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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1933
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- 1933-09-18
- Erscheinungsdatum
- 18.09.1933
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- Deutsch
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X- 217, 18. September 1833. Mitteilungen des Deutschen Verlegervereins. Schriftstellern als bei Gehaltsempfängern oft erst zu Wecken, ist aber urplötzlich vorhanden, sobald ein Verlag umgeworsen hat. Der Rang eines jeden Buches wird nun zunächst durch seinen geistigen Gehalt und seine Fruchtbarkeit für das Bolksganze be stimmt, weiterhin durch die Entscheidung der Frage, ob es einem geistigen oder einem händlerischen Antrieb seine Entstehung ver dankt; dies ist den meisten Büchern anzusehen. Es ist kein Wort darüber zu verlieren, daß das rein idealen Antrieben entsprungene Buch den Vorrang hat; aber es läßt sich nicht leugnen, daß in der Geschichte des Buches häufig auch der rein händlerische Gedanke, »ein großes Geschäft zu machen-, eine volkserzieherische und kul turell hochstehende Leistung geboren, daß der treibende Geist das Böse gewollt, doch das Gute geschaffen hat. Wasisteinschön- geistiges Buch? Für die Entscheidung dieser Frage scheidet der Warencharakter des Buches aus; sie beantwortet sich lediglich nach seinem Inhalt. Einem alten Brauch entsprechend wird nun als »belletristisch- oder »schönwissenschastlich» oder »schöngeistig« mit wenig glücklicher Ausdrucksweise eine nicht sehr klar umrissene Buchgruppe bezeichnet, die weniger durch innere Geschlossenheit als durch ihren Gegensatz zum streng wissenschaftlichen, zum populär wissenschaftlichen, zum technischen Fachbuch, zum Schulbuch oder zum Kinder- und Jugendbuch zusammengehalten wird. Hierin liegt ein begrifflicher Fehler. Als »schöngeistig- im eigentlichen Sinne können nur Bücher bezeichnet werden, die auf dichterische oder künstlerische Weise der Belehrung, Erhebung, Erbauung, Unter haltung oder Entspannung des Menschen dienen. Dies sind also Romane, Novellen, Gedichte, Tatsachen- und Erlebnisberichte, Lebensgeschichten und Denkwürdigkeiten, Essaibücher, volkstümliche Natur- und Tierbücher und Ähnliches. Manchmal ist die Grenze zur Wissenschaft oder Populärwissenschaft oder zum Jugendbuch schwer zu ziehen; der Charakter des Schöngeistigen wird in diesem Falle bestimmt durch die volkstümliche Darstellungsart, der dann auch die buchtechnische Ausmachung entsprechen wird. Da der Begrisf »Schöngeistiges Buch« eine hohe Verpflichtung in sich schließt, kann niemals etwa ein Kriminalroman oder eine Detektivgeschichte oder ein Abenteuerbuch ohne mehr als Span nungsreiz »schöngeistig« genannt werden. Kriminal-, Detektiv- oder Abenteuergeschichten sind eine Buchgruppe völlig für sich, die hohe artistische Reize bieten und als Entspannungsmittel hygienische Zwecke erfüllen kann — schöngeistig sind sie nicht, denn sie tragen in nichts zur Vermehrung unseres seelischen Besitzes oder unserer geistigen Kultur bei. Was ist ein schöngeistiger Verleger? Er ist zu nächst ein Erzeuger schöngeistiger Bücher, der durch die Erzeugung und Verbreitung dieser Bücher deren Urhebern und dem ganzen Volke dient. Sodann ist er wie jeder Fabrikant ein Wirtschafter und Kaufmann, dessen Handelsgegenstand die von ihm erzeugte Ware »Buch« ist. Die deutsche Sprache drückt durch das Wort »Verleger« gerade den Primat des Erzeugerischen, Produktiven aus. Sie hat außerdem noch das Wort »Verlagsbuchhändler- erfunden, unglücklich alz Wortbildung, jedoch glücklich als bezeichnendes Bei wort für jeden Typus des Kaufmanns in der Maske des Ver legers, dem das Buch nur Handelsgegenstand ist und der von der geistigen und seelischen Natur des Buches keine Ahnung hat und daher auch nicht von seiner Verpflichtung dem Volksganzen gegenüber. Die Aufgabe des Schöngeistigen Verlegers. Die vorhergehende Begriffsbestimmung ist im Wesen des Buches enthalten, ist daher unabänderlich und keinerlei geschichtlichen Gutachten der Rechtsauskunftsstelle des Rechtsverhältnisse des Verlags mit dem Mitarbeiter an einem Sammelwerk. Die neue Auflage eines im ansragenden Verlag erschienenen Wer kes über Tierheilkunde wirb von einem neuen Herausgeber bearbeitet, der für verschiedene Kapitel des Werkes auch Mitarbeiter heran gezogen hat. Die Mitarbeiter haben eine Erklärung folgenden Inhalts unterschrieben: »Laut besonderer Vereinbarung mit dem Herausgeber habe ich die Bearbeitung solaender Abschnitte des Werkes übernommen... 