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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1932
- Strukturtyp
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- 1932-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1932
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- Deutsch
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!>,) 120, 2. Juni 1832. Redaktioneller Teil. I. Wirtschastsbcricht. Ich rufe nunmehr die einzelnen Stich- worle aus, die durch Sperrdruck hcroorgchobcn sind: Wissen schaftlicher Verlag. -- Fachzeitschriften aller Art. — S ch ö n g e i sti g c r und Iugendschriftcn - Verlag. — S chu l b u ch v e rl a g. --- Land karten - v e r l a g. — K u n st v e r l a g. — M u s i k v e r l a g. — L c h r - IN i t t e l v e r l a g.- vr. Döring (Leipzig): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie werden sich vielleicht wundern, wenn ich zu dem heutigen Geschäftsbericht als einer der Ersten das Wort nehme, zumal als ein Vertreter einer - man kann wohl sagen: - Außensparte des deutschen Buchhandels. Aber ich fühle doch die innere Berechtigung dazu und bin auch vom Vorstand und von der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Lchrmittelvcr- tcger und -Fabrikanten und von der Vereinigung Deutscher Lehrmittelhändler beauftragt, hier an dieser Stelle etwas über den Lehrinittelverlag und über den Lehrmittelhandel zu sagen. Meine Damen und Herren, ich möchte heute nochmals mit allem Nachdruck Ihre Aufmerksamkeit aus die Tatsache lenken, daß keine zweite Sparte des deutschen Buchhandels so stark von den Sparmaßnahmen betroffen worden ist wie das deutsche Lehr- mittelgewerbe. Im August v. I. sind infolge der Richtlinien des Herrn Reichsministcrs der Finanzen zur Notverordnung zur Sicherung der Haushalte der Städte und Gemeinden die Lehrmitteletats in fast allen Ländern und Gemeinden aufs stärkste beschnitten worden. Sic sind fast völlig gesperrt oder ge strichen. Infolgedessen ist das Lehrmittelgewcrbc schon fast ganz zum Erliegen gekommen. Im Lehrmittelhandel sind bereits üO Prozent aller Firmen der Krise erlegen, der wirtschaftlichen Bedeutung nach sogar 7S Prozent. Das heißt also: drei Viertel aller Lehrmittelhandlungen, darunter die größten und bedeu tendsten Firmen, haben bereits ihre Zahlungen einstellen müssen. Im Lehrmittelverlag und in der Lehrmittelfabrikation haben sich diese Sparmaßnahmen nicht ganz so stark ausgewirkt, obwohl auch die Fabrikation heute bereits völlig unterhöhlt worden ist. Der Lehrmittelabsatz ist gegenüber normalen Zeiten von 100 Pro zent auf 30 Prozent herabgegangen. Bon diesen 30 Prozent entfallen heute noch etwa 18 Prozent auf das Ausland und 12 Prozent auf das Inland. Von den l2 Prozent in, Inland kann man aber eigentlich nur 0 Prozent als eigentlichen Jnland- absatz rechnen, weil in den 12 Prozent noch die Absätze des Groß handels nach dem Ausland enthalten sind. Meine Damen und Herren, bedenken Sie, was eine Schrumpfung des Absatzes nor maler Zeiten von 7S Prozent auf 5 Prozent in der Gegenwart bedeutet! Ich glaube, diese Zahlen reden eine Sprache, die ich wohl nicht weiter zu unterstreichen brauche. Ebenso schwerwiegend und Niederdrücken!) wie die ma teriellen Auswirkungen der Sparmaßnahmen aus das Lehr mittelgewerbe sind die kulturellen Folgewirkungen für das deutsche Schul- und Bildungswesen. Lassen Sie mich diese schwer wiegenden Konsequenzen an einigen Beispielen kurz illustrieren! Infolge Sperrung und Streichung der notwendigen Mittel sind die Schulen in ihrer Mehrzahl heute einfach nicht mehr in der Lage, überhaupt irgendwelche Lehrmittel anzuschaffen oder Re paraturen und notwendige Ergänzungen vorhandener Lehr mittel vorznnchmen. Die Sparmaßnahmen werden gerade bei Lehrmitteln in einer oft geradezu kurzsichtigen und engherzigen Weise durchgeführt. So können z. B. in einige» Orten der Stromcrsparnis halber — also um der Einsparung ganz ge ringer Pfennigbeträge willen — die Lichtbildapparate nicht mehr benutzt werden. An anderen Orten ist die Verwendung von Lichtbildapparaten deshalb unmöglich, weil die Projektions lampe durchgebrannt ist und es nicht gelingt, zum Zwecke des Ersatzes der unbrauchbaren Projektionslampc auch nur 20 Mark anfzubringen. Ein Unterricht mit dein modernen Hilssmittel des Projektionsapparates ist hier also aus Sparsamkeitsgründen völlig unmöglich gemacht worden. Ich glaube hier betonen zu dürfen, daß das Sparsamkeit am falschen Platze ist. Unverständlich bleibt es dem Fachmann wie dem Laien, wenn eine hohe Obrigkeit