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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1928
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- 1928-04-14
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1928
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sehr nachteilig aus. Bemerkenswert ist, daß trotzdem noch das Wagnis unternommen wird, auch die Herausgabe umfangreicherer wissenschaftlicher Werke in Angriff zu nehmen. Dabei glauben einzelne Verleger, das Risiko durch Werbemaßnahmen und durch unmittelbaren Vertrieb vermindern und den Absatz beschleunigen zu können. Weiteren Anstoß erfährt diese Bewegung aus dem Umstand, daß auch auf wissenschaftlichem Gebiete mehr als früher rasches Veralten eintritt und damit die Gefahr der Entwertung der Lagerware droht. Auch die wissenschaftliche Forschung hat ein schnelleres Tempo angenommen, welchem der Verlag zu folgen gezwungen ist. Die bei dieser Entwicklung zu beobachtende Tendenz der Vorzugspreise findet nicht nur im Sortiment, son dern auch im Verlag selbst schärfsten Widerspruch. Man ist sich klar darüber, daß sich eine Verallgemeinerung nur nachteilig answirken kann, da die Verleger gezwungen werden, sich gegen seitig zu unterbieten. Deshalb gilt die Sorge auch im wissen schaftlichen Verlag selbst der Eindämmung dieser bedenklichen Entwicklung. Aus dem Gebiete des schöngeistigen und populär wissenschaftlichen Verlags verzeichnet die Statistik sür 1927 eine erhebliche Zunahme der Neuerscheinungen. Ver anlassung dafür ist die bereits besprochene Geschmackswandlnng, die das belletristische Buch zum Modeartikel gestempelt hat. Was heute gilt, ist morgen schon veraltet. Daneben steht die Flut der billigen Serien, die vielfach den vom herstellenden Ge werbe ausgehenden Krediten ihr Dasein verdanken. Dabei sind die Preise trotz Steigerung der Herstellungskosten kaum höher geworden. Ihre Festsetzung wird vielfach da durch beeinflußt, daß möglichst hohe Auflagen herausgebracht werden. Was nicht in den ersten Monaten nach dem Erscheinen abgesetzt werden kann, sucht dann Verwertung zu weit herab gesetzten Preisen über die Großaufkäufer im Zwischenhandel. Stark eingebürgert hat sich auch die Methode, Werke, die noch nicht honorarfrei sind, in billigen Serien herzustellen, ein Ver fahren, das in England schon längst bekannt ist. Nur daß in Deutschland nicht der Originalvcrlegcr selbst die billigen Aus gaben veranstaltet, sondern das Recht hierzu an andere Verleger verkauft. Der Markt ist mit billigen Ausgaben geradezu überschwemmt, sodaß auf diesem Gebiete vom teuren Buch nicht mehr geredet werden kann. Das schnelle Tempo des Veraltens bereitet in gleicher Weise auch im Sorti ment Schwierigkeiten. Es wirkt sich zwangsläufig in einer Er höhung der Spesenlast aus. Ganz besonders wird diese aber ge steigert durch die immer stärker werdende Inanspruchnahme von Kredit durch das Publikum, die das Sortiment nicht einfach auf den Verlag abwälzen kann. So wird denn auch schon die Frage aufgeworfen, ob es nicht notwendig wäre, rechtzeitig an Einwirkungsmöglichkeiten seitens der Organisation zu denken. Das Sortiment hat wieder gelernt, im Einkaus mit Bedacht vorzugehen. Insoweit hat sich der Mangel an Betriebskapital als guter Lehrmeister erwiesen. Ob es zweckmäßig war, das Aufsuchcn durch Reisende abzulehnen, wie cs in einzelnen Fällen geschehen ist, wird verschieden beurteilt. Im Schulbüchergeschäft besteht noch immer große Unsicherheit; sie dürfte sich vor endgültiger Durchführung der Schulreform auch kaum beheben lassen. Das mit dem Absatz verbundene Risiko hat es bisher immer noch verhindert, daß sich das Sortiment in gleicher Weise wie früher für das Schul büchergeschäft einsetzt. Im Bahnhofsbuchhandel und Reise- und Versandbuchhandel wird besonders über Spesenzunahme geklagt. Der Umsatz dürfte sich etwa auf gleicher Höhe wie im Vorjahr gehalten haben; im Versandbuchhandel ist sogar ein Anziehen des Geschäfts beim Absatz umfangreicher populär wissenschaftlicher Werke aus industriellem und technischem Ge biete zu verzeichnen. Außerordentlich gestiegen ist aber die Ver- lustgesahr infolge Uneinbringlichkeit der im Abzahlungsgeschäft kreditierten Summen. Als