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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1935
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- 1935-02-23
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1935
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M 46, LS. Februar 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Messen die Markthelfer für Gelegenheitsarbeiten herangezogen haben werden. Uber die Tätigkeit der Markthelfer während der Leipziger Messen des 18. Jahrhunderts berichtet Johann Goldfried rich in dem 2. Band der »Geschichte des Dentschen Buchhandels«: »Wer eine Messe weder selbst besuchte noch durch seinen Diener be suchen lieb, gab einem Geschäftsfreunde ,Memorials', d. h. Bestell zettel — häufig auch mit Empfehlung eigenen neuen Verlags ver sehen — mit oder sandte sie an den Kommissionär: sie gelangten in die Hand der Markthelfer, die die Bestellungen ausrichteten; der Liefernde schrieb' die gewünschten Artikel, d. h. er schrieb eine Faktur mit Preisangabe, und lieferte sie dem Markthelfer, wenn dieser seinen zweiten Umgang hielt, um die Bestellungen zu kolligieren, offen ans. Übrigens fand dieselbe Art des Bezugs auch durch Diener (Gehilfen) statt, die anstelle des Herrn die Messe besuchten. Da gegen bediente man sich des Markthelsers natürlich allgemein zur ,Kolligierung' dessen, was man vorher persönlich bestellt hatte. Tie ,Change zu kolligieren', das ,Geschriebene' (Bestellte) in natura zu- sammenbringen zu lassen, galt ebenfalls als keine leichte Ausgabe. Ganze Tage mußte der geplagte Markthelser dazu umherlaufen: bald traf er niemanden an, bald bekam er hier den Bescheid: man erwarte noch einen Ballen, dort gar: der gesuchte Artikel hänge noch in der Druckerei oder es fehlten doch noch einige Bogen, die man in diesen Tagen sicher erhalten werde, man werde alles zusammen Maltesern. Hatte man die Change empfangen, so wurde sie kolla tioniert und dann endlich gepackt.« Hinsichtlich ihrer Genauigkeit und Sorgfalt scheinen sich die damaligen Markthelfer aber nicht immer des besten Rufes erfreut zu haben. Auch scheinen es sich diese Messchelfer manchmal recht gemütlich gemacht zu haben. Gold richten zu können: die meisten Gewölbe waren noch verschlossen, in den geöffneten traf der Fleißige entweder nur die Markthelser an, die die ,Schnürbengel' in den Fäusten, gähnend auf die Ankunft ihrer Ballen wären noch nicht ausgepackt«. War der Markthelser in der Zeit des persönlichen Mcssehandels und des Tauschverkehrs wohl in den meisten Fällen noch ein Ge legenheitsarbeiter, der während der Messen bald diesem, bald jenem Vuchhandelsherren diente, so änderte sich dies in dem Augenblick, in dem der deutsche Buchhandel neue Verkehrsarmen angenommen hatte. Mit der Einführung des Konditionsverkehrs zu Beginn des 19. Jahrhunderts und dein damit zusammenhängenden Aufblühen des Leipziger Kommissions- und Grossogeschäfts erhielt auch der Markthelser laufende Beschäftigung und wurde bald zu einem immer wichtigeren Glied der buchhändlerischen Gemeinschaft. Daß der Markthelfer um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts als An gehöriger des Buchhändlerstandes betrachtet wurde, geht aus der Leipziger Aufzeichnung Carl Jügels aus dem Jahre 1797 hervor, in der gesagt ist: »Als ein angehender Buchhändler interessieren mich besonders die mit großen Packen auf- und ablausenden, unserem Stande angehörigen Meßhelfer, deren verräterischer Inhalt mir jedoch erst mit der Praxis als jene ominösen Nemittenden bekannt wurden, die überhandnehmend zum Schrecken heutiger Verleger ge worden«. Die Zugehörigkeit und Verbundenheit der Markthelser im patriarchalischen Zeitalter des deutschen Buchhandels zum buchhänd- lerischen Berufsstand geht auch deutlich daraus hervor, daß die Markthelfer ebenfalls in die von Friedrich Fleischer gegründeten Schenkungen und in die Jubiläumsstistung des Vereins der Buch händler zu Leipzig »zum Besten der Hilfsbedürftigen aus dem Leip ziger Buchhandel, seien es Prinzipale oder deren Witwen und Waisen, oder Gehilfen oder auch Markthelser« mit einbczogen wurden. Die Haupttätigkeit der Leipziger Markthelser im 19. Jahr hundert bestand darin, die bei den Leipziger Handlungen eingehen den Bestellzettel auszutragen und die bestellten Bücher einzuholen. Was das bedeutet, geht am deutlichsten daraus hervor, daß sich um das Jahr 1840 über das Weichbild der Stadt Leipzig etwa 120 Buch handlungen verteilten, die ihrerseits wieder mehr als 1000 aus wärtige Buchhandlungen vertraten. Das Zettelanstragen und Ein holen der Pakete hatte ein ununterbrochenes Kommen und Gehen, Bringen und Holen zur Folge. An wichtigen Anslieferungstagen traf sich da der ganze Leipziger Buchhandel straßauf, straßab in den Gassen von Leipzig. Aus den Aufzeichnungen vieler bekannter Buch händler, die zu Ende des 18. oder zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Leipzig den Buchhandel erlernt haben, wissen wir, daß