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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1932-03-15
- Erscheinungsdatum
- 15.03.1932
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- Deutsch
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lv i r schon einmal mit uns zn Rate gegangen, lv i e mir ihre seelischen und leiblichen Nöte lindern können?« Gewiß — ich weiß wohl —, die Last der Arbeitslosen- und Kriscnsteuer drückt schwer, die soziale Fürsorge überhaupt droht unsere Kräfte zu übersteigen. Und dennoch — wenn es nun dein Sohn oder deine Tochter oder dein junger Verwandter wäre, der unver schuldet in das Elend der Erwerbslosigkeit hincingestoßen würde, und du wärest selbst nicht mehr imstande, ihm in dieser Not zu helfen? — Nein, die staatliche Fürsorge kann dafür sorgen, daß der Arbeits lose nicht H ungers stirbt, seine seelische und g e i st i g e Ver wahrlosung anfzuhalten, ihm inneren Halt, Mut zur Weiterbildung und Speise für seine Seele zu geben, dafür müssen diejenigen Sorge tragen, die die Verantwortung für ihre Berussehre und ihres Standes Znkunfl tragen. Und das sind wir! Das sind in erster Linie die Berufsverbände, vom Börsenverein an über die Kreis- und Ortsvcreine hin zu den Fach- und Weltanschauungsgruppen in unserer Standesorganisation: an die in erster Linie ergeht der Nuf um Hilfe. Aber dann auch an jeden einzelnen von uns, nicht nur um materielle Opfer, sondern um Einsetzung seiner persönlichen Kräfte und Gaben bei dem »Freiwilligen Arbeitsdienst für den erwerbslosen I u n g b u ch h a n d e l«, den durch zuführen eine der dringendsten Ausgaben unseres Standes ist. Es ist das ja keine neue Erfindung von mir. Mannigfache Ver suche sind seitens zahlreicher Verbände und Weltanschauungsgruppen mit solchen Arbeitsgemeinschaften und mit gntem Erfolge gemacht worden. Es gilt nnr, diesen »freiwilligen Arbeitsdienst« für die Bedürfnisse und Ausgaben einer so klar umgrenzten Berufsgruppe wie den Jungbuchhandel auszugestalten und die Probe aufs Exempel zu machen. Hier haben die Kreisverbände in erster Linie die Aufgabe, lokal begrenzte Arbeitsgemeinschaften in die Wege zu leiten. Die praktische Durchführung ist dann verhältnismäßig einfach, weil keine großen Reisekosten für die Teilnehmer entstehen und die Verhand lungen mit den lokalen Arbeits- und Wohlfahrtsämtern wegen Zu weisung der Unterstützungsgelder und Überlassung des Stempelrechts einfach und leicht find. Aber auch die Fachgruppen, die Sortimenter und Vcrlegervereinigungen, können hier einen wichtigen Dienst tun: sie können ihren arbeitslosen Jungbuchhandel gesondert zusammen führen und haben so Gelegenheit, mit ihm einige Wochen gründ liche F a ch bildungsarbcit zu treiben. Vor allem aber erwächst auch den weltanschaulich bestimmten Berufsgruppen unter uns die Pflicht, ihrerseits solche Arbeitsgemeinschaften zu veranstalten, um den in ihnen zusammengeschlossenen jungen Menschen mit ihren besonderen Gaben zu dienen. Die praktische und finanzielle Durchführung dieses Arbeits dienstes ist nicht so schwierig, wie es vielleicht scheinen mag. Zu nächst steht die Erfahrung aller derjenigen Verbände usw. zur Ver fügung, die diese Arbeit auf allgemeiner Basis bereits durchgeführt