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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1933
- Strukturtyp
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- 1933-07-27
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1933
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- Deutsch
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MswbMMmVtMckmVuällMM Nr. 172 (N. 83). Leipzig, Donnerstag den 27. Juli 1833. Ivo. Jahrgang. RÄaktümMer TA Wie arbeiten wir am Wiederaufbau unseres Geschäfts? Von Friedrich Reinecke. Noch ist der ständische Aufbau, dem auch der Buchhandel ein gegliedert wird, nicht durchgeführt, noch soll sich alles um uns formen, und doch müssen wir schon jetzt die Hände regen und dür fen nicht warten, bis der Staat uns Schwachen ohne unser Mühen wieder auf die Beine hilft. Der Buchhandel ist plötzlich ansteigenden Konjunkturen nicht unterworfen wie so mancher andere Geschäfts zweig. Er läßt uns auch nicht leicht große Gewinne einheimsen, sondern hat uns von jcher hart um bescheidenes Brot werken lassen. Heute sei die Möglichkeit eines Erfolges unseres Arbeiten? ein mal etwas näher betrachtet. Ich sehe nicht einen Weg, sondern ein Zie l, das wir auf verschiedenen Wegen, mindestens aber auf zwei Hauptwegen erreichen müssen, einen der geistigen und einen der p r a k t i s ch e n Arbeit. Auf dom Wege der geistigen Arbeit finden wir uns erst zurecht, wenn wir den Inhalt der nationalsozialistischen Idee ganz in uns ausgenommen haben. Wir werden dann ein ganz anderes Verhältnis zu Arbeit und Beruf bekommen, werden fühlen, daß im Gchchäftsleben der Chef wohl Führer fein muß, daß es aber Gegensätze wie Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht geben darf, sondern daß die Arbeit in der Richtung auf das eine Ziel Deutschland nur in der Gemein schaft der Gesamtheit liegen kann, daß bei unserem Handeln nicht der größere Gewinn des einen vor dem anderen ausschlaggebend in die Waage fallen kann, sondern die Aufgabe, den Buchhandel in seiner Gesamtheit gesund zu erhalten für die ihm zugefallene Lebensarbeit, Kultur verbreiten zu helfen, im Umbruch einer neuen Weltanschauung fördernd mitzuwiuken. Dann wird uns als ganz selbstverständlich auch das Wesen der kommenden berufs ständischen Ordnung klar werden, in der Verleger, Sortimenter und die übrigen selbständigen buchhändlerischen Berussarten mit der Angestelltenschaft vereinigt sein werden. Große Aufgaben fallen dabei den Chefs ihren Mitarbeitern gegenüber zu: Die Fürsorge um die denkbar beste und weitestgehende Ausbildung, und den Organisationen des Buchhandels wird dar über hinaus noch die Pflicht der Leistungssteigerung aller Berufs angehörigen, also auch der Chefs, zukommen. Dabei wird der Ausscheidungsprozeß der Untüchtigen, Unfähigen, Nichtarbeit famen vielleicht in noch höherem Maße vor sich gehen, sowohl unter der Mitarbeiterschaft als auch unter den Selbständigen; denn der neue Staat wird die einzelnen Berufe kaum als Ver sorgungsanstalten betrachten. Nur in der Höchstleistung wird sich der Buchhändler im Dienst für die Gesamtheit wohlfühlen, nicht etwa in der Erwartung, -daß das Leben ihm bei weniger Arbeit dadurch bequemer gemacht werden soll, daß er besseres Einkommen und Auskommen haben muß, weil unliebsame Kon kurrenz wie Warenhaus, Verlegerlieferung an das Publikum und dergleichen durch den Staat ausgcfchaltet werden. Der Buchhändler unserer Tage muß seinen Wirkungskreis auch in geistiger Beziehung außerhalb seines Ladens verlegen, sonst dient er dem Staat zu wenig, sonst verdient er dessen schützende Hände nicht. Zum Buchhändler wird sich künftig nur der eignen, der Kulturträger und Führer sein