Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1934
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- 1934-06-02
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x° 126, 2. Juni 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Die systematisch wertergeführte Arbeit erfährt ihre Ergänzung besonders durch Buch aus zu ge. Wenn dein Zeitungsleser ein Dichtername ein Begriff geworden ist, wird man versuchen können, seine besonderen Interessen auf das neue Buch dieses Dichters zu lenken durch Vorabdruck geeigneter Kapitel. Es ist nicht ganz leicht, immer solche Kapitel dem Leser zu bieten, die einen Begriff des neuen Buches geben und doch in sich einigermaßen geschlossen sind. Aber man wird doch fast immer einen Abschnitt finden, der, ohne abge rissen zu erscheinen, wirkt und für das Bnch wirbt. Viele Leser dieser Bnchauszüge dürften wohl mit viel mehr Interesse vor dem Bnchladen stehenbleiben und schließlich auch mal hineingehen. Ein besonderes Mittel, innere Beziehungen zwischen Zeitungs lesern nnd Dichter herzustellen, ist ferner die Veröffentlichung von Dichterporträts, die dem Anschauungsbedürfnis des Lesers entgegen kommt, der ja immer ein Bild von den Dichtern sich zu machen bemüht. Wenn man mit diesen Bildern einen Lebensabriß, verbindet, der dem Leser den Dichter menschlich nahebringt, wenn man gleich zeitig noch eine Stilprobe gibt, so kann man mit der Zeit dem Leser einen kleinen Abriß der zeitgenössischen Literatur bieten. Die rund 70 Dichterporträts, die ich bisher veröffentlichte, sind, wie ich weiß, vielfach gesammelt worden, und zwar zum großen Teil von Lesern, die sonst wohl kaum sich mit modernen Dichtern beschäftigt hätten. Das vielleicht wichtigste, aber auch das übelste Kapitel bleibt daneben der Zeitungsroman. Die Schuld an diesem Znstand liegt in der falschen Rücksichtnahme auf den fälschlich angenommenen Durch schnittsgeschmack des Nomanlesers. Wieviel Verantwortung muß gerade hier gezeigt werden. Denn für wie viele ist der Zeitungs roman der einzige Lesestoff, für wie viele Jugendliche die einzige Ausbrnchsmöglichkcit in die Welt der Phantasie. Mit besonderem Verantwortungsgefühl und besonderer Einfüh lung in die psychologischen Möglichkeiten muß gerade auf diesem Gebiete gearbeitet werden. Denn hier stellen sich dichterischer Wirkung besondere Gegebenheiten entgegen. Ter Roman erscheint in Fortsetzungen, zerrissen in Abschnitte, wenn das Interesse des Lesers nicht erlahmen darf. Der Zeitungs roman muß also zunächst von der Handlungsfllhrung aus beurteilt werden. Er darf nicht epische Breiten oder eine Uberfüllung von Lyrismen haben. Diese Einengung läßt aber dennoch zu, daß auch der Nomanteil Niveau haben kann. Man wird freilich immer wieder leichte, spannende Erzählungen, die nichts als unterhalten sollen, einschieben müssen, aber auch diese Unterhaltung braucht nicht unbe dingt wertlos zu sein. Aber daß man es wagen kann, auch hier einen Dichter sprechen zu lassen, zeigt folgende Liste aus meinem Arbeitsgebiet: Hamsun, Kolbenheyer, H. F. Blunck, Wilhelm Schäfer, I. M. Wehncr, Florian Seidl, Stjin Streuvels, Barbra Ring, Kurt Heynicke, F. Neck-Malleczewen. — Auf alle Romane dieser Dichter folgten (wie betont sei: schon vor dem nationalen Umschwung) viele Anfragen, ob und wo diese Romane in Buchausgabe erschienen seien. Wenn man den Boden gut beackert hat, kann man solche Aus saat wagen. Daß auf diesem Gebiete aber noch viel leeres Stroh gedroschen und somit der Leser nicht zum guten Buch hingefllhrt wird, wissen wir alle. Die Nürnberger Lehrerschaft veranstaltete eine Untersuchung über den Einsatz der mittelfränkischen Presse für das Schrifttum. Das Ergebnis dieser Untersuchung gab der Referent bekannt. Es ist in vielen Punkten nicht gerade begeisternd; besonders was über den Stand der Buchkritik mitgeteilt wurde, ist wenig er freulich. Aber gerade der Buchkritik ist wesentliche Bedeutung bei- znmesscn. Voraussetzung ihrer Wirkungsmöglichkeit ist allerdings, daß die Leserschaft durch das tägliche Feuilleton in einen Zustand der inneren Bereitschaft gebracht wird. Für die Literaturkritik gilt vor allem Lessings Spruch: »Schweigt, unberauschtc, finstere Richter / Ich trinke Wein nnd bin ein Dichter / Tut cs mir nach und trinket Wein / So seht ihr meine Schönheit ein. / Sonst wahrlich, unberauschte Richter / Sonst wahrlich seht ihr sic nicht ein«. Der Kritiker muß ein Liebender sein. Aus der Liebe zu dem Dichter und aus dem Erleben des dichterischen Werkes müssen seine Worte kommen. Natürlich muß er zunächst eine klare Haltung haben, die ihm die Entscheidung ermöglicht. Er muß Maßstäbe haben, und die kann er nur haben, wenn er Kennt nisse hat. Nichts ist schädlicher als die maßstablose Kritik. Der kleinste Unterhalter, sagt Rauch in der »Tat«, wird von gewissen unqualifizierten Kritikern als geniale Begabung bejubelt, was nicht nur dem Gelobten den Kopf verdreht und dilettantischen Dünkel züchtet, sondern jeden Instinkt innerhalb der Leserschaft abtötet und dazu beiträgt, alle Wertbegriffe von Unterhaltungsschriststellerei, guter Durchschnittsleistung und wirklicher Dichtung noch ärger durcheinanderzurütteln. Die Wertbegriffe sind Voraussetzung zur Ausübung des Kri- likeramtes. Allein diese Wertbegriffe ermöglichen eine klare Linie, ermöglichen, das Wesentliche herauszustellen, bas Unwesentliche 498 kurz abzutun, das Unechte abzulehnen. Weil diese Haltung so viel fach fehlt, ist es möglich, daß die echte Dichtung so oft in den Hinter grund treten muß vor Erscheinungen, die unter dem Decknamen nationaler Dichtung nur Konjunktur sind. Und es ist kein Zufall, daß diese Konjunkturliteratur von den Zeitungen gepflegt wird, die früher — eine andere Konjunkturliteratur pflegten. Auch die Kritik dieser Zeitungen ist von solchen unliterarischen Gesichtspunkten bestimmt. Heute sehen so viele den Begriff nationale Dichtung nur im Stofflichen. Damit ist aber gar nichts gesagt. Das Nationale muß im Wesen liegen. Eine Kritik, die an der äußeren Erfassung des Begriffes national, die im Stofflichen hängen bleibt, wird nie mals rechte Sichtung vornehmen. Darin aber liegt die tiefste Ausgabe: in der Sichtung liegt die erste, die wichtigste Kritik. Im einzelnen nun aber läßt sich für eine Rezension kein Schema aufstellen. Sie soll, das gilt freilich all gemein, den Dichter eingliedern, sie soll das Werk in das Gesamt werk des Dichters einreihen, sie soll das behandelte Problem auf zeigen, aber keineswegs den äußeren Inhalt, die Handlung. Denn dies nimmt dem Leser, der um der Handlung willen an ein Buch herangeht, die Spannungsmomente, es gibt dem, der ein Buch im richtigen Sinne lesen will, gar nichts. Die Buchkritik soll eine Er lebniswiedergabe sein, die wirklich das Erlebnis vermittelt, zu dem Buch hinführt und zur Lektüre anreizt — wenn das Buch wertvoll ist. Im umgekehrten Falle muß sie ebenso deutlich in der Ab lehnung sein. Die Buchkritik soll ferner mit dem Namen oder dem Signum des Verfassers gezeichnet sein, einmal um dem Leser zu zeigen, daß es sich nicht um einen Waschzettel handelt und dann, um deutlich zu werden, daß der Kritiker einsteht für das, was er sagt. Der ernste Leser wird ja bald herausbekommen, zu welchem Kritiker er ein Vertrauen haben darf, er wird fühlen, wo verantwortungs bewußte Arbeit vorliegt, die aus der Liebe, aus der Hingabe stammt. Im Berufe des Buchhändlers und in dem des Feuilletonisten, die, wenn sie richtig aufgefaßt sind, die gleichen Ziele haben, sind es die Liebe und die Hingabe und das Verantwortungsgefühl, die allein die Berechtigung zur Mittlertätigkeit geben. — Die Mittlertätigkeit muß der wertvollen deutschen Dichtung dienen, der Erfassung der ewigen Werte — über den Tag hinaus. Und gerade diese Dichtung — so sagt Kolbenheyer in seiner Oberammergauer Rede —, gerade diese Dichtung braucht den Mitt ler. »Sie schafft ihre Werke ohne der Gelegenheit der Stunde zu denken. Sie ist getragen von jener, an keine Zeit gebundenen Le benskraft, die das innerste Wesen aller Zeiten eines Volkes be stimmt. Der Tag nimmt sie nicht auf seine Flügel und trägt sie in die Sonne vor aller Augen. Sie braucht den Mittler, der sie jenen Menschen bringt, die ihre stillen Zeiten haben, wenn der laute Tag schweigt und das innere Wachstum, das unsichtbare, seine Stunde hat. Und diese Menschen, die solche Stunden haben, sind das Volk, aus dem die Erneuerung und die Beständigkeit des deutschen Volkes wächst. — In solche innerste Wachstumszeiten des Volkslebens muß die Kunst, die nicht die Kunst des lauten Tages ist, hinein getragen werden. Wer dazu hilft, der hat dem Leben des Volkes geholfen.« Billige Bücher: die Volksausgabe. In dem eben erscheinenden Juniheft von »Westermanns Monatsheften« gibt der Schriftleiter der Zeitschrift Otto Aug. Ehlers in der »Literarischen Rundschau« einen Überblick über die wichtigsten Volksausgaben des deutschen Verlags in den letzten Wochen. Ehlers leitet diese Übersicht ein durch einige grundsätzliche Aus führungen, die wir wegen des allgemeinen Interesses, das sie ver dienen, für den gesamten Buchhandel zum Abdruck bringen. Die Anmerkungen Ehlers sind geeignet, den so oft gehörten Vorstellungen, die Bücher seien noch zu teuer, wirksam entgegenzutreten. D. Schrift!. Alle Dinge, die man für Geld erwerben kann, haben ihren Preis, alle Dinge zum Gebrauch und Verbrauch. Es hieße das Buch vom Volke wegtragen, wollte man es über den Begriff und alle Maß stäbe des Käuflichen erheben. Daß sein Besitz auch in einem höheren Sinne erworben werden muß, bedeutet zunächst nichts für die Frage: kann ich es mir aus meiner Tasche leisten? Deshalb hat auch das Bnch seinen Preis. Und dieser steht in einem mehr oder minder bestimmten Verhältnis zum Preis einer Mahlzeit, eines Kinobesuches, eines Blumenstraußes und anderer Dinge, die man zum Leben braucht oder sich über das Nötige hinaus zugutekommen läßt. Für eine breite Schicht, die alle Stände des Volkes durchzieht, gehört das Buch nicht, d. h. noch nicht wieder zum Nötigsten. Es ist nicht damit getan, diese Abtrünnigen zu tadeln und außer Betracht zu stellen,
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