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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1928
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- 1928-04-05
- Erscheinungsdatum
- 05.04.1928
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Nr. 82 (N. 42). Leipzig, Donnerstag den S. April 1928. 85. Jahrgang. Redaktioneller TA Zur Wirtschaftslage. Von Professor vr. G. Menz. An der Wirtschaftslage hat sich im allgemeinen positiv in den letzten vier Wochen nicht allzu viel geändert, jedenfalls nicht so viel, daß man daraus wesentliche Wandlungen abzuleiten ver möchte. Die Aussichten sind nicht besser geworden. Dagegen sind einige gewissermaßen negative Feststellungen zu machen, die von nicht unbedeutendem Einfluß sind. Auch sie freilich erlauben keine optimistischere Ausfassung der Lage. Im Gegenteil, sie unterstreichen noch das Bedenkliche, das schon bisher obwaltete. Der Ausgang der Reichstags-Sitzungsperiode hat auch die Durchführung der vom Reichsfinanzminister vr. Köhler vorbe reiteten Steuerreformen zurückzustellen gezwungen, die dem Ziel einer Erleichterung der Kapitalbildung bei uns dienen sollten. In Anlehnung an englische Vorbilder ist die Einsicht durchge drungen, daß unbedingt Einkommen und Vermögen pfleglicher als bisher behandelt werden müssen, wenn unser Wiederaufbau und unsere wirtschaftliche Zukunft nicht gefährdet sein sollen. Man hätte der Wirtschaft wünschen müssen, daß Reformen in dieser Richtung schon jetzt durchgeführt worden wären. Denn die Not ist brennend, und Zeit ist kaum noch zu verlieren. Nach dem aber die parlamentarische Entwicklung zunächst einmal die sofortige Erreichung des Zieles unmöglich gemacht hat, ist wenig stens zu hoffen, daß der nächste Reichstag die dringende Aufgabe schleunigst anpackt. Ob das gelingt, hängt allerdings völlig vom Ergebnis der Neuwahlen ab. Nur mit größter Sorge kann man auch die Vorgänge ver folgen, die für die weitere Gestaltung unseres Preisniveaus maß geblich werden. Die bisher durchgeführten Rationalisierungs- Maßnahmen haben zwar teilweise eine Senkung der Gestehungs kosten erbracht. Aber weder für eine entsprechende Senkung der Preise noch für eine Stärkung der Kapitalausrüstung haben sich daraus nennenswerte Erfolge ergeben. Denn die Lohnbewegung hat den Gewinn in der Hauptsache für sich heranzuziehen ge sucht. Zum Teil läßt diese Entwicklung schon jetzt die weitere Wirkung erkennen, daß damit die Preisschraube erneut wieder angezogen ist. Am bedenklichsten erscheint die Ankündigung einer Erhöhung der Eisenbahntarife. Kommt sie wirklich, so lauert dahinter sofort die Erhöhung der Kohlenpreise. Das aber hieße Preissteigerung bei der gesamten kohleverbrauchenden Industrie. Und welche verbraucht bei uns keine Kohle? Man hat also Grund genug zum Pessimismus. Die Produktionsfreudigkeit des deutschen Verlags zeigt gleichwohl, nach den Zahlen der Neuerscheinungsankündigungen im Börsenblatt zu urteilen, noch keinerlei Nachlassen. Es ist auch keineswegs notwendig, daß sie durch erhöhte Spannung in der allgemeinen Wirtschaftslage unbedingt gelähmt werden müßte. Einmal wirkt sich ja jeder allgemeine Konjunkturwandel im Verlag immer erst verhältnismäßig spät aus, da der Verlag zunächst noch unter dem der vorangehenden Epoche entstammen den Produktionszwang steht. Dem kann er sich nicht ohne wei teres entziehen, braucht es auch nicht im Hinblick darauf, daß ja die Konjunktur auch wieder besser werden muß, und er wird das abwarten können, wenn er finanziell stark genug ist. Zum andern aber ist ja die Konjunktur nie völlig einheitlich. Auch in Zeiten vermehrter Spannung gibt es immer noch Teilgebiete, die