wenig befriedigend wird die Lage im Antiqua riatsbuchhandel angesehen, da neben der hohen Spesen last sich hier vor allen Dingen der Mangel an Betriebskapital bemerkbar macht. Dem beträchtlichen Angebot wurde der Ab satz nicht gerecht; das gilt insbesondere auch für das Jnkunabel- geschäft und für Stücke zweiter Qualität im bibliophilen Anti quariat. Im Zeitschriftenverlag herrscht ein außerordent lich stark zunehmender Wettbewerb, der die konkurrierenden Firmen zu sich gegenseitig überbietenden Leistungen zwingt. Das gilt namentlich auf dem Gebiete der Versicherungsblätter, die durch immer weiter greifende Versicherungsleistungen neue Kun den zu gewinnen suchen. Das Sortiment zeigt wieder mehr Interesse am Vertrieb dieser Warengattung. So wird beim Umsatz über Stuttgart eine Zunahme von 40—50 Prozent ge meldet. Für die I u g e n d s ch r i f t e n spielt der Weihnachtsabsatz die ausschlaggebende Rolle. Er hat, abgesehen von Spitzen leistungen einzelner Wecke, keine erhebliche Steigerung erfahren. Auch aus diesem Verlagsgebiete tritt das Verlangen nach Neu heiten immer stärker hervor, sodaß sich Verleger und Sortimenter zur Abstoßung älterer Bestände zwecks Entlastung des Lager risikos veranlaßt sahen. Im Landkartenverlag verlief das Jahr 1927 be friedigend, abgesehen vom Absatz der Automobilkarten, bei denen sich eine übergroße Konkurrenz nachteilig auswirkt. Da gegen war die Nachfrage nach Büro- und Organisationskarten gut, ein Zeichen für die Durchführung moderner Organisations- formcn auch in kleineren Betrieben. Im Lehrmittelgeschäft wird insofern eine Besserung festgestcllt, als die zur Verfügung stehenden öffentlichen Mittel voll zur Verwendung gekommen sind. Eine weitere Besserung wird erhofft, wenn nach Durchführung der zahlreichen Schulneubauten weitere Mittel frei werden. Auch das Auslandgeschäft, das sür Lehrmittel eine besonders wichtige Rolle spielt, ist besser ge worden; unbedingt vermieden werden müssen weitere Preis steigerungen, da sonst die deutschen Erzeugnisse trotz ihrer besseren Qualität konkurrenzunfähig werden. Geklagt wird über das mangelnde Interesse im Sortiment für den Vertrieb von Lehr mitteln. Manche Orte und Gegenden können überhaupt nur im Wege des Versands beliefert werden, da der eingesessene Buchhandel keine Lehrmittel führt. Der Musikverlag erfreut sich bei nachlassendem Schla gergeschäft einer Neubelebung der ernsten Musik. Über Absatz not und Geldknappheit wird aber außerordentlich geklagt. Auch macht sich gerade im Musikverlag das schnelle Veralten im höchsten Maße bemerkbar. Dazu kommt das Bestreben vieler Dirigenten und Konzert-Gesellschaften, nach Möglichkeit Ur- oder Erst-Ausführungen zu bringen, weil führende Kritiker, nament lich in großen Städten mit vielseitigen Veranstaltungen, nur noch über Neuigkeiten berichten, und die Dirigenten oder Ver eine sonst nicht genügend Beachtung in der Presse finden. Man erhofft eine finanzielle Besserung durch verstärkte Ausnutzung der Aufführungsrechte in der Schallplattenindustrie und im Rund funk. Grammophon und Radio sind schwerwiegende Konkurren ten; sie entvölkern nicht nur die Konzertsäle, sondern wirken sich auch immer mehr nachteilig für die Ausübung der Hausmusik aus. Gegen diese Entwicklung angehen zu wollen, dürste aus sichtslos sein. Sie sich dienstbar zu machen, wird für den Musik verlag um so wichtiger sein, als er hoffen kann, dadurch Mittel zur Pflege ernster Musik zu erlangen. Im Musiksortiment klagen vor allen Dingen die Pro vinzfirmen über schlechten Geschäftsgang. Die Zeit gewinnbringen der Umsätze in Schlagermusik scheint vorbei zu sein; auch der Vertrieb von Schallplatten steht nicht mehr auf gleicher Höhe; er wird beeinträchtigt durch den immer mehr an Verbreitung gewinnenden Rundfunk. Für den Musiksortimenter dürfte es ganz besonders wichtig sein, die Geschmackswandlnng zu beobach ten und sich auf sie einzustellen. So wird er das wiedererwachende Interesse an guter Musik zu berücksichtigen haben. Er wird anstreben müssen, geistiger Mittelpunkt musikliebender Kreise zu werden, denen er beratend zur Seite steht und die er dadurch zu dauernden Kunden erwirbt.
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