Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1935
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- 1935-01-05
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- 05.01.1935
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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4, 5. Januar 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Durchdringung des deutschen Lebens mit dem neuen deutschen Kultur gedanken nicht in ein paar Monaten bewerkstelligt werden kann. Nichts wäre falscher, als mit planlosen Veranstaltungen, auf Massenbetrieb und äußerliche Wirkung abgestellt, gerade jene Schichten, die dem deutschen Kulturleben bisher ferner standen, gewinnen zu wollen ...« * Auf eine Lücke in der S p r a ch l i t e r a t u r macht E. Wich- mann in der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 22. Dezember 1934 gelegentlich einer Erwiderung auf einen vorher erschienenen Artikel »Sprachen-Näudc«, in dem der deutschen Nation nachlässige und ver ständnislose Behandlung ihrer Muttersprache vorgeworfen wurde, aufmerksam, »Ich habe«, schreibt er, »im Laufe von einigen Jahr zehnten festgestcllt, daß sich z. B. junge Kausleute, namentlich solche, die die Volksschule besucht haben, gern mit der deutschen Sprache be schäftigen, wenn sie dazu angeregt werden. Leider ist es aber nur den Zähesten von ihnen möglich, damit fertig zu werden. Die meisten geben den Versuch bqld auf, da es in Deutschland für Nichthumanisten keine brauchbare Sprachlehre gibt. Wie soll ich einen mir unbekannten Apparat in Bewegung setzen, wenn Ich dazu eine Ge brauchsanweisung erhalte, die in einer Sprache geschrieben ist, die ich nicht verstehe? . . . Ich ließ mir kürzlich in einer der größten Schulbuchhandlungen Berlins deutsche Sprachlehren vorlegcn, die am Lager waren. Alle waren für einen Menschen, der nur Deutsch ver steht, nicht l es dar; eine gab manchmal in Klammern hinter dem lateinischen Wort die deutsche Übersetzung an, ganz ohne Zuhilfe nahme des Duden war sie aber auch nicht zu verstehen. Weil wir keine Sprachlehren besitzen, die das Volk lesen kann, deshalb haben wir eben die Sprachen-Nüude.« * Mit den Verhältnissen auf dem englischen Buch markt beschäftigten sich kürzlich zwei Artikel von Theodor Seibert, die unter den Überschriften »Was England druckt und liest« und »Bücher schau im Luxushotel« in mehreren Zeitungen erschienen sind (u. a. »Schwäbischer Merkur« vom 12. Dezember und »Münchner Neueste Nachrichten« vom 18. Dezember 1834). Wir entnehmen daraus fol gende Abschnitte. — »Wenn man einen englischen Verleger fragt, warum die guten Bücher hier so teuer seien, so weiß er vielerlei Gründe dafür. Zum Teil liegt es sicherlich an de» Autorenhonoraren, die mitunter erstaunlich hoch sind . . . Die Wells und Shaw und Priestley sind aber auch hierzulande dünn gesät, und die berüchtigte Einrichtung des .Herstellungskosten-VcrlegerS' ist durchaus gebräuch lich. Einer der größten englischen Buchverleger, der im Durchschnitt 365 Bücher im Jahr herausbringt, erklärte mir einmal wörtlich: .Ich nehme grundsätzlich jedes Blich, das ich für gut Halle - - vorausgesetzt, daß ich das Risiko nicht tragen muß'. Mir scheint, daß eine andere Eigenart dieses Buchwesens die Hauptschuld an den hohen Preisen trügt: Bücher sind in Eng land kurzlebige Modeartikel ... Jeden Samstag kom men alle Neuerscheinungen der Woche mit einem Schlage heraus. An diesem Tag bringen die Zeitungen die Besprechungen und die großen Anzeigen. Acht Tage später wird öffentlich bekanntgegeben, welche Bücher am besten verkauft worden -sind. Zn diesem kurzen Zeitraum hat sich die Spitzenlcserschaft entschieden, und in der folgenden Woche kauft deren Gefolgschaft die .Bestseller'. Drei Wochen alte Bücher sind entweder Erfolge, oder sie werden es niemals. Sind sie Miß erfolge gewesen, dann wirft der Verleger sie meist rasch auf den Ramschmarkt, denn er schellt große Lager. Aber auch die erfolgreichen Werke haben ein kürzeres Leben als bei uns. Schon nach ein bis zwei Jahren bringen die Verleger ihre Schlager in sehr billigen Volksausgaben heraus, da wenige Leser für ein .so altes' Buch den normalen Preis zahlen wollen.« über die Vuchausstellung der »Sunday Times« im Grosvenor- Hotel heißt es in dem zweiten oben genannten Artikel: »Du steigst vom Vestibül dieses Luxushotels am Hydepark in eine riesige schöne Halle herab. Hier, tief unterm Dröhnen des Verkehrs, zelebriert London seine elegantesten Diners und Bälle. Heute aber sieht es anders aus: Bücher, Bücher, nichts als Bücher! Aufgebaut an schma len Gassen, in denen du nach Herzenslust wandern und schmökern kannst. Wenn das geschehen ist, steigst du über die Freitreppen wieder zur Erdoberfläche empor und blickst noch einmal auf diese gedruckte Orgie herab. Tu versuchst deine Eindrücke zusammenzufassen, und da entwickelt sich plötzlich folgende Zahlenreihe vor deinem inneren Auge: 30°/o Kriminales, 25°/o Religiöses, 20"/» Sport und Reise, 15"/« Memoiren, Nest für alles übrige. Halt - die Rechnung hat eine Lücke: Die zahllosen Kinderbücher fehlen in ihr, und die ganze biblio phile Produktion. Und das ist, vom ästhetischen Standpunkt wenig stens, gerade das Beste und Hübscheste an der ganzen Schau . . . Alle großen Verlagshänser haben hier ausgestellt. Kulturpolitischen Ehr geiz aber haben nur ganz wenige englische Verleger. Sie sind in erster Linie Geschäftsleute und legen keinen Wert auf ihr .Gesicht'. Große, angesehene Häuser scheuen sich keineswegs, ihren Stand im Grosvenor-House je zur Hälfte mit Kriminalkitsch und mit Kirchen- literalur zu füllen und die Lücken mit Kochbüchern oder Lehrbüchern über Jagd und Fischerei auszustopfen.