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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-12-07
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1935
- Sprache
- Deutsch
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shL 284, 7. Dezember 1935. Redaktioneller Teil Börsenblatt s. d. Ttschn Buchhandel. Ein Kulturstand feierte sein Fest Kameradschaftsabcnd des Berliner Buchhandels bei Kroll Zwischen zwei Höhepunkten angestrengtester buchhändlerischer Arbeit, der Woche des Buches und dem beginnenden Weihnachts ansturm, hatte der Gau Groß-Berlin im Bund Reichsdeutscher Buch händler e. V., Fachverband der Neichsschrifttumskammer, zu einem Kameradschaftsabcnd in Krolls Festsäle geladen. Schon bald nach Beginn des Abends waren der große Festsaal und alle Nebensüle mit fröhlichen, erwartungsvollen Menschen gefüllt und der Zustrom nahm kein Ende. Alle wollten erstmalig im neuen Reich die neue Kameradschaft aller Schaffenden, das Fest des deutschen Buchhändler standes in Berlin miteinander feiern. Ob Sortimenter oder Ver leger, ob Leihbüchereien oder Buchvertreter, vom Chef bis zum jüngsten Stift waren die Berliner Firmen fast vollzählig vertreten. Mit dem Buchhandel feierten Mitglieder der Neichskulturkammer, der Neichsschrifttumskammer, der Dienststellen der Partei und der Presse. Nach kurzen Einführungs- und Begrüßungsworteu des Berliner Gauobmanns, Verlagsbnchhändler Langenscheidt, an die Anwesenden, der der Freude Ausdruck gab, daß der Buchhandel nicht nur in der Arbeit sondern auch beim Feiern fröhlicher Feste Schulter an Schulter marschiere und seinem kulturellen Wollen Ausdruck gäbe, ergriff Neichskulturwalter Hans Hinkel zu einer kurzen und humor vollen Ansprache das Wort. Gute Kameraden, führte Hans Hinkel aus, sollen und dürfen anch zuweilen fröhliche Feste miteinander feiern. Gerade wir alten Nazis sind niemals Mucker und Schulmeister gewesen, sondern haben immer die gesunde, herzhafte Freude gepflegt. Wir alle, auch die Männer vom Buch, haben täglich ein gewaltiges Arbeitspensum zu leisten. Das ist aber nichts besonderes, denn wir stehen zu jeder Stunde in der Arbeit für Deutschland, und in der Freizeit ist es unsere schönste Pflicht, auch die echte und wahre Kameradschaft vor zuleben, die uns damals wie heute eine Quelle der Kraft bedeutet. Ehrlich in der Arbeit, ehrlich in der Freude und im Genuß der Freude, schloß Hans Hinkel, wollen wir morgen wieder gemeinsam an die Arbeit gehen, treu dem Führer, und in jeder Stunde gewillt, an welcher Stelle wir auch immer stehen mögen, es ihm ein klein wenig gleichzutun. Der freudig und dankbar aufgenommenen Ansprache folgte ein Lied der jungen Generation, der anwesenden Gäste vom Kursus an der Neichsschule des deutschen Buchhandels in Leipzig. »Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu« . . . klang es aus siebzig jungen, frischen Kehlen. Dann rollte Schlag auf Schlag das von Willi Schaefsers zu sammengestellte bunte Programm ab, vielseitig, fesselnd, immer neue Überraschungen für die Zuschauer bringend und immer wieder Bei fallsstürme für die beteiligten Künstler entfesselnd. Entzückende Tänze des Ballets Egon Molkow, fröhliche Melodien von Fritz Weneis, vor- getragcn von Lotte Lorring unter Begleitung des Komponisten, mit Staunen und herzerfrischendem Lachen aufgenommene Zauberkunst stücke von Harry Steffin, die wundervollen, geistreichen Hand- Schattenspiele von Awelo, dessen Hände die ganze lebendige Natur auf die Leinwand bannten, ferner das ungarische Tanzpaar Margit Symo und Michael vom Metropol-Theater, kesse Berliner Sachen mit Liebreiz und Temperament von Grete Weiser vorgetragen, und nicht zuletzt die witzig unterhaltenden »Fach«-Plaudereien von Willi Schaefsers ergaben eine Stunde gemütlicher, fröhlicher, genußvoller lind künstlerisch hochwertiger Unterhaltung. Dann kam der Tanz zu seinem Recht. Kapelle Kermbach spielte auf. Erst in den frühen Morgenstunden trennte man sich, fröhlich und müde, beglückt und bedauernd zugleich. Viel zu schnell verflogen die Stunden dieses echten Festes frohester Kameradschaft, das wohl- gelungen war von Anfang bis zu Ende. Man wird es sich in Berlin schon für das nächste Jahr merken müssen, daß der Berliner Buch handel es versteht, frohe Feste zu feiern. vr. O. L. Wider den geistigen Hochmut*) Haben Sie neulich im Börsenblatt Nr. 252 vom 29. Oktober auf Seite 911 jene Notiz von dem Kunden gelesen, der aus einer Buchhandlung hinausgekrümelt wurde? Es wird ein