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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1928
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- 1928-05-10
- Erscheinungsdatum
- 10.05.1928
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- Deutsch
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X- 108, lk>. Mai 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b.Dtschn.Buchbavbel. Bildersammlung aus Weimar wurde vom König Blatt für Blatt auf ihm bekannte Einzelheiten angesehen, die Briefe Manzonis und Foscolos, die Hinweise auf den römischen Freundeskreis Goethes, besonders auf Angelika Kauffmann, ließen ihn immer wieder Fragen stellen, die sein Sachverständnis erkennen ließen, was von sichtlichem Eindruck aus die Gefolgschaft war. In den Ständen mit Kunstbüchern gefiel dem König besonders eine der E. A. Seemann Künstlermappen, die über Bellini. Er lobte die vortreffliche Reproduktion und äußerte sich ebenfalls an erkennend über die numismatischen Werke der etruskologischen Abteilung. Die Ausstellung in Florenz soll voraussichtlich am 19. Juni geschlossen werden. W. M. Sch. Die geselligen Veranstaltungen zu Kantate 1S28. Wie immer standen auch die diesjährigen Leipziger Kantate- tage im Zeichen des Wortes -Saure Wochen, frohe Feste-. Wenn auch die schwere Last der Abrechnungsarbeiten heute auf ein Minimum zusammengeschrumpst ist, so müssen diese Tage doch noch immer als der Abschluß einer Arbeitsperiode des Buch handels gewertet werden. Für die Mehrheit der Buchhändler beginnt die geschäftlich stillere Zeit mit ihrem Ausblick auf den Sommer und mit mancherlei Möglichkeiten körperlicher und seelischer Erholung. Als hätte der Himmel diesen Ausblick recht verlockend und verheißungsvoll gestalten wollen, leuchtete eine warme Sonne am strahlend-blauen Firmament und flimmerte mit tausend Goldlichtern in dem jungen Grün der Lindenbäume. Gerade erschloß der Flieder seine duftenden Blütendolden, und auch die Weichselbäume am Buchhändlerhaus, längst zum Kantate wahrzeichen geworden, leuchteten in der verschwenderischen Fülle ihres schneeigen Blust, fast wie ein Spitzwegsches Idyll an- mutcnd unter der zierlichen Architektur des Bauwerkes, von dessen Zinnen in bunten Farben der Flaggenschmuck wehte. Wie lange noch, dann erhebt sich an seiner Seite der erdrückend große und entsetzlich nüchterne Zweckbau der buchgewerblichcn Meister schule. Die Prosa der Arbeit fordert Daseinsrecht, und fast scheint dieses größer und in der heutigen Zeit begründeter als jener Hauch von Poesie und Romantik, der das Heim der Buch händler umschwebt. Auch bei uns ist es freilich nüchterner und prSsaischer geworden als ehedem. Die Buchhändler, die zu Kantate nach Leipzig kommen, müssen sich erst in Sitzungen und nervenanspannenden Konferenzen mit den Realitäten des Be rufes auseinandersetzen, ehe ihr Beisammensein sich in jene höhere, weniger erdenbeschwerte Sphäre erheben darf, die zu den traditionellen Eigenheiten der Kantatetage gehört. Und gerade in diesem Jahre sind ja die Sorgen um den Zusammenhalt der hundertjährigen Gemeinschaft nicht gering gewesen. Wie gut, daß vor Beginn der offiziellen Geselligkeit die einigende Formel gesunden wurde! So stand schon der Begrüßungs abend am Sonnabend im Zeichen starker beruflicher Herzens erleichterung und sichtlich guter Stimmung. Es ist ja Tradi tion, diesen Abend so einfach und schlicht wie möglich zu halten. Hier ist für Redner kein Betätigungsfeld. Unter den Klängen einer dezenten Musik schüttelte man sich die Hände, stand in Gruppen beieinander oder saß an den gedeckten Tischen bei Bier und frugaler Mahlzeit beisammen, die Gastfreundschaft des Ver eins der Buchhändler zu Leipzig dankbar genießend. So groß war die Beteiligung, daß das Bedienungspersonal nur mit Mühe seiner Arbeit Herr wurde. Aber nicht allein dem Ohr und Gaumen ward bescheidner Schmaus zuteil, auch eine humorvolle poetische Gabe des Vereins der Buchhändler zu Leipzig fand sich auf den Tischen: Zum Vorabend. Morgen, Kinder, wird's was geben! Morgen werdet Ihr Euch sreun! Welch ein