Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19340621
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193406210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19340621
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-06
- Tag1934-06-21
- Monat1934-06
- Jahr1934
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X- 142, 21. Juni 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Dlschn Buchhandel. spielt; sie atmet den ganzen Odem der deutschen Landschaft, in ihr raunen unsere Wälder und über ihr wölbt sich der schimmernde deutsche märchenvolle Himmel. Wer erfahren will, was die deutsche Seele aus seinen Märchenschächten herauszuholen vermag, der muß dieses Buch zur Hand nehmen. Er wird in ihm auch jeneu heimlichen und nachdenklichen Humor finden, der, immer zwi schen Lachen und Weinen, spezifisch deutsch ist. Dazu dieses Dich ters echte sprachschöpferische Gewalt! Denn Geucke ist in jedem seiner Werke, angefangen mit dem umgeänderten Jugendwerk »Die Tochter des Loredan«, ein Meister des Wortes. Mit seiner lyrischen Sammlung »Scholle und Stern« errang Geucke denn auch den größten Erfolg. Sie ist zeitlich und geistig der Ertrag eines Lebens, das wir uns menschlich nicht vor bildlicher vorstellen können. Von den sinnlich-sinnigen Liebes- idyllen über die schweigend verhaltenen Lieder der Sehnsucht, die nicht nur formal klassischen Balladen, führt der Weg eines Er wählten, dessen Schmerz unser Schmerz und dessen Erlösung unsere innere Befreiung ist. Hier ist ein Können von ausgesprochen formaler Kraft, das dennoch zugleich immer schlicht und ursprüng lich bleibt und immer bluthast rauscht, wie es unserer heiligen deutschen Sprache eigentümlich ist. Hier ist ein einziges großes Bekenntnis zu einem reinen und lauteren Menschentum, von dem die Erneuerung unseres Volkes ausgehen wird im Geist von diesem Geist, der den Sternen folgt und den Acker heiligt. Darum ist es ein Buch für die deutsche Jugend, die immer und immer wieder diese Balladen lesen wird, die nicht virtuose, sondern herzblütige, von hohem Ethos durchslammte Gebilde sind. Geuckes Prosafchaffen beginnt mit den »Nächte n«, die wohl als Auftakt zu seinem Entwicklungsroman »Rust« gelten können und an denen niemand vorübergehen dürfte, weil sie ein schmerz liches Dokument sind, wie lange vor dem Kriege schon Seher ans die Wunde unseres Lebens hingewiesen haben. Viele wird dann jene »Geschichte eines Lebens«, der »Rust«, angehcn, die die Schilderung eines Lebens voll Kampf und Leid ist. Das geht aus den Schächten der Ruhr hervor, arbeitet sich durch zähen Willen zum Großkaufmann in Hamburg herauf, führt von dort nach den deutschen Südsee-Kolonien und pflanzt unter dem Kreuz des Südens das deutsche Banner auf. Es ist ein Dichtertraum vom sonnenüberfluteten Orient, ein Gesang vom unendlichen Meer, ein farbcnsattes Gemälde. Eine Fülle menschlicher Schicksale kommt zu einem Reichtum au Gedanken, die heute zu denken nötiger als je ist. Denn über allem steht zuletzt der Drang zur Heimat. Es ist ein Brennspiegel, in dem der Deutsche sieht, wie er sein soll: ein nordischer Mensch. Und es ist ein Bild des Dichters als einem schicksalsbeslimmtcn ewigen Deutschen, dem zwischen Sternen und Scholle die Welt gehört. So finden die Deutschen den Weg zurück zum Vaterland von Rust. So überwinden sie Einsamkeit und Heimweh. So werden sie Brüder und so singen sie ihr ewiges Lied vom Treiben ihres Blutes, vom Märchenerzähler! und Wind über ihren Wäldern, vom Traum ihrer Täler und vom Duften ihrer Acker, das ewige Lied der Scholle. Das deutsche Buch im Ausland. Wichtiges aus der Presse. Nachstehend geben wir Auszüge ans. zwei Aufsätzen wieder, die sich mit dein deutschen Buch im Ausland beschäftigen. Der erste stammt von dem Präsidenten der Ncichsschrifttumskammer vr. Hans Friedrich B lunck und ist unter der Überschrift »Wettkampf mit rechten Mitteln« in der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 7. Juni erschienen. — Der zweite, dem Juniheft der »Neuen Literatur« ent nommen, befaßt sich mit der in Holland durch das Uberhandnehmen der Einigranten-Literatur geschaffenen Lage. I. Die außenpolitische Werbung unserer französischen Nachbarn hat sich in der letzten Zeit wieder verstärkt. Sie hat sich bemüht, weiterhin aus eine Reihe von ausländischen Zeitungen Einfluß zu gewinnen, sie hat insbesondere in der letzten Zeit die Werbung für das französische Buch mit außerordentlichen Mitteln ausgestaltet. Alle Staaten, zumal auch die jungen Staaten des Versailler Vertrages, betreiben eine lebhafte Propaganda fiir ihr Land und für ihr Volkstum. Natürlich wird auch Frankreich ein gleiches tun. Wenn das in den rechten Maßen erfolgt, wenn ein ritterlicher