Wo bleibt bas KriegsbuK der Artillerie? »Sm Blickfeld des Scherenfernrohrs". Kriegsbriefe eines Artilleristen. Von HanS Schmidt-Stolting. Verlag Herm. Schlag Nachf., Leipzig iyzo. Geb. Nm. 6.—, katt. Nm. 4.50; 8°, 272 Seiten, gepflegte Ausstattung. Eine große ^Zahl Kriegsbücher ist in letzter Zeit erschienen. Die Infanterie hat daran den größten Anteil, wie eS der überragenden Bedeutung der Hauptwaffe gebührt. Daneben haben viele Spezialtruppen ihr KriegSbuch vor die Öffent lichkeit gebracht: die Flieger, die Sanitäter, die Schipper, der Truppenarzt, nicht zu vergessen der Kriegsgefangenen. Auch der Frontfeigling ist zu Worte ge kommen : die elegant gekleideten Zuschauer deS Krieges an ruhigen Fronten, die Amerikaner, haben ihr Kriegsbuch in deutscher Sprache auf den deutschen Markt gebracht; ja es gibt sogar die Fronterinnerungen eines Pferdes! Wo blieb da die Artillerie? Sie, die im Kampfe am lautesten gesprochen hat mit ehernem Munde, hat seit der Auslieferung ihrer Geschütze geschwiegen! Von einem „Kriegstagebuch kündete bisher kein Buch das Kriegserlebnis der Artillerie! Cs ist aber nicht ihre Art, die Infanterie im Stich zu lassen, wenn sie kämpft. Auch jetzt, da der deutsche Frontsoldat mit geistigen Waffen um seine Aner kennung vor der Nachwelt ringt gegen den Geist der Zeit, gegen DefaitiSmuS und öde materielle Weltanschauung, müssen wir bei der Schwesterwaffe stehen und den Kampf mit ihr vorantragen, wie wir damals mit Begleitbatterien in ihren Reihen kämpften! So ist eS denn lebhaft zu begrüßen, daß endlich auch ein ausgesprochenes KriegSbuch der Artillerie von hohem literarischen Wett auf den Plan tritt! Schmidt-Stolting'S „Im Blickfeld des Scherenfernrohrs", das soeben bei Herm. Schlag Nachf. in Leipzig erschienen ist, schildert in lebendigen Farben den Kampf unserer Waffe in West und Ost und Süd, und eS wird jedem, der am Geschütz oder am Scherenfernrohr gestanden hat, eine Fülle eigener Erinnerungen hervorzaubern. Der frohe Mut der ersten KriegSjahre und daS schwere, bittere Ringen in der Abwehrschlacht, die frisch-fröhliche Verfolgung eines nicht mehr ernst zu nehmenden Gegners und das zähe, opferreiche Vor- wärtSarbeiten gegen die verbündeten Westmächte sprechen fesselnd und oft er greifend aus dem Buch. Wer kennt nicht „die hoffnungslos festgefahrcne Karre im Dreck von Bezonveaur, wer nicht das Überschäumen der Lebensgeister nach der Ablösung und das verbissen-harte Sperrfeuerschießen unter den Einschlägen französischer Nimaillo-HaubiHen! Tausend eigene Erlebnisse werden wach. Ohne Überschwang, in der nüchternen Sprache, die der Frontgeneratton anhaftet, entrollt der Verfasser gewaltige Schlachtenbilder: den Auftakt von Verdun, den Kampf um den Douaumont, den jähen Durchbruch am Isonzo, daS letzte Hoch flammen der Siegeshoffnung im Frühjahr 1918. Dann den Zusammenbruch, die Note der erschöpften Truppe, und schließlich die Schmach: den Grenzschutz, der Gewehr bei Fuß zusehen muß, wie der Pole in deutsche Städte einrückt und der die Granate aus dem Rohr nimmt, als die deutschen Delegierten nach Ver sailles reisen. Jeder wird daS Buch ergriffen auS der Hand legen. Das Buch verdient wirklich regste Förderung und intensivste Ver wendung des deutschen Sortiments! Zeder i-scr wird eS nicht »ui ergriffen und hochbefriedigt aui der Hand legen, sondern, von einem inneren Drang beseelt, weiter empfehlen Vorzugsbedingungen auf dem Bestellzettel vorliegender Nummer (D Vblog voll Sdl-I^Q CI X- 86, ll. April 19»0. Fertige Bücher. «»rs-niiau,, d.D>,chn.»nch«°nbel. 2971