harmloser Mann gewesen sein, und er hatte wahrscheinlich etwas ganz anderes verdient als diese Behandlung. Er verlangte eine Abessinien-Karte in besonders großem Maßstab — ihm waren diese Dinge wohl nicht so recht geläufig — und der Buchhändler hat ihn »ironisch verblüfft- belehrt. Ist Ihnen in jener Notiz auch die Ironie aufgefallen, mit der diese Szene als »Verkauss- gespräch- bezeichnet wurde? Sieht so ein Berkaufsgespräch aus? Hört es sich so an, oder ist das nicht ein Gespräch, mit dem man Kunden, wie es in diesem Fall auch geschah, hinauswirft? Es ist ein kleiner Anlaß, er spiele als solcher keine Rolle, auch der Ein sender spiele keine Rolle, Und man könnte überhaupt darüber lächeln, würde nicht gerade diese Art von Kundenbelehrung so be zeichnend für viele Sortimenter geworden sein. Würde man nicht in Besprechungen, Unterhaltungen mit Nichtbuchhändlern, etwa mit Vertretern anderer Wirtschaftsgruppen immer wieder auf die unfern Beruf so belastende Meinung stoßen: »Der Buchhänd ler weiß sehr viel, er ist ein halber Gelehrter, vielleicht ein ganzer, aber er vermag es nicht, das Publikum zu behandeln-. Man muß das offen aussprechen, weil nur eine offene Aus sprache klärt. Um dieser Klärung willen muß es gesagt werden, daß jenes »Verkaufsgespräch« ein Verstoß gegen den Beruf über haupt ist. Es gibt keinen tüchtigen Buchhändler ohne Leidenschaft zu seinem Beruf und den großen, weiträumigen Aufgaben, die dem Sortiment niemand abnehmen kann, außer es selbst. Es gibt diesen tüchtigen Buchhändler nicht ohne Berufsstolz. Aber es gibt — leider bis in den Jungbuchhandel hinein — viele Beruss- kameraden, die Berufsstolz mit Überheblichkeit verwechseln, denen schon dieser Ausdruck »Berufskamerad- etwas Unangenehmes ist. Sie sind es, die jene furchtbare und in dieser Verallgemeinerung natürlich vollständig ungerechte und unrichtige Mei nung Hervorrufen. Wenn in eine Buchhandlung ein einfacher ») Wir geben diesem Aussatz eines junge» Buchhändlers Raum, weil er aus eine unserem Stande drohende Gefahr hinweist, die wir gerade heute unter allen Umständen überwinden müssen. Die Echriftl. 1048 Mann kommt und — ich berichte eines der vielen tatsächlichen Geschehnisse — ein Buch von Wilde verlangt und zur Ant wort erhält: »kenne ich nicht-, und dann den Titel »Dorian Gray- nennt und nun erst belehrt wird: Ja, aber das ist von Oscar »Nwaild-, sodaß er verlegen wird und sich schämt, über haupt in die Buchhandlung hineingegangen zu sein, so habe ich den Teufel von Respekt vor der »geistigen Welt- dieses Gehilfen, so hat dieser Gehilfe überhaupt keine Beziehung zu wahrer Bil dung, und ist das, was er tat, ein Verbrechen an den inneren Aufgaben unseres Berufes. Der Buchhandel ist selbstverständlich in der Lage, die großen volkspolitischen Aufgaben zu lösen. Wir werden dazu aber nach innen, uns zuliebe, den wirklichen geistigen Aufgaben des Berufes zuliebe, immer wieder mit schärfster Kritik inessen müssen. Es gibt keine Worte, die scharf genug sind, um jene zu verurteilen, denen es an innerer Bescheidenheit fehlt und die mit einem sich häufig genug auf bloße Titelkenntnis stützenden Hochmut gerade die schönsten Aufgaben des Berufes verletzen. Wer wirklich Bildung besitzt, wer wirklich aus Leiden schaft Buchhändler ist, und genau weiß, was er verkauft, wer nicht nur Titel, sondern Bücher kennt, der verachtet diesen Hoch mut der geistig Beschränkten, oder, etwas anders gesagt, die in ihrer Bildung Beschränkten. Die ungeheuren Werte, die in unserem Schrifttum stecken und die für einen großen Kreis des Volkes gelten, müssen wir Buchhändler lebendig machen. Das ist unsere priesterliche Aufgabe und wer sich gegen diese Aufgabe versündigt, der versündigt sich wider den Geist und Wider das Volk. Ich muß noch einmal betonen: das, was hier gesagt worden ist, ist wohl aus Anlaß einzelner Fälle gesagt, aber es beschränkt sich nicht aus diese Fälle. Es greift weit darüber hinaus. Der Kreis der geistig Hochmütigen und damit der Geistlosen, der Kreis derer, die ohne innere Bescheidenheit sind, ist sehr groß, und wir müssen alles daransetzen, damit er nicht zum Krebsschaden des gesamten Berufes wird. Er verfalle der Verachtung der besten Buchhändler, denn es liegt an ihnen, dafür zu sorgen, daß nicht der gesamte Buchhandel mit jenen bewußt oder unbewußt das Ansehen ihres Standes schädigenden »geistig Hochmütigen- ver wechselt oder ineinsgesetzt wird. Karl Bischofs.
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