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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.07.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-07-10
- Erscheinungsdatum
- 10.07.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 157, 10. Juli will. sie zu uns kommen, nachlaufen dürfen wir Kinder der eisernen Zeit ihnen nicht, womit ich im besonderen meine, daß die über- setzungsseuche wesentlich eingeschränkt werden muß. Das gewal tige Werk der Bücherei, dessen Vollendung in die Zeit schwersten Ringens um das Deutschtum fällt, mutz uns allezeit ein Mahner fein, unser Deutschtum hoch zu halten. Fertig im Gebäude der Bücherei sind auch schon fünf Glas- feuster. Der Rordwcsten Deutschlands, Hannover-Braunschweig, Kreis Norden, Hamburg-Altona und Mecklenburg, ist mit Glas fenstern zuerst auf dem Plan erschienen. Einheitlich aufgesatzt und ausgeführt von ein und demselben Künstler, machten diese Glasfenster, die charakteristische Baulichkeiten und Landschaften des deutschen Rordwestens darstellen, auf mich einen guten Ein druck. Ich habe Wohl vorher, um jemand gelinde zu ärgern, im vertrauten Kreise manchmal von den »ollen Glasscherben« ge sprochen, aber nachdem nun die Scherben zusammengekittet und an Ort und Stelle sind, machen sie sich doch ganz stattlich. Ich habe mich auch überzeugt, daß der Schmuck seine Berechtigung hat; gewöhnliche Glasfenster mögen Wohl mehr Licht in den Raum lassen, sie hätten jedoch zu nüchtern und kalt gewirkt. Räumlich nicht weit getrennt von der Deutschen Bücherei liegt das Völkerschlachtdenkmal. Dieses habe ich Wohl in den verschiedenen Stufen seiner Entstehung beobachtet, hatte es aber noch nicht vollendet gesehen. Beide Denkmäler sind in ihrer Idee und in ihrer Ausführung gewaltig. Die Jahrhunderte werden vergeblich an ihnen nagen, es mützte denn sein, datz große Physische und kulturell-politische Katastrophen eintreten würden. Aber auch eine innerliche Zusammengehörigkeit finde ich zwischen beiden; erinnert das eine uns an die Zeit, da Deutschland sich freikämpfte aus der körperlichen Knechtschaft äußerer Feinde, so soll das andere uns mahnen, daß -wir ganz frei werden und uns künftig freihalten von jeglicher geistigen Knechtschaft jedes Auslandes. Viel zu viel haben wir bisher nach dem Ausland geschielt und uns dort Vorbilder gesucht. Mehr deutsches Selbst- bewutztsein! — Das muß Losung und Feldgeschrei sein sowohl für unser persönliches Wirken allerorten, als auch für gemein sam« Ausgaben, wie sie die Deutsche Bücherei uns stellt. Wir sind immer viel zu bescheiden gewesen. Wäre das nicht so, dann hätte das Ausland unser herrliches Vaterlandslied »Deutschland, Deutschland über alles« nicht so gründlich mißverstehen können. Bisher glaubte ich, erst die Eng länder hätten uns, teils aus Dummheit, teils aus Bosheit, unter stellt, daß dieses Lied unsere Selbstherrschastsgelüste ausdrückcn sollte. Aber jetzt ersehe ich aus Gerstenberg, »Deutschland,Deutsch land über alles. Ein Lebensbild des Dichters Hosfmann von Fallersleben«, daß schon >m Dezember des Jahres 1867 gelegent lich einer Militärdebatte in der französischen Kammer der Abge ordnete Liögeard gesagt hat, eine Ration, die ein solches Lied singen könne, zeige »einen Mangel an Bescheidenheit«, übrigens werden es am 28. August d. I. genau 75 Jahre sein, daß dieses unser deutsches Nationallied gedichtet wurde. Der deutsche Sorti mentsbuchhandel sollte es sich angelegen sein lassen, das soeben in der C. H. Beck'schen Verlagsbuchhandlung in München erschie nene feine Buch Gerstenbergs zu verbreiten. Wer seinem Volke ein so reiches Geschenk gemacht hat, wie Hosfmann von Fallers leben mit dem Liede »Deutschland, Deutschland über alles«, ver dient es, auch etwas Weiler bekannt zu werden. Die diesjährigen Kantate-Verhandlungen sachlicher Art stan den hauptsächlich unter dem Zeichen der Teuerungszu- schlüge und einer Rabatterhöhung für das Sortiment. Wir haben in Hamburg uns für zwangsweise durchzusührende Teuerungszuschläge nicht erwärmen können, und einig« Erfah rung hat inzwischen schon gelehrt, daß Teuerungszuschläge zwei schneidig wirken und zu unangenehmen Auseinandersetzungen führen können. Wir hatten deshalb rechtzeitig ein anderes Mittel in Aussicht genommen, nämlich eine mit den notwendigen Preiserhöhungen der Bücher Hand in Hand gehende Erhöhung des Normalrabatts im