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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1933
- Strukturtyp
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- 1933-07-18
- Erscheinungsdatum
- 18.07.1933
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- Deutsch
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X- 164, 18. Juli 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel auf die 2.40 RM des Sortimenters nur die Portokosten, aus die 3.60 RM des Verlegers dagegen die gesamte Herstellung, Honorar, Werbekosten, Risiko usw. Ich kann dazu hier nur sagen, daß die Grundhaltung meines Vorschlags die völlige Solidarität beider Teile bedeutet. Die Praxis und der Rechcnstift müssen eben die ge rechte Verteilung der anteiligen Unkosten herausbekommen. So kann ich mich der Überzeugung hingebcn, daß der Grund satz »Organische Abwickelung des Buchvertriebes« die Auflösung dieser oder jener Schwierigkeiten der Praxis in sich trägt. Ich bin auch sicher, daß bei einer solchen oder ähnlichen Lösung der Frage der Verlag nicht nur der Gebende, sondern auch der Nehmende sein wird. Ein großes Wort unserer neuen Regierung lautet: »Gemein nutz vor Eigennutz«. Die vor uns liegende berufsständische Gliede rung des Staates, die ganz und gar eine organische Gliederung sein muß und wird, enthält in sich die Forderung: »Jedem das Seine«. Es heißt im besten Sinne mit der Zeit gehen, wenn wir innerhalb unseres Berussstandes der kommenden Regelung Vor arbeiten. Organische Gliederung des Staates auf berussständischer Grundlage, organische Gliederung der Berussstandsvcrtrctung in sich; Sauberkeit in der Staatsverwaltung, Sauberkeit im Geschäfts- Icbcn. Finden wir uns also, Verlag und Sortiment, freiwillig zusam men, um wieder wie die Zahnräder ineinander zu greifen. Im ein zelnen wird mein Vorschlag sicher gründlich durchdacht und über arbeitet werden müssen, als Richtlinie scheint er mir für die Über windung des heutigen Gegen- oder Ohneeinanderarbeitens ver wendbar zu sein. Ich habe versucht. Ihnen darzulegen, daß Sortiment und Ver lag bisher »versagt« haben, versagen mußten. Wenn wir nun aus Unfähigkeit, Gleichgültigkeit oder Böswilligkeit nicht dahinkom- mcn, unsere natürliche Eingliederung in den Buchvcrtrieb aus eigener Kraft und eigenem Entschluß zu erreichen, dann versagen wir wieder. Beide! Dann bleibt aber nichts mehr als der Ruf: »Nun komme du, Staat, und zwinge uns.« Natlofigkeit im Bücherladen? Uber dieses Thema führte Richard Euiinger im »V ö l k i s ch e n B e o b a ch t e r« v. 28. Juni folgendes aus: Nachdem schier hundert Jahre lang wahllos drauf los gewirt- schaftet worden ist, gilt es plötzlich, eine Auswahl von Büchern und von Schriften zu treffen. Nun hat, wer die Wahl hat, auch die Qual. Oder ist es etwa nicht wahr, daß wahllos drauf los gewirtschaftet worden ist? War es nicht geradezu Grundsatz, lückenlos alles aufzureihen in Buchläden und Bücherläden, was »erschienen« war und da war? Zum Archiv all dessen, was da war, wuchsen die Büchereien sich aus. Systematisch arbeiten, hieß das nicht, eine Voll zähligkeit (hier wie anderwärts) betreiben, die sich des Rechts auf Auswahl begab? Man spricht heute so viel von Liberalismus, hier finden wir ihn in der Tatsache, daß ganze Geschlechter den Mut nicht fanden, ihren Ehrgeiz, von allem alles zu haben, dem Grundsatz der Auslese, die scheidet, entscheidet, ausscheidet, zu opfern! Systematisch arbeiten nannte sich eine Weise, die sich der Kritik begab. Der Mensch, der Mann, die Persönlichkeit schämte sich nicht einer Sachlichkeit, die urteilslos das registrierte, was als Objekt vorhan den war. Von einer Rangordnung der Werte, die richtet: »Bis hierher und nicht weiter!« wußte die Methode nichts. Oder es spielte sich dies Wissen, dies bessere Wissen um die Werte in der Privatsphäre derer ab, die »im Dienst« größtenteils nur funktionier ten. Sie dienten einer Fiktion. Sie dienten dem Wahn, gleichberech tigt sei alles, was Buch- und Büchertitel trägt. Wie »alles, was Menschenantlitz trägt, gleich« sei und also gleich berechtigt, so »ordnete« man Bibliotheken. Man schied — gewiß — nach Art und Gattung, aber man schied d i e Art nicht aus, die zwar aus der Tatsache ihres Daseins den Anspruch ableitet, da zu sein, aber kein Recht besitzt aufs Dasein. Oder schied man doch Arten aus? Schied man systematisch aus, was heute endlich Macht gewonnen, seinen Anspruch durchzu drücken? Sprach man ihm das Daseinsrecht ab, systematisch, durch jenes raffinierte System einer Gleichberechtigung, die dem Vorrecht ins Gesicht schlug? 