Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.04.1889
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.04.1889
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18890415
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188904158
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18890415
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1889
- Monat1889-04
- Tag1889-04-15
- Monat1889-04
- Jahr1889
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^4 88, I!>, April 1889. Nichtamtlicher Teil. 1987 Nichtamtlicher Teil Wegen wichtiger, noch in Beratung stehender Punkte kann die Tagesordnung, der Hauptversammlung noch nicht heule, sondern erst Ende der Woche veröffentlicht werden. lieber Papiersabrikatiou mit besonderer Berücksichtigung der zniu Papier verwendeten Ersatzstoffe. (Vortrag unter Vorsührung zahlreicher Proben.) Der bereits mehrfach in diesem Blatte erwähnte Vortrag, welchen Herr vr. E. Math in Berlin über die Herstellung des Papiers vor einigen Wochen in der Polytechnischen Gesellschaft in Berlin hielt, dürfte gewiß auch dem sachverständigen Leser des Börsenblattes interessant sein, wenngleich dieser manches bekannte hierbei mit in den Kauf nehmen muß. Wir geben auf letztere Gefahr hin den Bortrag hier wieder und zwar nach seinem Abdruck im .Polytechnischen Centralblatt-, welches uns hierzu gütig zur Verfügung gestellt wurde. M. H., das Thema des heutigen Vortrages dürste wahr scheinlich einem großen Teil von Ihnen bekannt sein. Wenn ich es dennoch unternehme, vor Ihnen darüber zu sprechen, so ge schieht eS deshalb, weil die heutige Papiersabrikatiou eine Mannig faltigkeit in ihrem Fabrikat zeigt, welche es jedem Konsumenten wünschenswert macht, de» Artikel, den er täglich gebraucht, kennen und beurteilen zu lerne», dessen Wert oder Minderwert zu schätzen. Die älteste» Mitteilungen über das Papier gehen bis in die frühesten Zeitrechnungen zurück; die Aegypter verwendeten hierzu den Bast der Papyrusstaude, welcher der Länge nach vom Stengel abgelvst, aus einer ebenen Fläche glattgestrichen wurde. Die ein zelnen Streifen wurde» mit einer klebenden Flüssigkeit bestrichen und nebeneinander gelegt, bis daraus ein Bogen von gewünschter Größe entstand. In späteren Jahre» tvurden diese Bogen durch Schlagen mit hölzernen Hämmern bearbeitet und geglättet, um dem Papier größere Haltbarkeit zu geben. Im 11. Jahrhundert kam neben diesem Papier das Perga ment auf, hergestellt aus Tierhäuten, die gegerbt wurden. Das Pergament sowohl als das erste Papier waren beides Naturprodukte, d. h. beide wurde» in derselben Form verwendet, wie sie von der Natur geschaffen waren. Was wir heute unter Papier verstehen, ist aber kein Natur-, sonder» ein Kunstprodnkt. Das heutige Papier besteht aus einer Anhäufung von Fasern, die ans mechanischem Wege zerkleinert sind, sich untereinander ver schlungen haben und aus diese Art eine Fläche von möglichst gleichmäßiger Beschaffenheit bilden, Pie je »ach Art und Behand lung der Faser verschiedene Eigenschaften besitzt. Das erste Papier, welches aus Anhäufung von Fasern be stand, stellten die Chinesen her aus dem Bast des Maulbeer baumes. Die Rinde wurde im Wasser einet» Gärungsprozeß unterworfen, wodurch sie sich leichter vom Bast ablösen ließ, und dieser wurde feucht durch Schlagen mit Hämmern in einen Brei verwandelt, der einen Zusatz von Reismehl erhielt und später mit Wasser verdünnt wurde. Diese Flüssigkeit wurde aus ein Geflecht von Bambusrohr gegossen, das Wasser lief durch die kleinen Geflechtmaschen ab, während die sein verteilte Faser auf diesen sitzen blieb und den Papierbogen bildete. Es wurde also auch damals schon das gleiche Verfahren gehandhabt, wie es auf unsere Papiermühlen überging. In Italien war die Papierindustrie im 12. Jahrhundert am blühendste»; in Deutschland kamen die ersten Papiermühle» in Ravensburg 1324, Straßburg 1408, Augsburg 1482 aus. Das Rohmaterial für das Papier bestand aus Pflanzen faser, doch