Buchhandel von 257» auf 30 7». Unsere Bestrebungen haben in Leipzig einen großen Erfolg davongetra gen. Die von Herrn vr. Ehlermann eingebrachte Entschließung, die auch diese Frage mit umfaßt, fand einstimmige Annahme, oor selbst bei der Gegenprobe erhob sich niemand. Damit müßte die «achc eigentlich entschieden sei». Aber wir wissen, daß der Weg voll gefaßten Beschlüssen bis zn deren rest- und rückhalt loser Anerkennung und Durchführung manchmal ein recht weiter und schwieriger ist. Die Verkehrsordnung z. B. enthält Bestim mungen, deren Jnnehaltung bei vielen Verlegern einfach nicht zu erreichen ist. So ist es doch bezeichnend, daß jüngst im Börsen blatt eine Gruppe von Verlegern Preiserhöhungen bekanntgab und den Satz angefügt hatte: »Den Rabatt beabsichtigen wir nicht zu kürzen«. Es braucht nicht untersucht zu werden, ob diese Herren an der Abstimmung über den vr. Ehtermannschen Antrag beteiligt gewesen sind; jedenfalls befremdet diese Äußerung un mittelbar nach Kantate sehr. Wir sind deshalb gesonnen, unsere Bemühungen jetzt, nach der Veröffentlichung der Kantate-Verhandlungen im Börsenblatt, fortzusetzen. Der Satz; »Das Recht, den Ladenpreis zu bestim men, schließt die Pflicht in sich, einen auskömmlichen Rabatt zu gewähren« ist unbestreitbar. Wir werde» ihn so lange wieder holen und seine Berechtigung Nachweisen, bis er im Sinn der Stelle des Briefes an die Philipper 2, 4 allgemein zur Tatsache geworden ist. Eine gerechte Forderung soll und muß erfüllt werden. Das große Ereignis, die R e i ch s b u ch w o ch e, liegt nun auch hinter uns. Die Zettelpakete schwollen in den Wochen vorher mäch tig an, Rundschreiben direkt per Post kamen in immer steigender Zahl, und das Börsenblatt gewann einen Leibesumfang wie sonst nur in guten Jahren zu Weihnachten. Hat der Erfolg die Anstrengungen, Kosten und Hoffnungen gerechtfertigt? Ich hoffe, daß man im allgemeinen mit Ja darauf antworten kann; wir hier in Hamburg können es nicht unbedingt. Zwar persön lich bin ich nicht etwa enttäuscht worden, im Gegenteil, mein« Erwartungen sind übertroffen; sie waren aber auch nach dem kläglichen Ergebnis der ersten Kriegsbuchwoche nicht hoch hinaufgestellt. Eins ist sicher; g e a rb e i t e t für die Reichsbuchwoche wurde bei uns! Erstens hat die Presse oft und eindringlich auf Wert und Bedeutung der Sache aufmerksam gemacht. Zweitens ließ es der hamburgischc Ausschuß für Kriegsbllchereien (Unterabteilung des Roten Kreuzes) nicht an Vorarbeit, an Plakaten usw. fehlen. Drittens hatten sich die hiesigen Verleger zusammengetan und gemeinschaftlich ein Verzeichnis. geeigneter Bücher in 32 000 Exemplaren drucken lassen, das auf Anordnung der Oberschulbe hörde in den höheren Schulen zur Verteilung gelangt ist. Auch die Sortimenter taten das Ihrige durch Plakate, Schaufenster, Versenden von Prospekten und dergleichen mehr. Also, Hamburg ist wahrlich auf die Reichsbuchwoche aufmerksam gemacht worden. Wir besprachen vor lii Wochen das Ergebnis*) im Hamducg- Altonaer Buchhändler-Verein, und da bewegten sich die ange gebenen Umsatzzifsern der einzelnen Firmen zwischen 300 bis 1500 Das ist gewiß an sich erfreulich, ob es jedoch im Ein klang steht mit den gemachten Anstrengungen und den gehegten Hoffnungen, darf füglich bezweifelt werden. Zu berücksichtigen ist zwar, daß Hamburg hauptsächlich vom Seehandel lebt, und der liegt seit 23 Monaten gänzlich darnieder. Ferner hatten wir unmittelbar vorher eine Dankeswoche zugunsten der hambur- gischcn Kriegshilfe, deren durch Haussammlungen erzielter Ertrag sich auf über 300 000 ./k belief. Übrigens sollen di« Gaben aus den häuslichen Bücherschränken sehr erheblich gewesen sein. Be freundete Oberlehrer sagten mir, daß sich in den Schulen große Berge von 'meist geeigneten Büchern aufgetürmt hätten. Auch hörte ich aus benachbarten Städten, daß dort die geschäftlichen Verkäufe durchaus befriedigend gewesen wären. Somit dürfte die Opferwilligkeit des deutschen Volkes auch bei dieser Gelegen- het nicht versagt haben. Gott gebe nur, daß aus gleichem Anlaß nie wieder eine Reichsbuchwoche nötig wird! Hamburg, 20. Juni 1916. Justus Pape. *> Ein Bericht über das Ergebnis der Reichsbuchwoche sür den Buchhandel in einigen anderen Städten, ans denen u»S Mitteilungen zugingen, wird demnächst im Börsenblatt verössentlicht werden. Red.
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