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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1932
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- 1932-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1932
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- Deutsch
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150, 30. Juni 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d-Dtschn Buchhandel. Die Porträtsammlung der Fürstlich Stolberg-Wernigerodischen Bibliothek. Im Jahre 1728 erschien Siegmund Jacob Apins »Anleitung, wie man die Bildnisse berühmter und gelehrter Männer mit Nutzen sammeln und denen dagegen gemachten Einwendungen gründlich be gegnen soll«. Das Sammeln von Bildnissen war eine Passion vieler Fürsten. Philipp II. von Spanien besaß allein vierzig Bilder seines Hofmalers Antonio Mor, die den Hof und bedeutende Persönlich keiten oder schöne Frauen der Zeit darstellten. Diese Porträtgalerie wurde von Mors Schüler Coello fortgesetzt. Auch die Neigung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, des Gatten der schönen Philippine Welser, galt einer Sammlung von zeitgenössischen Bildnissen. Um die Bildnisse aller berühmten Zeitgenossen auf Schloß Ambras zu vereinigen, wurde von ihm, seinen Sekretären und Agenten eine fieberhafte Tätigkeit entsaltet, der es in der Tat gelang, seine Bildnissammlung auf 1000 Stück zu bringen. Als größte öffentliche Porträt-Sammlungen in Deutschland gelten die auf der Veste Koburg, im Sommerpalais zu Greiz, ferner die des Staatlichen Kupferstichkabinetts in Dresden und der Preußischen Staatsbiblio thek. Nun erscheint auf dem Kunstmarkt die nahezu 30 000 Stiche umfassende Bildnissammlung der Fürstlich Stolberg-Wernigerode- schen Bibliothek. Ter Wert einer solchen Sammlung ist ein mehr facher, sowohl ein geschichtlicher als auch ein kultur- und kostüm geschichtlicher. Das mit Vorliebe gepflegte Sammelgebiet ist das Porträt berühmter und bekannter Familienglieder. Hier öffnet sich eine unerschöpfliche Fundgrube für den Stammes- und Ahnenforscher. Ein anderes sich ergebendes Gebiet' ist das der Berufsgenossen, doppelt interessant und reizvoll, wenn der Beruf anregend ist und auf eine große historische Vergangenheit 'schaut wie z. B. der des Apothekers. Die auf dem Bild eingefügten Geräte erhöhen das Interesse. Kostümbilder in wohlbegrenzten Perioden zu sammeln, ist wohl nur mit Hilfe von Porträts möglich. Bilder von Uhren, Globen, medizinischen Geräten, Bilder aus Werkstätten und anderen Jnnenräumen und schließlich auch die Sinnsprüche und die- wieder- gcgebenen Wappen regen den denkenden Sammler an und lassen sehr anziehende Spezialsammlungen erstehen. Andere Sammlungen werden vom künstlerischen' Standpunkt aus angelegt. So sammelte man Chodowiecki, Wenzel Hollar, van Dyck u. a. Daß unter diesen 30 000 Stichen, die durch das Hamburger Antiquariat von Diepenbroick-Grüter zum Verkauf gelangen, sich viele Seltenheiten finden, ist wohl selbstverständlich, und es ist angebracht, auf einige dieser-Rarissima hinzuweisen. Den am sächsischen Hofe lebenden Verfasser der »Ningerkunst« Fabian von Auerswald (1537) lernen wir in einem Holzschnitt von Cranach kennen. Eine Radierung in Lautensacks Manier mit dem Bild des Nürnberger Wundarztes I. Baumann läßt uns in seinem Sinn- spruch erfahren, daß schon damals, 1556, die Bezahlung der Arzt rechnungen nicht gern vorgenommen wurde. Von Blücher- Bildnissen liegt eine lange Reihe vor. Das interessanteste Blatt ist das des Engländers Swaine aus 1814, zwei Skizzen des Feld marschalls in ganger Figur mit langer Pfeife, von Blücher mit seinem Namenszug versehen. Um ein hochbcwertetes Blatt handelt es sich bei dem Stich von Gheyn mit der Halbfigur des Astro nomen Tycho de Brahe. Ein bemerkenswertes Beispiel für die interessanten Apotheker-Bildnisse bietet der 1679 erschienene Stich mit dem Bildnis der Nürnberger Apothekerin Dor. Büchner, dessen Hintergrund ein Laboratorium mit reichlichem Apothekergerät bildet. Eine Lithographie Neureuthers, erschienen als »Denkmal des Not jahres 181?«, verherrlicht den Wohltäter der Menschheit, den eng lischen Seefahrer Franz Drake, der 1586 die Kartoffel, »das zweite Brot", nach England brachte. Eine Seltenheit auf dem Markt ist der Stich von Wontnelius, der die englische Königin Elisabeth in reicher Kleidung zeigt. Der Frankfurter Lebkuchenbäcker Fettmilch verdankt die Aufnahme in diese Porträtgalerie seiner Wirksamkeit als Anführer im Aufstand der Zünfte gegen die Patrizier 1612. In der Napoleon-Reihe finden wir manches seltene Blatt, so die in Berlin 1806 von W. Reuter gefertigte Lithographie, den Kaiser in grünem Uniformrock darstellend. Die Sammlung enthält auch eine Wiedergabe nach der Zeichnung, auf der der Captain Marryat den Kaiser 14 Stunden nach dem Tode auf seinem Austerlitzer Feld bett liegend darstellt. Unter der großen Zahl der Goethe-Bild nisse befinden sich auch unbekannte. Einen breiten Raum nehmen in dieser Sammlung selbstverständlich die Fürstenhäuser ein. Wie in einem Panoptikum, so begegnen wir auch einigen Gaunern und Spitzbuben, die die Welt mit ihrem »Ruhm« erfüllten, so der 1709 in Küstrin gehängte Goldmacher Casetant, der mit dem Rad 1772 Hingerichtete Menschenfresser I. N. Goldschmidt. Unter Kunstfreunden, die sich auch als Sammler betätigten, erscheinen erste Namen. So hat van Dyck den Grafen Arundel ge- 516 malt. Im Bildnis festgehalten sind ferner die berühmten Sammler Bayer- d'Aguille 1571, der Hildesheimer Domherr Graf v. Brabeck in einem schönen Schabkunstblatt nach Grass, der Handschriften sammler Benediktiner Calmeet 1757, der Bibliophile Abbe Crozat, der österreichische Numismatiker Graf von Firmian 1781, der Anti quitätensammler Joh. Galvani, Padua 1665. Für die Geschichte des Buch- und Kunsthandels bieten die Bildnisse einiger bedeutender Fachgenossen wertvolle Beiträge. Unter den vielen nur einige: den Augsburger Kupferstecher und Kunsthändler Gabr. Bodenehr 1765, Mitglieder aus der Nürnberger Kunsthändlerfamilie Caimox zu Be ginn des 17. Jahrhunderts, den berühmten Hamburger Verleger Campe 1807, die Nürnberger Buchhändler-Familie der Endter von 1625 bis 1807, den Dichter, Maler und Buchhändler Salomon Geßner nach Ant. Grass und Joh. Hauer, Architekturmaler und Kunst händler in Nürnberg um 1650. Katalogisiert ist etwa die Hälfte dieser Riesensammlung und nur diese hat dieser Betrachtung zu grunde gelegen. C. Sch. Veul8ede ßidliopkilie in drei dskrreknten. Verreiednw der VerökkentliekunZen der I>eut8eken Libliopdilen - Oesell- vüekerei. XVI, 252 8. Or.-8° I.n. IM 26.—. In der Form einer bibliographischen Statistik eine Bilanz der deutschen Bibliophilie 1898/1930 — vorausgesetzt, daß Vereine deren Vertreter sind. Ein — musterhaft — beschreibendes Verzeichnis der ordentlichen, außerordentlichen und sonstigen Veröffentlichungen (»Spenden«), die von siebenundzwanzig deutschen Bücherliebhaberei- Vereinen im Verlaufe eines Menschcnalters herausgegeben worden sind. (Der in Wien und der deutsche in Prag sind ausgenommen, dagegen fehlt die deutschsprachige Schweiz; aber wo ansangen, wo anfhören: nach der Art ihrer Veröffentlichungen ist die »Stadelmann- Gesellschaft« ein Verein, viele der mehr oder minder gelehrten »publwkivZ soeietieZ« haben — auch— einen Bibliophilie-Charakter, insbesondere die literarhistorischen usw.) Mit gewohnter technischer Akribie hat vr. Rodenberg diese in den Einzelheiten der Aufnahme beispielgebende Bücherliste verfertigt, haben sie Poeschel L Trepte gedruckt; die Arbeit lobt sich selbst, sie bedarf keines Lobspruches von dritter Seite. Ausdrücklich soll mit einem solchen die Deutsche Bücherei bedacht werden, sie hat den Bücherliebhaberei-Vereincn dafür, daß sie ihr ein sozusagen freiwilliges Pflichtexemplar lieferten, in der nobelsten Form gedankt. Die vielen Kleindrucke waren bibliographisch nicht mehr zu übersehen und sind jetzt wenigstens so wissenschaftlich zugänglich gemacht worden. Freilich, noch schwieriger waren (der »Kampf um die Spende« als »Bibliophilie-Sport«) und sind sie zu sammenzubringen. Die gebotene Kürze dieser Anzeige verbietet es, auf die durch die Bibliographie selbst beantworteten Fragen einzu gehen; eine drängt sich jedem auf, der in dem mit allen Methoden moderner Ncgistertechnik ausgestatteten Bande blättert: worin besteht die besondere Leistung der deutschen Bücherliebhaberei-Vereine? Sind sie bahnbrechend für das deutsche Buchgewerbe geworden, haben sie Veröffentlichungen zustande gebracht, die ebenso nicht auch der Ver lag hätte zustande bringen können? Man darf den Bestand eines Vücherliebhaberei-Vereins ja noch anders einschätzen wollen, etwa als »Mittelpunkt feingeistiger Geselligkeit« — eigentliche Bibliophilen- Klubs haben wir in Deutschland nicht — oder sonstwie. Und zuge geben, mit dem deutschen Verlage im Wettbewerbe zu stehen, zumal niit dem wissenschaftlichen, ist nicht einfach. Bisweilen konnte man früher dem deutschen wissenschaftlichen Buche eine gewisse Vernach lässigung des Äußeren vorwerfen; Mangel an Wagemut und Weit blick konnte man seinem Verlage nie abstreiten. Es wäre wohl an zunehmen, die Biicherliebhaberei-Vereine hätten mit ihren regel mäßigen Veröffentlichungen große, »ideale« Aufgaben lösen wollen, denen sich der Geschäftsmann versagt. In dem Kataloge ihrer Publi kationen sind diese Nummern — das vielMchmähte '»Anonymen- Lexikon« gehört hierher — nicht allzu reichlich besetzt. Die Bücher- licbhaberei-Vereine sind Klein-Verlage mit einem engen Absatzgebiet ihrer begrenzten Auflage. Vielleicht ist es nicht einmal so sehr diese Hemmung, die sie an großangelegten Unternehmungen be hindert, die auf eine Anzahl von Jahren zu verteilen wären. Es sollen immer abgeschlossene Jahresgaben geliefert werden; Fort setzungen sind nicht beliebt. Anscheinend beginnt man jetzt aussichts reichere Wege einzuschlagen; mehrere Vereine verbinden sich, auch mit einem geeigneten Verlage, sodaß ein Teil der Auflage im Handel erscheint. Grundsätzlich heißt das: man soll die Benutzung und Be schaffung inhaltlich wertvoller Bücher nicht künstlich abdrosseln oder erschweren. Die Einschätzung der produktiven Arbeit der Bücher liebhaberei-Vereine wird sich gewiß noch steigern, wenn die Ergeb- (Fortsetzung siehe Seite 518.)
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