siir diesen Stadtpostbetrieb des Leipziger Buchhandels nicht nur die Markt helser, sondern in starkem Maße auch die Buchhandelslehrlinge hcrangczogen wurden. Denken wir hierbei nur an einen unserer größten Buchhändler, an Fricdr'^ Perthes, der als Lehrling des Großbuchhändlers Böhme mehr auf der Straße und in den Ge 148 wölben anderer Buchhändler war, als im Gewölbe seines Lehr herrn und sich dabei die Füße .derart erfror, daß er neun Wochen im Bett verbringen mußte. Lehrlinge und Markthelser waren zu damaliger Zeit auch sonst Verbündete, zumal sie meist zusammen in einem Raum arbeiteten. In den 1845 in Ulm erschienenen »Genrebilder ans dem Buchhändler leben. Neue Folge« ist darüber folgende nette Beschreibung enthal ten: »Anfangs ist dem jungen Mann (Lehrling) das Allerheiligste, das Comptoir, weniger zugänglich: er atmet Vorzimmerlnft — Die reineren Freuden, Entbunden der Hast, Mit Markthelfersleutcn Und Laufburschcnschaft. Hier, unter der Aristokratie der europäischen Markthelfers klassen, unter diesen Söhnen der freien Markthelfer-Nepublik, die ihre eigenen wohltätigen Institute, ihre Meetings, Bälle und Ncunions hat: hier unter diesem alten, ehrwürdigen, ahuenreichen Markthelfergeschlechte öffnet sich dem Jüngling das Reich der Sagen, Märchen und Gebräuche im Buchhandel: hier wird er durch schau derhafte Traditionen aus dem Leben schuldloser und schuldenvoller Standesvorfahren gefesselt und sein Gemüth durch lustige, sehr den Dintenstöpscl zu beißen, unterwerfen«. Diese wohl etwas ironisch gemeinte Beschreibung des Verhält nisses zwischen Markthelser und Buchhandclslehrling birgt mehr als nur e i n Körnchen Wahrheit in sich. Wer von uns noch die alte Schule des Buchhandels mitgcmacht hat, sei es in Leipzig oder anderswo, weiß wohl, daß es noch zu Beginn dieses Jahrhunderts gar nicht sehr viel anders gewesen ist. Häufig war es auch der Markthelser ganz allein, der sich des neuen Lehrlings in der ersten Zeit seiner Lehre annahm und ihn in die recht praktischen Arbeiten des Päckchen- und Ballcnpackcns, des Kollationierens, des Glatt streichens der Makulaturbogen und sorgsamen Verwendens und Sammelns von Bindfaden, des Ansschreibens der Versandpapiere, der Führung der Lesezirkelmappen, der Verteilung der Zeitschristen- fortsetzungcn usw. einsührte. Man wird es daher nur unterstreichen dürfen, wenn in dem erwähnten »Genrcbildchen« noch weiter gesagt wird: »Die Markthelfer sind in den meisten Fällen auch ganz ge eignet, den Rekruten in seinen Funktionen der von mir bereits er wähnten höheren und tieferen Art zu unterweisen, da sie gewöhnlich selbst damit vertrant, routiniert und nebenbei so altvetterhast zu traulich sind, daß der Lehrling keine Spur jener störenden Be fangenheit empfindet, die ihm gewiß die Persönlichkeit eines Prin zipals, selbst eines Gehilfen erwecken würden. Darum, die Markt helfer for ever!« Die Markthelser, vor allem wieder die Leipziger, sorgten aber auch immer für einen tüchtigen Nachwuchs und zwar nicht nur für ihren eigenen Markthelscrbernf, sondern auch für brauchbare Buch handlungsgehilfen. Viele tüchtige Buchhandlungsgehilfen und selbständige Buchhändler sind aus Leipziger Markthelfersamilien hervorgegangen, so unter vielen anderen auch Karl Siegis- ni u n d , der am 23. Januar 1861 als Sohn eines bei F. Volckmar beschäftigten Markthelsers geboren wurde. Welche unentbehrliche Nolle der Markthelser in der Mitte des vorigen Jahrhunderts spielte, geht auch daraus hervor, daß Adolf Krön er 1859 seine selbständige Laufbahn nur mit einem Scher und einem jugendlichen Markthelser begann. Der Leipziger Markthelser genoß wegen seiner besonderen Fähigkeiten für diesen Beruf und seiner an der Quelle des deutschen Buchhandels erworbenen Erfahrungen auch außerhalb Leipzigs einen so guten Ruf, daß sich vielfach auch auswärtige Buchhändler ihre Markthelser von Leipzig holten, so auch eine bekannte Buchhandlung in Frankfurt a. M. Da und dort war es auch üblich, daß auswärtige Firmen den Markt-Helfern ihrer Leipziger Vertretungen gclegcnt- .lich kleinere Zuwendungen als Anerkennung ihrer Arbeit machten. Das System des alten Leipziger Buchhandels bot den vielen kleinen Markthelferexistcnzen aber wenig Aufstiegsmöglichkeiten. Die Löhne waren in den meisten Fällen recht niedrig, da der Entlohnung der Botengänge feste Grenzen gesetzt waren. Johannes Hohlseld schreibt dazu in seiner Geschichte »Hundert Jahre Verein der Buchhändler zu Leipzig«: »Eine Besserung ihrer eigenen Lage konnten die Markt helfer, die bei diesem Betriebe eine ungewöhnliche Nolle spielten, erst erwarten, wenn durch technische Beförderungsmittel ihnen eine Beschleunigung der Besorgung möglich wurde und wenn durch organisatorische Zusammenfassung der größte Teil der Gänge über haupt gespart wurde«. Die Zahl der über Leipzig verkehrenden Firmen war um 1840, wie bereits erwähnt, schon auf über 1000 gestiegen, sodaß der Zettel-
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