beispielsweise die Kosten für eine Leseleistc bewilligt, aber nicht die Kosten der dazugehörigen Lese- sätze, ohne die dieses Lehrmittel einfach unbrauchbar ist. Auch in 448 Notzeiten wie den heutigen läßt es sich bei aller Einsicht in die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen nicht verantworten, wenn in manchen Schulen heute noch nach Karten Unterricht erteilt wird, die zum Teil noch aus dem vorigen Jahrhundert stammen. (Hört, hört!) Das sind Tatsachen, auf die die Lehrerschaft selbst in ihren Organen hingewiesen hat. Gewiß, es soll und inuß gespart werden, und wir vom Lehr mittelgewerbe, die wir die Nöte der Städte und Gemeinden viel leicht am besten kennen, sind uns vollkommen über diese Not wendigkeit klar. Beschämend aber muß es wirken, wenn z. B. folgende Auslandstimme vorliegt. Die »National-Zeitung», ein führendes schweizerisches Organ für Handel und Industrie, schreibt zum deutschen Kulturabbau folgendes: »Daß gespart wer den kann, darüber besteht kein Zweifel. Die entscheidende Frage ist nur, w o gespart werden kann, ohne dem Leben des Gesamt volkes zu schaden. Was wir aufrichtig und in voller Sympathie mit unserem Nachbarvolke bedauern, ist die Tatsache, daß am allerschärfsten im Kulturetat bis hinunter zu den Etats der ein zelnen Schulen und Lehranstalten gespart wird. Es ist ein Zei chen der Zeit, daß Bildung und Erziehung als eine Art Luxus angesehen werden, zum mindesten aber anscheinend Ausgaben für diese Zwecke als etwas Unproduktives. Gewiß, sie erzeugen kein Geld als Gegenwert. Ihre Wirkung ist nicht im nächsten Etatsjahr schon zu spüren. Sic erhöhen nicht die Handelsbilanz und haben auch keine Wirkung auf die Position der Devisen. Sic haben aber innere Werte, deren Bewertung nicht hoch genug vorgenommen werden kann. Diese unsinnige Überschätzung des Materiellen — so spricht sich ein Schweizer aus — ist eine Krank- heitserscheinnng, die, so hoffen wir, durch das Fieber, das sic selbst erzeugt, auch geheilt werden wird. Nur der macht sein Volk in diesen Kriscntagen und -jahren unheilbar krank, der das Geistige in ihm noch mit Keulen, und wären es auch die Keulen der Sparsamkeit, totschlägt--. Meine Damen und Herren, dieses Urteil einer gewiß neu tralcn Stimme aus dem Ausland beleuchtet treffend die heu tigen Zustände. An uns Regt es, sie zu beseitigen. Wir vom Lehrmittclgewcrbe haben vielfach das Entgegen kommen maßgebender städtischer Behörden, ebenso das Entgegen kommen von Behörden des Landes gefunden. Es sind uns viel fach Linderungen in Aussicht gestellt worden. Aber in der Praxis hat sich das bisher noch nie als durchführbar erwiesen. Es ist heute schon verschiedentlich aus den Weg der Selbsthilfe ver wiesen worden, und so möchte ich denn dieje Gelegenheit be nutzen, nicht um noch einmal an die maßgebenden Obrigkeits stellen zu appellieren, was schon häufig genug geschehen ist, sondern an Sie selbst. Bitte, meine Damen und Herren, tun Sie, jeder an seinem Platze, auch insofern Ihre Pflicht, als Sie, >vo cs auch sein mag, in den Parlamenten oder am Orte selbst, allenthalben, wo sich die Möglichkeit bietet, immer wieder daraus hinarbeiten, daß dieser unwürdige Zustand der Sperrung und Streichung der Lehrmitteletats in Zukunst ein Ende nimmt. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich diesen Appell an dieser Stelle aussprcchen! (Bravo!) Vorsitzender, Erster Vorsteher des Börsenvereins 1>r. Friedrich Oldenbourg (München): Zur Lage im vertreibenden Buchhandel aller Zweige. Barsortiment und K o m m i s s i o n s p l a tz. Es folgen die A u s l a n d g e b i e t e: E st l a n d, L e t t l a n d, L i t a u e n, Polen, Osterreich, Ungarn, die S ch w e i z, das Saar ge b i e t und die Tschechoslo w akei. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte auch an dieser Stelle den "Appell an die Berlegcrschaft richten, sich durch die wirklich zunächst hoffnungslos erscheinenden Schwierig keiten von Devisenordnungen und ähnlichen Regelungen nicht abhalten zu lassen, in die Gebiete, wo die deutsche Sprache noch von Bedeutung ist, das deutsche Buch hinauszuscnden und dort dem Verbreiter alle Möglichkeiten zu geben, wirklich weiterzu arbeiten. Wir haben Anlaß, hier vom Vorstandstifch aus darauf hinzuweisen, daß cs eine ganze Reihe von Verlegern gibt, die wahrscheinlich Persönlich durchaus in der Lage und vielleicht auch willens wären, in diesem Sinne zu handeln. Sie haben cs aber bisher noch nicht so weit gebracht, die in Betracht kom-
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