will, weil er es sein muß; denn gerade in der Zeit der Wandlung fällt auch ihm die hohe Aufgabe mit zu, sich selbst und seine Mit menschen zu erziehen, zu neuen Menschen umzuformen. Wenn schon die Erzieher die Arbeit an der Jugend als schwierig- hin- stellcn, an der Jugend, deren Herz und Sinn für alles Große immer noch so weit offen ist, wieviel größer ist dann erst die Aufgabe, Erwachsene umzugestalten, Erwachsene umlernen zu lassen, die mit festen, züm Teil faljchen Begriffen, unter ganz anderen Voraussetzungen zu uns kommen, die in ihrer Gesin nung zum Teil ganz verbildet sind. Das Werkzeug für diese große Aufgabe ist dem Buchhändler mit dem Buch in die Hand gegeben; doch die Arbeit mit dem Buch oder für das Buch, die wir von Unserm Geschäft ausgehen lassen, gehört zu dem prakti schen Wege, von dem wir später noch sprechen werden. Zunächst gilt es, auch außerhalb des Geschäfts zu wirken, also in der Öffentlichkeit. Wird man in allen Vereinen, in allen Zusammen künften immer gern vom vielbelesenen Buchhändler Neues aus der Gedankenwelt der führendeki Geister erfahren wollen, so ist es geradezu seine Aufgabe, nicht nur die geistig Regen auf die ihnen noch unbekannte wesentliche Literatur aufmerksam zu machen, sondern vor allem auch die große Masse der Uninter essierten dem Buch mit all seinen Segnungen und erziehe rischen Einwirkungen näherzubringen. Nicht jeder Buchhändler wird zu öffentlichem Auftreten fähig sein, aber doch zu stillem Schaffen, zur Arbeit durch andere. Für die Beeinflussung der g ei st ig Regen käme ein Mitwirken in den kulturellen Vereinen in Frage, besonders im Kampfbund fürdeutscheKultur, wo arbeitswillige Kräfte immer willkommen sind. Aber nicht nur durch bloße An wesenheit, sondern durch rege Mitarbeit muß hier der Buchhändler wirken: in der Vorarbeit für die Abende, durch Vorträge, in der Aussprache. Es gibt auch für die geistig Regen noch so viele unbe kannte Schriftsteller; es ist erschreckend, immer wieder feststellen zu müssen, wielwenig der durchschnittlich Gebildete in der schönen Literatur belesen ist, wobei nicht einmal die neueste als Richt schnur gelten soll. Das ist ganz erklärlich, weil infolge der sich immer mehr vergrößernden Unrast der Zeit, infolge des immer umfangreicher werdenden Inhalts der Tageszeitungen, weil durch Radio, Kino, Sport und anderes der Leseabend im trauten Kreis der Familie und des Kränzchens, in dem das gute Buch eine Rolle spielt, immer mehr verdrängt wurde. Scheinbar dazu im Widerspruch steht das gewaltige Aufblühen der Leihbüche reien; scheinbar deshalb, weil es für mich nicht als bewiesen gilt, daß in den nicht von Buchhändlern geführten Leihbüchereien das gute Buch den Vorrang hätte. Vielleicht rührt das Fest stellen der augenblicklichen Unbelesenheit vieler Gebildeter auch daher, daß ein großer Teil von ihnen mit besonderer Vorliebe bisher jene jüdischen Schriftsteller verlangte und las, die der Buchhändler wohl aus kaufmännischen Gründen verkaufen mußte, wenn sie verlangt wurden, die er aber nicht selbst jenen Kunden empfahl, die sich noch von ihm beraten ließen. Den anderen galt die führende Zeitung und die eigene Intelligenz mehr als die ge sunde Ansicht des Buchhändlers, sie verzichteten deshalb auf seine Empfehlungen. Um so fester ist heute die Stellung des Buchhändlers in den kulturellen Vereinen, wenn sein Urteil und sein Wissen jetzt als das umfassendere und sichere zur Geltung kommt. Die besondere Bedeutung des Kampfbundes für deutsche Kultur liegt in der Ausdehnung seines Arbeitsfeldes auf die breite Masse, auf jene Menschen also, die wir nicht landläufig zu den Gebildeten SSI
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