkhafte Dichtung der Zeit«. In der Einführung spricht Langenbucher von der »Treue gegen über dem vornehmsten Gesetz mittlerifcher Tätigkeit, die unwichtig um ihrer selbst und nur wichtig um des vom Dichter geschaffenen Werkes willen ist«, er spricht vom Mittler, »der in Ehrfurcht vor der schmerzlichen Größe echten Schöpfertums nur den Weg bereiten will, auf dem der Dichter in sein Volk und das Volk zu seinen Dichtern finden möge«. Ich glaube, daß jeder Mensch, der nicht von persönlicher Eitelkeit und Empfindsamkeit an gekränkelt ist, manches harte aber wahre Wort, das Langenbucher über die Feuilletonredaktionen, über die Buchläden und Vortrags unternehmungen der vergangenen Zeit sagt, berechtigt finden wird, denn Langenbucher kritisiert ja aus Liebe und Ehr furcht vor unserm Stand! Das ist das Entscheidende! Wer in uns und in sich selbst ein Mittlertum sieht, das aus den Niederun- den des Zufälligen, Belanglosen, Alltäglichen hinaufgehoben wird zu hoher ethischer Verantwortung, bei dem wissen wir unsere Standesehre und unsere Arbeitsziele in guten Händen. Langenbucher zitiert einen Satz aus der Kulturrede des Führers, und wenn wir ihn ebenfalls hierher setzen, so wollen wir das Grundsätzliche da mit abschließen, weil der Satz Adolf Hitlers alles umfaßt: »Wer von der Vorsehung ausersehen ist, die Seele seines Volkes der Mitwelt zu enthüllen, der leidet unter der Gewalt des allmächtigen, ihn be herrschenden Zwanges: der wird seine Sprache reden, auch wenn die Mitwelt ihn nicht versteht oder verstehen will; wird lieber jede Not auf sich nehmen als auch nur einmal dem Stern untreu werden, der ihn innerlich leitet«. In den Kapiteln »Volk und Dichter« und »Deutsche Gestalt — Deutsches Wesen« der Schrift wird in großen aber lebensvollen Zügen das weltanschauliche Bild des neuen Deutsch land Umrissen, und zwar mehr vom dichterischen Erleben als vom Theoretisch-Gedanklichen her. »Es gilt den Dichter gläubig zu machen zu seinem Volk und zu der Sendung, die sein Volk ihm aufzutragen gewillt ist und das Volk gläubig zu machen zu seinen Dichtern«, es gilt die Merkmale in der Öffentlichkeit auszuspüren, die einen Dichter unseres Volkes zeigen, es gilt den »Instinkt« für uns wcsensgemäße Dichter wiederzufinden und damit den Dichter aus der »Volklosig- keit« zu befreien. Kolbenheyer, Schäfer, Grimm, Stapel, Carossa, Binding, Paul Ernst und viele andere, die wir zu unseren Großen zählen, werden zitiert, mehr als zitiert, sie werden in sinnvoller Gliederung zu Trägern dieses weltanschaulichen Baues. Es ist be wunderungswürdig und zeugt von einem großen tatsächlichen Wissen, wie Langenbucher diese Denkinhalte von Lebenswerken auf knappem Raum zusammenzufügen weiß, ohne durch ein Übermaß an »Extrakt« die Wirkung des Ganzen zu schmälern. Es würde in unserm Nahmen zu weit führen, näher darauf einzugehen, doch seien gerade diese *) Hellmuth Langenbucher: »Volkhafte Dichtung der Zeit«. Verlag Junker L Dünnhaupt, Berlin 1934. 124 Seilen. Preis RM. 2.50. Kapitel zum aufmerksamen Lesen empfohlen. Sie sind nicht zuletzt wichtig, weil sie die i n n e r e g e i st i g e Weite unserer neuen Auf fassung von Dichtung zeigen und alle die treffen, die glauben, es genügten einige Hakenkreuze auf dem Umschlag, um den neuen Forde rungen schon gerecht zu werden. Im folgenden Kapitel »Deut sches Schicksal — Deutsches Leben« wird der landschaft liche Raum durchschritten, die zahllosen Kräfte, die der Dichtung aus einer besonderen Verbundenheit mit dem Boden, dem Stammestum, der Sprache zufließen, werden in vielen Beispielen und Charakteri sierungen wertvoller Vertreter gezeigt. Ter wichtigste Satz — wichtig gerade auch für den Buchhändler, der solche Bücher seinen Kunden vorlegt — aus diesem Kapitel scheint mir die Feststellung zu sein: »Wir wollen uns also hüten, den Ruf nach der Erde nur als ober flächliches Feldgeschrei zu vernehmen oder den Einbruch des bäuer lichen Lebensgefühls in die Dichtung nur als literarische Tagesmode abzutun, wollen uns vielmehr der