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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1932
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- 1932-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1932
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F° 126, 2. Juni 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn Buchhandel. höchst wünschenswert, daß Deutschland dieselbe — also die fünfzig jährige — Schutzfrist annähme, die die meisten europäischen Staaten haben; andererseits aber dürfe nicht verkannt werden, daß — zumal in unserer Zeit — eine Verlängerung von Preis hochhaltemonopolen auf die schwersten Bedenken stoßen müsse. Unter diesen Umständen wünscht das Reichsjustizministerium, daß dieser Kampf außerhalb seines Hauses schließlich von den ge setzgebenden Körperschaften ausgetragen werden möge. Aber eines, meine Herren, kann ich Ihnen sagen: Das so genannte englische System, das ja eigentlich seit dem allerersten Beginn der Verhandlungen das Lieblingskind des Reichsjustiz ministeriums war, ist endgültig gestorben (Bravo!), und über dem Grabe dieses Scheusals können sich die Dreißigjährigen und die Fünfzigjährigen versöhnt die Hände reichen. (Erneutes Bravo.) Meine Herren, können wir also die schließliche Entwicklung dieser gesetzgeberischen Arbeiten mit Ruhe abwarten, so müssen wir, wenn wir uns gen Osten wenden, einen roten Kopf be kommen. (Heitere Zustimmung.) In Rußland wird, obwohl wir doch im vorigen Juni drei Wochen lang mit dem russischen Außenministerium verhandelt haben, beinahe fertig waren und bloß noch ein paar i-Pünktchen zu setzen hatten, unentwegt ein solcher Raubbau, eine solche Ausbeutung — ich muß immer nach parlamentarischen Ausdrücken suchen (Heiterkeit) — mit deut schem Geistesgut hetrieben, daß ich sagen muß: das ist empörend. Die Sowjet-Regierung hat ja — das muß man ihr lassen — für die Bildung ihres Volkes unendlich viel getan. Meine Herren, es ist geradezu unwahrscheinlich für uns, wie die Sowjet-Regie-, rung dafür sorgt, daß jeder Mensch liest, daß jeder Mensch sich bildet. Wir sehen das ja aus den ungeheuerlichen Auflagen der in Rußland erscheinenden Übersetzungen deutscher Bücher. Wir können das genau konstatieren, weil in Rußland ein Gesetz be steht, auf Grund dessen aus jedem Buche die Höhe der Auslage und der Ladenpreis gedruckt angegeben sein muß. Einige Bei spielei Ein wissenschaftliches Buch wie Drews, »Entstehung des Christentums« ist in 10 000 Exemplaren gedruckt worden, Bier, »Chirurgische Operationslehre«, ein Werk, das in Deutschland 225 Mark kostet, in 5000 Exemplaren, Bumm, »Grundriß der Ge burtshilfe« in 6000 Exemplaren, Wilhelm Büschs »Bad am Samstag-Abend» gar in 30 000 Exemplaren (Heiterkeit und Zu ruf) — das hat vielleicht in Rußland hygienische Gründe — ich möchte beinahe glauben, daß es mit diesem Buche den Käufern ähnlich gehen wird wie mit dem Buche: »Was man vor der Ehe wissen muß», das aus ganz bestimmten Erwartungen heraus bestellt wurde und sich nachher als Kochbuch entpuppte (Heiterkeit) —, Wilhelm von Polenz' »Büttnerbauer« in 50 000 Exemplaren, Wassermanns »Kaspar Hauser« in ähnlicher Auf lage, Bachs '»Maschinenelemente« in 20 000 Exemplaren, »Die Hütte« in 30 000 Exemplaren und Spielmanns »Rundslug durch die Schachwelt« in 12 000 Exemplaren. Ja, das ist ganz er staunlich; aber es ist sicher kein schönes Bild, wenn jemand da steht und mit der einen Hand Kulturgüter darbietet, aber die andere — verzeihen Sie das offene Wort! — in der Tasche eines anderen hat. (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Wir können die Russen zu dem Vertrage nicht zwingen; wir können nur wünschen, daß es anders werden möge, und können nur aus sprechen, daß wir über dieses bisberige Verhalten empört sind. Meine Herren, ich verstehe die Sowjet-Regierung in diesem Punkte gar nicht. Einer Regierung, die mit einem Federstrich Aufträge aus Lokomotiven in Höhe von vielen Millionen gibt, einer Regierung, die insgesamt Aufträge in Höhe von Hunderten von Millionen nach Deutschland legt, dürfte es doch wohl nicht daraus ankommen, die geringen Beträge — denn cs kann sich ja nur um Zehntausende handeln — für Ubersetzungsrcchte den Ge lehrten und den Verlegern, denen sie gebühren, zukommen zu lassen. Ich verstehe nicht, warum die russische Regierung sich weigert, diesen Zoll des Eintritts in eine Kulturnation zu ent richten, und darum möchte ich Sie bitten, folgende Entschließung anzunehmen: Trotz der gepflogenen