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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1944
- Strukturtyp
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- 1944-07-26
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1944
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 58 (R. 43) Leipzig, Mittwoch den 26. Juli 1944 111. Jahrgang Berichi über die Schulungswoche der buchhändlerischen Lehrlinge und Hilfskräfte des Gaues Hessen-Nassau Die Gauschule Bensheim an der Bergstraße, in der vom 21. bis 28. Juni die Schulungswoche für die Lehrlinge und buchhändlerischen Hilfskräfte des'Gaues Hessen-Nassau stattfand, nahm über vierzig Teilnehmer auf. Zum erstenmal führte hier eine Laudesleitung der Reichsschrifttumskammer in enger Zusammenarbeit mit der Partei die für die Lehrlinge so notwendige Ergänzung zu ihrer praktischen um! durch die Kriegsumstände erschwerten Lehre durch. Der Landcsleiter der Reichsschrifttumskammer Hans Köster eröff- nete die Arbeitswoche und wies darauf hin, daß die Vorträge und Ar beitsgemeinschaften ein lebendiges Bild von der Größe und Verant wortung des buchhändlerischen Berufes im Kriege geben sollen. Die Arbeitsverhältnissc, die im Buchhandel heute vom Krieg bestimmt sind, erschweren es dem einzelnen, den Buchhandel in seiner Vielfalt und Bedeutung für unser Volk zu erkennen. Neben der handwerklichen Be herrschung verlangt gerade'unscr Beruf ein fanatisches Bekenntnis zum Buch als einem Schwert des Geistes. In einer Zeit der Zerstörung be wahrt es Unzerstörbares für die Nation. Sinnvoll ain Anfang der Arbeit stand ein Vortrag des Leiters der Gauschule Pg. Viel über „Die nationalsozialistische Weltanschauung“, die jeden Buchhändler in seinem Wirken bestimmt. Von der Edda aus gehend entwickelte er die Grundlagen der nationalsozialistischen Welt anschauung an Beispielen aus dem Büch des Führers, aus der Geschichte des deutschen Geistes und des deutschen Schrifttums. Durch die Gegen überstellung von Volk und Welt, von Individuum und Gemeinschaft und von Geist und Materie führte er die jungen Buchhändler zu den Quellen des nationalsozialistischen Denkens. So stellte er heraus: Den Gedan ken des Volkes, den Rassegeda.nken, die Forderung einer bodengebun- tlenen gelenkten Wirtschaft, den Gedanken des Sozialismus und die Förderung einer artgebundenen Kultur. Diesen großen Gesichtspunkten hat alle buchhändlcrische Arbeit zu dienen. Anschließend schilderte der Leiter der Abteilung III (Buchhandel) in der Reichsschrifttumskammer Karl Thulke, der sich zur Zeit im Ost einsatz in Riga befindet, in seinem Vortrag: „Organisation und Ordnung de6 Buchhandels“, wie es nach Punkt 25 des Parteiprogrammes, worin die Bildung von Stände- und Berufskammern zur Durchführung der vom Reich erlassenen Rahmengesetze gefordert wird, zum Kultur- kammorgesetz und zur Gründung der Reichschrifttumskammer kam und in welchem Rahmen der Börsenverein heute noch wirkt. Aus dem Geist des jungen Buchhandels wurde die Berufserziehung (Lehrvertrag, Reichsschule, Gehilfenprüfung) neu geordnet. Die Gruppe Buchhandel führte zur berufsständischen Erneuerung, regelte ergänzend die wirt schaftlichen und sozialen Angelegenheiten der Buchhändler unter einander und führt sie nach dem Grundsatz: „Deutscher Buchhändler zu sein, ist heute eine politische Aufgabe!“ Der kürzlich von der Wehrmacht entlassene Leiter der Reichsschule des Deutschen Buchhandels Gerhard Sdiönfelder sprach lebendig über „Aufgabe und Arbeit des Verlegers“, worüber auch der Sortimenter unterrichtet sein muß, wen.n er seiner huchhändlerischcn Aufgabe ge recht werden will. Er führte den Teilnehmern die Elemente des ver legerischen Schaffens (Auswahl, Vervielfältigung, Verbreitung, Finan zierung, Risiko, Verantwortung) vor Augen und brachte ihnen in einer Arbeitsgemeinschaft die Bedeutung des Verlagsgesichts nahe. Wie die große Verlegerpersönlichkeit entscheidend die Entwicklung eines Verlages bestimmt, das wurde an den großen Namen Brockhaus, Wil helm Speman.n, Diederichs, J. F. Lehmann und Karl Robert Langc- wiesche gezeigt. Eine weitere Arbeitsgemeinschaft behandelte aus der Geschichte des Buches heraus- den Weg de6 Buches vom Urheber zum Leser. Gutenbergs Bedeutung für die Entwicklung der Gestalt des Bu ches und die sich daraus ergebende Organisation der Vervielfältigung und Verbreitung wurde mit den jungen Kameraden zusammen er arbeitet. In diesem Zusammenhang entstand ein Bild des Leipziger Planes in seiner eigenartigen und einmaligen Leistung für den Buch handel weit über die Grenzen des Reiches hinaus. Max Niderlechner. Berlin, sprach über den „Antiquar im Dienst der Wissenschaft“. In der Form seines Vortrags und der Eigenart seiner Persönlichkeit erlebten di? Teilnehmer das Wesen des Antiquars, wie er im deutschen Buchhandel durch die Vielseitigkeit seines Wissens und durch das Wiederbeleben alter Bücherschätze berühmt geworden ist. „Aufgab? und Arbeit des Sortimenters“ stand im Mittelpunkt der Ausführungen von Hans Ferdinand Schulz, Freiburg. Er ließ das Sor timent in seiner Friedensgestalt erstehen, um den jungen Kameraden die wirkliche Bedeutung ihrer verantwortungsvollen Arbeit ins Volk hinein zu verdeutlichen. Die praktische Arbeit im Sortiment in allen ihren Erscheinungen und Formen (Kundendienst, Bestellbuch, Lager, Schaufenster, Werbung, Buchhaltung) zeigt den fähigen Sortimenter nach einem Wort von R. G. Rinding als „Teilinei t:-r“. Di - Arbeit für das wissenschaftlich? Buch lag ihm besonders am Herzen, deshalb er örterte er ausführlich den Wert der Wissensdiaftskunde für den deut schen Buchhändler. Ein politisches Thema „Rasse und Kultur“, das Herr Dr. Schumann vom Gauschulungsamt behandelte, unterbrach die "Reihe der fachlichen Arbeitsgemeinschaften. Es umriß in kurzen Zügen die biologischen Grund gesetze der ^Rassenfrage. Dr. Johannes Beer, Frankfurt a. M., sprach über „das Schrift tum des 19. Jahrhunderts“. Er ging davon aus, daß sich jede Zeit ein neues Verhältnis zu den Dichtern suchen muß, und daß sich heute auch unser Verhältnis zu den Werken des 19. Jahrhunderts gewandelt hat und wir ihre politische Bedeutung besser erkennen (Raabe!). Bemer kenswert ist heute die Bemühung um große Gesamtausgaben (Schiller, Hölderlin, Klopstock, Grillparzer, Grabb?, Riehl). In einigen Gruppen: Entwicklungsroman, historischer Romgn, Landschafts- und Heimats roman, Novellen und Lyrik erstand das reiche Bild der Meister des 19. Jahrhunderts. Eine Darstellung der „Grundformen der Dichtung“ bildete den Abschluß seines Ref?rates. In einer abendlichen Aussprache über die PflichtUktüre der Teilnehmer wurde die Frage: Lesen! Aber wie? ausführlich behandelt. Ministerialrat Dr. Rudolf Erckrnann vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda sprach über „Aktuelle Fragen der Schrifttumspolitik“. Das Buch würde im Fortgang des Krieges immer mehr zu einer Qucdle der seelischen Kraft werden und deshalb ständig an Bedeutung gewinnen. Er schilderte, daß sich die Produktion bisher auf beachtlicher Höhe gehalten habe und wie den kriegsbedingten Schwierigkeiten begegnet werde. Eine lebhafte Aussprach? bewies, wie sehr Dr. Erckrnann die aufmerksamen Zuhörer gefesselt hatte. Herr Direktor Wolfgang Thaucr von d?n Städtischen Volksbüche reien, Frankfurt (Main), gab einen Überblick über die »Neuerscheinun gen der letzten Jahre«. Er stellte besonders das politische Schrifttum heraus und wies die Teilnehmer auf wichtige Werke aus dem Schrift tum zur Geschichte, zur Literaturgeschichte und aus dem Kreis der Romane nachdrücklich hin. Dr. Felix Kahle, Wiesbaden, entwickelte aus den einzelnen Land schaften heraus das Wesen der „Volkhaften Dichtung“. Er breite te vor den jungen Hörern die ganze Fülle der volks- und landschaft6gcbuudc- nen Dichtung and. Zum Schluß der Woche sprach Gerhard Schönfelder über „Beruf und Berufung des Buchhändlers“. Das Bild d?s Buchhändlers, da6 er zeichnete, hat in allen Teilnehmern tiefes Verstehen geweckt und sie zur verantwortungsbewußten Erfüllung ihrer beruflichen Aufgaben be geistert. Der Geist der Rerchsschulc des Deutschen Buchhandels, der schon zahlreiche Lehrgänge mit lebensvollem Schwung zur buchhändle rischen Arbeit erfüllte, waltete auch über dieser Schnlungswoche und ist gerade jetzt berufen, den Bestand des Buchhand?ls in seinen lebendigen Schaffenskräften fiir die Dauer zu erhalten. In einem Wort Hans Grimms faßte Gerhard Sdiönfelder seinen Anruf an d?n Nadiwuchs des Buchhandels zusammen: „Unser Ansprudi mitsamt unserer eigentüm lichen Kraft erlischt, wo höchste Leistung und vollendete Bildung auf hören“. Dieser Beridit wäre unvollkommen, würden wir nicht des kamernd- schaftlidien Lebens und des Parks gedenken, der mit seinem Rosen garten in den Unterbrechungen der Arbeit Erholung und Entspannung bradite. Das allabendliche Lied unter d?r blühenden Linde, der nächt- lidie Froschgesa.ng mit Gespenstern und der mittägliche Gang in das Städtchen gehören zum Gesamtbild der Woche ebenso wie die eindrucks volle Morgenfeier, in der Dichtungen von R. G. Binding und meisterhaft vorgetragene Kammermusik die Herzen sonntäglich stimmte, und die Wanderung zum Felsberg, die uns eine Odyssee erleben ließ. In dieser Gemeinschaft war auch der fröhliche Abschiedsabend, an dem die auf merksamen Teilnehmer in humorvoller Weise bewiesen, wieviel An regungen sie während der Woche bekommen hatten, nur das Ergebnis kameradschaftlicher Verbundenheit,.die aus der Einheit von Beruf und Leben und aus der Überzeugung von der Größe des Schicksalskampfcs unseres Volkes gelebt wurde. 70 Börsenbl. I. d. Dl. Bucbh. Nr. 58. Mittwoch, d«n 26. Juli 1944 131
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