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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1932
- Strukturtyp
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- 1932-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1932
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- Deutsch
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W 182, 6. August 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn Buchhandel. An erster Stelle steht zunächst einmal die beabsichtigte Weltwirtschastslonserenz. Der Vorsitzende der Bereinigung von Banken und Bankiers in Rheinland und Westfalen E. V., vr. b. e. Robert Pferdmenges-Köln, sprach in der diesjährigen geschlossenen Mitgliederversammlung dieser Vereinigung über die Wirtschaftslage und Maßnahmen zu ihrer Umgestaltung. Die Aufgabe einer neuen, bereits in Aussicht genommenen Weltwirt schaftskonferenz sei es, sich mindestens mit folgenden Fragen zu befassen: Stabilisierung der Währungen unter Aufhebung der Devisenzwangswirtschaft — NiederlegungderHandelshemmnisfeundneuer Zo II v e r ei n b a ru n g e n. Gegen die Idee einer Inflation oder auch nur eines »Jnslatiönchens« sprach er sich nach dem Be richt des Berliner Tageblattes über den Vortrag scharf aus, ebenso gegen die Lösung der Valuta vom Golde sowie gegen eine einseitige deutsche Devalvation bzw. Anhängung der Mark an das Pfund Sterling. Ferner beschäftigte er sich in ablehnendem Sinne mit der gleichfalls von manchen Seiten vorgeschlagenen Einführung einer Binnenmark. Er forderte Rückkehr zu geord neten internationalen Währungsverhältnissen als Ausgangspunkt und tragende Grundlage für die als Ziel vorschwebende, um fassende weltwirtschaftliche Bereinigungsaktion. Er machte dann einen Devalvationsvorschlag auf internationaler Grundlage, der im wesentlichen folgendes besagt: Eine gemeinsame internationale Devalvation der Währungen in Anpassung a» de» veränderten Stand der Warenpreise erscheint thm als aussichtsreich. Die Währungseinheiten bleiben so wie sie sind, lediglich ihr Eintauschwert in Gold würde entsprechend ver mindert. Es würde also beispielsweise bei einer Süprozentigen Devalvation der Goldeintauschwert in Reichsmark nicht mehr wie bisher 1/2796 kg Gold, sondern nur noch 1/36S7 kg betragen. Eine Reichsmark würde also nach wie vor gleich Ivo Rcichspsennig sein, nur mit der Maßgabe, bah so, wie die Mark, auch jeder einzelne Rcichspsennig einen verminderten Goldwert repräsentiert. Kür alle anderen Währungen würde das Entsprechende gelten müssen. Alle Nationen könnten bei einer derartigen gemeinschaftlichen Deval vation ihren Vorteil finden, ohne sich auf das Glatteis irgend eines gefährlichen Wagnisses begeben zu müssen. Ahrem nomi nalen Werte nach blieben sämtliche Schuldverpflichtungen die gleichen. Ihrem realen Werte nach würden sie — gemessen am Golde oder den in Gold umgcrechneten internationalen Waren preisen — aus Ihren alten Stand zurückgesührt. Wertmäßig er halte also der Gläubiger das, was er bei Begründung der Forde rung zu beanspruchen hatte. Er gebe nur einen zusätzlichen Zusalls- gewinn wieder auf, den er der Not der ganzen Welt als Folge des internationalen Preisverfalls zu danken habe. Der Verzicht aus diesen Zufallsgewinn bedeute für den Gläubiger auch keinen realen Verlust. Denn praktisch würde die Verwirklichung des Zwischengowinns, wenn überhaupt, in der weitaus größten Zahl der Fälle doch nur unter Vernichtung der Existenz des Schuldners möglich sein. Dies aber müßte Rückwirkungen zeitigen, die die Gesamtheit der Gläubiger letzten Endes nicht nur um ihre Zwischen- gewinne bringen, sondern sie weit darüber hinaus noch schäbigen müßten. Der Gedanke einer internationalen gelö- und währungspolitischen Gemeinschastsaktion wcrdenichtwiederausderDcbatteverschwindcn. In seinen Schlußbetrachtungen kritisierte Pferdmenges scharf die Autarkiebestrebungen. Er betonte, daß die Länder, gegen die sich unsere Einsuhrdrosselung richtet, größtenteils unsere besten Kunden seien. Deutschland als Land der Arbeit könne nur im Zeichen der Weltwirtschaft wieder groß werden. Gegenüber den Bestrebungen aus Schaffung einer Planwirtschaft betonte er, daß nicht die Privat wirtschaft versagt habe, sondern die Politik. Man müsse der Privatwirtschaft, IN der gewaltige Krastreserven ruhen, den Weg wieder sreigeben. Sie werde beweisen, daß sie noch immer die beste Möglichkeit