Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1944
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- 1944-07-15
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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seinem Fortfall ganz andere Wirtschaftsinteressen aufleben lind andere Verkehrsbedingungen entstehen. Die Furcht davor, daß die wirtschaftliche Vernunft sich durchsetjen könne, sobald der Kriegszweck entfällt, ist zweifelsohne die Hauptursache, weshalb Roosevelt gerade angesichts der näherrüdeenden Entscheidung des Krieges diese Währungs konferenz mit allen Mitteln betrieben hat. Zur Beschleuni- gung hat sicher außerdem beigetragen, daß ein Erfolg der Konferenz als Werbung für die Wiederwahl Roosevelts höchst erwünscht ist, vielleidit unentbehrlich, da andere Er folge fehlen. In diesem Zusammenhänge müssen auch die Reisen des Vizepräsidenten Wallace nach Tschunking und des Handelskammerpräsidenten Johnson nadi Moskau ge sehen werden. Sowohl für Tschunking wie bei Moskau kommt ja alles darauf an, daß gerade audi sie sidi in den geplanten Konzern einfügen und bei der Stange bleiben. Die Sowjets sind auf der Währungskonferenz nur als Beobaditer vertreten, und nachdem es um (Jas Milliardengesdiäft mit ihnen rasch sehr still geworden ist, darf wohl bezweifelt werden, daß man sich in Washington wirklich auf Moskau verlassen kann. Was Tsdiunking-China überhaupt noch wert ist, kann nach den lebten Erfolgen Japans nicht mehr zwei felhaft sein. Insofern liegt also über den Plänen Roosevelts schon schwerer Schatten. Nachdem die verheerenden Wir kungen des Einsames von V 1 auf London und Südengland nidit mehr versdiwiegen werden können, sondern gerade auf der Währungskonferenz als Begründung für ein Ent gegenkommen an England ofFen zur Sprache gebradit worden sind, zeigt sich, daß auch von hier Roosevelt das Konzept schon wesentlich verdorben ist. Man darf gespannt sein, was dabei schließlich herauskommen wird. In Fortsetzung der an dieser Stelle gelegentlich sdion gebraditen Bemerkungen über die Entwicklung im außer deutschen Buchhandel sei heute auf die Verhältnisse in Skandinavien zunächst kurz eingegangen. Aus Dänemark wird bekannt, daß der Büchermarkt dort auch 1943 gut be schickt war und manche gute Qualität brachte. Innerhalb der Übersetjungen ist erfreulicherweise die deutsche Dichtung stärker als früher berücksichtigt worden. Für den wirtschaft lichen Erfolg dürften die Zahlen als symptomatisch ange sehen werden, die soeben von der Gyldendal A.-G. veröffent licht worden sind, die in den letjten Jahren folgende Über schüsse erzielt hat: 1939=190084 Kronen, 1940 = 328 511 1941 = 423114 1942 = 535 540 1943 = 622643 In Schweden ist zwar die Titelzahl der Veröffentlichun gen 1943 um etwa 100 geringer gewesen als 1942, wo die Rekordhöhe von 3443 Neuerscheinungen erreicht worden war. Da aber gleichzeitig die Auflagen beträchtlich erhöht werden konnten, lag der Umsatj 1943 doch etwa um 10% höher als im Vorjahr. Aus Norwegen liegen Zahlen im ein zelnen nicht vor. Die Entwicklung ist aber auch dort günstig, was nicht zuletjt darin in Erscheinung tritt, daß der norwe gische Verlegerverein größere Mittel zur Förderung des Buches bereitgestellt hat. 50000.— Kronen sind für die Ausbildung von Verlagsgehilfen, 100 000.— Kronen zur För derung von Autoren von schöner Literatur, 30 000.— Kronen zur Förderung norwegischer Übersetzer, weitere 30000.— Kronen zur Förderung norwegischer Buchkunst und schließ lich ebenfalls 30000.— Kronen für die Unterstützung norwegischer Journalisten, die gleichzeitig Literatur-, Film- und Theater - Kritiker sind, vorgesehen. Recht er freulich sind auch die Berichte über die Entwicklung des Buchwesens in der Slowakei in den fünf Jahren seit der Erlangung ihrer Selbständigkeit. In dieser Zeit sind durchschnittlich mehr als zwei Bücher täglich in der Slowakei herausgebracht worden. An der Spitje stehen Handbücher, an dritter Stelle hinter den Romanen die wissenschaftliche Literatur mit 424 Titeln, wobei nur ein geringer Anteil von Übersetzungen aus fremden Sprachen vorliegt, ein Zeichen, daß gerade auf diesem Gebiet die selb ständige Leistung der Slowakei sehr beachtlich ist. Das Ge biet der Naturwissenschaften steht dabei im Vordergrund. Unter den Romanen betragen die Übersetzungen allerdings etwas mehr als 50%. Erfreulicherweise spielen hier die Über- setzungen aus der deutschen Sprache die Hauptrolle, neben solchen aus dem Französischen und aus der alten russischen Literatur. Auch aus den südosteuropäischen Nachbar ländern ist mancherlei überseht worden. Bei der dramati schen Literatur ist der Anteil