wurde diese hierzu nur in ihren Abfällen verwendet und in solchen von Geweben, Gespinsten rc., für welche keine weitere Verwendung war und welche mit Lumpen oder Hadern bezeichnet werden. Das Ergebnis an Lumpe» war eit, begrenztes, weshalb auch die Anzahl der Papiermühle» eine beschränkte war. Daß früher nur Lumpen zum Papier verwendet wurden, sieht man an de» älteste» Urkunden; neue Fasern geben den, Papier außer größter Festigkeit ei» transparentes Aussehen mit speckigem Glanze, welcher Schristjüge nur schwer annimmt, während das aus Lumpen hergestellte Papier genügende Festigkeit und außerdem diejenigen Eigenschaften besitzt, welche an dasselbe gestellt zu werden pflegen. Als Beweis hierfür zeige ich Ihnen Proben aus neuem Hanf sowie eine Sammlung japancsischer Papiere, welche Herr Wagner hier den Herren, die sich dasür interessiere», gern zur Verfügung stellt. Die japanischen Papiere haben eine ungeheure Festigkeit, und zwar nicht nur die dicken Papiere, sondern auch die Kopierpapiere. Die Lumpen mußten früher und müssen heut noch viel sorg fältiger der Sortierung unterworfen werden, wobei auf Art, Farbe und Stärke des Fadens Rücksicht genommen werden muß, hauptsächlich aber auch aus die Festigkeit desselben, damit bei dem Zerfaserungsprozeß alle Lappen gleichmäßig zerfasert werden. Früher, als die Lumpen von den Sammlern gekauft wurden, hatte eine Mühle 50 und mehr Sorten, heute werden dieselben von den Händlern vorsortiert gelaust, so daß man eine bestimmte Sortierung kaust, die indessen doch »och in verschiedene Sorten sortiert werden muß. Ich lasse hier eine Musterkarte vonSee- bald L Co. cirkulieren, die fünf Sorten leinene Lumpe» für Normalpapier zeigt, die ans russischen Lumpen sortiert sind. Das Sortieren der Lumpen geschieht durch Mädchen. Aus einem Arbeitstisch, dessen Platte ei» Sieb hat, durch welches die Unreinigkeiten unter de» Tisch falle», ist eine stehende Sense be seitigt; zu beiden Seiten des Tisches befinde» sich Kästen mit Abteilungen, so daß jede Sorte für sich gehalten wird. Die Ar beiterin piüft jeden einzelnen Lappen auf die Beschaffenheit des Fadens, reibt die Unreinigkeiten aus der Klinge ab und trennt Ocsen, Knöpfe, Haken davon. Auch die Nähte müssen abgetrenni werden, da sie mehr Unreinigkeiten enthalten und deshalb zu geringeren Sorten genommen werden. Die Lappe» iverden in Stücke von Handgröße geschnitten; Sortieren und Schneiden ge schieht im Accord; letzteres ist sehr anstrengend, und es bringt eine geübte Arbeiterin täglich höchstens 100—120 Pfund fertig. Für feinere Papiere ist das Schneiden mit der Hand beibehalten, da je länger die Arbeiterin den Lappe» durch die Hand gehen lassen muß, desto besser sie auch die Art des Fadens beachtet; auch giebt das Reißen aus der Klinge weniger Abfall. I» großen Fabriken ist das Reißen der Lumpen durch Schneider, mittels des Lumpenschnciders ersetzt; die Arbeit stellt sich billiger, da die einzelnen großen Stücke nur sortiert Iverden und das Schneide» mittels Maschincnkrast besorgt wird. Die Einrichtung ist folgende: Aus einer starken eiserne» Trommet sind 3 bis 4 Messer befestigt; diese dreht sich vor einem Messer, welches an einer Bank befestigt ist, aus welcher die Lumpen liegen. Werden diese nun dem feststehenden Messer zugeschoben, so er fassen die Messer aus der Trommel die Lumpen und zerhaue» diese; damit die Lumpe» hierbei nicht umherfliegen, ist über der Trommel eine Haube mit Abzug für de» Staub angeordnet. Die bei den Lumpen befindlichen Fasern und der Staub werden durch den Lumpenwöls abgesiebt. Ein schrägticgender Cylinder ist mit einem Sieb überzogen; oben werden die Lumpen hineingeworfen, Sand, Staub und Fasern fallen durch die Maschen des Siebes und am unteren Ende des Cylinders fallen die ge reinigten Lumpen heraus. Um das Stauben zu verhindern, be findet sich der Cylinder in einem Holzkasten. Ter Verlust ist hierbei 2—7"/„. 271»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder