Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1935
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- 1935-02-02
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X» 28, 2. Februar IS35. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. und auch kein Bedürfnis zeigen, es zu lesen, da sie den Film gesehen haben. Gerade weil sich hier die zwei Welten von Film und Buch deut lich unterschieden dartnn, läßt sich das Buch wohl besonders leicht verkaufen. Die gleiche Erkenntnis, nur von der andern Seite her gesehen, gilt für Film und Buch »Der verlorene Sohn«. Da ist es einmal anders gewesen: Treuker hat den Film als erstes geschaffen und dann den gleichen Stoff als Buch verarbeitet. So ist sein Noman nicht dasselbe wie der Film, sondern tatsächlich etwas Neues geworden. Um die Aufmerksamkeit zunächst weiter auf die Möglichkeiten für den Verkauf zu richten, seien noch einige Filme erwähnt, die auch den Büchern neue Freunde zuführen können. Wie bei Trenkers Film, so ist auch der Stoff des Films »D e r ewigeTrau m« (Sepp Rist) in Buchform unter dein Titel »B a l - mat wider Paccard« zu erwarten. Wenn das Buch auch viel später als der Film herauskommt, so wird der Buchhändler doch gerade in dem Hinweis auf den Film bei breiten Leserkreisen Teil nahme für das Werk gewinnen können. Damit hat der Film von vornherein eine gute Werbemöglichkeit für den Noman geschaffen. Ebenso gilt es vom Buch (Hanns Marschall) und Film »Herr Kob in geht auf Abenteuer«. Wenn der Nomau in einiger Zeit erscheinen wird, mag der Schritt manches Filmfreundes vor einem guten Hinweis auf den — allerdings längst bekannten — Film im Schaufenster der Buchhandlungen stocken. Und manche Erinne rung wird nach dem Buch greifen. Sollte schließlich nicht auch eine immerhin aussichtsreiche Hoff nung darauf bestehen, daß die Menschen mehr Bühnenstücke lesen, wenn sie ihnen in Buchform angeboten werden, nachdem sie den Film des gleichen oder verwandten Titels gesehen haben? Die Buchaus gaben von Schauspielen sind ja längst die Sorgenkinder des Buch handels. Mancher Sortimenter und Verleger hat darum seine Erwar tungen schon seit langem begraben. Ob nicht doch nochmals unter diesem neuen Gesichtspunkt eine Werbung lohnt? Der Lustspielfilm »Die Liebe uud die erste Eisen bahn« vermittelt nicht umsonst beinahe unspürbar kulturgeschicht liche Werte, die gedruckt zu besitzen für manchen Leser reizvoll sein müßte. Ob es für den Buchhändler schwer ist, diese Leser herauszn- finden? Ja oder nein — der Versuch mit dem Lustspiel von Axel Delmar »Die erste Eisenbahn d e.m Vergnügen der Einwohner« auf dem Ladentisch ist bestimmt nicht mühevoll. Da neben passen: »Der Herr ohne Wohnung« uud »Schach der Eva«. Eine ganz andere Voraussetzung für die Verkaufsaussichten bietet ein Film wie »Königin C h r i st i n e«. Es ist längst in wei ten Kreisen bekannt, daß der Film die geschichtliche Gestalt der schwe dischen Königin verfälscht hat. Er ist nicht nach einem Buch gedreht, auf das mau nun Hinweisen könnte. Aber er wird bei vielen Be schauern, vor allem bei denen, die nachher durch die Tagespresse in der Kritik des Films über diese Tatsache der Verfälschung aufgeklärt worden sind, einen Wunsch gelassen haben: wo finde ich die Gestalt der echten Christine? Nachdem einmal die geschichtliche Anteilnahme des breiten Publikums überhaupt gewachsen ist — was der Erfolg der zahlreichen Biographien beweist — und nachdem auf der andern Seite der Film in diesem besonderen Fall das um Gustav Adolfs Tochter seit langem herrschende Mürchendunkel noch vertieft hat, wird fraglos bei manchem Leser ein — wenn auch nur schwacher — Forscher trieb erwacht sein. Für diesen Fall hat der Buchhändler die Biogra phie »Christine Wa s a« von Liane von Gentzkow zur Hand, die mit allen Sagen, allen Märchen und Lügen aufrüumt und ein ge schichtlich einwandfreies Bild der Königin zeichnet. Aber der Buchhändler hat nicht nur zu verkaufen: eine andere große Aufgabe bleibt ihm als Vermittler kultureller Werte. Er muß die Kunden, die seinen Laden besuchen, zu Büchern führen, die ge lesen zu haben uud zu besitzen sich lohnt. Bei der Erfüllung dieser Pflicht unterstützen ihn etwa Verfil mungen der Kellerschcn Novellen. Gottfried Kellers Dichtung behält ihren Wert über die Zeiten hinaus, lind darum ist jede neue Gene ration immer wieder für ihn zu