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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1928
- Strukturtyp
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- 1928-04-14
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1928
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sdL 87, 14, April IS28. Redaktioneller Teil. die Festlegung einer tragbaren Endsumme ins Auge zu fassen. Erst wenn dieses Ziel erreich! ist, kann mit einer dauernden und durchgreifenden Festigung der wirtschaftlichen Lage gerechnet werden. Die Erkenntnis von der Unhaltbarkeit des jetzigen Zustan des, die eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist, darf natürlich nicht zur Resignation führen. Nichts wäre verkehrter, als die Hände in den Schoß zu legen und abwarten zu wollen, bis etwa eine Änderung aus politischem Gebiete eine Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse mit sich bringt. Nach wie vor muß jede und auch die geringste Möglichkeit, vorwärts und aufwärts zu kommen, genützt werden. Das gilt für die Gesamtheit des deutschen Volkes in gleichem Maße wie für jeden einzelnen Ge werbezweig. Dabei muß der Erwartung Ausdruck gegeben wer den, daß der Staat und seine Diener, d. h. neben der Beamten schaft auch die Parlamente und alle anderen öffentlichen Körper schaften alles daran setzen, um Erleichterungen zu schaffen. Solche Möglichkeiten bestehen; es seien nur die Steuervereinheit lichung, die Verwaltungsresorm, die Durchführung der Handels- vcrtragsverhandlungen und die Zurückdämmung der kalten So zialisierung erwähnt. Die Bestrebungen des deutschen Unternehmertums, so auch des Buchhandels, gleichviel welcher Sparte er angehört, müssen, um zu einer Besserung zu gelangen, auf Förderung des Umsatzes gerichtet bleiben. Nach der Spesenseite hin ist, wie bereits aus- gesührt wurde, eine Änderung kaum noch möglich; es sind im Gegenteil weitere Belastungen zu erwarten, wie die soeben durchgcführte Lohnbewegung im Buchdrnckcreigewerbe und die in verschiedenen Orten von, Buchhandel geführten Tarifverhand lungen beweisen. Mancher wird geneigt sein, auch in bezug auf die Umsatz steigerung Erfolgsmöglichkeitcn zu verneinen, da eben auch in dieser Beziehung schon alles getan sei. Selbst wenn das zu träfe, müßten diese Bemühungen trotzdem unentwegt fort gesetzt werden. Tatsächlich bestehen aber doch in verschiedener Richtung noch Möglichkeiten. Selbstverständlich nicht nach dem Rezept i Aushebung des Ladenpreises, Preisanarchie, Verschleu derung der Bestände und damit Umsatzsteigerung. Die wirt schaftliche Haltlosigkeit solcher Prophezeiungen, die gerade im letzten Jahre von verschiedenen Seiten vorgebracht wurden, ist zu wiederholten Malen von kompetenter Seite dargelcgt worden. Dagegen harren Probleme wie das des Mengenpreises und der Mobilisierung älterer Bestände noch der endgültigen Klärung; bis jetzt stehen die Ausfassungen über Nutzen oder Schaden gerade dieser Maßnahmen noch scharf gegeneinander. Von manchen Seiten wird Einschränkung der Produktion gefordert, um bei geringerer Anzahl von Verlagswerkcn zu höheren Absatzziffern zu gelangen. Es muß als unmöglich bezeichnet werden, hier über auch nur für engere Verlegerkreise bindende Beschlüsse durchzuführen. Wohl aber wird der einzelne Verleger zu be denken haben, ob er nicht in konsequenter Durchführung des Entschlusses, nur das Beste zu bringen, größere Erfolge erzielen kann. Für das Sortiment aber steht die Frage der Speziali sierung immer noch zur Debatte. Der Auslandmarkt bedarf für Verlag und Exportsortiment ganz besonderer Pflege. Der Rückgang des deutschen Buch exportes beruht nicht nur auf der politischen Umstellung im Ausland, auf den für untervalutige Länder hohen Preisen der deutschen Produktion, auf dem Hochkommcn eigener Verlags- industricn in den zahlreichen neuen europäischen Nationalstaaten, die, wie auch der französische Verlag, billiger zu produzieren in der Lage sind als der deutsche. Es gilt, der geistigen Umstellung gegenüber der deutschen Wissenschaft und der deutschen Literatur nachzugehen und Bewegungen, die in dieser Richtung eine Besse rung anstreben, zu fördern. Es wird darauf ankommen, sich hierzu auch die Hilfe des Staates zu sichern. Dankbar ist anzuerkennen, daß mit den beschränkten, zur Verfügung stehenden Mitteln schon mancherlei erreicht worden ist. Aufgabe der Organisation wird es sein, dafür einzutreten, daß in dieser Richtung immer mehr geschieht, wie auch auf anderen Gebieten für staatliche Hilfe ein weites Betätigungsfeld vorhanden ist. 410 Wichtig ist es auch für den Buchhandel, sich mit der geistigen Krise der Gegenwart auseinanderzusetzen. Wenn andere Ge werbezweige ihre Anstrengungen aus die Bekämpfung der wirt schaftlichen Nöte beschränken können, weil sie es bei den von ihnen hergestellten oder vertriebenen Handelsgegenständcn nur mit wirtschaftlichen Fragen zu tun haben, so unterliegt der Buch handel dem Dualismus seiner Erzeugnisse, die gleichzeitig wirt schaftliches und geistiges Gut sind. Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß bei geschwächter Kauf kraft der Absatz leiden muß, um so mehr als sämtliche Gegen stände des Buchhandels, abgesehen von wenigen Ausnahmen wie dem Schulbuch, nicht zu den lebensnotwendigen Gegenstän den und daher nicht zur unbedingten Bedarfsbefriedigung zählen. Diese Absatznot erfährt aber eine außerordentliche Verstärkung, wenn zum wirtschaftlichen Unvermögen derjenigen Kreise, die gern Käufer sein möchten, die Interesselosigkeit solcher Bevölke rungsschichten tritt, die an sich zwar die Mittel zur Beschaffung geistiger Dinge besitzen, diese Mittel aber dafür überhaupt nicht oder für eine Art der Vermittlung von Geistesgut verwenden, die von den Erzeugnissen des Buchhandels wegsührt. Dieser Zustand herrscht ganz zweifellos noch in großem Maße. Wenn oft behauptet wird, daß die Gegenwart des Interesses an geistigen Dingen entbehre, so dürste das nicht zutreffen. Es wird auch nicht zu wenig gelesen, weil andere Beschäftigungen, beispielsweise der Sport, überstark vorherrschen. Aber man begnügt sich mit Rundfunk, Kino und Grammophon und liest, um aus dem Lausenden zu bleiben, den gerade zur Debatte stehenden Moderoman. Die Bildung durch systematische Lektüre zu vertiefen, die Musik in eigener Ausübung zu pflegen, der Ent wicklung der Kunst durch Selbstbelehrung nachzugehen und sich diese durch den Eigenbesitz von Reproduktionen ständig zu ver gegenwärtigen, dafür fehlt es an Neigung und selbst wo diese vielleicht vorhanden ist, an der zur Pflege solcher Neigungen er forderlichen Zeit. Die Hast des Tages verhindert Versenkung und Verinnerlichung, und die Erholung suchen weite Kreise aus anderen Gebieten. Wir befinden uns in einer Periode der Typisierung und Verflachung in geistigen Dingen, die meist immer nach so gewaltigen Umwälzungen aufgetreten ist, wie sie der Weltkrieg und die Folgezeit gebracht haben. Dazu kommt der Einfluß Amerikas, dem Europa nicht nur wirtschaftlich, son dern auch kulturell mehr und mehr tributpflichtig wird. Sicher haben auch Kino, Radio und Grammophon diese Entwicklung maßgeblich beeinflußt. Hierüber zu klagen ist aber unnütz, und aussichtslos wäre es, sich gegen diese moderne Er findung zu stellen, ihre Entwicklung und ihren Einfluß bekämpfen zu wollen. Nur darum kann es sich handeln, trotz ihrer wieder zur wahren Pflege geistigen Gutes zu gelangen, die Freude am Besitz des guten Buches zu wecken, der Hausmusik eine neue Pslcg- stätte im deutschen Volk zu schaffen. Diese Vertiefung wieder zu gewinnen, wird nicht von heute auf morgen gelingen und es wird daher zäher und ausdauernder Arbeit bedürfen. Hier liegt das wichtigste Betätigungsfeld buchhändlerischer Werbearbeit. Schon aber sind günstige Anzeichen einer Besserung bemerk bar: manche Werke, die nicht gerade zur Tagesliteratur gehören, weisen erfreuliche Absatzzifscrn auf. Ernste Musik wird wieder mehr gekauft. Dieser Entwicklung Antrieb zu geben und alle Kräfte zu ihrer Förderung einzusetzen, ist der Buchhandel mit an erster Stelle berufen. Wie es die wahre Ausgabe des Verlegers ist, den Wandlungen der geistigen Strömungen zu folgen und sie vorausahnend sogar zu beeinflussen, so muß es wieder das hohe Amt des Sortiments werden, »der« Vermittler des Geistesgutes zu sein. Wenn, wie es in einem Artikel der Frankfurter Zeitung heißt, der Kontakt zwischen Büchcrleser und Buchhändler gestört ist, so wird er durch eine Tätigkeit in diesem Geiste am ehesten wieder hergestellt werden. Solchen Bemühungen aber wird neben der innerlichen Befriedigung auch der wirtschaftliche Erfolg nicht versagt bleiben. Aus den einzelnen Zweigen des Buchhandels verdient folgendes besonders hervorgehoben zu werden: Beim Vertrieb des wissenschaftlichen Buches wirkte sich die Verlangsamung der Absatzzeiten, die bei längerer Ge bundenheit des Investierten Kapitals das Risiko wesentlich erhöht,
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