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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1934
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- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X 142, 21. Juni 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Wir sind auch gern bereit, als freie, gleichberechtigte Fachschaft im Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu arbeiten, wenn aus höheren Zweckmäßigkeitsgründen der Eintritt von uns ver langt wird. Wir werden beweisen, daß wir ebensoviel Disziplin und Ordnung kennen wie Kraft und Umsicht in der Vertretung unserer berechtigten Belange. 3. Jede Gemeinschaftsarbeit ist im höheren Sinne »Dienst am deutschen Volke« und jeder geistige oder kulturelle Beruf bedeutet für das Volk entweder Erfüllung oder Vernichtung. Unter den November-Regierungen haben die geistigen Berufe sich vielfach darin betätigt, Volks- und Kulturwerte zu zerstören. Wir Leihbibliothekare wollen gemeinsam mit all denen Zusammen arbeiten, die erfüllen, d. h. neue Werte schaffen wollen. In diese große deutsche Aufgabe wollen wir die Leihbüchereien einspannen! Sie stehen tagtäglich in unmittelbarer Verbindung mit Millionen deutscher Volksgenossen aller Stände. Sie sind infolgedessen wie kein anderer Stand befähigt, den deutschen, d. h. den nationalsozialistischen Gedanken im Volke zu verbreiten und die Gesinnung im deutschen Volke durchzusetzen, die Adolf Hitler in seiner Rede am 1. Mai mit den Worten kennzeichnete: »Parteigenosse kann man durch Einschreiben werden, National sozialist jedoch nur durch eine Umstellung des Sinnes.« Stimmen der Presse. Die Kundgebung hatte, wie schon erwähnt, in der Presse ein sehr gutes Echo. Aus den ausführlichen Berichten entnehmen wir folgende Stellen: Der Angriff, Berlin (Nr. 135). »Die Geburtsstunde des neuen deutschen Buchhandels« nannte Pg. Wülfing, M. d. R., die eindrucksvolle Kundgebung der Ber liner Buchhändler im Flugverbandshaus. Und in der Tat konnte es kein schöneres Symbol für den Nenaufbrnch des Buchhandels geben als diese von aktivistischem Kampfgeist erfüllte Versamm lung des für die kulturelle Aufbauarbeit so wichtigen Berufs standes ... Die Referate ergaben ein klares, illusionsloses Bild der gegenwärtigen Lage des Buchhandels, die alles andere als rosig ist. Ein Lesepubliknm, dessen Geschmack über ein Jahrzehnt lang durch die Lektüre der Toller, Tucholsky, Ludwig, Pittigrilli verdorben wurde, kann nicht von heute auf morgen dazu erzogen werden, gute, wirklich wertvolle Bücher zu lesen und zu kaufen. Das Werk der Durchdringung unseres Volkes mit kerndeutschem, nationalsozialistischem Gedankengut ist nicht Augenblicksjache, son dern erfordert mühevolle, systematische Aufbauarbeit, die einheit lichen Einsatz aller Kräfte seitens der Buchhändler und Verleger- notwendig macht. Berliner Lokal-Anzeiger, Berlin (Nr. 273). Es ist etwas Neues, was sich hier ankündet. Denn der Begriff der Gemeinschaft war dem Buchhandel, diesem geschichtsreichen, traditionsfreudigen Beruf, bisher ziemlich fremd. Selten so wie hier bestand die Gefahr eines Sich-Abschließens vom Leben des Volkes, dem man doch mit seiner Arbeit dienen wollte. Den heute für das gesamte Volk in Angriff genommenen ständischen Aufbau hat der Buchhandel für sich schon längst durchgeführt in seinem seit mehr denn hundert Jahre wirkenden Börsenverein der Deutschen Buchhändler, der, wie überhaupt unser Buchhandel, einzigartig ist. Und dennoch blieb die Arbeit im Letzten unfruchtbar, wollten die Klagen über die Nöte nicht mehr abreißen. Man wartete auf Käufer, die nicht kommen wollten. Jeder Buchhändler ein hart näckiger Individualist, jeder ein Rebell, selten aber ein Revo lutionär. Dem erklärte der Jungbuchhandel den Krieg. Unter den heu tigen neuen Zielsetzungen ist nun seine Stunde gekommen. Denn mehr denn je warten auf den Buchhändler große, volkverpflich tete Aufgaben. Neu, in solcher Lebendigkeit hier nie vernommen, waren denn auch die Ausführungen der Sprecher des Abends. Jede eine Kampfansage — jede eine Hoffnung für die Zukunft. Der