haben. Jugendorganisationen, Jugendpfarrämter, Gewerkschafts leitungen usw. werden sicher gern bereit sein, auf Anfrage mit Rat und Tat zu dienen. Zur Anregung sei nur folgendes kurz gesagt: »Den gesetzlichen Bestimmungen gemäß kommen als Teilnehmer am Arbeitsdienst in Frage: a) Haupt-und Krisenunterstützungsempfänger, auch wenn sie schon über 21 Jahre alt sind, b) Jugendliche bis zum 21. Jahre, die nur deshalb keine Haupt- oder Krisenunterstützung bekommen, weil ihre Eltern für sie sorgen müssen, e) Wohlfahrts unterstützungsempfänger, falls das für sie zuständige Wohlfahrtsamt bereit ist, einen wöchentlichen Mindestsatz an Unterstützung zur Ver fügung zu stellen.« Landheime, ländliche Anstalten, Güter, Burgen, Jugendherbergen nsw. finden sich wohl in jedem Landesteil, die bereit und in der Lage sind, 30 bis 40 junge Leute und ihre Lehrer aufzunehmcn und für den von den Ämtern gezahlten Arbeitsloscn- bzw. Wohlfahrtsunterstiitzungssatz zu verpflegen. In vielen mir be kannten Fällen konnte aus den Untcrstützungsgeldern neben ein facher aber kräftiger Kost den erwerbslosen Teilnehmern noch ein Taschengeld von NM —.30 bis NM —.40 täglich für ihre kleinen Bedürfnisse gezahlt werden. Die »Bedienung« besorgen sich die jungen Leute natürlich selbst: so werden die Mädels mit Vergnügen in Haus und Küche mithelfcn, während die Jungens Holz zerkleinern, Kohlen schleppen, Kartoffeln schälen, sich im Garten betätigen und die grobe Hausarbeit machen; denn das ist wichtig, der Ort muß möglichst so gewählt sein, daß neben fleißiger geistiger Arbeit ein paar Stunden des Tages körperlicher Arbeit sowohl wie dem Spiel und Sport gewidmet sind. Die Abende gehören dann dem Froh sinn: Lesen mit verteilten Nöllen, Musik, Aufführungen usw. — und man ist baß erstaunt, wie in jedem Kreise wieder sich ungeahnte Talente entfalten! Die Tages- und Arbeitseinteilung muß nach einem festgefügten und strikte durchgeführten Arbeits- und Stundenplan sorgfältig vor bereitet sein. Für junge Buchhändler bietet sich eine solche Fülle von Wissens- und Ärbeitsstoff, daß die Zusammenstellung eines Arbeitsplanes keine Schwierigkeiten macht. Aber die Leitung und die Referenten! Gewiß, bas Schicksal einer solchen Veranstaltung hängt ab von dem Leiter: er muß die Zügel fest in öer Hand haben, muß die Jugend verstehen, mit ihr umzugehen wissen und womöglich wenigstens in Sport und Spiel selbst tonangebend sein — aber er braucht nicht alles selber zu tun, ja, er braucht nicht einmal selbst Buchhändler zu sein, wenn ihm sonst nur die fachlichen Lehrkräfte zur Seite stehen. Und da gibt es heute junge Lehrer, Fürsorger, Jugendpfleger usw. genug, die gern für ein bescheidenes Honorar die technische und sport liche Leitung einer solchen Arbeitsgemeinschaft übernehmen, so fern keine buchhändlerischc Kraft dafür vorhanden ist. Für die beruflichen Lehrfächer aber müssen, soweit hierfür nicht aus den erwerbslosen jungen Buchhändlern selbst tüchtige Kräfte zur Verfügung stehen, die Herren Kollegen in eigener Person sich tage- und wochenweise bcreithalten! Da setzen die persönlichen Opfer ein, die derjenige bringen muß, der irgendeine Gabe, die ihm Gott verliehen hat, weiterzugeben vermag, und, meine Herren Kollegen, das ist kein Opfer! Wer irgendwo und -wie schon einmal einen ähnlichen Dienst getan hat, der weiß, wie reich be schenkt er selbst durch diese Tage der Gemeinschaft wurde. Es gilt also die Kräfte mobil zu machen, die bei uns selber schlummern! Daneben aber werden sich für die allgemeinwissenschaftlichen Fächer, »Geschichte, Welt- und Volkswirtschaft, Buchhaltung, Politik, Weltanschauung usw.