gewinnen. Sollte es nicht viele Menschen geben, die in den Filmen »H ermine und die sieben Aufrechten« uud »N e g i n e« zum erstenmal den Gestalten des großen Schweizers begegnet sind? Und gerade weil die Filme außer ordentlich gelungene und geschlossene Leistungen auswcisen, ist cs leicht, das gedruckte Werk in ernsthaft begierige Hände zu bringen. Der Sortimenter, dem das gelingt, verkauft nicht nur zu seinem eige nen Vorteil Bücher, er leistet der deutschen Kunst einen wertvollen Dienst. Dazu aber ist er berufen. Nicht anders ist es mit »Peer Gynt«. Den Film sahen viele, die Musik kennen Unzählige, hörten den »nordischen Faust« von der Bühne sprechen — aber wer hat ihn wirklich und in Ruhe gelesen? Das ist wieder eine Gelegenheit, den Leser zur tiefen, inneren Teilnahme am Kunstwerk zu bewegen. Und solche Gelegenheiten sind Aufforderungen, denen man nicht aus- weichen sollte. Das Buch oder seine Idee scheint dazu beauftragt, seinen Einfluß aus die Filmproduktiou auch in den kommenden Monaten zu behalten. Wir schließen das aus den Ankündigungen neuer Verfilmungen. Da bei aber wünschen wir, daß sich unsere Einsicht durchsetzen möge: das Buch hat seine Welt, der Film die seine. Darum sollte man nicht ein Buch sozusagen auf die Leinwand photographieren. Wir hoffen, die neuen Filme von diesem Gesichtspunkt aus als Leistungen begrüßen zu können. Was kommt? Heinrich George wartet nach dem großen Erfolg in »Hcrmiue und die sieben Aufrechten« auf die Nolle des Bauern Wolf im »W ehr - w o l f«. Carl Froelich will den »Parteigenossen Schmie- decke« drehen. Waschneck plant die Verfilmung von »Hermann und Dorothe a«. Für andere Filme werden als Unterlagen die nen: »Brot« von Waggerl, »C a g l i o st r o in A l t e n b ü h l« von Rudolf Presber, »Die letzten Vier von St. Pauli« von Josef Maria Frank, »Der eingebildete Kranke« von Moliöre (Kurztonsilm), »Die Standarte« und »Ich war Jack Mortime r« von Lernet-Holenia, »A u g n st der Starke und das schwache Geschlc ch t« von Adolf Paul, »D er Ka h n der fröhlichen Leute« von Jochen Klepper, voraussichtlich auch einige Romane von Ernst Zahn. Schließlich ist auch ein »Onkel Bräsig«-Film (Fritz Neuter) geplant. Zur Richtigstellung Entgegen anders lautenden Gerüchten stellen wir fest, daß das Ausscheiden des vr. Langenbucher aus der Neichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums auf dessen eigenen Wunsch und auf Grund einer freundschaftlichen Vereinbarung mit Herrn Hans Hagemeyer erfolgt ist. HansHagemeye r. vr. Langenbucher. Ehrentag der schwäbischen Dichtung Die Neichsschrifttumskammer veranstaltet vom 9. bis 11. Fe bruar in Stuttgart einen Ehrentag der schwäbischen Dichtung, wobei die Beteiligung des gesamten deutschen Buchhandels erwartet wird. Wir verweisen ans den vom Vorsteher des Bundes reichs- dentschcr Buchhändler und vom Präsidenten der Neichsschrifttums- kammer Unterzeichneten Aufruf an der Spitze des gestrigen Börsen blattes. Seminar sür Buchhandelsbetriebslehre Im Seminar für Buchhanöelsbetriebslehre an der Handels- Hochschule Leipzig, Nitterstr. 1—3, findet am Freitag, dem 8. Fe bruar, 19 Uhr, eine öffentliche Sitzung des Seminars statt. Herr Hiemesch (Siebenbürgen) spricht über den »Buchhandel in Rumänien«. Außerdem findet eine Ausstellung der Neuerwer bungen der Seminarbücherei statt. — Gäste sind willkommen und herzlich eingeladen. Die neue Fibel Der Sächsische Minister für Volksbildung gibt im Verordnungs blatt seines Ministeriums Nr. 2 vom 30. Januar 1935 bekannt, daß die Fibel, die Ostern 1935 in den Volksschulen eingeführt werden soll, voraussichtlich zu Ostern fertiggestellt sein wird. Schulbnchhändler, Erziehungspflichtige und Schulbezirke werden ersucht, Fibeln nicht eher zu beschaffen, bevor bekanntgegegen wird, welche Fibel ein geführt wird. Fritz Diettrich liest in Leipzig Am Montag, dem 4. Februar, 20 Uhr, liest ans Einladung der Evangelischen Führerschnle der Dresdner Dichter Fritz Diettrich in Leipzig im Gohliser Gemeindehaus, Kirchplatz 9 (Straßenbahn 9, 12, 20, 24; Haltestelle Friedenskirche Gohlis). Werke: Gedichte (1930), Stern überm Haus (1932), Paris (1933), Der attische Bogen (1934) sämtlich im Wolfgang Jeß-Verlag Dresden; Legende der Arbeit (1933) bei Langen/Müller, München. Unkostenbeitrag 0.50 NM, Stu denten usw. 0.20 NM. 91
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