28 Krisen unterworfen; aus ihr folgen die Aufgaben, indem diese Be griffe der augenblicklichen Lage und der Zukunft des deutschen Vol kes gegcnübergestellt werden. Für jeden Deutschen, der sich dem Bolksganzen wirklich wurzelhaft und Phrasenlos verbunden weiß, ist es selbstverständlich, daß jede verlegerische Tätigkeit nur Mit arbeit am Neuaufbau des deutschen Volkes sein kann; wer die hierin liegende Verpflichtung zutiefst innerlich erlebt hat, den muten die gutgemeinten und selbstgefälligen Anweisungen von Außenseitern und Gastspielern unseres Berufes eigenartig an. Die selbstschöpferische Tätigkeit des Verlegers gegenüber dem Schrifttum beschränkt sich im positiven Sinn auf die Empfängnis und Ausarbeitung von Plänen, die sich als Anregung an die eigent lichen Urheber, die Schriftsteller, auswirken wird, im negativen Sinn auf die Auswahl, nämlich das Veto gegenüber dem Schlech ten oder Unnötigen. Der Verleger kann ebensowenig die Bücher selber schreiben — denn dann wäre er Schriftsteller mit Selbst verlag — als die guten Manuskripte aus dem Boden stampfen. Es ist eine Vermessenheit anzunehmen, man könne Talente oder Ge nies aus dem Boden stampfen, denn hier befinden wir uns bereits im geheimnisvollen Bereich der unterirdischen Quellen allen orga nischen Lebens. Man kann nur verhindern, daß die Talente und Genies unentdeckt bleiben, und kann eine Gesinnung schaffen. Wir wollen nun hier kein kulturelles Programm für schön geistige Verleger ausstellen; dieses läßt sich zusammenfassen in das schöne Wort Adolf Hitlers, daß Geist und Gemüt versöhnt werden müssen. Stets aber werden wir uns des Warencharakters des Buches bewußt bleiben müssen; wer dies nicht tut, ist kein schön geistiger Verleger, sondern ein Schöngeist, ist ein ebenso schlimmer Schädling im Kulturleben wie der reine Raffer oder Händler, denn er reißt durch seinen unvermeidlichen Sturz eine Unmasse anderer Menschen mit sich, zu allererst die Autoren, die ihm ihr Werk an vertraut haben. Wer als Verleger schlecht wirtschaftet, verrät den Geist. Ein solcher Verleger gleicht dem Ingenieur, der der ästhe tischen Schönheit einer Brücke ihre Tragfähigkeit opfert, ja er ähnelt dem Knaben, der hurraschreiend und säbelschwingend vor wärts stürmt und dabei über die Säbelscheide stolpert. Merkwürdigerweise Pflegen die zahlreichen Erörterungen der letzten Zeit dem Sortimentsbuchhandel jede kaufmännische Über legung als lebensnotwendig zuzugestehen, sie jedoch beim Verlag als »heiligen Verleger-Egoismus« anzuprangern. Der Zwischen händler soll kaufmännisch denken dürfen, der Erzeuger, der das Risiko trägt, jedoch nicht. Zum Schluß noch etwas Grundsätzliches: Jeder kehre vor seiner eigenen Tür und bleibe bei seinem Leisten. Er wird auf diese Weise dem Volke besser dienen, als wenn plötzlich der Schreiner beginnt, den Hutmacher zu belehren, wenn der Korbmacher anfängt, dem Schuster am Zeug zu flicken, wenn der medizinische Anatom Aktzeichenunterricht geben will, wenn der Geschichtsprofessor praktische Politik treibt, wenn der Apotheker Arzt spielt. Wir warten auf die aus der Fülle handwerklichen Könnens und wirklicher Berufs- und Lebenserfahrung heraus wachsende Stimme der Menschen, deren Herz heiß der deutschen Gegenwart und Zukunft entgegenschlägt und die sich zugleich den nüchternen und freien Blick gewahrt haben, ohne den alles Be ginnen hilfloses Gestammel bleiben wird. Die Zeit, da jeder unge straft über alles reden durfte, gehört zur endgültig vergangenen Epoche der Demokratie und des Liberalismus; heute hat der ver antwortliche Fachmann das Wort! Deutschen Verlegervereins. Ich erkläre hiermit, daß ich dem Verlag bzw. dem Herausgeber das alleinige Ber'Vags- und Urheberrecht an meinen Beiträgen flir alle Auslagen und Ausgaben libertrage. Bei der Ausarbeitung meiner Beiträge werbe ich mich den besonderen Wünschen des Herausgebers für die Art und Form der Ausführung anpassen und die nötigen Änderungen und Ergänzungen vornehmen.« Es folgt dann eine Erklärung für spätere Auflagen, daß der Ver fasser auf Antrag des Verlages bereit sei, seine Beiträge durchzusehen und zu verbessern und das druckreife Manuskript in einer ange messenen Frist abzuliefern. Ferner ist wörtlich gesagt:
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