« * In einem Berich! der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 16. Dezember: »Deutsches Schrifttum in Holland« wird darüber geklagt, daß die Buchhandlungen in den großen Städ.en nur selten den sche Bücher ausstellen, »die nicht nur der Sprache, sondern auch dem Geiste nach deutsch sind«. Dann heißt es weiter: »Um so beachtenswerter sind die Bestrebungen der deutschen Verbände in Holland und der befreundeten holländischen Kreise, durch die Ver anstaltungen von deutschen Buchmessen die Verbreitung des neuen deutschen Buches zu fördern. Ist doch das den sche Buch gerade in der heutigen Zeit sowohl für den Ausländer wie für'den Auslanddeutschen die beste Aufklärung gegenüber verleumderischen Behauptungen und ein bedeutsames Bindeglied zu dem Gedankengut eines neuen Wer dens. So wurde dieser Tage in Motlerdam eine solche Ausstellung in der dortigen Deutsche» Oberrealschule veranstaltet. Sie zeigte, ein geteilt in fünf verschiedene Gruppen, etwa 1206 Bücher von dem klassischen Schrift um älterer Zeit bis zur neuesten im heutigen Deutschland richtunggebenden Literatur. In Amsterdam stand die zum gleichen Zei pnnkt organisierte Ausstellung unter der gemeinsamen Leitung der Reichsdeutschen Gemeinschaft, der Deutschen Angestellten schaft und einer deutschen und holländischen Buchhandlung. Sie brach e, eingeteilt in zwölf Gruppen, etwa 650 ausgemählte Bücher zur Schau. Unter diesen Gruppen fanden besonders die der Geschichte und Vorgeschichte, der deutschen Bewegung, der Geschichte unserer Zeit, der Nasse und des Volkstunis und.schließlich die Gruppe der Bücher besondere Beachtung, die vom Führer und seinen Bauarbeitern handelten.« Meine Eindrücke als italienischer Austauschbibliothekar an der Deutschen Bücherei Von Dr. Vittorio Camerani-Nom In den zehn Jahren meiner 'bibliothekarischen Laufbahn habe ich infolge sehr günstiger Umstände das Glück gehabt, viele Bibliotheken jeder Art nnd jeder Beschaffenheit und der verschiedensten Länder kennenzulernen. Aber ein Institut wie die Deutsche Bücherei, welche gleichzeitig ein großes Archiv des nationalen deutschen Gedankens und eine große Auskunftsbibliothek ist, war mir bisher noch nicht vor Augen getreten. Die großen Nationalbibliotheken der Welt, wie unsere Nationalbibliothek in Florenz, das Britische Museum in Lon don, die Kongreßbibliothek in Washington, die Bibliotheque Nationale in Paris und die Bibliothdque Royale in Brüssel haben alle, wenn auch jeder ein bestimmter Charakter und ein bestimmter Aufgaben kreis eigen ist, etwas mehr oder weniger Gemeinsames, nämlich eine ziemlich starre Verwaltung, Personalmangel und Naumbeschränktheit, Schwierigkeiten, die ihre Ursache darin haben, daß diese Bibliotheken schon vor Jahrhunderten entstanden und nun moderne Institute ge worden sind, die sich mit der ganzen Masse ihrer Tradition den moder nen Zeiten und den neuen technischen Erfordernissen anpassen müssen. In Europa sind die Bibliotheken immer in ziemlich schwieriger Lage 12 gewesen, während die Vereinigten Staaten von Amerika, wie ich noch näher erklären werde, wenigstens bis etwa zum Jahre 1930 es ver standen haben, ihre Bibliotheken in einem Zustand von beneidens werter Vollkommenheit zu erhalten, dank den reichlichen Mitteln, über die sie verfügten, und weil sie frei waren von der schweren Be lastung durch die klassische Tradition, welche in Europa vorherrscht. Die Deutsche Bücherei steht unter den europäischen Bibliotheken einzig in ihrer Art und besonders in ihrem Ziele da: alles, was in deutscher Sprache gedruckt ist, zu sammeln. Ich gestehe, daß mir dieses große Ziel, aus der Ferne gesehen, noch bevor ich-die Deutsche Bücherei kannte, ein wenig ehrgeizig und beinahe unerreichbar erschien. Jetzt, nachdem ich die Bibliothek in einem einjährigen Studium näher kennengelernt habe und zwei Monate in der Werbestelle arbeiten konnte, darf ich sagen, daß dieses große Ziel vollkommen erreicht wird. Gewiß, es ist eine schwere Aufgabe, die sich die Deutsche Bücherei gestellt hat, aber die Arbeit ist so bis ins kleinste durchdacht und organisiert, daß sie die Verwirklichung ihrer Ziele ermöglicht, jener Ziele, die mir zuerst ein Traum zu sein schienen.
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