Wett kampf, eine Aufforderung zum Vergleich geistiger Leistungeu, wenn ein rechter Wetteifer um die besten Werte daraus hervorspringt, so ist es gut für uns, für Frankreich und fiir Europa. Immer aber, wenn die Besten sich um den Kranz bemühen, müssen die Waffen glcichbleiben. Rüstungen auf der einen Seite rufen Gegenrüstungen auf der anderen Seite hervor, die diesmal nicht unter den Ver sailler Vertrag fallen. Wenn man von dem unserem Empfinden nach unredlichen Mit teln des Aufkaufs der Presse und des Aufkaufs von Verlagen ab sieht, so ist für das wetteifernde Streben und für die Werbung der Völker entscheidend das Buch, das sie über ihre Grenzen hinaus senden. Verletzung der ritterlichen Regeln, nach denen wir eifern sollten. Frankreich hat seit einiger Zeit Maßnahmen getroffen, die jenem Wettkampf mit gleichen Waffen, den wir zwischen den beiden Völkern wünschen, nicht mehr entsprechen. Die I^ibrsiiri« UnekeUs, im Grunde also die französische Negierung, hat neuerdings für alle im Ausland verkauften Bücher einen 30prozentigen Rabatt ausgeworfen, sie hat damit eine künstliche Verbilligung des französischen Buches um eiu Drittel zwecks Verstärkung ihrer Werbung herbeigeführt. Nun liegt es so, daß das französische Buch an sich billiger ist, weil wir in Deutschland das broschierte Buch ablehnen und es auch nicht gern im Ausland verkaufen. Wir sind also schon durch Fragen unserer Geschmacksrichtung im Nachteil. Die französische Währung und die tieferen Löhne der französischen Drucker und Bucharbeiter bringen eine weitere Verbilligung also Erleichterung — fiir die französische Buchausfuhr mit sich, ohne daß wir Deutsche hier Klage führen wollen. Wenn die französische Negierung aber darüber hinaus noch eine 3ttprozentige künstliche Verbilligung des französi schen Buches herbeiführt, so ist das nach meinem Empfinden kein fair Mzk mehr, sondern müßte die deutsche Buchhändlervereinigung zwingen, ein Ähnliches für das deutsche Buch durchzusetzen, auch wenn bei unserer gespannten Finanzlage die Dpfcr sehr lastend wären. Ich wiederhole, man hat aus vielen Dingen den Eindruck, daß die französische Regierung nach kurzer Zeit der Mäßigung einen un geheuer starken neuen Werbevorstvß im Ausland beginnt. Wir wollen dem in Deutschland nicht folgen, denn wir halten diese Methoden für bedenklich und gefährlich und glauben, daß die Beeinflussung von Zeitungen in unseren Nachbarländern - man kann es auch anders nennen — sich bitter rächen wird. In Fragen des Buches aber sind wir empfindlich. Wir wünschen hier einen Kampf mit offenem Visier, wir wünschen hier, daß dem deutschen Buch nicht durch ein künstlich verbilligtes französisches Buch ein Wettbewerber entsteht, der unsere Weltschau, unsere Wissenschaft nnd unsere Dichtung künstlich ab drängt und den Nachbarländern vorenthält. Wir warten ab, wie die französischen Regierungsstellen sich entschließen. Wenn die 30prozentige Ausfuhrvergütung weiterhin an den französischen Buchexport ausgegeben wird, so werden wir ein Gleiches unternehmen müssen. Es ist ein teurer und nach unserem Empfinden unnötiger Wettkampf, der uns hier aufgczwungen wird. Aber das Buch im Ausland ist so wichtig auch für die Wege der Wirtschaft und Politik, daß wir ein Dumping durch gleiche Maß nahmen beantworten müssen. II. Immer wieder werden wir von Auslanddeutschen und nach der Wahrheit suchenden Ausländern um Aufklärung über die gegenwärtige deutsche Dichtung gebeten. Wir brauchen sofort eine möglichst billige deutsche Zeitschrift, die erstens einmal den Auslanddcutschen in aller Welt kurz nnd sachlich, weit herzig, aber nach strenger Wertung die wichtigste deutsche Literatur auf allen Gebieten, nicht nur dem der schönen Literatur, nahebringt, kurz erklärt und möglichst in Proben vorlegt. Ein Beispiel, wie es nicht gemacht werden muß, gibt die in der Bücherei des Deutschen Ausland-Institutes in Stuttgart hergestellte Liste »Neue Bücher«. Man schreibt uns darüber z. B. aus Finnland, mit Recht, daß ein solches Sammelsurium ohne gründliche Sichtung und ohne jede wesent liche Rangordnung nur verwirre und abschrecke, aber nicht locke. Die kurzen, nichtssagenden, oft ahnungslosen Kritiken, in denen belang lose Nnterhaltungsliteratur mit derselben Wichtigkeit behandelt wird wie die Werke der Dichter und Denker von Rang, sind nur irre führend, nicht führend. Nur das wahrhaft Wesentliche darf, sozu sagen vor der ganzen Welt, empfohlen werden, und zwar so, daß die Leser sich wirklich geführt, und zum Guten, zum Besten geführt fühlen. Selbstverständlich muß die Empfehlung völlig unabhängig von irgendwelchen Verlagsinteressen und Zeitinteresseu sein. Nur 559
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder