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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.12.1932
- Strukturtyp
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- 1932-12-24
- Erscheinungsdatum
- 24.12.1932
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- Deutsch
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Redaktioneller TÄ Johann Friedrich Cotta Znm 10V. Todestage. Am 29. Dezember jährt sich zum hundertsten Male der Tag, an dein Johann Friedrich Cotta dieses irdische Leben ver liest. Sein Lebenslauf, sein Wirken und seine Bedeutung können im deutschen Buchhandel so allgemein als bekannt vorausgesetzt werden, daß es sich erübrigt, darüber oft Gesagtes hier noch ein mal zu wiederholen. Der Tag soll aber doch nicht unberück sichtigt vorübergehen, nicht nur, weil der deutsch« Buchhandel sich niemals der Pflicht entziehen darf, diesem einen unter den ganz Großen der Berufsgenofsen dankbar zu bleiben für alles, was er für die Hebung des Ansehens des deutschen Buchhandels und seine Festigung und seinen Aufschwung geleistet hat, son dern auch deswegen, weil es doch gut ist, sich bei einem solchen Anlaß wieder einmal der Wandlungen der Zeiten bewußt zu werden und in einem Augenblick stiller Besinnung dem nachzu gehen, was dem Buchhandel auf der einen Seite verloren, auf der anderen Seite jedoch wieder zugewachssn ist. Robert Kröner, der derzeitige Inhaber der Cotta'schen Buch handlung, hat aus Anlaß des jetzigen Gedenktages eine Festschrift veröffentlicht, die mit zwölf bisher nicht veröffentlichten Briefen Goethes an Cotta und anderen eingedruckten Dokumenten in ihrer meisterhaft knappen Darstellung das Bild des deutschen Buchhändlersürstcn noch einmal lebendig vor unsere Augen stellt. Schon die vornehme, im besten Sinne bibliophile Ausstattung dieser Festschrift ist des Gewürdigten wahrhaft würdig und ver breitet schon rein äußerlich die Atmosphäre, die dem Wesen und der Bedeutung eines Johann Friedrich Cotta entspricht. Wer sich aber in die Seiten der Darstellung versenkt, dem tritt so recht Plastisch das Bild einer Zeit entgegen, die eben um hundert ^Zahre hinter uns liegt. Erstaunlich, wie dieser junge Mann in ^verhältnismäßig kurzer Zeit eine bei der Übernahme keineswegs glänzend dastehende Handlung auf eine Höhe zu führen weiß, die sie als einen Gipfel deutscher Buchhändlerei in die Geschichte eingehe,i läßt. Gewiß war es Fügung und Schicksal, daß Cotta diesen Ausbau in einein Augenblick beginnen konnte, als di« Klassik in Deutschland ihrerseits ihren Höhepunkt erreichte und in Schiller und Goethe zwei Vertreter aufwies, wie sie «inen, Volk nur in Abständen von Jahrhunderten einmal geschenkt werden. Es bleibt aber doch das Verdienst Cottas, daß er diese Lage richtig erkannte und mehr noch, daß er den Mut aufbrachte, sie zu nutzen und das Geschick, das gewollte Ziel wirklich zu er reichen. So lobt er in der Erinnerung der Berufsverwandten in erster Linie als der erfolgreiche Verleger, dem, nachdem der Ruf seiner Firma einmal begründet war, der Zustrom aus allen Gebieten geistigen Schaffens nicht inangelte. Gerade beim Wciter- blättern in der jetzigen Festschrift tritt aber mit überzeugender Deutlichkeit immer stärker hervor, daß Johann Friedrich Cotta doch gar nicht Buchhändlerfürst allein war, und daß seine größe ren Leistungen vielleicht sogar auf andere,» Gebiet gelegen haben. Als Pionier neuer Wirtschaftserrungenschaften, als Politiker und Parlamentarier, als Führer der öffentlichen Meinung er scheint er als so starker und ausgesprochener Charakter, aber auch so weitreichend erfolgreich, daß man mindestens für die letzten Jahrzehnte seines Lebens darüber den Buchhändler fast aus dem Auge verliert. Freilich heißt das aber doch die Frage auswerfen, ob er schließlich nicht eben gerade als Buchhändler, als Verleger das geworden ist, was man an ihm im ganzen zu rühmen hat. Recht betrachtet zeigt sein Leben so, wie insbesondere der Ver leger vor hundert Jahren eine Stellung im Gesamtleben der Nation einnahm, wie cs heute nur noch in wenigen Fällen er reichbar ist, denn auch das ist ein Zeichen jener vergangenen Verhältnisse, daß neben einem Cotta damals doch noch sehr viel andere Buchhändler ein« zwar nicht ganz so überragende, aber doch sehr beachtliche Roll« gespielt haben. Wenn das in der Gegenwart nicht mehr so sein zu können scheint, so liegt das doch wohl nicht an einem Wandel des Buchhandels, insbesondere des Verlags, wohl aber an einem Wandel der allgemeinen Ver hältnisse, di« dein Buch und seinen Dienern das Wirken ins Große nicht mehr so leicht machen. So kann aber ein Gedenk tag wie der jetzige doch vielleicht in der Richtung anregend wir ken, daß geprüft wird, ob nicht in anderer Form Ähnliches auch heute noch erreicht werden kann. Diesen Zusammenhängen im einzelnen nachzugehen mag anderer Gelegenheit Vorbehalten blei ben. Abschließend sei jedoch noch einmal auf das reiche und große Erbe hingewiesen, das die Zeit vor hundert Jahren dem deutschen Buchhandel für immer hinterlassen hat, und auf das Vorbild, das unverrückbar die Großen jener Zeit auch für die Zukunft bleiben werden und bleiben müssen. Unter ihnen in erster Reihe Johann Friedrich Cotta. vr. Menz. Sechs Briefe Cottas an Schillers Witwe mitgeteilt von Freiin G. v. Koenig-Warthausen. Der »Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta«, herausgegeben von Wilhelm Vollmer (Stuttgart, Cotta 1876) enthält im Anhang nur eine Auswahl der zahlreichen Schreiben Cottas an die Witwe Schillers. Einige weitere, die der Handschriftensammlung von Schloß Warthausen entnommen sind, möchte ich im folgenden Mit teilen als Beitrag zum Gedächtnis an den großen Verleger unserer Klassiker, dessen 100. Todestag wir am 29. Dezember d. I. begehen. Cotta, von dem Schiller am 10. September 1802 äußert: »Wahr lich ich darf mich eines Freundes rühmen, wie ihn wenige besitzen, der meine Angelegenheiten völlig zu den seinigen macht nnd in dessen Händen sich alles, was er übernimmt, zu. meinem Besten wen det«, blieb zeitlebens in treuer Freundschaft um die Schillersche Fa milie besorgt. Davon geben auch diese Briefe ein schönes Zeugnis. Tübingen 12. Nov. s?) 1806. Ihr gütiges v. 17. v. M. so wie die Iphigenie sind zu meiner großen Freude mir zugekommen. Ich hoffe, daß sich Ihr H. Schwager doch bald wieder erholen wird. Freilich liegt gegenwärtig zu viel auf ihm. Wenn wir doch nur bald allgemeinen Frieden erhielten! Daß man sich wenigstens des Lebens in den Umgebungen freuen könnte. - Wie geht es denn aber mit den lieben Jungen wenn Sie nicht nach Rudolstadt reisen u. haben Sie nun einen neuen Hofmeister bekommen? Möch ten wir doch an einem Ort beisammen wohnen, um uns in der Nück- erinnerung zu trösten und im Anblick der frohen Kinder einigen Muth zu schöpfen. Mir geht es gar schwer, das ewige Treiben n. Speculieren, wozu mich meine Lage nöthigt ist mir eine wahre Qual, und doch muß es seyn. So bin ich nun im Begriff die längst projektierte ästhetische Zeitung herauszugeben, wovon ich in der An lage einige Anzeigen sandte. . . . Wollen Sie, die mir schon so viel Schönes, Edles, Gutes schrieb, nicht auch einige Blumen mir zu kommen lassen? Und Ihre Frau Schwester? Ich bitte, sie doch zu einigen Beiträgen zu bewegen! Sie tun dies gewiß, könnte ich aus Demetrius nicht eine Scene für dieses Morgenblatt erhalten? Habe ich Ihnen schon gemeldet, daß ich die ganze Korrespondenz unsres unvergeßlichen Freundes mit Dalberg in Mannheim erhalten habe? Ob es wahr, datz Göthe sich mit Mlle Vulpius tränen ließ, ge rade beim Einmarsch der Franzosen? — Der Schlag hat mich fast
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