Trubel, welch ein Leben Wird in diesem Hause sein! Einmal werden wir noch wach — Heisa! dann ist Nitschmanns Tag! Dann wird Röders Glocke tönen, Dann gibt Kilpper weisen Rat, Dann wird mancher Zweifler höhnen, Was der Satzungs-Ausschuß tat. Bis man fertig ist, wird's spät — Heisa! dann herrscht Parität! Heute heißt es: laßt die Sorgen! Satzung hin und Satzung her — Heut' ist heut', vergeht das Morgen — Schmaust und trinkt die Gläser leer! Seid willkommen! Stoßet an! Leipzig grüßt Euch Mann für Mann! Gegen 9 Uhr abends erreichte diese Veranstaltung ihren Höhepunkt, um sich allmählich durch Abwanderung in einzelnen Gruppen aufzulösen. Die Gaststätten der Innenstadt wurden zu lockenden Zielen, das Wiedersehen in der Pflege ruhigen Ge dankenaustausches und Inanspruchnahme leiblicher Genüsse wei ter zu feiern. Wie in Auerbachs Keller der Geist der Faustsage und die Erinnerung an den größten deutschen Dichter leben, so ist für den Buchhändler Aeckerleins Keller für immer mit dem Namen von Otto Petters, dem geistvollen und erfindungsreichen Anwalt der Armen und Bedürftigen verbunden. Hier ist jene, von unendlichen Witzen umwitterte Hose aufbewahrt, die er einst, wie der heilige Martin seinen Mantel, den Armen opferte. Man muß schon sagen, daß inzwischen Otto Petters manchen tüchtigen Nachfolger gefunden hat. Es ist aber doch das Bezeichnende an ihm, daß ihn, den Unübertrefflichen, bisher keiner erreicht hat. So lebt er weiter nicht lediglich durch seine höchst eigenartige Hinterlassenschaft, sondern durch seinen Geist, der tiefes mensch liches Fühlen mit der Not anderer unter dem toll-krausen Ge wirr ewig jugendlicher Ausgelassenheit zu verbergen wußte und der es verstand, diese Ausgelassenheit mit unendlichem Geschick praktischem Zwecke dienstbar zu machen. Was sonst als Marter werkzeug empfunden wird, wußte er zum sanft lösenden Mittel, zur schmackhaften Pille zu gestalten, uin seinen BerussgeNosfen höchst überflüssige Gelder aus der Tasche zu locken. Wie viele Herzen konnte er damit erleichtern, wie viele Tränen trocknen helfen! Herr Max Paschke, der die übliche, sich bis in die späten Nachtstunden ausdehnende Sonnabendsitzung in Aecker leins Keller eröfsnete, erfüllte daher nur eine Ehrenpflicht, wenn er des Heimgegangenen unvergeßlichen Heidelberger Berufsge nossen und dessen, was er für sein Pflegekind, den Unterstützungs verein, geleistet, rühmend gedachte, ehe er die Pettershose Herrn Kommerzienrat vr. Stilke zur weiteren »Behandlung- über reichte. Wie stets zeigte sich Herr Stilke mit bewundernswertem Geschick der Situation gewachsen. Humorvoll betonte er, daß wohl noch alle Anwesenden in die Lage kommen würden, einst den Unterstützungsverein in Anspruch zu nehmen. Das ge spendete Geld wäre also nicht für sie verloren, sondern gespart. »Zahlen Sie in Ihre eigne Sterbekasse!- Diesem Rufe ward auch Folge geleistet, und Herr KurtPetters, der in Leipzig lebende Sohn von Otto Petters, der mit dem berühmten -Sammelbecken« das Feld abgraste, fand viele willige Geber. Herr Pafchke ergriff nochmals das Wort, um der unvergeßlichen Wiener Buchhandlcrtage und der Gastfreundschaft zu gedenken, die dem Verbände der Kreis- und Ortsvereine aus Anlaß seiner Herbsttagung in Österreich zuteil ward. Er nahm Gelegenheit, seiner Freude über die Anwesenheit der beiden österreichischen Kollegen Direktor Bayer und Fidelis Steurer Ausdruck zu geben. Herr Direktor Bayer dankte mit einem kleinen Wiener Lied und einem Scherzgedicht, während Herr Steurer die höchst ergötzliche oberösterreichische Geschichte von dem Stoffkaus für einen Hausanzug zum besten gab. Danach entfaltete sich eine Art kleiner Sängerkrieg, bei dem öfters mehr dem guten Willen als "der künstlerischen Leistung Anerkennung zu zollen war. Auch wurde nicht vergehen, des anwesenden Damenflors zu ge denken, der zu der Munterkeit des Abends nicht wenig beitrug. So verlies auch diese Veranstaltung in gewohnter Fröhlichkeit und Harmonie und wird den Teilnehmern sicherlich in ange nehmster Erinnerung bleiben. S16
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