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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-07-18
- Erscheinungsdatum
- 18.07.1933
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- Deutsch
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X- 164, 18. Juli 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b.Dtschn. Buchhandel. Zusammenarbeit zwischen Verlag und Sortiment. Von Bruno Hanckel. (Zu der Auseinandersetzung über das Thema: -Der buch händlerische Berufsftand innerhalb der neuen deutschen Ständeordnung».) Die Börsenblätter Nr. 97, 100 und 102 lausenden Jahr ganges geben im Sprechsaal dem Kollegen Nemnich in Mannheim, dem Verlag für Volkskunst in Stuttgart und einem ungenannten Verleger Raum zu Ausführungen, die sich auf einem altbekannten Turnierplatz zwischen Verlag und Sortiment abspielen. Der Sorti menter klagt den Volkskunstverlag an, durch direkte Propaganda das Kundenseld abgegrast zu haben, um dann den Sortimenter, der nun kaum noch etwas verkaufen könne, noch zu Lagerbestellun gen zu verleiten. Der Verlag erklärt, erstens lotse er durch seine Direktpropaganda die Kunden in die Sortimente, zweitens habe ausgerechnet Nemnich gar keinen Grund, sich zu beschweren, denn er habe in zwei Jahren für 2.80 RM netto gekauft. Nemnich er widert, darum handele es sich nicht, sondern er habe die Sorti- menterkollegen warnen müssen, und im übrigen werde die neue Regierung für Sauberkeit auch in diesen Geschästsverkehrssitten sorgen. Dann meldet sich der Ungenannte, der aus dringliche an die Sortimenter gerichtete Reklame im Börsenblatt und durch Prospekte für ein äußerst absatzfähiges Buch keine Bestellung bekam, nicht einmal in Kommission, und nun fragt, was der Verleger, der doch nicht zum Vergnügen produziere, angesichts dieses völligen Ver sagens des Sortiments denn nun tun solle. Dann meldet sich die Schriftleitung des Börsenblattes, die sofort wußte, daß irgendwie aus beiden Seiten etwas nicht stimme und fragt, ob denn niemand einer. Weg zur Vereinigung dieser Gegensätze wisse. Und nun komme ich mit dem Vorgeben, ich habe den Stein der Weisen gefunden. Im heimlichen Herzen freilich spüre ich etwas Angst, daß mich beide Teile für einen hoffnungslosen Phanta sten erklären könnten. Mein Rezept ist einfach, beinahe primitiv und beruht auf der ebenso primitiven Auffassung, daß im heutigen Buchhandel in allen den zur Debatte stehenden Fällen die Grunderkenntnis verlorcn- gegangen ist, daß Verlag und Sortiment nicht entgegengesetzte In teressen haben, sondern daß sie zwei Zahnräder im Getriebe, zwei Stufen an der Leiter sind, zwei aufeinanderfolgende Faktoren in dem Vorgang, der vom Brei in der Papiermühle bis zur Lektüre des Buches führt. Besonders blldhaft scheint mir der Vergleich mit den Zahnrädern zu sein. Stellen Sie sich vor, in einer Uhr, die von der Feder über Anker und Unruhe bis zur Drehung der Zeiger über das Zifferblatt ein organisches Ganzes darstcllt, erkrankten plötzlich zwei Zahnräder an Überintelligenz. Sie verlieren also das Staatsbewußtsein, das Gefühl der Verpflichtung, sich in den orga nischen Ablauf einzuordnen und fangen nun an, mal in diesem und mal in jenem Bezirk der Uhr sich zu betätigen. Ihnen wird erklärlich erscheinen, daß die von diesen beiden Zahnrädern be fallene Uhr keine sehr genaue Zeit mehr anzeigen wird. Genau so ist es im Staate Buchhandel mit den beiden Faktoren, die zeitweilig oder ständig ihre Funktionen innerhalb des Ganzen verkennen oder verwechseln. Der Verlag, indem er sich aus einem ihm nicht zukom menden Gebiete betätigt, das Sortiment, indem es »versagt«. Ja wohl, meine Herren Kollegen vom Sortiment, auch unser »Ver sagen« ist nichts anderes als Verkennung unserer Funktion. Bei spielsweise kann ich hier einsügcn, daß in einer Aktensache unseres Verbandes, die in diesem Jahre durch meine Hände lief, ein ganz prominenter Sortimenter einen Spezialverlag als bedeutungslos für den Börsenverein begutachtete, well seine Bucherzeugung für das Sortiment kaum in Frage komme. Er hatte Recht. Denn das Sortiment hat seine natürliche Funktion innerhalb des Vorganges Buchherstellung — Buchvertrieb schon so völlig vergessen, daß es ihm gar nicht mehr peinlich aussällt, daß »°/,„stel der gesamten Buchherstellung für Spezialbetriebe vom Verlag direkt geliefert werden. In einem wieder sinnvoll gegliederten Staate Buchhandel hätte aber unser prominenter Gutachter gewaltig unrecht. Wir wollen nun einmal ganz kurz und in rohen Umrissen die Ursachen des heute herrschenden