davon unberührt bleiben, ja dann sogar vielleicht erst recht florieren. Für den Buchhandel hängt also schließlich alles nur davon ab, ob richtig produziert wird. Das Richtige wird selten zu viel sein. Das Falsche ist immer, auch bei glänzendster Wirt schaftslage überflüssig, nur weiß man das meist erst dann genau, wenn es da ist. Unbedingt aber verlangt auch das Richtige und Beste in Zeiten erhöhter allgemeiner wirtschaftlicher Spannung doppelte Anstrengungen und Aufwendungen für den Vertrieb und den Kampf gegen die Konkurrenz. In der letzten Zeit hat man sich an verschiedenen Stellen mit der »Krise des Buches«, wie man meist so schön zu sagen pflegt, beschäftigt, zum Teil, wie gern anerkannt werden soll, durchaus wohlwollend. Es ist dabei doch auch manches gesagt worden, was für den Buchhandel nicht unwichtig ist. Schon daß man sich in der Öffentlichkeit überhaupt in diesem Sinne des Buches anzunehmen bereit ist, kann als Gewinn gebucht werden, läßt sich doch daraus schließen, daß man sich der Ver antwortlichkeit für die Erhaltung einer echten Buchkultur be wußt ist. Die Frankfurter Zeitung hat in ihrem Literaturblatt nacheinander eine ganze Reihe von Stimmen verschiedenster Her kunft zu Wort kommen lassen. In ihrem Schlußwort hebt sie selbst zunächst hervor, daß über ein Symptom einigermaßen Einig keit bestehe: »Die grassierende Sucht nach Novitäten wird all gemein als unwürdig, bedenklich, ja gefährlich empfunden«. Sie fährt fort: »Daneben werden noch viele andere mehr oder min der tiefliegende Mängel festgestellt, über deren Bedeutung und Ausmaß die Ansichten aber bereits stark auseinandergehen. Eine bestimmte Krankheit ließ sich also nicht diagnostizieren. Je nach der Einschätzung der angeführten Mißstände verschiebt sich der Schwerpunkt der Kritik und der Verbefserungsvorschläge, ohne daß — und das ist bemerkenswert — der jeweilige Jnteresfenten- standpunkt den Ansatzpunkt und den vorgetragenen Gedanken gang wesentlich bestimmt. Die Verleger klagen über Überpro duktion, die Sortimenter über eine gewisse Überbesetzung, mangelnde Spezialisierung und den Galanteriewarencharakter des Buches, die Leser über die allgemeine Buchscheu, obwohl jeder seine Klagen zunächst an die eigene Adresse richtet. Es scheinen also viele Faktoren für die Krise verantwortlich zu sein«. Mit dem letzteren hat die Frankfurter Zeitung unbedingt recht. Im einzelnen macht sie dann zu dem ganzen »Krankheitskomplex« noch folgende Ausführungen: Die Überproduktion spielt zweifellos eine große Rolle dabei, wenn sie auch schwer zu fassen und ihr noch schwerer abzuhelfcn ist. Solange die ivirtschaftsbiktatorische Lösung Rußlands (Staalsverlag) als problematisch und vor allem die Sonderlösung für den Verlag allein als indiskutabel abgetan wird, dürfte eine dem Markt angepaßte Kontingentierung der Buchproduktlon kaum zu erzielen sein. Bücher sind keine homogene Massenware, für deren Herstellung cln Verteilungsschlüssel gesunden werden kann. Stanley Unwin wiederholt ln dem sehr lesenswerten Buch über »Das wahre Gesicht des Verlagsbuchhandels« sC. E, Poeschel, Stuttgart! den alten Einwand, der für die srele Produktion spricht: »Es ist nicht gut, daß jeder, der glaubt, etwas zum all gemeinen Wissen beitragen zu können, dies ungehindert tun kann?« Nur die ernste Mahnung jedes Verlegers an sich selbst, äußerste Zurückhaltung zu üben, nur Bestes zu edleren, bleibt also als Faztt bestehen. Das ist wenig, aber immerhin eine ein deutige und klare These, deren Befolgung dem in einem indivi dualistischen Lande mit breitesten Interessen notwendig individuell 37S
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