« unter Lehrern, Pfarrern, Beamten und Praktikern, sowohl solchen, die im heute oft viel zu früh verhängten Ruhestände, wie unter solchen, die noch im Amte stehen, Hilfskräfte finden lassen, die ohne große Honorare sich in den Dienst der guten Sache stellen. Für die Reisekosten, Verpflcgungsgclder der Leiter und Refe renten usw. freilich muß die Allgemeinheit aufkommcn. Die Ver bände müssen hierfür eine »O p f e r w o ch e« nach berühmten Mustern ausschreiben, während der Jung und Alt sich irgendein Opfer, irgendeine Entbehrung auferlegt, deren Ertrag dem »Freiwilligen Arbeitsdienst des Jungbuchhandels« zugcfllhrt wird — eine Zigarre oder ein Glas Bier pro Tag von 100 Mitgliedern weniger ver zehrt ergibt die stattliche Summe von rund RM 15.—. Nur 100 solcher Sparergcbnisse sind nötig, um eine vierwöchentliche Arbeits gemeinschaft von 30 Köpfen zu finanzieren. Ist dieses Opfer wirklich zu schwer und diese Forderung unerfüllbar? Vater Börsenverein legt dann gewiß aus seinen, allerdings jetzt ja auch leider nicht mehr unerschöpflichen Mitteln noch ein Weniges zu, und 10, ja 20 solcher Arbeitsgemeinschaften hin und her im Vaterlande geben 300, ja 600 Jungbuchhändlern neuen Mut zum Leben und neue Freudigkeit, ihr schweres Los weiterzutragem Und nun überlegen Sie alle, die es angeht, ob und wie Sie mit helfen können, diesen Dienst an unserer erwerbslosen Jugend zu leisten. »Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert!« K a s s c l - W i l h e l m s h ö h e, im März 1032. Ernst Fischer. Inhaltsverzeichnis. Bekanntmachung: Verein Leipziger Kommissionäre betr. Bü cherwagenverkehr. S. 198. Artikel: Deutscher Dichter-Dank. S. 107. Gedanken über die Nationalisierung des Druckwerks. Von vr. I. Hanauer. S. 198. Devisenbestimmungen des Auslandes. S. 199. Für die b u ch h ä n d l e r i s ch e F a ch b i b l i o t h e k. S. 200. Kleine Mitteilungen S. 201—203: Ausverkäufe / Jubiläen: Wettcrgren L Kerber, Gothenburg / N. Genck, Berlin / Hija- Versand- und Handelshaus H. Zipfel, Schkölen / Die neuen Be stimmungen iiber Ausverkäufe / Der Verband der Deutschen Buch-, Kunst- u. Musikalienhändler in der Tschechosl. Republik / Ausbildungs- und Fortbildungskursus der Buchhändler-Lehr anstalt in Dresden / Allg. Deutscher Buchhandlungsgehilsen-Ver- band / Hellwcg, Essen / Manteltarifverhandlungen im Buch druckgewerbe. V c r k c h r s n a ch r i ch t e n S. 203: Postzcitungsvertrieb / Gebtth- renerhöhung für Postpakete nach den Vereinigten Staaten. P c r s o n a l n a ch r i ch t e n S. 203: Silbernes Ehrenzeichen / Ge storben: Hugo Bock, Berlin / William Unger, Innsbruck. Sprechfaul S. 203: Unsere Verpflichtung gegenüber dem arbeits losen Jungbuchhandel. Druck: E. Hed?tch N a ch^. Eämtl. tu Leipzig. — Anschrift d. SchriftleiNrng u. Expedition: Leipzig? Gerichtswegs l^uchhandlerhauS^Poftschlicßfach274/7V. 204
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