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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1934
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- Deutsch
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X- 126, 2. Juni 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Mitteilung der Geschäftsstelle. Betr.: Prospekte mit Empfehlungsschreiben. Nach Ziffer 2 der 7. Bekanntmachung des Werberats' der deutschen Wirtschaft vom 21. März 1934 dürfen Dank- und Empfehlungsschreiben nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Zu stimmung der Schreibenden und unter genauer Angabe ihres Namens, Berufs und ihrer genauen Anschrift sowie Ort und Zeit der Ausstellung der Schreiben verwendet werden. Der Inhalt der Schreiben muh den Tatsachen sowie den Richtlinien des Wcrbcrats entsprechen. Dank- und Empfehlungsschreiben, für die Zuwendun gen irgendwelcher Art versprochen oder gewährt worden sind, dür fen zur Wirtschaftswerbung nicht verwendet werden. — Zu dieser Bekanntmachung liegen uns aus Mitgliederkreisen zahlreiche An fragen darüber vor, ob nicht beim Werbcrat zu erreichen sei, daß Buchhandelsprospcktc von der Ziffer 2 der 7. Bekanntmachung auszunehmen seien oder ob nicht mindestens ein Ausbrauchen der bereits vorhandenen, aber den Anforderungen des Werberais nicht entsprechenden Prospekte bis zum Jahresende gestattet werden könne. Bei Verhandlungen mit dem Werberat ist folgendes fest- gestellt worden: Eine Befreiung von den Vorschriften der Ziffer 2 der 7. Be kanntmachung wird aus grundsätzlichen Erwägungen heraus ab- gelchnt. Der Werberat kann nicht anerkennen, daß es für den Buchhandel eine Erschwerung bedeuten oder die Wirkung der Wer bung beeinträchtigen würde, wenn die Empfehlungsschreiben die in der Bekanntmachung aufgestellten Bedingungen erfüllen. Die vorhandenen Bestände an Druckschriften, Prospekten und ähnlichen Werbemitteln, insbesondere soweit sie Dank- und Emp fehlungsschreiben und Gutachten enthalten, die durch die 7. Be kanntmachung des Werberats der deutschen Wirtschaft eine Rege lung erfahren, können bis zum 1. Juli 1934 aufgebraucht werden. Soweit dies nicht möglich ist, kann jede Firma beim Werbcrat der deutschen Wirtschaft die Genehmigung auf Verlängerung der Frist bis zum l. September 1934 beantragen. L e i P z i g, den 31. Mai 1934. vr. Heß. Bekanntmachung für das Leihbüchereigewerbe. Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind in allen in Betracht kommenden Orten Obleute eingesetzt und an der Arbeit. Die Mit glieder haben sich deren Anordnungen zu fügen. Etwaige Be schwerden sind über die Obleute an die Geschäftsstelle des Börsenvereins einzureichen. Die Aufgabe der Kreisobleute liegt in der Regelung regionaler Fragen, über die Durchführung von Schulungsabenden ergehen demnächst noch besondere Mitteilungen. L e I p z i g, den 31. Mai 1934. vr. H e ß. Wirklichkeit und dichterische Vision. Bon Rudolf Paulsen. Die selbst nicht dichterisch tätigen, die amusischen Menschen glauben meist, der Dichter schaffe mit seinen Werken etwas Irreales und meine sie auch so. Da wird von Weltslucht oder vom Himmel des Ideals und dergleichen gesprochen, als wolle sich der Dichter in einem lieblichen Wölkenkuckucksheim ansiedeln, weil ihm die Ge gebenheiten nicht gefallen. Nichts ist irrtümlicher. Der Dichter denkt sich nichts aus neben der Welt, sondern er stellt sic so dar, wie er sie sehen muß. Daß er sie zugleich so sehen will, das ist nur das Wollen seines Müsscns. Man könnte sagen: das Müssen ist hierbei das weibliche, das Wollen das männliche Moment in seiner Seele. Ob man dem Dichter ethische Absichten zuschiebt oder nicht, ist dabei ganz gleichgültig. Er schildert so, wie er von sich selbst ge nötigt wird. Daß es Störungen gibt, also auch nachträgliche Ver besserungen und Änderungen, stößt die These nicht um. Aber natür lich reißt die Störung auch den schöpferischen Menschen aus dem 494 zwingenden Rhythmus in die Willkür. Gelangt er dann nicht wie der zum ursprünglichen Muß zurück, dann behält sein Werk an der Störungsstelle einen Knick. Es gelingt höchstens, diesen so zu überglätten, daß er oberflächlich unsichtbar bleibt. Wenn nun dem Dichter auch gemeinhin das Recht auf die Vision zugestanden wird, so hält doch der größte Teil der Leser diese Vision für etwas Unverbindliches, für ein Erzeugnis absicht licher Laune, die an sich auch etwas anderes hätte schassen können. Koberstcin hielt es vor vielen Jahren für einen Mangel an des Novalis Heinrich von Ofterdingen, daß darin »bald die Wirk lichkeit zur Vision, bald die Vision zur Wirklichkeit wurde». Aber das scheint eigentlich gerade das höchste Lob zu sein, das einer Dichtung gespendet werden kann. Denn was sollte der Dichter Höheres erstreben als die Umwandlung des Alltäglichen in die Vision und auf der andren Seite die Wirklichkeitsdarstcllung seiner inneren Schaumig, durch die das Erhabene im Kleinen sichtbar ge macht wird? Das ist nur für den schwer zu verstehen, der nicht gewöhnt ist, alles Seiende sinnbildlich zu erfassen. Wir müssen nachfühlen kön nen, daß allen Dingen »ein rätselvolles Zeichen« eingcgraben ist, das sic mehr bedeuten läßt als das irdische Dasein in einer kurzen Spanne — sonst bleibt jede Vision weit ab getrennt von der Wirk lichkeit des überirdischen Daseins und gilt nur für eine luftige Phantasie. Der Dichter aber wird dabei bestenfalls zum inter essanten Träumer. Es ist ja nun freilich klar, daß weder der romantisch genannte noch der als klassisch bezcichnete Dichter, wenn sic die Vision ge stalten wollen und müssen, ohne Philosophie auskommen. Zumin dest wird das, was sie an offenbarten Geheimnissen Mitteilen, für die Hörer oder Leser einen philosophischen Einschlag zu enthalten scheinen. Denn der Mangel an Konkreszenzkräften in den meisten Menschen von heute läßt sie die ganz konkreten Gestalten und Worte des Dichters für Abstraktionen, günstigenfalls für Allego rien halten. Schlegel meinte, solche Schöpfungen der verwandelnden Schauung müßten zur »esoterischen Poesie» gerechnet werden. Das mag allerdings eine Notwendigkeit sein, aber doch eine bcklagens- wcrte; denn sie hat ihren Grund nur in dem Fehlen des Verständ nisses in den größeren Kreisen. Vom Dichter aus gibt es keine esoterische Poesie, schon darum nicht, weil er seine Leser, Hörer und Jünger in aller weiten Welt suchen muß, indem er noch dem engsten Kreise mißtraut, ob er auch nur darin verstanden wird. Selbst die zartesten, intimsten Gedichte der Liebe, die zunächst nur für eine Seele bestimmt waren, hat auf die Dauer der Dichter niemals verborgen, eben aus der Furcht heraus, daß selbst die Ge liebte die schönsten Verse des heiligen Geheimnisses nicht völlig ver stehen und würdigen möchte. So gleicht denn der Dichter ganz dem Säemann im Evangelium, der den Samen ausstreut, ohne bürgen zu können, daß er irgendwo aufgeht. Heute ist die reine Vorstellung vom Wesen der dichterischen Vision selten geworden. In der Flut billiger Unterhaltungen hat das Wort seinen sakralen Charakter verloren. Und wer täglich in den abgeschliffenen Wortmünzen wühlt, dem entgeht das Fein gefühl, um aus der ungeheuren Menge die Goldstücke hcrauszu- finden. Kein Wunder, wenn in riesigen Dissertationsbetrieben sich junge Leute, dem Knaben gleich, der Disteln köpft, höchst unhcilig und höchst nüchtern an den Eichen und Bergeshöhen der deutschen Geisteslandschaft üben! Die verwandelnde Kraft des magischen Wortes gleicht, wie das Beiwort schon sagt, einem Magneten, und dieser kann ja auch nur das anziehen, was zu ihm hin will. Wenn also das Publikum nicht hört, bleibt der Dichter stumm, auch wenn er noch so laut ruft. Und seine Vision kann von Blinden nicht gesehen werden. Das ist ja geläufig: dem Stumpfsichtigen ist das Meer eine Badegelegenheit in der Saison, dem Tiefblickenden das ewige Wunder aller Wunder. Können denn Dichter und Publikum überhaupt Zusammen kommen? Oder macht der Dichter etwas, wovon das Publikum mit Recht sagt, daß es gemacht sei, zum Beispiel, um es zu ergötzen? Seltsam! Wenn die Menschen erwachsen sind, dann haben sie fast alle vergessen, daß sie selbst als Kinder Dichter waren und, falls sie nicht wirklich in Worten dichteten, doch durchgehends dich-
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