unnatürlichen Zustandes beleuch ten. Ins einzelne brauchen wir nicht zu gehen, denn !m Grunde sind das ja alles jedem bekannte Selbstverständlichkeiten. Fragen wir uns zuerst, »versagt» eigentlich das Sortiment? Ja! Es ver sagt täglich und stündlich. Ein Materialsammler könnte mühelos Hunderte von Fällen Nachweisen, in denen direkte Werbemaß- nahmen des Verlages allein das Vielfache des Ersolges gezeitigt haben, den das gesamte deutsche Sortiment erzielt hatte. Ist das Sortiment daran schuldig? Ja! Insofern als Schwäche Schuld ist. Es kann sich von dieser Schuld wieder freimachen, indem es mit aller Energie um die Wiedererlangung seines natürlichen Platzes im Prozeß des Buchvertriebes kämpft. Ist der Verlag an dem jetzigen Zustande unschuldig? Nein, ganz und gar nicht. Wir wol len hier ganz absehen von den Fällen, in welchen besonders die schönwisscnschaftlichen Verleger hier und da nach Direktlieferungen angeln, weil sie ganz gern mal den Ladenpreis einstreichen an Stelle des ihnen zukommenden Nettopreises. Wer wollte da den ersten Stein werfen? Entscheidend sind diejenigen, besonders wissen schaftlichen Verleger, die sich durch Verbindungen mit Regierungs stellen, Universitätsprofessoren, Bibliothekaren oder durch rück sichtslosen Ellenbogengebrauch, durch besondere Kapitalkraft oder was sonst noch alles ein historisches Recht auf Funklionswidrigkeit erkämpft zu haben glauben. Ganz anschaulich ist der heutige unorganisch erscheinende Zu stand wohl so zu umschreiben: Das Sortiment »versagt« in seinen Werbemaßnahmen, well es zu oft die Erfahrung machen mußte, daß der Verlag ihm — mit oder ohne Vorzugspreis — zu vorgekommen war, mit seinen Lagerbestellungen, weil es als gebranntes Kind das Feuer scheut und weil es kapitalschwach geworden ist. Der Verlag »versagt«, weil er entweder in Ver kennung seiner ihm gemäßen Stelle im Buchvertrieb das Sortiment als lästigen Nebenbuhler beim Buchverkaus empsindet, oder er »ver sagt« deshalb, weil er keinen Weg weiß, das Sortiment wieder in den organischen Ablauf der Dinge einzuschalten oder vielleicht auch der Meinung ist, das Sortiment müsse das von sich aus tun. Eigent lich ist nun schon alles gesagt, auch der zu beschreitende Weg vor gezeichnet. Weshalb unternahm das Sortiment in seiner Hauptmasse bis her nicht die gleiche intensive Werbetätigkeit, wie sie der Verlag handhabte? Well es ihm an Zeit gebrach, an Hilfskräften, an dem nötigen Adressenmaterial und well selbst dann, wenn es diese Not wendigkeiten besaß oder erwerben wollte, die Vor- oder Gegcn- arbeit des Verlages seine Arbeit wertlos oder zweifelhaft machte. Mein ganz simpler Vorschlag zur Überwindung dieser bis herigen Mängel ist folgender: Der Verlag, jeder Verleger, der bis her direkte Werbung betrieb, kaust sich zum Nettopreise eine Raven- steinsche oder andere Karte von Deutschland zur Einteilung von Vertretcrbezirkcn. Das Sortiment ist der naturgegebene Vertreter des Berlages dem Publikum gegenüber. Der Verlag stellt seine Werbedrucksachen und -korrcspondcnzen her genau wie bisher, nur nicht mit seiner Firma, sondern mit der seiner Vertreter. Er adres siert sie genau wie bisher; macht sie völlig postfertig, schickt sie nur nicht direkt ab, sondern gesammelt unfrankiert an seinen Sorti mentervertreter. Der schickt sie von sich aus ab. Arbeitet der Ver leger mit Ansichtssendungen — er wird das nur tun, wenn er des Erfolges sicher ist — muß auch das genau so vor sich gehen. Wir brauchen die Einzelheiten hier nicht zu besprechen. Die werden sich in der Praxis von selbst ergeben. Es versteht sich, daß der Pflicht des Verlegers zur restlosen Einbeziehung seines Sortimentervertre ters in den Werbe- und Lieserprozeß die selbstverständliche Pflicht des Sortimenters zur gewissenhaften Verwendung des ihm über gebenen Materials gegenübersteht. Das ist schon alles. Natürlich werden auch sämtliche etwa immer noch beim Verleger eingehenden Direktbestellungen dem Sortimenter übergeben. Ich zweifele nicht, daß jeder die Dinge aus seinem Gesichts winkel anders sieht und Bedenken hiergegen und dagegen hat. So sagt mir ein Verlegerfreund, daß der Verlag verhältnismäßig zu stark belastet ist, wenn von den gesamten Kosten nur das Versende porto zu Lasten des Sortimenters geht und gibt hierzu folgende Erläuterung: Ein Buch koste beispielsweise 6.— RM Ladenpreis. Bei 40 "7- Rabatt entfiele anteilmäßig auf den Sortimenter 2.40 RM, auf den Verleger 3.60 RM. Von den allgemeinen Kosten entfielen nun
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