in den gekenrrzeichneten Erscheinun gen sich offenbarenden höheren Notwendigkeit des Aufbaues neuer Lebenskräfte bewußt werden und bleiben«. Ein außerordentlich wertvolles, um nicht zu sagen nützliches Kapitel heißt »Die deutschen Volksschriftsteller und Erzähler«. Soweit ich mich erinnere, ist diese Begriffsprägung bisher nicht so deutlich geschehen, wir haben sie also wohl Langen bucher zu verdanken. Der Verfasser hat damit keineswegs in ein Wespennest gestochen, wie man vielleicht glauben wird; viel angreif barer war die bisherige Scheidung in »Dichter« und »Unterhaltungs schriftsteller«. Darin lag etwas Herabsetzendes, nicht aber liegt es in der Definition Langenbuchers »Der Volksschriftsteller ist des Dichters Bruder, beide haben ihren wich tigen Platz in der Lebensordnung des Volkes«. Oder »Er ist der Mund, durch den das Volk sich selbst ausspricht«. Darum auch die Todfeindschaft zwischen »Literat« (geistiger Mensch ohne Ehrfurcht vor Sprache und Volksgemeinschaft) und »Volksschrift- stcller«, der im Tiefsten gerade an Sprache und Volks-Gemein schaft (nicht an die schmerzliche Einsamkeit des Genialen, sondern an die lebendige Fülle des Gemeinsamen, dergelebtenKultur) gebunden ist. Man möchte dem Verfasser raten, diese Gedanken später noch einmal ausführlicher und mit noch mehr praktischen Beispielen versehen, darzustellen, denn hierin sehen wir ein fruchtbares Neuland. — Das Kapitel »Neue Weg e« schließt die Schrift mit einer zu sammenfassenden Folgerung aus dem bisher Gesagten ab, »Zeit wende muß vom Volk ausgehen — die Dichter waren längst da«. Ein Anhang »Die Deutsche Akademie der Dichtung« gibt einen geschichtlichen Umriß dieser bisher höchst fragwürdigen Ein richtung, die der neue Staat zu wahrer Würde zu machen bestrebt ist, wo aus dem schönen Titel nun eine wirkliche Repräsentation deutscher Dichtkunst werden soll und schon geworden ist. Schließlich wird man den weiteren Anhang aufrichtig begrüßen, der in der Art einer Weißen Liste (ich sage »in der Art«, denn der Verfasser ist sich selber darüber im klaren, daß diese Liste unvollständig und angreifbar sein muh, weil wir ja jetzt erst an eine Sichtung all des Verschütteten und Verdunkelten gehen müssen, aus der sich dann im Laufe der Zeit eine neue erschöpfende Auswahl unbedingt empfehlenswerter Dichtwerke ergeben wird) Bücher aus dem »Lyrischen Schaffen der Zeit«, »Novellen«, »Dramatisches Schassen« und »Deutsche Romane« auswählt. Dem Buchhändler, dem Kritiker, dem Theaterleiter und Bibliothekar wird diese Liste wiederum ein Wegweiser zum eigenen Suchen sein. Allmählich darf man dann eine neue Ordnung aufge richtet sehen, der unsere Liebe und unser Stolz gehören werden. Abschließend sei noch gesagt, daß der Titel »Volkhafte Dichtung der Zeit« darauf hinweist, daß es sich hier um eine »Zeit-Schrift« mit voller Berechtigung handelt; eine »Streit-Schrift« verbindet sich ebenfalls mit dem Titel. Wenn wir aber die dicken Wälzer von Literaturgeschichten betrachten, die viel rascher »veraltet« sind, als ihre Verfasser einst ahnten, weil sie niit zu viel »Objektivität« und zu wenig Kampflust an die Arbeit gingen, so will uns schei nen, daß die Langenbuchersche Schrift, die sich bewußt in diese Zeit des Übergangs stellt, aus sich selbst ihre Lebensbcrechti- gung hat. Sie setzt den Hobel an das grüne Holz des Lebens, und wer jung ist, freut sich, daß ein paar Späne fliegen. IohanLuzian. >Vittek, ^rkarck: vurekbruek anno aektrelin. kÜn ?ront- erlednis. Stuttgart: ?rLnekk'8ek6 Vsrla^skancklunß 1933. l^xv. kdl. 4.80. Der Verfasser, ein Stuttgarter Berufskollege, empfing den Anstoß zur Niederschrift dieses »Fronterlebnisses« durch das Geschehen, das, einsehend mit der Berufung Hitlers zum Reichskanzler, im deutschen Volk ein nicht mehr für möglich gehaltenes Wunder der Verwandlung vom Parteistaat zum Volksstgat vollbrachte. Die magischen Wirkungen, die der kompromißfeindlichen Anerkennung und Durchsetzung des Ftth- 867
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