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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.08.1933
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- 1933-08-12
- Erscheinungsdatum
- 12.08.1933
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- Deutsch
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MMMM-mBtlMm VuMllM Nr. 188 (R. öü). Leipzig, Sonnabend den 12. August IS33. 1ÜÜ. Jahrgang. RAMwneller Tnl Der buchhandlerische Berufsstand. Von Otto K. Fr. Mehner. (Zu der Auseinandersetzung llber bas Thema: »Der buch händlerische Vernfsstand innerhalb der neuen deutschen Ständeordnung».) »Ständische Verbände sind keine Klassenkampforganisationen« — sagt Max Frauendorfer in seiner Abhandlung »Der ständische Gedanke im Nationalsozialismus". Wenn man die »Vorarbeiten« einer Einfügung des buchhändlerischen Berufsstandes in die deutsche Ständeordnung betrachtet, dann kann allerdings leicht der Gedanke kommen, als hinge die Schaffung eines »buchhändle rischen Berufsstandes« in erster Linie von dem Ausgange des »Klasscnkampfes« zwischen Verlag und Sortiment ab. Um es vor wegzunehmen: Besser wäre es gewesen, wenn dieser ganze Streit mit all seinen Nebenfragen zur Ehre des Standes auf den ihm ge bührenden Platz zweiter oder gar dritter Ordnung gewiesen wor den wäre, denn die Frage der Einfügung des Standes in die Ständeordnung ist für den Buchhändler zu oberst eine ideelle Frage, bei deren Lösung der materielle Teil der Aufgabe unter der programmatischen Verlautbarung steht, daß »Gemeinnutz vor Eigennutz« zu gehen habe. Es geht jetzt nicht darum, daß Rabatt sätze und andere kommerzielle Dinge ausgehandelt werden. Wer so denkt, hat die Stunde nicht begriffen, er fühlt nicht, daß wir an einer Zeitenwende stehen, wie sie seit Jahrhunderten nicht war, wie sie Jahrhunderte später erst einmal wiederkehren kann. Der Buch händler — gleich ob »kapitalstrotzender« Verleger oder sich »küm merlich ernährender» Sortimenter — muß sich als Stand dar über klar werden, was er im Rahmen der deutschen Volks gemein- schaft darstellen will und darzustellen hat. Die neue Volksgemein schaft hat ein Recht auf die Beantwortung und Lösung dieser Frage, denn sie nimmt nicht nur Teil an der Bildung des berufs- ständischen Aufbaus, in ihr liegen vielmehr alle Voraussetzungen dafür verankert. Sieht sich der Buchhändler, wie das in den un seligen Zeitläufen einer vergangenen Epoche der Falle war, nur als gewerbsmäßiger Vertreiber von E r z e u g n i s s en der Li teratur, so darf er sich nicht wundern, wenn er den heutigen Auf gaben macht- und rechtlos gegenübersteht. Die Zeiten der soge nannten »Erzeugnisse« der Literatur und deren gewissenlose »ge werbsmäßige« Verbreitung sind für lange Zeiten vorbei. Der Buch händler muß wieder — in Erfüllung seiner naturgegebenen Be stimmung — Treuhänder der obersten Kulturwerte unse res Volkes sein. Darin allein drückt sich die Verbundenheit mit der neuen Volksgemeinschaft aus, und diese Verbundenheit schließt ein, daß die Volksgemeinschaft, der Staat die Möglichkeit hat, auch die wirtschaftlichen Wünsche soweit zu erfüllen, als der Stand sie bei Herausholen aller schlummernden Kräfte nicht selbst oder nicht in ausreichender Weise erfüllen kann. Der neue Staat ist eben nicht mehr der Wurmfortsatz des mit der französischen Revolution herausgekommenen abendländischen Liberalismus, der den Staat für einen unerschöpflichen Energiespeicher hielt, der sich bedenkenlos .anzapfen ließ, wenn man nur entsprechend kräftig gegen den Fels block schlug und — laut genug dabei brüllte. Zugegeben, daß der Buchhandel nicht zu jenen Brüllern gehörte, aber die falsche Denk richtung hatte auch er zu einem erheblichen Teile, vielleicht manch mal nicht ohne Bedenken mit übernommen, was um so weniger ein Borwurf sein soll, als jede Zeit eben auch ihre besondere Denkungs art hat. Und darauf, daß er siegehabt hat, kommt es an! »Alle Rasseverbesserung, alle Ausartung und Rassenhygiene be deutet nur halbe Arbeit, wenn keine Seelenhygiene mit ihr parallel geht, wenn nicht