Nr. 4 (R. 2). Leipzig, Sonnabend den 5, Januar 1935, 182. Jahrgang. Der Saarbuchhandel Von Kurt Vowinckel An dis Spitze dieser Betrachtung über den Saarbuchhandel müßte ich eigentlich die Feststellung setzen: es gibt keinen Saar buchhandel, Wir sprechen nicht von einem Rhein-, Weser-, Isar- oder Ruhrbuchhandel, Wenn das Wort Saarbuchhandel sich dennoch ein gebürgert und einen guten Klang gewonnen hat, so liegt hier eine Sondcrerscheinung vor, die ihren Grund in politischen Vorgängen hat. Im einzelnen braucht an dieser Stelle hierüber nicht viel gesagt zu werden, — die Tatsachen sind bekannt. Sie werden in wenigen Tagen der Vergangenheit angehören. Es ist nur kurz daraus hinzuweisen, daß ungeachtet der Politi schen Einteilung der Vorkriegszeit, welche das Saarbellen in einen preußischen und einen bayrischen Teil gliederte, zu dem in mancher Hinsicht noch Teile des Reichslandes Elsaß-Lothringen traten, das ganze Gebiet südlich des Hunsrück geopolitisch zum Südwesten Deutschlands gehört mit einer ausgesprochenen Hinneigung zur Pfalz und zum Pfälzer Rhein. Die Saarwirtschaft ist den geopolitischen Grundzügen des Saargebiets — (wie wir diese Landschaft zunächst bis zur Ab stimmung weiter benennen wollen) — aufs engste angepatzt: in ihrer geographischen Verteilung folgt sie der Kohle, die in breitem Streifen von West nach Ost den südlichen Teil des Saargcbieis füllt. Auf dieser Kohle sind die Saarstädte erwachsen. Dieser Menschcn- verdichtung folgte natürlich auch der Buchhandel. So trägt er im ganzen städtisches Gepräge. Slber wir wissen ja, daß die Verstädte rung des Saargebiets infolge der starken Durchsetzung mit Wald und dank der ländlich betonten Siedlungswcise des saarländischen Arbeiters im Vergleich zu anderen Gegenden Deutschlands gering ist. Infolgedessen findet sich der ausgesprochene Großstadtbuchhandel als Merkmal fortgeschrittener Verstädterung fast nur in Saar brücken. Hierbei verstehe ich unter Großstadtbuchhandel das reine und das spezialisierte Sortiment, während ich Firmen, die Ncbcn- zweige führen, nicht unter diesen Begriff fasse, auch wenn sic in der Großstadt auftreten. Ähnlich steht es mit dem Verlag, der als Buch- und Zcitschrif- tenverlag im Saargebiet nur mit ganz wenigen Firmen auftritt. Dafür übt er aber eine Funktion aus, deren Bedeutung man nicht genügend unterstreichen kann: er trägt die Züge der Landschaft, An die Obleute des deutschen Buchhandels! Der Buchhandel hat sich für das Saar-Winterhilfswerk in ganz hervorragender Weise eingesetzt und neben dem Vertrieb des Saar-Abstimmungskalenders einen großen Teil des Saarjahrbuches trotz der Überlastung durch das Weihnachtsgeschäft abgesetzt. Es stehen für den Absatz der restlichen Auflage bis zur Saarabstimmung nur noch 8 Tage zur Verfügung und in dieser Zeit muß mit allen Mitteln das Saar-Winterhilfswerk gefördert werden. Gehen Sie daher mit dem Saarjahrbuch auf die Straße! Gehen Sie in alle Kundgebungen, Versammlungen und Vorträge! Der Vertrieb des Jahrbuches igz; „Unsere Saar" unterliegt keinerlei Beschränkungen und ist als Sammlung für das Winterhilfswerk an der Saar genehmigt. Es gilt in letzter Stunde alle Kräfte einzusetzen. Am Sonnabend, dem 12. Januar, wird der V.D.A. durch eine selbständige Verkaufs aktion auf Straßen und Plätzen die tatkräftigen Bemühungen des deutschen Buchhandels unterstützen und abschließen. In diesen Tagen akles für unsere Brüder an der Saar! Wichtiger Pressehinweis: An alle Obleute ergeht die Bitte, im Anschluß an den obigen Aufruf für eine verstärkte örtliche Pressepropaganda Sorge zu tragen. Die Obleute unterrichten die örtliche Presse über die Maßnahmen des dortigen Buchhandels für den Ver trieb des Saarjahrbuches in der kommenden Woche. Die Pressepropaganda wird unterstützt durch kostenlose Überlassung von rund 10000 Bildmatern, die den Zeitungen durch die Landesstellen des Propagandaministeriums zugegangen sind. Wir bitten die Obleute auf Einschaltung dieser Matern zu achten und gegebenenfalls die örtliche Presse um verstärkten Einsatz zu ersuchen. Reichsarbeitsausschuß: Rein hart 9