Verhandlungen fährt man in Ruß land fort, das deutsche Geistesgut, insonderheit die technische und wissenschaftliche Literatur, auszubeutcn, die deutschen Auto ren und die deutschen Verleger zu schädigen und damit wesent liche kulturelle Verpflichtungen außer acht zu lassen. Die Hauptversammlung des Börsenvereins der Deutschen Buch händler beklagt, daß es noch nicht gelungen ist, mit der Sowjet- Regierung ein urheberrechtliches Übereinkommen zu schließen, und erwartet, daß dieser unwürdige Zustand zwischen zwei Staaten, die auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet in ver traglich geordneten Beziehungen leben, endlich aufhört. Meine Herren, nehmen Sie diese Entschließung cm; wir wollen ihr soviel Resonanz verleihen, daß sie bis nach Moskau klingt! (Lange andauerndes lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Vorsitzender, Erster Vorsteher des Börsenvereins vr. Friedrich Oldenbourg (München): Herr vr. Kirstein hat daraus hingewicsen, daß sich bei uns ganz bestimmte Stamm gäste alljährlich immer wieder auf der Rednertribüne einfinden. (Heiterkeit.) Ich darf von hier aus feststellen: ich glaube, daß die Stammgäste immer die beliebtesten Gäste sind (Heitere Zu stimmung), und wenn ein Stammgast außerdem die Gabe hat, das ganze Lokal selbst mit der schwierigsten Materie so zu unter halten, wie Herr vr. Kirstsin es versteht, dann müssen wir ihm dankbar sein. (Zustimmung.) Darüberhinaus aber möchte ich Herrn vr. Kirstein hier andieser Stelle auch dafür danken, daß er — man kann ruhig sagen: — als wirklich wacher Wächter in diesen Fragen ständig aufpaßt, daß ja alles im Sinne des Buchhandels wenigstens beobachtet wird. Manche Wünsche bleiben ja bekanntlich immer unerfüllt. Aber nach dem Bericht, den wir jetzt von ihm bekommen haben, werden wir dem neuen Urheberrecht zunächst einmal mit einem gewissen Vertrauen entgegensehen, und, ehrlich gesagt, als Vorsitzender dieser Versammlung begrüße ich jetzt den »weißen Fleck« bei der Schutzfrist-Frage; denn die Sicherheit, daß wir bis zur Mittag- Pause fertig werden, ist dadurch wesentlich mehr gewährleistet. (Heiterkeit.) Ich glaube, daß die Entschließung, die uns Herr vr. Kirstein vorgelegt hat, eigentlich gar nicht zur Debatte gestellt zu werden braucht; denn es ist wohl selbstverständlich, daß wir den Protest so laut wie möglich erheben müssen. Allerdings Rußland ist groß, und man kann wohl auch heute noch sagen: »Der Zar ist weit«, und ob unsere Stimme wirklich bis Moskau klingt, darüber habe ich so meine Bedenken. Trotzdem bitte ich Sie, diese Entschließung anzunehmen. Ist jemand im Saale, der gegen die Entschließung ist? — Das ist nicht der Fall; sie ist einstimmig angenommen. Ich möchte nochmals ausdrücklich betonen, daß diese Einstimmigkeit sozu sagen der Lautsprecher ist, von dem sie getragen wird. Erster Schatzmeister vr. Hellmuth von Hase (Leipzig): Meine Damen und Herren, es soll dem versöhnenden Hände druck der Dreißiger und Fünfziger über dem Grabe des eng lischen Systems keinen Abbruch tun, wenn ich mich eines Auf- rrages des Verbandes der Deutschen Musikalienhändler ent ledige. Ich bin gebeten worden, der Hauptversammlung des Börsenvereins nachstehendes mitzuteilen. Zur Schutzsristfrage hat die ordentliche Hauptversammlung des Verbandes der Deutschen Musikalienhändler am 27. April zu Leipzig folgenden einstimmigen Beschluß gefaßt: Der deutsche Musikalienhandel — Verlag sowohl wie Sortiment — erhebt erneut und im Hinblick auf den schweren Existenzkampf, in dem er in dieser Notzeit steht, mit verstärktem Nachdruck die Forderung auf alsbaldige Einführung der 50- jährigen Schutzfrist. Er weiß sich in dieser Forderung eins mit der Gesamtheit der deutschen Komponisten und mit der öffentlichen Meinung nahezu aller Kulturländer der Welt, denen die Gewährung dieses moralisch und wirtschaftlich ge rechten und billigen Anspruchs als Selbstverständlichkeit und als Ehrenpflicht gegenüber den Schöpfern und Verbreitern geistiger Werte erscheint. Meine Damen und Herren, ich möchte mit der Bekanntgabe dieser Resolution weder eine Debatte entfesseln, noch den recht zeitigen Beginn der Mittagpause gefährden. Es ist für eine solche Debatte auch Gott sei Dank im Börsenverein kein Raum mehr. Der Börsenverein hat gegen Ende vorigen Jahres dem Reichs justizministerium mitgeteilt, daß er im Hinblick auf die ver schieden gearteten Interessen seiner Mitglieder an der Frage der 451
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