biete, di« Völker zurück zur Befriedung und zum Wohlergehen zu führen. Im Rahmen der Debatten über diese Dinge kann auch der F r a n c q u i - P I an noch eine Rolle spielen. Der Francqui- Plan läuft, was Deutschland betrifft, darauf hinaus, daß Kom munen und evtl, auch Länder bestimmte Public Utilities (Gas-, Wasser-, Elektrizitätswerke und Straßenbahnen) in eine Holding- Gesellschaft einbringen follten, deren Anteile von einer ausländi schen Schwestergesellschaft erworben würden, die ihr Kapital in den sich beteiligenden Ländern auflegen sollte. Auf diese Weise würden die einbringenden Kommunen und evtl, auch Länder in den Besitz von Devisen kommen, die sie bei der Reichsbank in Reichsmark zu konvertieren hätten, um aus dem Erlös die Kom munal- bzw. Länderschulden bei Banken und Sparkassen abzu- lösen, während die Reichsbank durch den Devisenzufluß eine er wünschte Verstärkung ihres Währungs-Deckungsbestandes er reichen würde. Es hat den Anschein, als ob man aus deutscher Seite eine solche oder eine ähnliche Transaktion mindestens in Erwägung zu ziehen bereit sein könnte, wenn man auch nicht au- nehmen kann, daß eine solche Transaktion schon gleichzeitig mit dem Lausanne! Protokoll verwirklicht werden könnte. Im Gegen teil, bis zu ihrer Realisierung könnten noch Monate verstreichen. Die Umsatzsteuer in den letzten drei Rechnungsjahren. Das Aufkommen aus der Umsatzsteuer blieb im Rechnungs jahr 1931/32 hinter dem berichtigten Voranschlag um 13,6 Mil lionen Reichsmark zurück. Da es jedoch nur um 2,8 Millionen Reichsmark geringer war als im Jahre zuvor, ist die Schrump fung der Umsätze, was den Steuerertrag anbetrisft, durch Er höhung des Steuersatzes von 0,85 aus 2 Prozent nahezu ausge glichen, obgleich sie erst am l. Januar 1932 in Kraft trat. Der Steuerertrag betrug in den einzelnen Monaten der letzten drei Rechnungsjahre: 1929/30 1930/31 1931/32 Milt. RM MM. RM MM. RM April 176,5 168,7 156,0 Mai 38,3 41,6 37,2 Juni 22,1 20,0 20,1 Juli 186,1 192,6 151,9 August 38,1 37,7 54,9 September 24,9 25,8 24,4 Oktober 194,6 192,6 166,5 November 43,5 40,9 76,7 Dezember 25,0 24,3 63,0 Januar 200,4 191,1 76,4 Februar 38,9 37,5 80,1 März 24,7 23,4 86,4 Insgesamt : 1013,1 W6,2 993,6 In den ersten beiden Monaten des Rechnungsjahres 1932/3S hat sich das Aufkommen an Umsatzsteuer günstiger als im Vor jahr entwickelt. Es wurden vereinnahmt (in Millionen Reichs mark): 1S2S/30: 1S30W: 1S31/S2: 1932/33: April 178,5 168,7 156,— 112,6 Mai 38,3 41,6 37,2 104,8 Insgesamt: 214,8 210,3 193^ 217,2 Die Erhöhung gegenüber dem Aufkommen im Vorjahr er klärt sich durch die Heraufsetzung der Umsatzsteuer ab 1. Januar d. I. von 0,85 auf 2 Prozent. Umsatzverlust und Kostcnabbau im Einzelhandel stellen sich nach den Mitteilungen der Forschungsstelle für Handel in Berlin folgendermaßen dar: Der Umsatz des deutschen Einzelhandels ist im Jahre 1931 weiter beträchtlich gesunken. Vom Umsatz 1930 hat der Einzelhandel im vergangenen Jahr 15.1 Prozent, also mehr als den siebenten Teil eingebüßt. Danach ist der gesamte Einzelhandelumsatz, der für 1930 auf 32 Mil liarden Reichsmark geschätzt wurde, im Jahre 1931 auf etwa 27.2 Milliarden Reichsmark zurückgegangen. Das Ergebnis für den Durchschnitt des Jahres 1931 verdeut licht jedoch noch nicht genügend die jüngste Entwicklung. Das Ausmaß des Umfayverlustes hat sich gegen Ende des Jahres 1931 in einer bedrohlichen Weise verstärkt. Die letzten Monate haben einen Sturz der Einzelhandelsumsätze von bisher nicht gekanntem Umsang gebracht. Bis zum Oktober hielt sich — jeweils mit dem entsprechenden Zeitraum 193V verglichen — das Umsatzniveau durchschnittlich etwa auf der Höhe, aus die es sich im ersten Halbjahr 1931 eingespielt hatte (rund 12Z4A Umsatz- schivund gegenüber 1930). Der Oktoberumsatz lag sogar im allge meinen verhältnismäßig günstig: In Bekleidung und Möbeln fanden anscheinend »Anlagekäufe« statt, wodurch in gewissem Um fange der Umsatz der folgenden Monate vorweggenommen wurde. Folglich erscheint die plötzliche Umsatzverschlechterung, die im No vember eingesetzt hat, sehr auffällig. Sie macht« sich nämlich nun auch bei den Handelszweigen und Betriebsformen bemerkbar, die in der vorhergehenden Zeit wegen der Unelastizität des Bedarfs oder einer strukturellen Sonderentwicklnng nur einen geringen Um satzverlust erlitten hatten. 595
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