der Übersetzungen etwa 20%, bei der Lyrik 10%. Zu den kürzlichen Berichten über die spanische Buchwoche sei noch nachgetragen, daß während derselben ein Kongreß unter dem Vorsitz ^ es spanischen Er ziehungsministers tagte, auf dem folgende Themen in Vor trägen behandelt wurden: „Die Einheit der spanischen Sprache“, „Internationale Perspektiven der spanischen Lite ratur“, „Das geistige Eigentum (insbesondere spanische Autoren in Amerika)“, „Rechte und Pflichten des Verlegers“, „Die Verbreitung des spanischen Buches in der Welt“ und „Die Aufgaben des Buchhändlers“. Im Zusammenhang mit der Buchwoche hat sich im übrigen erneut gezeigt, daß die Bibliophilie und das Sammeln alter Literatur in Spanien zahlreiche Liebhaber zählen. Ricarda Huch Zu ihrem achtzigsten Geburtstag am 18. Juli Innerhalb der deutschen Frauendichtung nimmt Ricarda Hu<h ei.nc Sonderstellung ein, die nicht nur durch das hohe geistige Niveau ihrer Arbeiten bedingt ist, sondern vor allem dadurch, daß 6ie von der Wissenschaft zur Dichtung kam: recht ungewöhnlich für eine Frau und namentlich in ihrer Zeit! Denn als Ricarda Huch studieren wollte — sie stammt aus einer berühmt gewordenen Braunschweiger Dichter familie und wurde am 18. Juli 1864 geboren —war das für Frauen in Deutschland noch nicht möglich; sie mußte nach Zürich gehen, wo sie als eine der ersten deutschen Frauen den Doktorgrad erwarb. Sie fühlte sich der deutschen Romantik sehr verbunden — ebenfalls recht unge wöhnlich in einer Zeit, da der Naturalismus zu triumphieren begann! — und hat mit ihren Büchern „Blütezeit der Romantik“ (1899) und „Aus breitung und Verfall der Romantik“ (1902) für die folgenden Jahr zehnte jedem, der sich mit der Romantik beschäftigte, ein grundlegendes Werk geboten. Sie selber geriet jedoch nicht völlig in den Bann der Romantik: Gottfried Keller und C. F. Meyer wandte sie gleichfalls große Anteilnahme zu — und namentlich der nüchterne Gottfried Keller, dem sie eine der schönsten Betrachtungen widmete, bewahrte sie vor den Gefahren, denen die deutsche Romantik selbst anheimgefallen war. Zudem stand sie als Bibliothekarin und Lehrerin auf dem Boden der Wirklichkeit. Ihr Erstlingsroman „Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jünge ren“ erschien im Jahre 1892 und machte die Kenner aufhorchen: denn hier war nicht nur eine große erzählerische Begabung am Werke, son dern auch ein der Sprache zuchtvoll dienender Mensch! Das Gegenstück zu diesem Roman, der „Michael Unger“, und der dalmatinische Roman „Von den Königen und der Krone“ gewannen ihr dann einen Leser kreis, der ihr Werden treu begleitete. Einem Aufenthalt in Triest ent sprangen die farbigen Erzählungen „Aus der Triumphgasse“, denen dann — nach gründlichem Studium der Geschichte — die großen histo rischen Romane „Die Verteidigung Roms“ und „Der Kampf um Rom“ folgten, mit denen die Dichterin, dem Kämpfer um Italiens Freiheit und Einigung, Garibaldi, ein bleibendes Denkmal schuf. Der Roman „Leben des Grafen Frederigo Confalonieri“, der die Jahre vor diesen Kämpfen schildert, rundete die Folge zu einer großartigen Trilogie. Fortan galt das Lebenswerk der Dichterin hauptsächlich der Ge schieht e. Mit dem 1912 bis 1914 erschienenem großangclegten drei bändigen Werk „Der große Krieg in Deutschland“ schuf sie aus dichte rischer Schau und gewissenhaftem Studium der Geschichte die packendste Darstellung des Dreißigjährigen Krieges, die wir im deutschen Schrift tum besitzen. Dieses Werk allein würde schon genügen, dem Namen Ricarda Huch Unsterblichkeit ei.nzutragen. Aber auch die schon er wähnten Bücher und die noch folgenden historischen Darstellungen „Wallenstein“, „Luthers Glaube“, „Freiherr vom Stein“, „Römisches Reich deutscher Nation“, „Das Zeitalter der Glaubensspaltung“ usw. besitjen bleibenden Wert. Mit ihren ersten Erzählversuchen — denen dramatische vorange gangen waren! hatten auch Gedichte zur Öffentlichkeit gefunden, die sich im Laufe der Zeit mehrten und 1930 in einem Sammelband ver einigt wurden: sie sind der schönste Beweis dafür, daß diese Dichterin nidit — wie es angesidits der mannigfachen historischen Darstellungen leidit anzunehmen wäre — dem ,Intellektualismus 4 verfallen ist: hier herrscht das Gefühl und ein starkes Gefühl obendrein, das namentlich in der Liebeslyrik zu ergreifendem Ausdruck kommt. Daß wir Ricarda Huch einige unserer schönsten Liebesgedichte verdanken, wissen leider nur wenige — und doch gehören sie mit zum Bild dieser Frau, das sonst recht unvollkommen wäre. Franz Hammer Börsenbl. f. d. Dt. Buchh. Nr. 55. Sonnabend, den 15. Juli 1944 125
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