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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1933-09-18
- Erscheinungsdatum
- 18.09.1933
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- Deutsch
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VckMIattM-mDMtMVllcklMM Nr. 217. Leipzig, Montag den 18. September 1938. 100. Jahrgang. Mitteilungen des Deutschen Derlegervereins 1 Verantwortlichst desÄuts^ WrsknL7/fin°d°/°Ü! !i-b,ew° AnLung ' Nr. VI (Nr. V s. Bbl. Nr. 211). Klare Grundbegriffe auch im schöngeistigen Verlag. Von Adolf Spemann. In einer geistigen und seelischen Umwälzung von so welt geschichtlichen Ausmaßen, wie sie das deutsche Volk heute erlebt, besteht immer die Gefahr, daß eine Aussprache in ein wirres Neben einander von Monologen mündet; das Herz ist voll, und den geisti gen Diskussionsrednern ist es wichtiger, es zu erleichtern, statt sich mit eiserner Selbstdisziplin auf das gegebene Thema zu beschränken. Dieser Gefahr ist Herr Karl Rauch in seinem Aufsatz »Neuordnung — auch im schöngeistigen Verlag», der sich mit meiner Denkschrift »Der schöngeistige Verlag und die Lage» befaßt, erlegen. Er legt ein flammendes Kulturbekenntnis ab, in das wir herzlich einstimmen, glaubt aber, damit lasse sich das Übel, nämlich die Krankheit des schöngeistigen Verlags, von der Wurzel aus mit einem Schlag kurieren. Er gleicht dem Gesundbeter, der anstelle einer wissen schaftlich gegründeten fachmännischen Behandlung Beschwörungs formeln setzt, gleicht den »ewigen .Jünglingen' nach 1815«, von denen Oswald Spengler sagt: »Gewiß, sie waren heldenhaft, edel und jeden Augenblick bereit, Märtyrer zu sein, aber sie sprachen zu viel von deutschem Wesen und zu wenig von Eisenbahnen und Zoll verein, und deshalb sind sie für die wirkliche Zukunft Deutsch lands nur ein Hindernis gewesen«. Von solchem billigen und zu nichts verpflichtenden Standpunkt aus erscheinen einem natürlich alle praktischen Abhilfsvorschläge als »Mittelchen«, die nur an Symptomen Herumkurieren. Wer aber Soldat gewesen ist, der weiß, daß man ein Marschziel nicht durch einen strategischen Bortrag erreicht und daß die Absicht, die Truppe diesem Ziel zuzuführen, sich in klare, leicht faßliche Kommandos Umsetzen, muß. »In der Kunst gibt es keine Kleinigkeiten«, sagte einst Hans v. Bülow; im Buchhandel auch nicht, Herr Rauch! Sie glauben, unfern Blick fürs Ganze schärfen zu sollen, spielen jedoch dabei selber Hans-guck-in- die-Luft; idealen Zielen kommt man aber im Leben nur dann näher, wenn die Flamme des Idealismus mit heiliger Nüchtern heit gepaart ist. Wir begrüßen es durchaus, wenn der Herausgeber der »Lite rarischen Welt« den verantwortungsbewußten schöngeistigen Ver lag dadurch unterstützen will, daß er dem echten, volksverbundenen und zukunftsweisenden Schrifttum in der Leserschaft den Boden be reitet und diese dafür erzieht; hier liegt die ihm gestellte oder selbst gewählte Aufgabe. Wenn er aber den Buchhandel erziehen will, so fragen wir ihn zuerst nach seiner Legitimation. Wir alle müssen darüber wachen, daß nicht ein Abgrund zwischen Worten und Taten klafft. Wo bleibt der Gemeinschaftsdienst am Bolksganzen, wenn statt sachlicher Mitarbeit das aus innerer Überzeugung quellende Bekenntnis eines Volksgenossen sofort als »hohl« denunziert wird? Woher nimmt ein Redakteur das Recht, einen Verleger zu fragen, ob er sich schon als Verkäufer in einem Sortiment betätigt habe, wo dieser Verleger dies zu einer Zeit getan hat, als Herr Rauch wohl noch an Mutters Hand ging oder die