526 Wer heute wühlt in Büchereien, dem grinst nur allzu oft aus dem Wahnsinn der Demokratie die Lüge des Liberalismus entgegen, die Verlogenheit eines Systems der Gleichberechtigung, die dazu er funden erscheint, dem Vorrecht ins Gesicht zu schlagen. Die systematische Verleugnung des Wertigen, Hochwertigen, konnte sich nicht geschickter tarnen als durch Verzicht auf jede Wertung. Die systematische Unterdrückung des Urdeutschen und Kerndeutschen konnte sich nicht besser tarnen als in der Gleichberechtigung des Undeutschen mit allem Deutschen. Wenn je der Mangel an Nationalstolz sich ein traurig Denkmal setzte, so in jenen Bibliotheken, die systematisch das Widerdeutsche dem deutschen Schriftgut gleichgesetzt. Weh über eine Systematik, die s y st e m a t i s ch deutsches Schrift gut unter undeutschem begrub! Weh jenem Skarabäensleiß, der eine Welt zu wälzen meinte, während er Mist zu Klumpen ballte! Wir alle, wir alle haben geschlafen! Deutschland erwache! dröhnt die Inschrift noch immer von den Standarten der braunen, der Revolutionsarmee. Und schon meinen Neunmalkluge: »Wie? Ist Deutschland denn nicht wach?«. Deutschland erwache! Reck dich auf, daß in deinem Bücherladen alles durcheinander kullert! Vielleicht kommt endlich dann an den Tag, was d a mar, längst schon, immer d a war, aber seines Rechts beraubt war, nur und einzig da zu sein! Ratlosigkeit im Bücherladen? Nachdem an die hundert Jahre wahllos drauf los »geordnet« worden? Revolution im Bücherladen! Umwälzung der ganzen Wälzer, bis gerecht gerichtet ist! Bis das Edle in sein Recht tritt, in seinurewigesVorrecht! Bis das Deutsche in sein Recht tritt, in sein ur- ewiges Vorrecht! Wir dienen keiner Fiktion mehr. Wir dienen Deutschland, seinem Volk, und der Volkwerdung des Volkes. Wir sind nicht auf Privat ansprüche, sondern auf das Lebensrecht unserer besten Art verpflichtet. Wer nicht freiwillig bereit ist, auch aus seiner Produktion das Pri vate auszuscheiden, mag ein fruchtbarer Produzent sein: er bringt nicht Frucht für dies sein Volk. Wir alle, die wir die Feder führen, gehen wir mit gutem Bei spiel voran! Halten wir über uns Gerichtstag! Tilgen wir unsere Eseleien! Setzen wir, was nur verwirrt, selber ab! Wer in einer schwachen Stunde schwach war, zeige sich nun stark genug, seinem Volk ein Halt zu werden! Wer auf Irrwegen gewandelt, folge dem Führer um so treuer! Wer es einst für nötig hielt, dem fingierten Publiko Unvermochtes aufzutischen, mache freudig reinen Tisch! Und wen Hitlers Ruf erweckte, der beweise sein Er wachen! Es gilt nur eine Revolution: die, die bei sich selber anfängt! Fordern wir, daß unser Bestes, das, was unserm Volke dient, einzig einst uns überlebe! Fordern wir es von uns selbst! Wer das Jrrsal all der Bücher, all der Schriften und Broschüren einer einzigen Bibliothek sieht, der wird stolz in dem Gedanken, daß ereinmaljeimLebensodieFederführenkönnte, da ßerGutvomVolksgut würde. Der Irrsinn der Bücher- macherei muß einmal ein Ende nehmen. Kein Mensch kann sehen und kann sichten, was da dauernd produziert wird. Diese wilde Lebens angst, die am Büchermarkt sich ausrast, kreischt und plärrt, weil sie sich fürchtet. Zucht tut not. Selbstzucht tut not. Man hat Kartoffel rationiert und Fleisch uvd Mehl. Nur »Bücher machen« kann heut noch jeder, wie er will. Unendlich viel Schuld an der Verwüstung zahlreicher Büchereien trägt dies wüste »Büchermachen«. Schon wagen die Skribenten sich wahllos an die Revolution! Schon kommen die Kritiker nicht nach, den Wust von Produktion zu sichten, der sich an AdolfHitlers Werk hängt! Schon schleichen sich die Ewig-Andern mit Heilgeschrei in das . . . Geschäft. Schon sind Verwässerer am Werk und gießen Wasser in den Wein, nein, Limonade in den Bergquell! Und nun schreit man nach — Schwarzen Listen! Man hat so lange nur funktioniert, daß man nun nicht aus, nicht ein weiß. Man hat so lange wahllos gelesen, daß man nun nicht lesen kann, nicht auslesen zu einer Lese. Man hat so lange instinktlos gesichtet, daß man nun nicht sehen kann. Man hat so gewissenlos kritisiert, daß man nicht weiß, wie unterscheiden. Man hat so lange nicht ge zweifen, daß man nun ganz irre wird. Nun verlangt man nach der Führung. Es ist das beste an der Wirrnis, daß das Volk, das deutsche Volk, nun auch da geführt sein will, wo allzu oft führende Verführer einzig führend schienen.
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