Deutsche, Berlin (Nr. 134). Ter Aktionsausschuß für den Berliner Buchhandel hatte Gäste und Angehörige des Buchhändlerstandes zu einem Ausspracheabend über »Gemeinschaftsarbeit im Buchhandel« eingeladen. Aus einer Versammlung, die wie alle anderen hätte sein können, wurde eine eindrucksvolle Kundgebung des neuen, jungen Geistes, der sich im Buchhändlerstand und seinen Organisationen gegen überalterte Tra ditionen und der Jetztzeit nicht mehr entsprechende Einrichtungen durchsetzen wird. >>r. Rainer Schlösser, Reichsdramaturg: Kurt Geucke. Ein Wanderer zwischen Scholle und Stern. (Zum 70. Geburtstag am 22. Juni.) »Scholle und Stern« heißt das Werk, das von Kurt Geucke zuletzt erschienen ist. Diese beiden Worte könnten auch über dem gesamten Schaffen des Dichters stehen, der das Unglück hatte, als zarter und gefühlstruukcner, als romantischer und besinnlicher Mensch in einer Zeit leben und wirken zu müssen, die zwischen Asphalt und Lichtreklame versachlichte. Sein Schicksal war das sehr vieler anderer auch: er wurde totgeschwiegen. Er rief um sonst in einen Raum hinein, der weder Lust zum atmen noch ei» Echo für seine Stimme haben wollte. Erst nachdem länger als zwei Jahrzehnte über sehr viele nebeneinander und miteinander die lange Straße des Leidens schreiten mußten, die Kurt Geucke, durch frühe Not gezwungen, voranging, antwortet, und auch nur sehr allmählich, ein Widerhall dcui Liede der heiligen Not, das dieser wahrhafte Deutsche anstimmtc. Jetzt endlich finden alle jene Hartcrprobten Gehör, wo kein anderer soviel wie sie dem hart- geprüftcn Bolle zu geben vermag. Jetzt erst versteht man jene »heilige Tiefe«, die Gcuckcs Dichtungen die erschütternde und läu ternde Weihe verleihen. Zu jenen Tiefen aber ist er durch einen langen schmerzlichen Weg voll Hemmungen und Hindernissen gelangt. Dem Kauf- mannslehrling, dem Handelsschüler, Seminaristen, Schauspieler, Korrektor, Journalisten, der spät noch studierte, der endlich als Beamter eine Zuflucht fand, blieb nichts erspart, was eine frühe Entfaltung verhindern konnte. Im wahren Sinne des Wortes ein Gereifter, das ist ein Gewordener. Man könnte sagen, daß ein 558 Werk mehr ist als Wort. Es ist ein Ucker, den das Leben gepflügt hat und auf dem alles, was ist, mühsam und ernst durch den schweren Boden hat wachsen müssen. Kurt Geucke war lange Zeit nur einem engeren Kreise be kannt. Und selbst jetzt noch, wo er das 70. Lebensjahr erreicht, findet er lange nicht die Anerkennung, die ihm gebührt, obschon sein Drama »Sebastian« bei Reclam erschien (Nr. 5873/73») und daher jedem Leser, der willig ist, fast geschenkt zur Verfügung steht. In dieser Tragödie vom heimlichen König, der in jedem von uns lebt, offenbart sich die bestrickende Stimmungsgewalt die ses Dichters am mächtigsten. Das Schicksal Sebastians ist ein Messias-Schicksal, wie wir cs im Laufe unserer Geschichte oft haben mitansehen müssen. Der erwählte, doch nicht berufene königliche Mensch folgt den. Sternen, doch er achtet der Scholle nicht; so scheitert er, ein Demetrius. Es ist die Ballade vom ewigen Ikarus, die mit Shakespeares Munde gesungen und mit Shakespeares Geist erfüllt ist. Aber das Wunderbare daran ist, daß unter der Wucht des dahinschreitenden Schicksals, im sirrenden Rausch der süd lichen Landschaft doch noch ein anderes ist, was uns ans Herz greift, nämlich eine Innigkeit, die nur der Deutsche kennt, jene romantische süße Wehmütigkeit, die aus dem deutschen Boden ent quillt. Kaum eine zeitgenössische Dichtung vermag der Schilde rung von »Sebastians« keuscher, entsagend tragischer Liebe etwas gleich zartes zur Seite stellen. Das Werk war seinerzeit in Dresden ein bedeutender Erfolg. Aber wenn auch später Karlsruhe, Leipzig und Meiningen folg ten, so wurde es nur zu früh still darum. Jetzt ist es an der Zeit, das Werk wieder zu erwecken. Als erste Bühne hat es dieser Tage Erfurt versucht. Was »Sebastian« so anziehend macht, das besticht uns auch in der deutschen Komödie »Der M e i st e r d i e b«, die im Spessart
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