alle Seelen- und Geisteskräfte, das erstarrte Leben neu befruchtend, eine echte, tiefe Wieder geburteinleiten« (Alfred Rosenberg, Das Wesensgefüge des Nationalsozialismus). Der neue Staat wird sich zu jedem so stellen, wie er sich zum Staat stellt. Und es muß sestgcstellt werden, daß gerade der Buchhandel schon aus der rein ideellen Geistes haltung unserer neuen Staatsmänner heraus einen so günstigen Boden bei den »neuen Männern« vorfindet, wie selten. Es ist nicht mehr wie zur Zeit Severings, als dieser versprach, alles für den Buchhandel zu tun, was ihm möglich sei — nur geldliche Mittel hätte er nicht zur Verfügung. Heute wird nichts versprochen, was nicht vorher genau erwogen und sich als praktisch durchführbar er wiesen hätte. — Der Buchhandel muß diese echte, tiese Wieder geburt in sich fühlen, muß sie erleben. Daß das nicht ohne Schmer zen abgeht, ist nur natürlich. Es wäre auch ein Unding, wollte diese Wiedergeburt so ganz ohne eigenes Zutun gewissermaßen über Nacht kommen, man reibt sich dann die Augen, sieht die körper lich und seelisch verwundeten Streiter für diese Wandlung vorüberziehen und — wurstelt nach einem unverstandenen neuen Schema weiter. Das neue Weltbild fordert eine Revolution der Denkungsart, und sie allein schafft die Voraussetzungen für den neuen Stand des Buchhändlers. Die alten und bewährten Einrichtungen und Gebräuche des Buchhandels sind, was ausdrücklich hervorgchobcn werden muß, damit nicht etwa negativ kritisiert. Sicherlich ist aber das eine oder andere reformbedürftig. Wie wir heute nicht mehr auf dem Stand punkte von 1765, dem Gründungsjahre der Buchhandclsgescllschaft, stehen können, so wird die neue Zeit in dieser Beziehung ihre Dokumentation ebenfalls schaffen. Heute geht es weder darum noch um die Höhe von mehr oder minder befriedigenden Umsätzen. Es geht um die Schaffung des Standes dergestalt, daß seine Ein fügung in den höchst lebendigen Organismus der Volkheit auf natürliche Weise möglich wird. Von hier aus entscheidet sich die Frage der Standeszugehörigkcit und der Volksverbundenheit a priori, von hier aus entscheidet sich aber auch selbstverständlich dann die ökonomische Seite der Frage. Die Treuhänder der höch sten Kulturwerte unseres Volkes können ausreichende wirtschaft liche Gewinne aus absehbare Zeiten nicht durch Abmachungen und Verträge, sondern nur durch erstens eine pflegliche Behandlung dieser Güter und zweitens durch eine ständige Bereitschaft zu ihrer nachdrücklichen Verbreitung erzielen. Vom Verleger muß die Volks gemeinschaft fordern können, daß er eine sorgfältigere Auswahl unter den zu veröffentlichenden Büchern trifft, es muß dann aber auch — weniger gesetzt und mehr gedruckt werden. Diese Zersplit terung, wie wir sie bisher hatten, wird nicht mehr fortgesetzt wer den können und dürfen. Das Sortiment muß dann aber auch den Vertrieb dieser Bücher nach neuartigen Gesichtspunkten durchfüh ren. Es wird nicht möglich sein, daß man sich darauf beschränkt, daß die Behörden des Ortes mit den geeigneten Neuerscheinungen durch Ansichtssendungen — zumeist mehrfach — bekannt gemacht werden, daß die Buchauslage nach unergründlichen Gesetzen zu sammengestellt wird und so in hervorragendem Maße nach außen für den Absatz von Büchern werben soll, daß man im übrigen aber hinter dem Ladentisch abwartet, bis ein Kunde das Modebuch des Monats verlangt. Rabattsätze und Vcrkehrsordnung können künftig nicht das Hauptunterhaltungsthema zwischen Sortiment und Verlag sein. Es muß als ausgemacht gelten, daß vernünftige Ra battsätze vereinbart werden und daß das Sortiment d i e Vertriebs organisation des Verlages darstellt. Aber selbstverständlich unter anderen Voraussetzungen als bisher, eben ausschließlich unter der Voraussetzung der sittlichen Wiedergeburt. Der Standesbegriff schließt einen Ehrbegriff ein. »Ehre ist ein Hauptbegriff der Per sonen aller Stände- und Lehenszett. Jede individualistische Ord nung dagegen steuert aus nackte Eigensucht hin und zuletzt aus Ehr- 603
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