Schulbank drückte? Wo her den Mut, uns, die wir von Anfang an die Grundlagen des neuen Deutschland haben mitschaffen helfen, indem wir den Boden des Vaterlandes vor dem Einbruch feindlicher Horden schützten, über vaterländische Aufgaben zu belehren? Wir glauben, es gibt für all das geeignetere Adressen. Wer wirklich der Meinung ist, daß Einzelheiten sich nicht vom Ganzen trennen lassen, wie Herr Rauch dies zu sein vorgibt, der klammere sich selber nicht an Einzelheiten, sondern sehe aufs Ganze, sowohl beim einzelnen Menschen, als auch bei einer Idee, als schließlich auch bei einer aus tiefer Sorge um einen Berufsstand, der vom Volksganzen untrennbar ist, geborenen Untersuchung. Herr Rauch beschwört wiederholt den Geist von Eugen Diede- richs, aber er vergißt, daß diese wohl größte Berlegerpersönlichkeit der letzten 20 Jahre in erster Linie durch ihr eigenes Beispiel ge wirkt hat, nämlich durch ihr verlegerischcs Werk, das sie schuf und für das sie einstand. Erziehung ist nur durch Beispiel möglich; wer wie Herr Rauch mit dem Anspruch auftritt, Erzieher sein zu wollen, der hat zuerst und zuletzt auf dem Gebiet, wo er erziehen will, selbst ein Beispiel zu geben. Die hinreißende Wirkung Adolf Hitlers wie jeder großen Fllhrernatur liegt zum allergrößten Teil gerade darin, daß er uns allen »vorlcbt«. So müssen wir es ab- lchnen, Angelegenheiten und Aufgaben des schöngeistigen Berlages mit Persönlichkeiten zu diskutieren, deren Leistungen als schön geistige Verleger uns bisher nicht bekannt geworden sind, ebenso wie Herr Rauch es ablehnen wird, von uns Belehrungen über die Ausgaben der »Literarischen Welt« entgegenzunehmen. Wir gehen daher auf Einzelheiten des Rauchschen Aufsatzes nicht ein; es ist wichtiger, zunächst ein Kapitel verlegerischer Elementarlehre zu lesen und einige Grundbegriffe zu klären, denn solange diese in einem rhetorischen Halbdunkel ein bequemes Dasein führen, kommt man zwangsläufig zu den gröbsten Jrrtümern und Fehlhandlungen. WasistdasBucheigentlich? Nach Herrn Rauch ist cs keine Ware. Wir fragen ihn, ob er diesen Grundsatz auch auf Zeitschriften, z. B. auf die »Literarische Welt« anwendet. Warum errechnet denn eine Zeitschrift einen Ladenpreis, einen Abonne mentspreis, warum läßt sie sich Anzeigen teuer bezahlen? Weil sie ein Doppelgesicht hat: sie ist Niederschlag des Geistes und ist zu gleich Ware. Ebenso das Buch: es ist ein Doppelwesen. Wer nur die eine Hälfte seiner Natur zu sehen und zu erkennen vermag, hat von seiner eigentümlichen Art nichts begriffen und wird daher als Erzeuger von Büchern entweder geistig oder materiell scheitern und wird ebenso als Kritiker und Ratgeber des Verlags zu gefährlichen und schädlichen Irrlehren kommen. Auch das Buch ist zunächst Niederschlag des Geistes; als Ware verhält es sich zu seinem Inhalt wie der Leib zur Seele und zum Geist. Ist der Geist krank, so kann auf die Dauer auch der Leib nicht gesund sein und leben — diese uralte Volksweisheit ist von Adolf Hitler neuentdeckt worden. Als Ware ist das Buch Gegenstand des Vertriebs, des Handels. Diese Eigenschaft folgt zwangsläufig aus der Notwendigkeit, daß das Buch sowohl seinen geistigen Urheber, als seinen Verleger und seine Vertreiber, als zahlreiche Glieder im weitverzahnten Getriebe des Buchhandels zu ernähren hat und daß aus seinem Verkauf die Mittel zur Fort führung des verlegerischen und buchhändlerischen Betriebes gewon nen werden müssen. Das Verständnis hierfür ist sowohl bei 25
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